Freie und Hansestadt Hamburg Landesfeuerwehrschule

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1 Freie und Hansestadt Hamburg Landesfeuerwehrschule Ausbildungshinweis - Technische Hilfe - Absturzsicherung Landesfeuerwehrschule Hamburg

2 Absturzsicherung Ausbildungshinweis - Absturzsicherung Einleitung Einsätze der Feuerwehren in absturzgefährdeten Bereichen sind relativ selten, finden aber aufgrund neuer Erkenntnisse im Bereich Sicherheit für Einsatzkräfte immer mehr Beachtung und zeigen in der Vergangenheit unbekannte Probleme auf. Fehlende Einsatzerfahrungen und für Einsätze in Höhen/Tiefen mangelhafte Ausrüstung stellen für die Einsatzkräfte ein hohes Risiko dar. Da auch der Feuerwehrsicherheitsgurt nach DIN den heutigen Anforderungen bei Arbeiten in absturzgefährdeten Bereichen nicht entspricht, ist die Ausstattung der Löschfahrzeuge mit speziellen Geräten und Seilen erforderlich. Diese Gerätschaften sind aus der Bergrettung seit langem bekannt, stellen ein Höchst-maß an Sicherheit dar und werden in einem Gerätetransportsack auf diesen Fahrzeugen verlastet. Ausrüstung Der Gerätetransportsack ist mit seiner Ausrüstung als eine Geräteeinheit zu sehen. Er enthält folgende Ausrüstung: 1x Dynamisches Kernmantelseil 1x Sicherungsgurt Peak 12x Karabiner 10x Rundschlingen (800mm) 2x Rundschlingen (1500mm) Prüfnachweise Alle Geräte und Seile sind auf eine Reißkraft von mindestens 22 kn (2,2 t) ausgelegt. Dynamisches Kernmantelseil Das Seil besteht aus einer Kern/Mantel - Konstruktion. Dabei übernimmt der Kern die tragende und dynamische Funktion. Der Mantel hat die Aufgabe, den Kern gegen mechanischen Verschleiß und sonstige äußere Einflüsse zu schützen. Durchmesser des Seils 11mm. Länge des Seils 60m. Kantenschutz: Um ein Durchscheuern des Seiles bei der Seilführung um scharfe Kanten zu verhindern, ist unbedingt ein Kantenschutz zu verwenden. Als Kantenschutz kann z.b. eine Wolldecke genutzt werden. Sicherungsgurt -Peak- Der Gurt ist ein Komplettgurt, d. h. Hüft- und Brustgurt sind fest miteinander verbunden. Im Brustbereich des Gurtes befinden sich zwei Gurtösen. Durch diese Gurtösen wird das dynamische Kernmantelseil hindurchgezogen und rückläufig durch den vorher in das Seil gelegten einfachen Achterknoten eingefädelt. Die angebrachte Rückenöse darf nur zur Personensicherung eingesetzt werden, wenn ein Sturz ausgeschlossen werden kann. Ansonsten dient die Rückenöse zur Personenrettung. Um die Gerätschaften im Einsatz schnell nutzen zu können, befinden sich am Gurt Materialschlaufen. Hier sind Karabiner einzuklinken bzw. Rundschlingen einzuhängen. Die Materialschlaufen dürfen nicht zur Sicherung eingesetzt werden. Fachbereich Bezeichnung Seite 2

3 Karabiner Die Karabiner sind aus einer Aluminiumlegierung gefertigt. Grundsätzlich gilt: Karabiner ausschließlich in verschlossenem Zustand belasten. Fällt ein Karabiner bereits aus einer geringen Höhe (unter 3m) auf harten Boden (Metall, Stein) kann es zur Haarrissbildung im Karabiner kommen. Dieser Karabiner ist nicht mehr einzusetzen. Die Karabiner zeichnen sich durch ihre Dreifachsicherung aus. Sie sind auch mit einer Hand leicht zu handhaben. Rundschlingen Die Schlingen sind schmale Gewebe in flacher Form. Sie dienen zur einfachen Sicherung am Festpunkt und zum Setzen von Zwischensicherungen. Ihrer Festigkeit entsprechend sind sie mit bis zu vier in Längsrichtung eingewebten Kennfäden versehen. Prüfnachweise Prüfnachweise befinden sich in der Klarsichthülle am Gerätetransportsack. Für jeden Ausrüstungsgegenstand ist ein Prüfnachweis vorhanden (Prüfnachweis siehe Anhang). Der Prüfnachweis ist nach Übungen und Einsätzen zu führen. Die Gebrauchsdauer (Lebenserwartung) der Gurte und Seile steht in Abhängigkeit mit der Häufigkeit ihrer Anwendung. Die Gebrauchszeit der Seile ist aus Sicherheitsgründen auf 200 Stunden begrenzt. Auf der Nachweiskarte für das dynamische Kernmantelseil sind die Einsatzzeiten sowie die Summe der Einsatzzeiten zu dokumentieren. Auf jedem Prüfnachweis werden von der Indienststellung bis zur Aussonderung alle Belastungen und Prüfungen der Ausrüstungsgegenstände dokumentiert. Für die Führung der Nachweisunterlagen ist der Gerätewart verantwortlich. Eine regelmäßige Fortbildung ist über die Wachausbildung zu gewährleisten. Fachbereich Bezeichnung Seite 3

4 Neue Knotentechniken Ausbildungshinweis - Absturzsicherung Das Fach Stiche und Bunde wird um folgende Knoten erweitert. - Doppelter Achter (Sicherungsknoten für den Vorsteigenden) - Spierenstich (Sicherungsknoten für den doppelten Achtknoten) - HMS (Halbmastwurf = Bremsknoten) - Sackstich (Knoten für Ösenbildung im Seil) Doppelter Achtknoten Anwendung: Dieser Knoten ist die direkte Verbindung vom Sicherungsseil zum Auffanggurt des Vorsteigenden. In das Sicherungsseil wird ein einfacher Achtknoten gelegt, das auslaufende Ende durch die beiden Ringe des Auffanggurtes gezogen und anschließend gegenläufig in den einfachen Achtknoten eingefädelt. Vorteil: Nachteil: Die Durchmesser der einzelnen Buchten im Knoten sind sehr groß. Dadurch geringe Beanspruchung des Seils. Der Knoten ist nach Belastung leicht zu öffnen. Der Knoten ist relativ groß. Fachbereich Bezeichnung Seite 4

5 Spierenstich Anwendung: Vorteil: Dieser Knoten wird als Knotensicherung, möglichst dicht, vor den doppelten Achter gelegt. Der doppelte Achtknoten wird mit dem Spierenstich zusätzlich gesichert. Doppelseitiger Spierenstich Doppelter Achtknoten mit Spierenstich Fachbereich Bezeichnung Seite 5

6 Halbmastwurf (HMS) Anwendung: Dieser Knoten dient als Sicherungsknoten bei der dynamischen Sturzsicherung. Er ist ein sehr einfacher und wirkungsvoller Bremsknoten, der im Rahmen der Sicherung ständig benutzt wird. Seine auf Seilreibung beruhende Bremswirkung liegt bei ca. 3,5-4,0 kn ( kg). Durch Umschlagen des Knotens kann er zur Sicherung nach beiden Seiten benutzt werden. Vorteil: Nachteil: Der Knoten bietet eine sichere Handhabung und eine sehr gute Bremswirkung. Der HMS-Knoten verursacht beim Abbremsen/Auffangen eines Sturzes starken Seilverschleiß. Hierbei entsteht hohe Reibungswärme und evtl. Hitzeschmelzspuren an der Seiloberfläche. Bei nachlässiger Handhabung erzeugt er Verdrehungen (Krangel) im Seil. Fachbereich Bezeichnung Seite 6

7 Sackstich Anwendung: Vorteil: Nachteil: Dieser Knoten wird zur Ösenbildung im Sicherungsseil verwendet. Der Knoten ist sehr leicht zu knüpfen. Er ist relativ klein und handlich. Die Durchmesser der einzelnen Buchten im Knoten sind klein. Dadurch ist der Knoten nach Belastung schwierig zu öffnen. Fachbereich Bezeichnung Seite 7

8 Vorgehensweise bei Übungen und Einsätzen Ausbildungshinweis - Absturzsicherung Bei Übungen und Einsätzen in absturzgefährdeten Bereichen ist grundsätzlich ein Trupp (2 Personen) erforderlich. Die Einsatzkräfte müssen nach G41 (Absturzgefahr), die in der G26 Gruppe III (Atemschutz) enthalten ist, feuerwehrdiensttauglich sein. Aufgaben des Trupps: 1. Sichern 2. Vorsteigen Die Kommunikation des Trupps ist sicherzustellen. Der Sichernde Der Vorsteigende Der Sichernde ist die Einsatzkraft, die den Vorsteigenden bei seiner Tätigkeit im Absturzbereich durch geeignete Maßnahmen gegen Absturz sichert. Der Sichernde hat bei der Sicherung am Seil Handschuhe zu tragen. Grundsätzlich ist beim Sichern auf die straffe Führung des Sicherungsseiles zu achten. Der Vorsteigende ist die Einsatzkraft, die sich in den Absturz-bereich begibt, um dort a) Personen oder Tiere zu sichern bzw. zu retten b) Arbeiten auszuführen. Vorgehensweise bei Übungen und Einsätzen auf Kränen: (s. Darstellung S.11) 1. Sichern: Der Aufbau der Sicherung ist bei jedem Einsatz gleich: 1. Festpunkt auswählen (Belastbarkeit mindestens 20 kn (2,0 t). 2. Festpunkt mit Rundschlingen belegen. 3. Karabiner in die Rundschlinge des Festpunktes einklinken. 4. Mit dem Kernmantelseil den Bremsknoten (HMS) in diesen Karabiner einlegen. 5. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass der Karabiner verschlossen ist. 6. Das Ende des Kernmantelseiles, (wie bereits beschrieben) am Gurtgeschirr befestigen. 7. Der Sichernde sichert sich durch Feuerwehrsicherheitsgurt und Feuerwehrleine gegen Absturz und führt das Kernmantelseil. Fachbereich Bezeichnung Seite 8

9 2. Vorsteigen: - Auffanggurt anlegen, Sicherungsseil wie beschrieben durch die Fangösen einfädeln - Zusätzlich einen Feuerwehrsicherheitsgurt über den Auffanggurt - Ausrüsten mit: 1. weiteren Karabinern 2. Rundschlingen 3. Geräten nach Einsatzlage - Mit dem Feuerwehrsicherheitsgurt an einem geeigneten Festpunkt sichern und den Festpunkt mit Bandschlinge und Karabiner belegen - Das Sicherungsseil durch den Karabiner laufen lassen Zwischensicherungen: Der Vorsteigende setzt beim Vorsteigen Zwischensicherungen mit Rundschlingen. Zwischensicherungen werden in Abhängigkeit zur Einsatzlage, höchstens jedoch alle 2-3m gesetzt. Dadurch wird die mögliche Fallhöhe in das Seil begrenzt. Die jeweilige Rundschlinge wird um einen Festpunkt (z.b. Stahlstrebe o. ä.) gelegt. Ein Karabiner wird in die Rundschlinge eingeklinkt. Das Kernmantelseil wird anschließend durch den Karabiner geführt. Der Karabiner ist danach fest zu verschließen. Vorgehensweise bei Übungen und Einsätzen auf Flachdächern Grundsätzlich ähnelt das Vorgehen des Einsatztrupps dem Vorgehen auf Kränen, jedoch aufgrund der örtlichen Gegebenheiten auf Flachdächern ist das Setzen von Zwischensicherungen häufig schwierig. Beim Vorgehen auf Flachdächern ist es deshalb besonders wichtig, dass auf die straffe Führung des Sicherungsseiles geachtet wird. Sichern: Der Aufbau der Sicherung ist gleich dem von Einsätzen auf Baukränen. Vorsteigen: Auffanggurt anlegen, Sicherungsseil wie beschrieben durch die Fang-ösen einfädeln. Ausrüsten mit: 1. weiteren Karabinern 2. Rundschlingen 3. Geräten nach Einsatzlage Zwischensicherungen: Zwischensicherungen werden in Abhängigkeit zu den ört-lichen Gegebenheiten gesetzt. Fachbereich Bezeichnung Seite 9

10 Gesichertes Vorsteigen Zwischensicherungen mit Karabiner und Bandschlinge. Bandschlinge und Karabiner. In den Karabiner ist der HMS eingelegt. Fachbereich Bezeichnung Seite 10

11 Pflege, Wartung und Prüfung Ausbildungshinweis - Absturzsicherung Kernmantelseil Um vorzeitigen Verschleiß oder sogar ein plötzliches Reißen des Seiles zu verhindern, muss folgendes beachtet werden: - Das Seil nicht durch Brandschutt ziehen - Das Seil nicht mit Chemikalien in Verbindung bringen - Keine Öle, Fette oder Teer mit dem Seil in Berührung bringen - Das Seil nicht in Räumen mit Lösungsmitteln lagern - Das Seil nicht mit Hitze beaufschlagen - Das Seil nach Gebrauch keinesfalls auf der Heizung trocknen - Bei Krangelbildung (Verdrehungen des Seils) das Seil aushängen und die Kran-geln entfernen - Das Seil nicht als Arbeitsleine verwenden - Immer einen Kantenschutz verwenden Prüfung des Seils Das Kernmantelseil ist nach jeder Übung/Einsatz durch eine Tast- und Sichtprüfung vom Benutzer genauestens zu prüfen. Das Seil muß beim Aufschießen mit den Fingern abgetastet werden, um eventuelle Veränderungen des Seilmantels und des Seilkerns sofort feststellen zu können. Bei Anzeichen von Seilverschleiß, anderen Beschä-digungen oder einem Fall in das Seil ist der gesamte Ausrüstungssatz sofort einzu-schicken. Hierbei sind in dem Prüfnachweis Bergseil, dynamisch die entsprechenden Eintragungen vorzunehmen. Reinigung des Seils Das Seil in handwarmer Seifenlösung waschen. Anschließend lose, in Buchten gelegt, in einem Raum zum Trocknen aufhängen. Lagerung des Seils Locker aufgeschossen, dunkel, trocken und gut belüftet lagern. Das Gurtgeschirr Das Gurtgeschirr ist nach jeder Übung/Einsatz einer genauen Sichtprüfung zu unterziehen. Verschlüsse, Rücken - und Beinpolster sowie Materialschlaufen sind zu Prüfen. Hierbei sind in dem Prüfnachweis Sicherungsgurt die entsprechenden Eintragungen vorzunehmen. Reinigung und Lagerung des Gurtes Siehe Kernmantelseil. Lagerung und Reinigung der Rundschlingen Siehe Kernmantelseil. Auch hier sind nach jeder Übung/Einsatz in dem Prüfnachweis Rundschlingen die entsprechenden Eintragungen vorzunehmen. Fachbereich Bezeichnung Seite 11

12 Karabiner Die Karabiner sind nach jeder Übung/Einsatz entsprechend Prüfnachweis Karabiner zu prüfen. Achtung! Sind Beschädigungen an Seil, Gurt, Karabiner oder Rundschlingen erkennbar, darf der gesamte Ausrüstungssatz nicht mehr benutzt werden, sondern sofort an -F auszutauschen. Das beschädigte Ausrüstungsteil (Gurt, Seil, Karabiner oder Schlinge) ist zu benennen und an der betroffenen Stelle zu kennzeichnen und an die technische Abteilung einzuschicken. Neben den Prüfungen der Gerätschaften nach jeder Übung/Einsatz, werden von F im Zuge der jährlichen Fahrzeugüberprüfung auch die Gerätschaften der Absturzsicherung geprüft. Der Gerätetransportsack erhält eine Prüfplakette. Anhang: Prüfnachweise Fachbereich Bezeichnung Seite 12

13 Prüfnachweis: Sicherungsgurt Objekt Nr.: GT Ausbildungshinweis - Absturzsicherung In Dienst gestellt am: Ausgesondert am: Nachweisführung für durchgeführte Prüfungen nach Übungen und Einsätzen Lfd. Nr. der Prüfung Datum Sicht- und Tastprüfung nach jedem Gebrauch Einsatz-Nummer Verschlüsse in Ordnung Rücken- und Bein-polster in Ordnung Gurtbänder und Nahtstellen in Ordnung Materialschlaufen in Ordnung Keine Stockflecken in Ordnung Name des Prüfers Kontrolle Unterschrift Fachbereich Bezeichnung Seite 13

14 Prüfnachweis: Karabiner In Dienst gestellt am: Ausgesondert am: Nachweisführung für durchgeführte Prüfungen nach Übungen und Einsätzen Lfd. Nr. der Prüfung Datum Sicht und Tastprüfung nach jedem Gebrauch Einsatz-Nummer Überwurf selbsttätig schließend Schließbolzenfeder in Ordnung Keine Verformung Keine Risse Name des Prüfers Kontrolle Unterschrift Fachbereich Bezeichnung Seite 14

15 Prüfnachweis: Bergseil, dynamisch Seilnummer: Ausbildungshinweis - Absturzsicherung In Dienst gestellt am: Ausgesondert am: Lfd. Nr. der Prüfung Nachweisführung für durchgeführte Prüfungen nach Übungen und Einsätzen Datum Sicht und Tastprüfung nach jedem Gebrauch Einsatz-Nummer Einsatzzeit Summe der Einsatzzeiten Seilmantel in Ordnung Keine Veränderungen des Keine Stockflecken in Ordnung Name des Prüfers Kontrolle Unterschrift Fachbereich Bezeichnung Seite 15

16 Prüfnachweis: Rundschlinge In Dienst gestellt am: Ausgesondert am: Lfd. Nr. der Prüfung Nachweisführung für durchgeführte Prüfungen nach Übungen und Einsätzen Datum Sicht und Tastprüfung nach jedem Gebrauch Einsatz-Nummer Bandmaterial in Ordnung Bandkante Keine Ziehfäden in Ordnung Nahtstellen in Ordnung Keine Stockflecken in Ordnung Name des Prüfers Kontrolle Unterschrift Fachbereich Bezeichnung Seite 16