Ein neues Aquarium für die Möörkenschule - Das Malawiseeaquarium

Transkript

1 Ein neues Aquarium für die Möörkenschule - Das Malawiseeaquarium Seit Jahren schon gehört ein Aquarium im Eingangsbereich zum gewohnten Bild der Möörkenschule. Durch einige glückliche Umstände bot sich im Jahre 2010 die Möglichkeit ein großes und neues 450 Liter fassendes Aquarium für die Schule zu bekommen. Man macht sich zunächst wenig Gedanken darum, welche logistische Meisterleistung hinter einer Neueinrichtung eines Aquariums steckt, denn einfach Wasser in ein Aquarium zu füllen macht noch lange kein funktionierendes Becken aus. Zunächst mussten wir uns also Gedanken darüber machen, was in Zukunft in diesem Aquarium leben soll und was man dafür benötigt, um dieses umzusetzen. Grundsätzlich, aber auch gerade in einem Schulaquarium, sollte man nicht einfach bunte Fische und Pflanzen zusammenwürfeln, sondern versuchen ein kleines Biotop nachzubauen. Das Aquarium als Themenbecken einzurichten, also z.b. ein Afrika- oder Asienbecken, mit der passenden Gestaltung, den passenden Pflanzen und den passenden Fischen erfordert zunächst viel Arbeit. Dieses hätte für die Schüler einen Lerneffekt. Ein Schulaquarium ist wie geschaffen dafür einen möglichst naturnahen Biotopausschnitt zu gestalten, wo die jeweiligen Fische möglichst artgerecht und naturnah gehalten werden. Nach Beratung mit einem Spezialisten und viel Eigenrecherche haben wir uns dafür entschieden den Lebensraum des Malawisees nachzubauen. Ab einer Beckenmindestgröße von 200 Litern ist es möglich, M alawibarsche zu pflegen, das Möörkenschulbecken hat eine Größe von 450 Litern, ist also bestens für die Pflege geeignet. Nachdem das Aquarium seinen zukünftigen Standort bekommen hat, machten wir uns daran eine 3D Rückwand in passender Steinoptik in das Becken zu kleben, welche ein paar Tage trocknen musste. Auch ein zusätzlicher Eckfilter wurde eingebaut. Nachdem alle Schadstoffe ausgespült wurden, konnte ein heller Flusssand als Bodengrund in das Aquarium eingebracht werden.

2 Einbau der Rückwand und des Mattenfilters zur zusätzlichen Filterung des Wassers.

3 Aquarium mit Sand und fertig ausgehärteten Rückwänden und Filtern. Um das Aquarienwasser barschgerecht zu machen, ist es gerade in Ostfriesland notwendig, die notwendige Härte herbeizuführen. Hierfür haben wir Coralit verwendet, welches Härte an das Wasser abgibt. Zusätzlich haben wir Steine verwendet, welche gleichzeitig den normalen Lebensraum der Barsche bieten.

4 Coralit zur Aufhärtung des Wassers.

5 Steinbauten zur Aufhärtung des Wassers und als Lebensraum der höhlenbewohnenden Malawibarsche. Nachdem die Steinbauten im Aquarium standen, setzen wir die ersten Pflanzen in das noch trockene Aquarium. Bei der Pflanzenwahl galt es zwei Dinge zu beachten. Malawibarsche ernähren sich von Algen und Pflanzen, in ihrem natürlichen Lebensraum gibt es auch nicht sonderlich viele Pflanzen. Allerdings macht ein Aquarium mit Pflanzen immer mehr her als eines ohne. Wichtig war es nun Pflanzen zu finden, welche die Malawis weitestgehend unbehelligt lassen würden. Zu diesem Zweck nutzen geübte Aquarianer Cryptocorynepflanzen und Anubias. Beide haben den Vorteil, dass sie entweder ein sehr hartes Blattwerk besitzen oder sehr bitter schmecken und schon aus diesem Grunde nicht gefressen werden.

6 Nun konnten wir das Aquarienwasser in das Becken füllen.

7 Fische konnten wir aber immer noch nicht einsetzen, denn es dauert mindestens vier bis sechs Wochen, bis sich die Bakterien im Wasser gebildet haben, welche für das Überleben der Fische notwendig sind. Auch die neuen Pflanzen sollten eine gewisse Zeit bekommen, um ihre Wurzeln wachsen zu lassen. Nachdem wir 6 Wochen gewartet haben machten wir zunächst einen Teilwasserwechsel, welcher auch in Zukunft regelmäßig gemacht werden muss. Nun war es also soweit, die neuen Fische konnten einziehen. Zunächst setzen wir Antennenwelse in das Aquarium, welche dafür sorgen sollen, dass ein Algenwuchs und eine übermäßige Wasserverschmutzung durch übergebliebenes Futter nicht überhand nimmt. Auch ein paar Liniendornwelse setzten wir in das Aquarium, diese fressen Ausscheidungen der Barsche und sorgen auch dafür, dass das Wasser nicht zu sehr verschmutzt. Im Malawisee kommen diese Arten nicht vor, haben aber für unser Schulbecken einen entscheidenden Nutzen. Fiederbartwelse hingegen kommen im Malawisee vor und diese waren die dritte Welsart, welche das neue Aquarium von nun an bewohnt. Auch Rennschnecken sorgen nun für möglichst wenig Algenwuchs im Becken. Nun galt es aber die neuen Namensgeber des Malawiseeaquariums zu organisieren. Nach und nach besorgten wir die neuen farbenfrohen Barsche, welche nicht von ungefähr die Bezeichnung Korallenfische des Süßwassers tragen.

8 Schon nach wenigen Tagen hatten sich die Barsche, Welse und Schnecken bei uns eingelebt und sorgen seither immer wieder für spannende Beobachtungen.

9 Für alle, die sich nun ein wenig mehr für diese spannenden neuen Bewohner des Beckens interessieren, soll es nun eine kleine Zusammenfassung dessen geben, was wir uns in den Entstehungswochen als Informationsgrundlage besorgt und angelesen haben. Dieses sollte für jeden Aquarienbesitzer der Weg sein, um ein Aquarium bestmöglich zu betreiben und Fischen und anderen Bewohnern ein schönes neues Zuhause zu bieten. Bedanken möchten wir uns an dieser Stelle bei den Menschen und Firmen, die dieses Projekt möglich gemacht haben: - Dipl. Biologe Carsten Wedekin der mit seinem Zooladen Amazonas stets für eine gute Beratung zur Verfügung stand. - Der Firma Juwel für ihr Sponsoring. - Alexander Kluth und Brunhilde Jürgens-Becker für die Einrichtung und die Umsetzung des Projektes. Der Weg der Malawiseebarsche in deutsche Wohnzimmer Die ersten Fische aus dem Malawisee gelangten bereits in den 1860er Jahren nach Europa und lösten schon damals die sogenannte Malawi-Welle aus. Die herrlichen Farben dieser außergewöhnlichen Fische verführten zu der treffenden Bezeichnung Korallenfische des Süßwassers. Hinter der Abkürzung Malawis verbirgt sich eine unglaublich hohe Anzahl an Fischarten, die ausschließlich (endemisch) im Malawisee beheimatet sind. Es handelt sich bemerkenswerter Weise fast ausschließlich um Vertreter der populären Familie der Buntbarsche oder Cichliden. Im Malawisee kam es zu einer enormen Artenexplosion, so dass Zoologen von einem Galapagos im Herzen Afrikas sprechen. Bis in die heutige Zeit finden sich jährlich mehrere neue Arten der Barsche des Sees. Dieses liegt an einer jahrtausendelangen Isolation und auch heute noch gibt es kaum erwähnenswerte Anbindungen an andere Gewässer.

10 Der Malawisee

11 Der Malawisee liegt als riesiges Binnengewässer in Ostafrika. Geologisch gehört der See als Teilstück zum Afrikanischen Grabenbruch, der beinahe Kilometer Länge vom Libanon über das Rote Meer bis nach Mocambique reicht. Für einen See werden hier unvorstellbare Dimensionen erreicht. Die maximale Länge beträgt fast 600 Kilometer, die größte Breite erreicht etwa 80 Kilometer. An seiner tiefsten Stelle wurden mehr als 700 Meter gemessen. Durch seine tropische Lage herrschen stabile Klimaverhältnisse. Die Wassertemperatur im Oberflächenbereich schwankt zwischen 23 bis 28 C. Der ph-wert ist alkalisch und schwankt zwischen 7,5 und 8,5. Bei der Gesamthärte werden Werte von 3 bis 6 dh und bei der Karbonathärte von 5 bis 8 dh erreicht. Das erdgeschichtliche Alter des Sees wird auf, laut neuesten Schätzungen, 3 bis 20 Millionen Jahre geschätzt und gilt, nebenbei bemerkt, auch als Ursprung des Menschen. Lebensraum der Fische Der von den Fischen am stärksten bewohnte Bereich des Sees ist die Felsenküste. Hier im flachen Wasser, werden kleinwüchsige felsenbewohnende Malawis in erstaunlich hoher Besiedlung angetroffen. Die Fischdichte kann über zehn Individuen pro Quadratmeter betragen. Mit zunehmender Tiefe sinkt die Anzahl hingegen. Dank der starken Sonneneinstrahlung sind die Felsen stark veralgt. In dieser Algenschicht haben sich unzählige Kleintiere und Mikroorganismen eingenistet. Diese Aufwuchskombination ist die Lebensgrundlage der hier lebenden Fische. Einheimische Fischer nennen die felsbewohnenden Fische Mbunas.

12 Die Mbunas leben streng standorttreu und verteidigen ihre kleinen Reviere gegenüber Eindringlingen. Sie entfernen sich kaum mehr als zwei bis drei Meter vom Zentrum ihres Reviers. Den Tag verbringen die Mbunas damit den Aufwuchs vom Substrat zu schaben. Zu diesem Zweck entwickelten die verschiedenen Arten unterschiedliche Fresstechniken, Maulformen und Bezahnungen. Diese ernährungsbedingten Wechselbeziehungen prägen die extrem spezialisierte Ökologie der Malawis. Die Fortpflanzung Alle endemischen Cichlidenarten des Malawisees sind ausnahmslos Maulbrüter. Bis auf wenige Abweichungen läuft die Fortpflanzungsbiologie bei allen Malawis einheitlich ab. Allein das Weibchen übernimmt die Brutfürsorge. Die Männchen sind ständig fortpflanzungsbereit und balzen unentwegt potentielle Partnerinnen an, gehen jedoch keine festen Paarbindungen ein. Das Weibchen trägt die Jungfische in ihrem Kehlsack. Die Brutpflege erstreckt sich über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen. Die aus dem Maul entlassenen Jungfische sind mit maximal einem cm Körpergröße erstaunlich groß und robust. Viele Mütter nehmen ihren Nachwuchs bei Gefahr schützend in den Kehlsack zurück und entlassen die Jungen nur an ruhigen, mit Versteckmöglichkeiten ausgestatteten Plätzen. Ein (Schul)-Aquarium für Malawis Gerade in einem Schulaquarium sollte man nicht einfach nette Fische und Pflanzen zusammenwürfeln, sondern versuchen ein kleines Biotop nachzubauen. Das Aquarium als Themenbecken gestalten, also z.b. ein Afrika- oder Asienbecken, mit der passenden Gestaltung, den passenden Pflanzen und den passenden Fischen. Dieses hätte für die Schüler einen Lerneffekt. Ein Schulaquarium ist wie geschaffen dafür einen möglichst naturnahen Biotopausschnitt zu gestalten, wo die jeweiligen Fische möglichst artgerecht und naturnah gehalten werden.

13 Ab einer Beckenmindestgröße von 200 Litern ist es möglich Malawibarsche zu pflegen, das Möorkenschulbecken hat eine Größe von 450 Litern, ist also bestens für die Pflege geeignet. Als Bodengrund wurde heller Flusssand in das Aquarium eingebracht. Steindekoration Viele Dekomaterialien erfüllen den Zweck einen Unterschlupf zu bieten. Wir haben uns für diverse Steine entschieden, welche teilweise durch Schieferplatten höhlenartige Strukturen bieten. Dadurch haben wir eine hohe Nähe zum Vorbild des Sees geschaffen. Auch bei der Auswahl der Strukturrückwand haben wir uns für eine entsprechende Malawiseerückwand entschieden.

14 Die herrlichen Farben der lichtgewöhnten Malawis kommen durch den Einsatz von vier T5- Leuchtstoffröhren wunderbar zur Geltung. Hierbei gilt zu beachten, dass man diese Röhren nach etwa einem Jahr ( nach und nach ) austauschen sollte, auch wenn die Leuchtkraft noch vorhanden ist! Als Wärmequelle haben wir einen integrierten Regelheizstab auf 24 C gestellt. Als Filter verwenden wir einen bereits integrierten Filter, mit Schwammfiltertechnik, und zusätzlich einen sogenannten Mattenfilter auf der anderen Seite des Beckens, welcher mit einem Luftheber zugleich Sauerstoff in das Wasser abgibt. Pflanzen im Aquarium Wasserpflanzen spielen im Malawisee eine untergeordnete Rolle. Hier halten wir uns nicht ganz an das Vorbild, welches der See uns bietet. Warum nicht? Zum Einen macht es optisch natürlich mehr her, wenn auch Pflanzen in einem Aquarium vorhanden sind, doch es gibt noch den weitaus wichtigeren Grund, dass diese Pflanzen für ein gesundes und gut funktionierendes Becken sorgen. Zum Leidwesen aller Aquarianer haben Malawis Pflanzen allerdings zum Fressen gern. Einige graben die Wurzeln aus, anderen beißen die Blätter ab. Aus diesem Grund haben wir uns für die wenigen robusten Pflanzenarten entschieden, welche wir etwa fünf Wochen vor dem Einsatz der Mbunas in das Aquarium eingesetzt haben. Hierbei verwenden wir vor allem die sogenannten Cryptocoryne und Anubias.

15 Futter als Pflanzenersatz Um dem berechtigen Appetit auf pflanzliches Grün durch Ersatznahrung vorzubeugen, sollte man Schwimmpflanzen ins Becken geben. Auch Frostspinat, Salat oder grüne Gurke eignen sich bestens dafür, natürlich sollten diese möglichst aus biologischem Anbau stammen. Auch die verschiedenen Bodentabletten, Cichlidensticks sowie Flockenfutter bieten eine gute Futterergänzung.

16 Wasserpflege Neben der Fütterung ist die Wasserpflege der wichtigste Pflegepunkt, der nicht vernachlässigt werden sollte. Neben einer guten Durchlüftung und einer guten Filterung des Wassers ist ein regelmäßiger Wasserwechsel die einfachste und leider auch einzige Methode, um alle anfallenden Schadstoffe aus dem Aquarium zu entfernen. Wichtig ist hierbei ein regelmäßiger Rhythmus und die Menge des gewechselten Wassers. Je häufiger man diesen Wechsel betreibt, desto wohler fühlen sich die Fische. Als Faustregel gilt alle 2 Wochen etwa ein drittel des Wassers auszutauschen. Naturbedingt benötigen Malawis kein saures oder weiches Wasser, aus diesem Grunde haben wir neben dem hellen Flusssand Kalkuntergrund in das Becken eingelassen, welcher dem Wasser die nötige Härte gibt. Diesen Bodengrund sollte man spätestens im Jahre 2015 auffrischen.