Wenn Charlotte... ihre Briefe nicht vernichtet hätte. Wenn Charlotte... ihre Briefe an Goethe nicht vernichtet hätte

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1 Wenn Charlotte... ihre Briefe an Goethe nicht vernichtet hätte

2 Vorwort Wenn Charlotte......ihre Briefe an Goethe nicht vernichtet hätte, dann wären wir besser über die Beziehung der beiden im Bilde. Dementsprechend haben wir einige Zeilen ihrer Korrespondenz wieder entstehen lassen. Nach ihrem Kennenlernen 1775 verband Charlotte von Stein und Johann Wolfgang Goethe eine innige Freundschaft. Durch ihren jahrelangen Briefwechsel entwickelte sich daraus später eine tiefe platonische Liebe. Goethes überstürzte Abreise nach Italien 1786 empfand Charlotte als eine grobe Zurückweisung. Trotz Goethes anhaltenden Interesses an ihrer Beziehung forderte die Adlige nach seine Rückkehr alle an ihn gesendeten Schriftstücke zurück und distanzierte sich von ihm. Bis heute sind diese nicht aufgefunden worden man vermutet, Charlotte habe sie verbrannt. Wir haben uns ausführlich mit diesen beiden Persönlichkeiten, ihren Lebensumständen und ihrer Beziehung auseinandergesetzt. Nach einer Führung durch Goethes Wohnhaus legten wir unseren Schwerpunkt auf die chronologische Lektüre der Liebesbriefe an seine Seelenfreundin. Wir verfassten daraufhin fiktive Antworten und übertrugen diese in die historische Kurrentschrift. Die Ergebnisse sind in diesem Buch zu finden.

3 Inhaltsverzeichnis Brief - Charlotte von Stein an Goethe Januar 1776 S. 4 Brief - Charlotte von Stein an Goethe 14. Februar 1776 S. 6 Brief - Charlotte von Stein an Goethe 4. Mai 1776 S. 8 Charlotte von Stein - zwei Briefe S. 10 Brief Charlotte von Stein an Goethe 1778 S. 12 Brief Charlotte von Stein an Goethe 28. Juli 1786 S. 14 Brief Charlotte von Stein an Goethe Oktober 1786 S. 16 Nachwort S. 19 3

4 Weimar, Januar 1776 Eine Liebe entflammt. Wie der erste Stern, der schon den Himmel schmückt, noch ehe die große Sonne das Sichtfeld verlässt. Und so einsam wacht er am Himmelszelt und wartet bis die Sonne verschwunden ist. Denn dann taucht ein zweiter Stern auf, gesellt sich zu dem kleinen, schwachen Stern, und zusammen erleuchten sie die dunkle, triste Nacht. C. (ra.m) 4 5

5 14.Februar 1776 Liebster, Ich fühle mich wie ein Kanarienvogel. Ließe mich doch nur jemand frei, würde ich zu euch fliegen. Antwortet mir, bevor meine Flügel ganz verkleben. C. (n.l) 6 7

6 Weimar, 4. Mai 1776 Ihr gebt mir Recht, jene Bande zu entzwein? Es war nie mein Sinn, Euch zum Heiligen zu machen, Ihr kamt zu mir und wart derselbe. Der Stern Eurer Geburt versprach s, Ihr wart bestimmt, an Eure Stelle zu treten und diese auszufüllen mit dem, was sie begehret. Eure Wortspiele sind trefflich, doch es besteht kein Anlass für Qualen jedweder Art- bemüht Euch nicht darum, die Nähe zu mir aufrechtzuerhalten, solange Euer Geist es nicht vermag. Denn jene Stunden sind mir die teuersten, in denen kein Heiliger den Menschen um Vergebung bittet. Gedenket mein in Eurem Herzen. C. (a.c) 8 9

7 Hört ihr meine Klage nicht? Nach nur einem Manne verlangt mein Herz. Es ist einsam und spricht, lasst mich nicht allein in meinem Schmerz. Uns re Zeilen geben mir Kraft, bringen mich nicht in Beklemmnis, in Enge. Geben mir das, was mein Manne nicht schafft, ohne Verpflichtung, ohne Strenge. Eine geistige Trennung wäre für meinen unmöglich. Es wäre eine hohe Mauer, zu viel Trauer zwischen uns. Goethe, ihr macht meinen Geiste so glücklich. Ich hoffe, unser Wiedersehen wird von Dauer. Goethe, ich habe euch lieb gewonnen, so muss ich es ihnen offenbaren: Ihr erleuchtet meine Seele wie tausend Sonnen. Aus diesem Grund will ich euch wahren. (v.p) 10 11

8 An meinen Goethe, Wie geht es meinem Liebling? Ist er wohl auf? Hat er die Nacht nicht schlecht verbracht? In der Hoffnung du kümmerst dich gut und in dem Wissen, dass ich nichts anderes zu Gehör bekommen werde Grüß mir Fritzen! (ma.s) C

9 Weimar, Was ist es? Es ist unbeständig. So unbeständig, wie alles Menschliche. Ich kann es nicht greifen. Und doch nimmt es mir die Luft zum Atmen. Sie - Goethe - rauben mir den letzten Nerv. Doch trennen kann ich mich nicht. Was ist die Wahrheit, mein Herz - kennst du sie? C. (lm.s) 14 15

10 Oktober 1786 Mein Geliebter ist in die Ferne gegangen, Getrennt sind Seele und Herz. Wir waren wie Vögel die Lieder sangen, doch bin ich vollkommen erfüllt von Schmerz. Glaube kann man seinen Worten nicht schenken. In meinem Herzen geht die Sonne nimmer auf. Gern würde ich die Leere versenken, doch nehme ich für dich den Kampfe in Kauf. (n.l) 16 17

11 Nachwort Danke an die Klassik Stiftung Weimar, die uns die Arbeit an diesem Projekt ermöglichte. Ganz besonders danken wir Frau Yvonne Stecklum und Frau Stefanie Harnisch. Sie haben die Zeit der Klassik lebendig werden lassen und uns eine emotionale sowie authentische Sichtweise darauf nähergebracht. Außerdem gilt unser Dank Herrn Matthias Möhl, Mitarbeiter des Studiolos im Schillerhaus für seine Betreuung beim Erlernen der Kurrentschrift. Danke auch unserer Klassenlehrerin Frau Susann Möller für ihre Unterstützung und konstruktive Kritik. Für Inspiration und Denkstoff sorgten auch die großen Geister Goethe, Schiller, Anna Amalia sowie Charlotte von Stein. Wir hatten eine großartige Woche! ra.m n.l a.c v.p ma.s lm.s Romy-Anika Mikuletz Nhi Le Annalena Carl Vanessa Pick Marie-Antoniette Stieler Lisa-Marie Schmidt 19

12 ... dann wären wir besser über die Beziehung der beiden im Bilde.