predigt am , 3. advent, lukas 1,68-79, lehrhaus tegel: advent tempus adventus domini zeit der ankunft des herrn

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1 predigt am , 3. advent, lukas 1,68-79, lehrhaus tegel: advent tempus adventus domini zeit der ankunft des herrn liebe gemeinde, es ist advent es ist mitten im advent. genau die mitte haben wir erreicht, dieser zeit, dieser besonderen zeit, einer zeit voller lichter. tempus adventus domini die zeit der ankunft des herrn. und der kommt nicht plötzlich, nicht auf die minute, wie die schweizer staatsbahn, er braucht einen langen anlauf, ganze vier adventssonntage. wenn etwas großes geschehen soll, muss man es vorbereiten. eine feier muss vorbereitet werden, es müssen einladungen verschickt, einkäufe geplant, gästelisten zusammengestellt werden und noch vieles mehr an vorbereitung. man muss sich auf ein großes ereignis auch innerlich vorbereiten. denn wenn es zu plötzlich kommt, dann kann man es gar nicht erfassen, dann besteht die gefahr, dass es so schnell vorbeirauscht, wie es gekommen ist und man es gar nicht richtig genießen kann. wir machen uns einen großen aufwand, wenn ein kind geboren wird. es müssen alle dinge für die ersten wochen und monate eingekauft werden, kinderbett und kinderwagen werden gekauft, das zimmer wird vorbereitet, die wohnung geputzt, die geburtsanzeige wird schon vorbereitet und man 1

2 freut sich darauf, das neugeborene in den armen zu halten, mit ihm das erste mal die wohnung, das eigene heim zu betreten und alles so zu bereiten, dass es dem kind an nichts fehlt. große ereignisse bedürfen der intensiven vorbereitung. das ist advent: tempus adventus domini die zeit der ankunft des herrn. deshalb war früher die adventszeit eine fastenzeit. erst 1917 hat die katholische kirche die fastenpflicht im advent aufgehoben. als ich am donnerstag im seniorenkreis erzählt habe, dass advent eine fastenzeit ist, löste das großes erstaunen aus. die kenntnis über unsere alten traditionen geht immer mehr verloren. in unserem postfaktischen zeitalter, um mal das wort des jahres 2016 zu benutzen eigentlich eher das unwort des jahres -, in unserem postfaktischen zeitalter, wo sich jeder seine wahrheit selber zurechtbiegt, spielt historisches wissen und die bewahrung von traditionen keine rolle mehr. eigentlich heißt es ja übersetzt: zeitalter der lügen. daher ist es inzwischen völlig normal, dass wir in unserer gesellschaft nicht mehr advent feiern im advent, sondern weihnachten nach vorn ausgedehnt haben. aber wenn die adventszeit als vorbereitungszeit als tempus adventus domini zeit der ankunft des herrn verlorengeht, haben wir auch nichts mehr von dem eigentlichen 2

3 heilsereignis der geburt des messias, des erlösers, des friedensbringers. ursprünglich entsprach der begriff advent dem griechischen begriff ἐπιφάνεια (erscheinung) und bedeutete im römischen reich ankunft, insbesondere die ankunft von königen oder kaisern. die adventszeit in der heutigen form geht zurück auf das 7. jahrhundert. sie wurde tempus ante natale domini -zeit vor der geburt des herrn oder tempus adventus domini -zeit der ankunft des herrn genannt. in der römischen kirche gab es zunächst zwischen vier und sechs sonntage im advent, bis papst gregor der große im 6. jahrhundert ihre zahl erstmals auf vier festlegte. die vier sonntage standen symbolisch für die viertausend jahre, welche die menschen gemäß kirchlicher geschichtsschreibung nach dem sündenfall auf den erlöser warten mussten. man betonte im gallischen bereich das endzeitliche motiv der wiederkunft christi, das zur ausgestaltung des advents als zeit einer ernsthaften buße führte, wohingegen im römischen einflussbereich das weihnachtlich-freudige ankunftsmotiv der menschwerdung gottes einfluss gewann. dieser ambivalenz wird an den unterschiedlichen adventssonntagen in der liturgie rechnung getragen. 3

4 der heutige dritte adventssonntag heißt gaudete und trägt seinen namen nach dem lateinischen anfangswort des alten wochenpsalms gaudete in domino semper, freut euch im herrn allezeit! diese vorfreude drückt sich auch durch die mögliche verwendung der liturgischen farbe rosa aus, rosa ist ein aufgehelltes violett. und der 3. advent ist besonders durch die gestalt des täufers geprägt. das lukasevangelium, das als einziges der vier evangelien die weihnachtsgeschichte erzählt, also die geburtsgeschichte jesu, beginnt die lebensbeschreibung von jesus eben nicht mit dessen geburt. die weihnachtsgeschichte steht im 2. kapitel. davor, im 1. kapitel, das 80 verse lang ist, wird die vorgeschichte erzählt. es braucht eben zur vorbereitung eines großen ereignisses eine vorbereitungszeit. und also auch ein ganzes vorbereitungskapitel im evangelium. dieses kapitel erzählt von johannes dem täufer, der der vorläufer und wegbereiter von jesus ist. aber damit nicht genug der vor-bereitung: es wird noch eine vor-vor-geschichte erzählt, nämlich die der eltern des täufers. 4

5 das ereignis der ankunft des herrn ist ein so goßes ereignis, dass eine vorbereitung nicht genügt, es braucht noch eine weitere. der alte kinderlose priester zacharias kann nicht glauben, was der engel gabriel ihm da erzählt. gabriel ist darüber sauer und macht zacharias deshalb stumm. kein vorteilhafter zustand für einen priester. als der aus dem heiligtum herauskommt, kann er zum erstaunen des volkes nur mit den armen wedeln, aber nichts mehr sagen. als der sohn geboren wird, wird deshalb die nicht so schweigsame mutter elisabeth gefragt, ob er denn auch zacharias heißen soll. als sie antwortet, er solle johannes heißen, sind die leute schockiert. einen johannes gibt es doch gar nicht in deiner familie. damals war die namenssuche noch einfacher, man nahm einfach die in der familie vorhandenen. nun wendet man sich doch an zacharias und will ihn aufschreiben lassen, wie der sohn heißen soll, und plötzlich kann der wieder reden, denn da kommt es darauf an, seinen vorigen fehler, dass er gabriel nicht geglaubt hat, zu korrigieren und den namen zu verwenden, den gabriel ihm gesagt hatte: johannes soll er heißen, sagt er laut und deutlich und aus übergroßer begeisterung bricht er in einen wundervollen lobgesang aus, einen lobgesang, der deutlich macht, wer johannes und jesus sind, nämlich die vom jüdischen volk seit langem erwarteten: der messias, der friedensbringer und sein prophetischer vorbote. 5

6 in ihrer geburt erfüllen sich die verheißungen gottes an abraham und die väter des glaubens. und die aufgabe des vorbotens ist es, unsere füße auf den weg des friedens zu richten. daher ist die adventszeit eine friedenszeit, eine zeit, in der wir selber zu ruhe und frieden finden und frieden ausstrahlen sollen und in der es mehr denn je darauf ankommt für frieden in der welt zu sorgen, um den frieden zu beten und ihn mit aller kraft herbeizusehnen. und so lassen wir uns noch einmal mit hineinnehmen in diesen wundwervollen lobgesang des zacharias: gelobt sei der herr, der gott israels! denn er hat besucht und erlöst sein volk und hat uns aufgerichtet ein horn des heils im hause seines dieners david wie er vorzeiten geredet hat durch den mund seiner heiligen propheten, dass er uns errettete von unsern feinden und aus der hand aller, die uns hassen, und barmherzigkeit erzeigte unsern vätern und gedächte an seinen heiligen bund, an den eid, den er geschworen hat unserm vater abraham, uns zu geben, dass wir, erlöst aus der hand der feinde, ihm dienten ohne furcht unser leben lang in heiligkeit und gerechtigkeit vor seinen augen. und du, kindlein, wirst prophet des höchsten heißen. denn du wirst dem herrn vorangehen, dass du seinen weg bereitest und erkenntnis des heils gebest seinem volk in der vergebung ihrer sünden, durch die herzliche barmherzigkeit unseres gottes, 6

7 durch die uns besuchen wird das aufgehende licht aus der höhe, auf dass es erscheine denen, die sitzen in finsternis und schatten des todes, und richte unsere füße auf den weg des friedens. 7