HGÜ-Eröffnung. Ecopowering the world. Dr. Michael Süß CEO Siemens Energy Sector
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- Moritz Goldschmidt
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1 1 HGÜ-Eröffnung Ecopowering the world Dr. Michael Süß CEO Siemens Energy Sector Palma de Mallorca September 19, 2011 Status: September 19, 2011 Es gilt das gesprochene Wort!
2 2 Sehr geehrter Herr Granadino, meine sehr geehrten Damen und Herren, derzeit erleben wir einen dramatischen Wandel im Energiesystem. Wo vor Jahren noch alles planbar und berechenbar war, ist heute mehr und mehr Flexibilität gefordert. Nur ein Beispiel: Letzte Woche haben wir das effizienteste und flexibelste Gas- und Dampfkraftwerk der Welt eingeweiht. Mit fast 61 Prozent Wirkungsgrad im GuD-Betrieb setzt unsere neue Gasturbine SGT5-8000H neue Maßstäbe, vor allem im Hinblick auf Flexibilität. Sie kann in kürzester Zeit starten und große Mengen Strom ins Netz einspeisen. Das ist vor allem in Zeiten wachsender Stromerzeugung durch Wind und Sonne besonders wichtig, um die Stabilität im Netz zu erhalten. Und genau um diese Stabilität ging es auch hier auf Mallorca, als der Stromverbrauch im Sommer, unter anderem durch die wachsende Zahl an Klimaanlagen, zunahm. Es gab zwei Möglichkeiten: entweder die Kapazitäten zur Stromerzeugung auf der Insel auszubauen, oder die Kraftwerke auf dem Festland mit zu nutzen. Die Entscheidung für eine Stromanbindung vom Festland mit unserer HGÜ-Technik hat uns sehr gefreut. Wenngleich wir natürlich auch gerne eines unserer hocheffizienten Kraftwerke hier gebaut hätten. *** An der neuen Gasturbine 8000H sowie an der HGÜ-Anbindung hier auf Mallorca können Sie vor allem eines ablesen: Die Bedeutung von hocheffizienter und hochflexibler Energietechnik wächst. Warum? Weil der Stromverbrauch zunimmt! Während der Primärenergieverbrauch, vor allem der von Öl, Kohle und Gas weitaus langsamer wächst oder, wie in der EU, sogar rückläufig ist, steigt der Bedarf an elektrischem Strom
3 3 Dafür gibt es einen einfachen Grund: Elektrischer Strom ist als Energieträger wesentlich effizienter und breiter einsetzbar als etwa Kohle und Öl. Die Veränderungen, die dieser Trend mit sich bringt, sehen wir nicht nur an Zahlen, sondern ganz konkret im Stromnetz selbst: Aus dem ursprünglich recht übersichtlichen Weg des Stroms vom Kraftwerk zum Verbraucher ist mittlerweile ein weit verzweigtes und vielschichtiges System von großen und vielen kleinen Kraftwerken geworden. Konsumenten werden mittlerweile zu Produzenten. Denken Sie nur an die vielen Hausdächer mit Photovoltaikanlagen gab es beispielsweise in Deutschland rund 1000 Kraftwerke. Heute sind es mit den vielen kleinen Stromerzeugungseinheiten bereits über und die Zahl steigt täglich weiter. So hat sich die Energieumwandlungskette mittlerweile zur Strom-Matrix weiterentwickelt. Sie hat verschiedene Dimensionen und verschiedene Ebenen und nimmt praktisch täglich in ihrer Komplexität weiter zu. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich für jedes Land und jede Region im Hinblick auf die Energieversorgung ganz unterschiedliche Herausforderungen stellen. Diese Herausforderungen lassen sich in vier Bereiche gliedern: Wirtschaftlichkeit, Klimawandel, Ressourceneffizienz und Zuverlässige Stromversorgung. Wir liefern dazu passgenaue technische Antworten auf den Feldern Groß- und Kleinkraftwerke, Netze und Intermittency power. In jedem Land haben die Herausforderungen unterschiedliche Schwerpunkte. Dänemark plant 100% Strom aus Erneuerbaren bis Mitte des Jahrhunderts, in Indien geht es grundsätzlich erst einmal um Strom für alle, vor allem auf Basis von Kohle, während in den USA die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund steht.
4 4 China hält an seinen enormen Nuklearplänen weiter fest, allerdings unter neuen Sicherheitsbedingungen, während Schweden heute bereits fast 50 Prozent seines Strombedarfs aus Wasserkraft erzeugt und einen weiter steigenden Anteil Erneuerbarer Energien plant. Daher kommt es ganz entscheidend darauf an, für jede Herausforderung die richtige technische Antwort zu liefern. Die wahrscheinlich größten Veränderungen im Energiesystem hat Deutschland nach der Katastrophe in Fukushima eingeleitet. Bis 2022 werden 17 Atomkraftwerke mit einer Gesamtleistung von 21 GW vom Netz genommen. Zusätzlich sieht die Energiewende vor, den CO2-Ausstoß um 55 Prozent bis 2030 zu reduzieren. Auf drei technischen Schwerpunktfeldern liegen die Antworten, um diese Ziele zu erreichen: 1. Gas. Gas hat in der Zukunft zwei wichtige Aufgaben: zum einen die Grundlastversorgung mit einem besonders hohen Wirkungsgrad und somit besonders niedrigen CO2-Emissionen. Zum anderen den Ausgleich für fluktuierende Erneuerbare Energieträger aufgrund der Möglichkeit, die Kraftwerke binnen weniger Minuten zu starten. 2. Windenergie: Hier liegen die größten Potentiale im Offshore-Bereich. Unsere größten Turbinen stellen mit einem getriebelosen Antrieb eine Leistung von 6 MW. Offshore-Windkraftwerke erreichen heute bereits die Größe von fossil befeuerten Großkraftwerken. 3. Netze: In Zukunft spielen Netze eine immer größere Bedeutung als Mittler zwischen Kraftwerk und Verbraucher. Ein zukünftiger Schwerpunkt ist die effiziente Stromübertragung von Erneuerbaren Energien über zum Teil weite Strecken zu den Lastzentren. Die beste Technologie dafür ist die Hochspannungsgleichstromübertragung. Lassen Sie mich kurz ein paar Beispiele für konkrete Maßnahmen nennen, die mit der Energiewende in Deutschland verbunden sind.
5 5 Für die nächsten 10 Jahre wird nahezu ein konstanter Stromverbrauch erwartet. Durch die in der Energiewende beschlossenen Maßnahmen steht allerdings ein massiver Ausbau der installierten Leistung bevor. Durch die Abschaltung der Kernkraftwerke muss 15 Prozent der installierten Leistung durch neue Technologien ersetzt werden. Dabei wird ein Anstieg des Anteils der Erneuerbaren Energien im Energiemix von heute 23 Prozent auf 45 Prozent erwartet. Den größten Anteil daran wird der Zubau von Photovoltaikanlagen haben. Aufgrund der schwankenden Einspeisung von Sonne und Wind wird allerdings die gesamt installierte Leistung von heute gut 150 GW bis zum Jahr 2021 auf knapp 230 GW wachsen müssen um keine Stromausfälle zu riskieren. Dieser massive Zubau wird freilich Geld kosten und er wird sichtbar sein. Allein die zusätzliche Fläche der neuen PV-Anlagen ist enorm. Für meine Heimat Bayern kommt eine zusätzliche Fläche an Photovoltaikanlagen in der Größe einer kleineren Großstadt hinzu. Zusätzlich zum Ausbau der Erneuerbaren Energien ist es wichtig, die bestehende Kraftwerksflotte flexibler zu machen, um ausreichend gesicherte Leistung garantieren zu können. Wir haben hier in Bayern mit einem Referenzkraftwerk dafür bereits eine Musterlösung vorgestellt: Unweit von München steht das heute effizienteste GuD-Kraftwerk der Welt mit einem Spitzenwirkungsgrad von knapp 61 Prozent. Dieses kann in kürzester Zeit Strom zur Verfügung stellen, sobald die Sonne mal nicht scheint. Aber auch bei diesen, die Erneuerbaren Energien unterstützenden Technologien wird sich künftig die Frage stellen, wie für solche Investitionen zukünftig wirtschaftliche Planbarkeit garantiert werden kann. Fakt ist, wir können die Energiewende heute bereits mit verfügbaren Produkten und Systemen realisieren. Fakt ist auch, wir sind damit Vorreiter für die ganze Welt. Aber wir müssen realistisch bedenken, dass dieser komplette Systemumbau Geld kostet.
6 6 Hier ist Mut gefordert, Mut, um Dinge konsequent anzusprechen, und mit einer guten Portion Realismus Dinge auch zu verändern. Nur wenn wir handeln, können wir auch etwas bewegen. Der Umbau wird gelingen, wenn wir diejenigen, die heute bereits die Versorgung garantieren, mit ins Boot holen und mit ihnen zusammen die Veränderungen angehen. Kleine, dezentrale Erzeugungseinheiten sind zwar wichtig und wachsen in ihrer Bedeutung. Angesichts der großen benötigten Strommengen brauchen wir aber für die im Energiekonzept geforderte Effizienzsteigerung vor allem Großkraftwerke sowie ein entsprechend leistungsstarkes Übertragungssystem. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Frage nach der Förderung der Erneuerbaren Energien. Hier scheint mir eine Verbesserung der Kosteneffizienz dringend geboten. Justus Haucap, Vorsitzender der Monopolkommission in Deutschland, fordert einen Systemwechsel in der Förderung des Ökostroms. Statt einer Einspeisevergütung für alle neuen Anlagen in diesem Bereich empfiehlt er die Einführung eines staatlich festgelegten Quotensystems. Damit würden nicht die Verbraucher die Mehrkosten bezahlen, sondern die Betreiber wären gezwungen, auf besonders günstige Varianten bei der Stromerzeugung zu setzen. Die Folge wäre ein deutlich größerer Wettbewerb innerhalb der Technologien als dies im EEG bisher vorgesehen ist. Denn ein Grundziel ist klar: Entscheidend ist eine zuverlässige und vor allem auch bezahlbare Energieversorgung für den Industriestandort Deutschland und seine Wettbewerbsfähigkeit. In diesem Zusammenhang gilt es noch weitere Themen anzugehen, etwa künftige Speichertechnologien und schnell startende Gaskraftwerke, um das Problem der fluktuierenden Einspeisung aus Wind und Sonne auszugleichen. Darüber hinaus brauchen die Marktteilnehmer Planungssicherheit durch die Politik und wir wie unserer
7 7 Kunden brauchen vor allem auch die Zustimmung durch die Gesellschaft für bestimmte innovative Technologien. Das, meine Damen und Herren, sind Beispiele, die zeigen, dass wir schnell anfangen müssen, an neuen Konzepten zu arbeiten. In den nächsten 20 Jahren wird weltweit genau so viel Kapazität zugebaut, wie heute bereits installiert ist. In den nächsten 20 Jahren passiert also mehr als in den über hundert Jahren davor. Und bei jeder Neuinstallierung geht es darum, jeweils die optimale Lösung zu finden. Zur Erinnerung: Ein heute installiertes Kohlekraftwerk arbeitet bis über die Jahrhundertmitte hinaus und Trafos, die 80 Jahre Dienst tun, sind keine Seltenheit. Gerade der starke Zubau an Erneuerbaren Energien und die damit verbundenen hohen Anforderungen an die Technologien sind der Grund, weshalb wir im Energy Sector aus der früheren Division Renewable Energy nun zwei Divisionen gemacht haben: Zum einen Wind Power und zum anderen Solar & Hydro. In das Windgeschäft sind wir 2004 eingestiegen und haben seitdem eine Erfolgsgeschichte geschrieben, die im Unternehmen einmalig ist. Wir haben die Industrialisierung dieser Technologie soweit vorangetrieben, dass wir heute bei Onshore Windparks in guten Lagen bereits whole sale parity erreichen. Das bedeutet, dass diese Windparks auch ohne Subventionen wirtschaftlich arbeiten. Die Technologien zur Nutzung der Sonnenenergie haben diesen Grad der Wirtschaftlichkeit noch nicht erreicht und müssen den Marktanforderungen weiter angepasst werden. Mit zwei getrennten Einheiten haben wir im Sector nun bessere Möglichkeiten, die jeweiligen Technologien zu fördern. In den großen Wachstumsfeldern sind wir heute bereits Innovationsführer und auch führend im Markt. Wir sind heute die weltweite Nummer 1 bei den advanced gas turbine frames mit knapp 40 Prozent Marktanteil bezogen auf die installierte Leistung in Gerade für unser Flagschiff, die 8000H unsere leistungsstärkste und flexibelste Gasturbine sehen wir mittelfristig ein Potential von 10 Turbinen.
8 8 Wir sind weiter die Nummer 1 bei Offshore Wind Power. Zusammengerechnet halten wir 50 Prozent der installierten Leistung und der Markt wächst in den kommenden fünf Jahren um mehr als 40 Prozent. Auch beim Netzzugang der Offshore Windparks hält der Siemens Energy Sector die Nummer 1 Position mit einem Anteil von über 40 Prozent der angeschlossenen Leistung. Mehr als 6 GW hat Siemens bereits ans Netz angeschlossen. Und auch bei der Hochspannungsgleichstromübertragung halten wir einen Marktanteil von über 40 Prozent. Das heutige Marktvolumen von über 3 Milliarden wird sich in den kommenden 5 Jahren noch mehr als verdoppeln. *** Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich sagte eingangs bereits, dass wir einen fundamentalen Wandel im Energiesystem erleben. Kaum ein Projekt wie dieses hier zeigt besser, wie vielschichtig die Herausforderungen, aber auch wie zielgerichtet die technischen Antworten darauf heute sein können. Ich freue mich mit Ihnen heute einen weiteren Baustein in der europäischen Strom- Matrix einweihen zu können. Für das große Vertrauen in unsere Kompetenz danke ich unserem Partner, Red Eléctrica, sehr herzlich. Ich bin sicher, dass Sie sich von der Zuverlässigkeit des Siemens Energy Sectors schon während der Projektphase überzeugen konnten. In diesem Sinne hoffe ich auch künftig auf eine gute Zusammenarbeit. Vielen Dank!
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