Das Gnadenbild von Genazzano und die Mutter vom Guten Rat

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1 Das Gnadenbild von Genazzano und die Warum heißt unsere Gemeinde? In welchem Zusammenhang dazu steht der Wallfahrtsort Genazzano (47 km südöstlich von Rom) mit dem Gnadenbild und Heiligtum, Maria del Buon Consiglio Maria (Mutter) vom Guten Rat? Katholische Kirchen werden in der Regel einem Patron / Heiligen (oder auch mehreren) geweiht und dessen Gedenktag feierlich jedes Jahr begangen. Am wurde unsere erste katholische Kirche in Niederrad (Goldsteinstraße) durch Stadtpfarrer Franz Münzenberger benediciert (provisorische Weihe) und am von Bischof Josef Blum konsekriert (geweiht) und der Maria, geweiht. Wir feiern in unserer Gemeinde das Patrozinium (Gedenktag) am 26. April. Der Gedenktag von Maria ist aber der 1. Januar und Maria Namen und Maria Geburt werden am 12. September, bzw. 8. September begangen. Warum feiern wir also, wie auch andere Gemeinden mit dem Titel, das Patrozinium am 26. April? Die Fassade der Basilika Mutter vom Guten Rat in Genazzano bei Rom Der Innenraum der zwischen erbauten Basilika mit der Decke aus vergoldeten Stuckaturen von G.Corsini (1843) Seite 1 von 6 Katholische Kirchengemeinde

2 Die Legende vom Heiligtum zu Genazzano Die Antwort sehen Sie hier und im Detail auf der letzten Seite. Es handelt sich um das überaus verehrte Bildnis der Madonna del Buon Consiglio. Es befindet sich in der Kirche der Augustineremiten von Genazzano, einem malerischen Ort zwischen fruchtbaren Hügeln mit Oliven- und Kastaninenhainen, ca. 46 km südöstlich von Rom. Bereits am wird hier die Stadtkirche den Augustinern anvertraut und der Hl. Maria vom Guten Rat geweiht. Die Legende erzählt, dass nachdem diese Kirche ca. 100 Jahre später fast verfallen war, die reiche Witwe Petruccia da Genazzano es sich zum Ziel gemacht hatte die Kirche wieder aufzubauen. Doch trotzdem sie alle ihre Mittel dafür einsetzte, reichten ihre finanziellen Kräfte nicht, und der Bau konnte nicht beendet werden. Am 25. April 1467 erschien dann auf wunderbare Weise ein Bild der Heiligen Jungfrau auf der Mauer der Kirche. Es wird weiter erzählt, dass es aus Scutari, dem Norden Albaniens kam, und die dortige Kirche auf ebenso wunderbare Weise verließ, als die Türken vor den Mauern standen, um die Stadt einzunehmen. Nach diesem Ereignis geschahen viele Wunder vor dem Bild. Halb Italien setzte sich in Bewegung um das Bildnis zu besuchen. Da so viele Spenden eingenommen werden konnten, war es dann doch möglich, noch zu Lebzeiten der seligen Petruccia, den Wiederaufbau der Kirche zu beenden. So weit die fromme, zusammengefasste Legende. Die Kapelle der mit dem überaus verehrten Bildnis der Madonna del Buon Consiglio (SchmiedeeisernesGitterwerk 1630; Altar der Muttergottes 1734) Seite 2 von 6 Katholische Kirchengemeinde

3 Wer war der Künstler des Bildes? Gemäß dem offiziellen Führer aus Genazzano ist der Künstler des Bildes unbekannt. Fakt ist, dass es sich um ein von der Wand abgelöstes Fresko (Wandmalerei auf frischen Putz) handelt, das in einen Rahmen gefasst worden ist. Nach verschiedenen, durchaus seriös erscheinenden, auch kirchlichen Internetquellen, haben neue Untersuchungen des Bildes auf der Borte, die den Halsausschnitt des Kleides des Jesuskindes ziert, eine Schrift hervorgebracht. Zu lesen ist: A. Viva fecit. So sei in dem Künstler Antonio Vivarini (gest. 1476), Gründer der veronesischen Schule, zu vermuten und das Entstehungsjahr würde um 1440 liegen. Gemäß diesen Quellen wurde das Bild schon bald nach seiner Entstehung von einer Mörtelschicht überdeckt und geriet in Vergessenheit. Als man später eine Konsole in der Nähe des unteren Randes des Bildes anbringen ließ, löste sich der Verputz, und das Bild kam zum Vorschein. Dieses plötzliche Sichtbarwerden des bereits vergessenen Freskos erschien dem Volk wie ein Geschenk des Himmels, und alsbald bildete sich die bekannte Legende. Die Verehrung des Gnadenbildes wird verbreitet Das Augustiner-Kapitel in Rom beschloss 1753 die Verehrung des Gnadenbildes zu verbreiten. Andreas Bacci, ein Augustiner, ließ tausende von Kopien des Bildes anfertigen, um sie in die ganze Welt zu versenden. Er selbst unternahm unter anderem Reisen nach Deutschland und Österreich und brachte Kopien des Bildes mit. Bekannte Kopien werden zum Beispiel bis heute in St. Rochus, Wien, der Augustinerpfarrei Maria vom Guten Rat in München und in Hohenschambach (Mariae Heimsuchung) als verehrt. Es ist bekannt, dass die österreichische Kaiserin Maria Theresia, eine große Verehrerin der in St. Rochus, Wien war. Am besuchte Papst Johannes Paul II., wie so viele Päpste vor ihm, im Rahmen der Vorbereitung auf seine Reise nach Albanien, das Heiligtum in Genazzano und betete vor dem Gnadenbild der Seite 3 von 6 Katholische Kirchengemeinde

4 Consuleo, das Fest Unserer Lieben Frau vom Guten Rat wurde nachweislich bereits 1727 in Genazzano begangen, und wurde seit 1789 mit Erlaubnis von Papst Pius VI. am 26. April im Augustinerorden gefeiert. (consilium = Ratschlag). Papst Leo XIII. (Papst ), der wegen seiner Anteilnahme an sozialen Fragen auch mit dem Attribut Arbeiterpapst bekannt wurde und aus der Umgebung von Genazzano stammte, erhob 1903, kurz vor seinem Tod, die Augustinerkirche in Genazzano zur Basilica minor (Ehrentitel für eine bedeutende Kirche) und zum gleichen Zeitpunkt nahm er den Titel in die Lauretanische Litanei (Anrufungen, Bitten an die Gottesmutter Maria) auf. Das Fest Consuleo Unserer Lieben Frau vom Guten Rat, wurde damit für die ganze katholische Kirche eingeführt. Der Grund dafür, dass das Fest nicht am 25. April, dem Tag der Erscheinung des Bildes, sondern einen Tag später am 26. April gefeiert wird, ist darin zu sehen, dass der 25. April bereits mit dem Gedenktag an den Heiligen Markus, einem gerade in Italien bedeutenden Heiligen, belegt war. Auch die am von Papst Johannes Paul II. selig gesprochene Mutter Teresa, besuchte am die Madonna del Buon Consiglio in Genazzano Seite 4 von 6 Katholische Kirchengemeinde

5 Der Titel: lässt an die biblische Szene der Hochzeitsgesellschaft in Kana in Galiläa erinnern. Weil den Festgästen der Wein auszugehen drohte, machte sich Maria zum Anwalt des Brautpaares und der Gäste. Sie sagte zu Jesus und forderte ihn damit indirekt auf etwas zu tun: Herr sie haben keinen Wein mehr. Seine recht schroffe Antwort: Was geht es dich an, Frau, was ich tue? Meine Stunde ist noch nicht gekommen, ignoriert sie einfach und sagt zu den Menschen der Hochzeitsgesellschaft: Was ER euch sagt, das tut! (Joh. 11,5). Dieser gute Rat der Gottesmutter, der den Hochzeitsleuten aus aller Not und Verlegenheit geholfen hat, da Jesus trotz seines Einwandes das Wasser in Wein verwandelte, gilt auch heute noch. Bei der Einführung des Festes Consuleo Unsere lieben Frau vom Guten Rat, schreibt Papst Leo XIII. in einem entsprechenden Dekret: Maria verdient diesen Titel, weil sie mit ihrem Wort Was ER euch sagt, das tut einen Rat von letzter Gültigkeit gegeben hat, denn wer einen ratsuchenden Menschen auf Christus und sein Wort verweist, rät ihm stets gut! ( ). - ein seltener Titel für eine Kirche, ein langer und damit manchmal auch ein unpraktischer Name, in jedem Fall aber ein Titel voll Hoffnung und Zuversicht! Auf dem von Hubert Distler 1982 geschaffenen großen Wandfresko in unserer Kirche, ist die Hochzeit von Kana und das Thema dargestellt Seite 5 von 6 Katholische Kirchengemeinde

6 Das Gnadenbild - Eine Betrachtung Das Thema der erscheint bereits in der frühen Zeit der Ikonenmalerei des 6. Jh. n Chr. Bei unserer Mariendarstellung geht man vom Ikonentyp Eleusa - die sich Erbarmende, die Wehmütige, die Barmherzige aus. Maria trägt das Kind auf dem linken Arm. Das Jesuskind legt seinen rechten Arm um den Hals der Mutter und schmiegt seine Wange an sie. Das Gnadenbild von Genazzano folgt genau diesem Typus: Ihr Gesicht ist ausdrucksvoller als das des Kindes und vollkommen entspannt. Das nur ansatzweise erkennbare sanftmütige und melancholische Lächeln fasziniert. Vielleicht auch deshalb, da ihre Augen nicht symmetrisch zueinander stehen. Obwohl sie sich ihrem Sohn nach links zuneigt, da dieser mit seiner rechten Hand ihren Hals umfasst, entsteht der Eindruck, dass ihre Aufmerksamkeit nicht nur dem Kinde gilt. Beobachtet sie mit dem linken Auge, wer zu ihr betet? Zwischen Mutter und Kind entsteht durch den körperlichen Kontakt der Wangen eine große Intimität, aber er blickt sie nicht direkt an. Seine Augen schauen nach oben. Nach oben, zu Gott seinem Vater? Ihre Augen sind abwärts gerichtet. Hat sie uns unten im Blick, empfängt unsere Gebete, übermittelt sie an ihren Sohn, der wiederum diese an seinen Vater nach oben weiterleitet? Für mich lebt dieses Bild der, sodass man wenn man glaubt - glauben kann, dass sie, die Mutter Gottes, irgendwie gegenwärtig ist an diesem Ort in Genazzano egal, wie, wann und warum es hier her gekommen ist. Ralf Mack Seite 6 von 6 Katholische Kirchengemeinde