1646 Gottfried Wilhelm Leibniz wird am 1. Juli (21. Juni alten Stils) 1646 in Leipzig geboren.
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- Andreas Rosenberg
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1 Zeittafel 1646 Gottfried Wilhelm Leibniz wird am 1. Juli (21. Juni alten Stils) 1646 in Leipzig geboren Fünfzehnjährig bezieht er die Universität seiner Heimatstadt, um dort und in Jena Jura zu studieren; ein Semester (1663) studiert er bei dem Mathematiker und Philosophen Erhard Weigel in Jena Leibniz wird an der Universität Altdorf promoviert. De arte combinatoria (Über die Kunst der Kombinatorik). Eine Professur lehnt er ab, denn er will über den geschützten, aber engen Raum der Universität hinaus sein Wissen und seine Fähigkeiten in den Dienst des allgemeinen Wohls und des Fortschritts der gesamten Menschheit stellen. Die beste Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen, bieten in seiner Zeit die zahlreichen Fürstenhöfen Nova methodus discendae docendaeque jurisprudentiae (Neue Methode, die Rechtswissenschaft zu lernen und zu lehren) Vermittelt von Baron Boineburg erhält Leibniz eine Stelle am Kurmainzischen Hof Revisionsgerichtsrat am Oberappellationsgericht des Reiches in Mainz. Erste Pläne zu Sammelwerken und Rezensionsorganen, zu Akademien und gelehrten Gesellschaften Hypothesis physica nova (Neue physikalische Hypothese), Theoria motus abstracti, Consilium Aegyptiacum (Ägyptischer Plan) Parisaufenthalt. Bekanntschaft mit den führenden Geistern Frankreichs. Entdeckung der Infinitesimalrechnung, das erste Modell seiner Rechenmaschine entsteht Präsentation der Rechenmaschine und Aufnahme in die Royal Society nach Vorführung des Modells der Rechenmaschine Leibniz verlässt Paris und erreicht über London, Amsterdam und Den Haag Hannover. In Den Haag trifft er auf Spinoza. In Hannover wird Leibniz Bibliothekar des Herzogs Johann Friedrich Ernennung zum herzoglichen Hofrat in Hannover Engagement für den Harz-Bergbau: Pläne zur Grubenentwässerung durch Windkraft und zu anderen technischen Innovationen.
2 1679 Beginn der Korrespondenz mit J. B. Bossuet über die Wiedervereinigung der christlichen Kirchen Tod Johann Friedrichs. Sein Bruder Ernst August wird Nachfolger; dessen Gemahlin Sophie fördert Leibniz Nova Methodus pro maximis et minimis, erste Schrift zur Infinitesimalrechnung. Meditationes de cognitione, veritate et ideis (Beobachtungen über die Erkenntnis, die Wahrheit und die Ideen), einflussreicher Aufsatz zur Erkenntnistheorie Leibniz wird beauftragt mit der Abfassung einer Geschichte des Welfenhauses Discours de Métaphysique (Metaphysische Abhandlung); Generales Inquisitiones (Allgemeine Untersuchungen über die Zerlegung der Begriffe und Wahrheiten). Erste systematische Darlegung der Metaphysik und ihres logischen Fundaments. Systema Theologicum Reise nach Süddeutschland, Österreich und Italien: Quellenforschung zur Welfengeschichte. Treffen mit Kaiser Leopold, Begegnung mit China-Missionar Claudio Filippo Grimaldi. Leibniz entwickelt seinen Gedanken eines Kulturaustausches zwischen Europa und China. Die ihm angebotene Stelle eines Kustos der Vatikanischen Bibliothek nimmt Leibniz nicht an Leibniz wird zum Leiter der herzoglichen Bibliothek in Wolfenbüttel ernannt Im Codex juris gentium diplomaticus publiziert Leibniz eine Reihe bis dato nicht gedruckter Völkerrechtsurkunden des 12. bis 15. Jahrhunderts Leibniz bewirbt sich um die Nachfolge Pufendorfs als Historiograph des Berliner Hofes Leibniz schlägt die Einsetzung eines Oberarchivariats für die brandenburgische Gesamtmonarchie und die Errichtung einer Kurbrandenburgischen Sozietät der Wissenschaften nach dem Vorbild der Londoner Royal Society und der Pariser Académie des sciences vor. Die Schaffung eines gesamtstaatlichen Rates für Wirtschaft, Technik, Wissenschaft und Künste wird ebenfalls angeregt. Specimen Dynamicum; Système nouveau de la nature et de la communication des substances (Neues System der Natur und der Gemeinschaft der Substanzen, wie der Vereinigung zwischen Körper und Seele) Ernennung zum brauschweig-lüneburgischen Geheimen Justizrat.
3 1697 Leibniz veröffentlicht eine Sammlung aktueller Berichte über China unter dem Titel Novissima Sinica (Das Neueste aus China) Tod Ernst Augusts. Kurfürst wird dessen Sohn Georg Ludwig. Erste gemeinsame Bemühungen mit dem reformierten Berliner Hofprediger Daniel Ernst Jablonski um die Vereinigung der protestantischen Konfessionen Leibniz wird Mitglied der Académie des sciences von Paris Gründung der Kurfürstlich-Brandenburgischen Sozietät der Wissenschaften. Leibniz wird zu ihrem ersten Präsidenten ernannt. Die Aufgabe der Akademie sieht Leibniz darin, Theorie und Praxis zum Wohl der Menschheit zu verbinden. Ernennung zum brandenburgischen Geheimen Justizrat. Reise nach Wien zu Reunionsgesprächen Leibniz hält sich mehrmals in Berlin auf und führt unter anderem philosophische Gespräche mit Sophie Charlotte in Lützenburg (heute: Charlottenburg) Nouveaux Essais sur l ententement humain (Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand) Leibniz verhandelt in Dresden über die Gründung einer sächsischen Akademie der Wissenschaften Tod von Königin Sophie Charlotte Denkschriften zur Anpflanzung von Maulbeerbäumen, zur Einführung einer einheitlichen Methode in den Landschulen, zur Verhütung von Feuerschäden. Reise nach Leipzig Reise nach Wien Besuche in Leipzig, Berlin, Salzdahlum. Aufzeichnung zur Theorie der Musik Nach zähen Anfängen erhält die Sozietät ihr Statut; Band 1 der Miscellanea Berolinensia, der wissenschaftlichen Zeitschrift der Akademie. Zum Andenken an die verstorbene Königin Sophie Charlotte erscheint in Amsterdam Leibnizens Essais de Théodicée sur la bonté de Dieu, la libérté de l homme et l origine du mal (Versuch von der Güte Gottes, Freiheit des Menschen und vom Ursprung des Bösen). 1711/12 Letzter Aufenthalt in Berlin. Treffen mit Zar Peter dem Großen in Torgau, Karlsbad, Teplitz und Dresden. Ernennung zum russischen Geheimen Justizrat. 1712/14 Aufenthalt in Wien am Hof Karls VI., Ernennung zum Reichshofrat. Leibniz verfasst die posthum berühmt gewordene philosophische Schrift Monadologie und für Prinz
4 Eugen die Principes de la nature et de la grâce, fondés en Raison (Die Vernunftprinzipien der Natur und der Gnade). Zudem regt er die Errichtung einer Sozietät der Wissenschaften in Wien an und wird zu deren Präsident ernannt. Georg Ludwig wird als Georg I. König von England. 1715/16 Streitschrift mit Samuel Clarke mit Newton im Hintergrund; Leibniz setzt sich nochmals intensiv mit dem chinesischen Denken auseinander und entwirft den Discours sur la Theologie naturelle des Chinois (Abhandlung über die natürliche Theologie der Chinesen) Leibniz stirbt am 14. November in Hannover. Weiterführende Literatur: Maria Rosa Antognazza: Leibniz. An Intellectual Biography, Cambridge u. a.: Cambridge University Press Eike Christian Hirsch: Der berühmte Herr Leibniz. Eine Biographie (= Beck sche Reihe 1766), München: Beck Kurt Müller/Gisela Krönert: Leben und Werk von Gottfried Wilhelm Leibniz. Eine Chronik (= Veröffentlichungen des Leibniz Archivs 2), Klostermann: Frankfurt am Main 1969.
5 Kurzbiographie Gottfried Wilhelm Leibniz zählt zu den größten Geistern Europas; er war eine der letzten Gelehrtengestalten, die nicht nur nahezu alle Bereiche der Wissenschaft zu überblicken vermochten, sondern er verlieh den meisten Disziplinen der Wissenschaft neue Impulse, die zum Teil bis heute nachwirken. Die von ihm entwickelte Integral- und Differentialrechnung mit dem Hauptsatz der Infinitesimalrechnung und der Entwicklung von Potenzreihen, der sog. Leibniz-Reihe, bildet eine der Grundlagen der neuzeitlichen Mathematik, Physik und Technik. Mit seinem Bemühen um ein Zeichensystem für eine Universalsprache und seinen Untersuchungen natürlicher Sprachen zählt er zu den Vätern der modernen Sprachwissenschaft. Er beschäftigte sich mit Geschichte, wobei er die Erdgeschichte und das was wir Paläontologie nennen, mit einbezog. Er zählt auch zu denjenigen, die im 17. und vor allem im 18. Jh. die Grundlagen für einen kritischen Umgang mit den Urkunden und sonstigen Quellen in der Geschichtsschreibung schufen. Überhaupt legte er den Grundstein zur modernen Wissenschaft insofern, als er die Kunst des Findens (ars inveniendi) aus der Rhetorik als Kunst des Erfindens in die wissenschaftliche Methodik einführte. Er forderte den globalen Austausch aller Wissenschaftler und die Sammlung des gesamten Wissens der Menschheit in Bibliotheken. Und er selbst tat alles für einen solchen globalen Wissenstransfer. Er stand mit nahezu allen berühmten Gelehrten seiner Zeit in Verbindung, sein Bemühen reicht bis zu den jesuitischen Missionaren, die am kaiserlichen Hof in China als Gelehrte wirkten. Als derjenige, der das Rechnen mit binären Zahlen entwickelte, das also auf den beiden Zahlen 1 und 0 basiert, legte er den Grundstein für die heutige Computertechnologie. Leibniz hat sich Jahrzehnte lang um die Einheit der Christen in Europa bemüht. Auch das, was er an technischen Neuerungen eingeführt oder zumindest versucht hat, gehört zu den bedeutenden Beiträgen in seiner Zeit: die Nutzung der Windkraft für die Entwässerung und Belüftung im Bergbau z.b., vor allem aber erfand er eine Rechenmaschine für alle vier Grundrechenarten. Gottfried Wilhelm Leibniz Nachlass ist einer der größten und wertvollsten Gelehrtennachlässe.
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