Studieren mit Praxis: Neue duale Agrar-Studiengänge

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1 Studieren mit Praxis: Neue duale Agrar-Studiengänge Duale Studiengänge bieten den Vorteil, dass die Studierenden die Arbeit in Betrieben und das Studium miteinander verbinden können oder sogar parallel zum Studium eine landwirtschaftliche Ausbildung absolvieren. Wir stellen Ihnen drei neue Studiengänge vor.

2 1. Neubrandenburg: Länderübergreifendes Studium Ganz im Nordosten Deutschlands liegt eine der kleinsten Hochschulen im Agrar-Bereich: Die Hochschule Neubrandenburg. Der Fachbereich Agrarwirtschaft und Lebensmittelwissenschaften ist mit ca. 500 Studierenden der zweitstärkste der vier Fachbereiche. Neben dem siebensemestrigen Bachelor-Studiengang Agrarwirtschaft bietet die Hochschule seit dem WS 2012/13 den neunsemestrigen Dualen Bachelor-Studiengang Agrarwirtschaft an. Das bedeutet: Neben dem Bachelorabschluss absolvieren die Studierenden auch eine landwirtschaftliche Ausbildung. Wir haben uns zunächst auf den Beruf Landwirt konzentriert, eine Ausweitung auf weitere grüne Berufe wie Tierwirt oder so steht noch aus, erklärt Studienkoordinatorin Anna Fieth. Zielgruppe sind Schulabsolventen, die Abitur, aber noch keine berufliche Vorerfahrung haben. Neben dem Schulabschluss müssen sie einen Ausbildungsvertrag mit einem anerkannten Ausbildungsbetrieb mitbringen. Mit diesem Betrieb schließt die Hochschule einen Kooperationsvertrag ab. Wir arbeiten mit den beruflichen Schulen der verschiedenen Länder zusammen. Zurzeit sind wir in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg mit dem Dualen Studium tätig, berichtet Fieth. Diese drei Bundesländer haben die Klasse Landwirte mit Fachhochschulreife. In diesen Berufschulklassen besuchen die Dual-Studenten die ausbildungsrelevanten Studienfächer. Die Zeit, in der die Klassen sonst die Abiturfächer behandeln, nutzen die Studierenden zum Selbststudium, um das erste Ausbildungsjahr nachzuarbeiten. Denn wegen des Abiturs können sie die Ausbildungszeit verkürzen und steigen erst im zweiten Ausbildungsjahr ein. Während des Dualen Studiums fahren die Studierenden zweigleisig: Im ersten Semester sind sie sowohl immatrikuliert als auch in den Betrieben angestellt. Sie schließen dort zunächst einen Ausbildungsvertrag ab. Der endet nach dem vierten Semester, weil da auch die Abschlussprüfung im Beruf Landwirtschaft stattfindet. Ab dem Tag der bestandenen Abschlussprüfung endet automatisch das Ausbildungsverhältnis. Danach verändert sich das Arbeitsverhältnis: Die Studierenden können mit ihrem Betrieb einen Praktikantenvertrag abschließen und in der vorlesungsfreien Zeit beispielsweise als Erntehelfer usw. in den Betrieben arbeiten. Oder es gibt Förderverträge, bei denen die Studierenden für die gesamte Laufzeit der restlichen Semester bei den Betrieben angestellt sind, ihnen aber nur in den vorlesungsfreien Zeiten zur Verfügung stehen. Und auch während der Semester erstellen sie Hausarbeiten, Seminar- und Projektarbeiten und am Ende auch die Bachelorarbeit in dem Betrieb, beschreibt Fieth das Modell. In der Hochschule sind sie vom ersten bis neunten Semester Student, haben also Anspruch auf BaFÖG während des gesamten Studiums. Die Ausbildung beginnt zwischen Ende Juli und Anfang August. Im März ist die Zwischenprüfung. Eine Besonderheit: Im dritten Semester wird die Ausbildung unterbrochen, die Studierenden kommen zum ersten Fachsemester an die Hochschule. Das erste Fachsemester liefert nur Grundlagen, weswegen es für die praktische Ausbildung anerkannt wird. Danach kommt das Sommersemester, in dem die Studierenden wieder in die Ausbildungsbetriebe gehen. Im August/September findet die Abschlussprüfung statt und dann endet das Ausbildungsverhältnis. Dann durchlaufen die Studierenden den normalen Bachelor-Studiengang. Im siebten Fachsemester wird die Bachelorarbeit geschrieben, so dass man nach dem neunten Semester den Abschluss B.Sc. hat. In diesem Jahr gibt es fünf Dual-Studenten in Mecklenburg-Vorpommern, vier in Brandenburg und einen in Sachsen-Anhalt. Wir gehen von einer weiteren Steigerung aus und einer weiteren Ausweitung des Dualen Studiengangs in andere Bundesländer. Aus Sachsen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein haben wir schon Anfragen bekommen, erläutert die Studienkoordinatorin. Die bisherigen Erfahrungen: Die Studierenden sind keine normalen Auszubildenden, sondern bekommen gleich zu Anfang besondere Aufgaben in den Betrieben übertragen. Dazu gehört beispielsweise das Erstellen einer Ackerschlagkartei oder die Planung eines neuen Sauenstalls. Die Betriebe wollen sich die Studierenden als künftige Bereichsleiter, Abteilungsleiter usw. ausbilden. Nach der Dualen Ausbildung können die Studierenden aber nicht nur als Bereichsleiter oder Verwalter einsteigen, sondern ihnen stehen auch der Master oder der Weg in die Industrie oder Beratung offen. (Weitere Infos:

3 2. Ludwigshafen: Weinbau zwischen Tradition und Moderne 3. Berufsakademie Sachsen: Ausbildung für künftige Betriebsleiter Die Hochschule hat in diesem Jahr den zweiten Jahrgang entlassen. Darunter sind viele Betriebsleiter, die wir ja primär ausbilden. Einige sind aber auch in die Marketingabteilung von großen Unternehmen oder in die Wissenschaft gegangen, zählt Dreßler auf. (Infos unter: web.fh-ludwigshafen.de/oenologie). Auch die Berufsakademie Sachsen in Dresden will praktische und theoretische Ausbildung verbinden. Mit dem dualen Studiengang Agrarmanagement konzentriert sich die Akademie stark auf die Betriebsführung von landwirtschaftlichen Unternehmen. Im Jahr 2007 haben sich die ersten Studenten eingeschrieben, im Jahr 2013 waren 33 immatrikuliert. Eine Besonderheit zu anderen Studiengängen: Es ist keine Berufsausbildung integriert. Wir sehen die Berufsausbildung ganz klar in der Hand der Betriebe, aber auch der Berufsschulzentren, erklärt Prof. Joachim Rühl, Studienkoordinator aus Dresden. Dr. Joachim Rühl: Die Trotzdem verbringen die jungen Menschen 50 % der Studienzeit in der Praxis. Das Bachelorstudium dauert drei Jahre. Der Aufbau: Es gibt zwölf Wochen wissenschaftsbezogenes Theoriestudium, dann einen zwölfwöchigen Praxisblock. Die Studenten sind also 2,5 bis 3 Monate in den Betrieben und können daher auch längerfristige Aufgaben erledigen. Dabei schließen Student und Praxisbetrieb einen Ausbildungsvertrag ab. Mit der Anstellung ist der Student bei dem Betrieb versichert und er bekommt eine Ausbildungsvergütung von mindestens 400 Euro über die gesamte Studienzeit. Damit muss er keine Studiengebühren bezahlen. Und der Vertrag endet beim Ende des Studiums. Statt Semesterferien hat der Studierende 24 Tage Urlaub, die er in der Praxisphase nehmen muss. Die Praxisaufgaben sollten für den Betrieb von Nutzen sein, damit die 400 Euro auch gerechtfertigt sind. Das sind teilweise sehr verantwortungsvolle Aufgaben, die in der Bachelorarbeit münden können, führt Rühl aus. (Weitere Infos:

4 Vorlesung bei Prof. Mar

5 Powered by TCPDF ( Der Duale Studiengang Weinbau und Oenologie Rheinland-Pfalz am Weincampus Neustadt ist ebenfalls ein integrierter Studiengang, bei dem Studierende nach vier Jahren sowohl den Bachelor of Science in der Tasche haben als auch die berufliche Ausbildung zum Winzer. Den Beginn macht die Ausbildung auf einem der mittlerweile 220 Kooperationsbetriebe, um praktische Erfahrungen mit dem Weinbau zu sammeln. Die Ausbildung dauert 16 Monate. In der Zeit kommen die Dual-Studenten nur vier Mal zu theoretischen Blöcken in die Hochschule. Sie bekommen während insgesamt 24 Ausbildungsmonaten (weitere 8 Monate werden parallel zum Studium durchgeführt) ein Gehalt vom Kooperationsbetrieb. Die voran gestellte Ausbildung hat noch einen weiteren Hintergrund: Vielleicht hat der eine oder andere ein falsches Bild von dem, was er als zukünftiger Winzer machen muss. Wenn ihm das in der Ausbildungszeit klar wird, wäre das der richtige Zeitpunkt, um zu einem anderen Fach zu wechseln, sagt Studiengangsleiter Prof. Marc Dreßler. Die Ausbildung ist so angelegt, dass die Studierenden vier Lesen in den Betrieben erleben. Denn so lernen sie, dass jeder Herbst anders ist und andere Weinqualitäten und -mengen hervorbringt. An dem Studiengang sind die drei Fachhochschulen Ludwigshafen, Bingen und Kaiserslautern beteiligt, die jeweils ihre entsprechenden Kompetenzen einbringen. Ludwigshafen steht für Marketing und Betriebswirtschaftslehre, die anderen sorgen für das Fachwissen rund um das Winzergeschäft. Fünf Professoren werden von den drei Hochschulen für diesen Studiengang abgestellt. Zurzeit gibt es bei dem Studiengang 50 Studierende pro Semester. Der Frauenanteil ist mit 30 bis 50 % sehr hoch. Ziel des Studiengangs ist, künftige Unternehmer im Weinbau auszubilden. Sie müssen nicht nur fit im Weinkeller und auf dem Feld sein, sondern auch mit Kunden umgehen können und die internationalen Märkte im Blick haben, beschreibt Dreßler die Anforderungen an den Winzer von morgen. Das Studium konzentriert sich daher nur noch zu 30 % auf den klassischen Weinbau. Wichtige Komponenten sind Biologie, Chemie, Betriebswirtschaftslehre, Marketing sowie internationale Aspekte. In das Studium sind Praxisprojekte integriert, bei denen die Studierenden Aufgaben bekommen. Diese müssen sie in ihrem Betrieb lösen und dann mit den anderen Betrieben vergleichen.