Dr. Astrid Blaschek. MS als Diagnose für ein Kind Aspekte praktische Beratung

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1 Dr. Astrid Blaschek MS als Diagnose für ein Kind Aspekte praktische Beratung Grundsätzlich handelt es sich bei der MS Im Kindes - und Jugendalter um dieselbe Erkrankung, die in weitaus höherer Zahl bei Erwachsenen auftritt, wenngleich zum jetzigen Zeitpunkt nicht in Gänze bekannt ist, inwieweit Unterschiede im Verlauf, in der klinischen Schwere, sowie in der therapeutischen Beeinflussbarkeit existieren. In der überwiegenden Zahl der pädiatrischen Fälle handelt es sich um Teenager, wenngleich eine MS vor dem 10. Lebensjahr auftreten kann. Bei einer Verdachtsdiagnose müssen zur Sicherung im Kindesalter - entsprechend den Erwachsenen - neben der MRT-Bildgebung von Gehirn und Rückenmark, sowie einer Lumbalpunktion (Nachweis oligoklonaler Banden als Ausdruck einer intrathekalen IgG Synthese), im Wesentlichen post- und (para-) infektiöse Erkrankungen sowie hereditäre Stoffwechselstörungen ausgeschlossen werden. In der Behandlung der MS vor dem 18. Lebensjahr gibt es weltweit keine kontrollierten klinischen Studien, so dass die Ergebnisse der Erwachsenenmedizin in Adaptation übernommen werden. Es hat in den letzten Jahren dahingehend ein Wandel der Empfehlungen stattgefunden, dergestalt, dass auch im Kindes- und Jugendalter eine Stufentherapie mit Schub- und Dauermedikation gemäß den Empfehlungen der MSTKG (Multiple-Sklerose-Therapie-Konsensusgruppe) empfohlen wird. Dr. Astrid Blaschek Tel Dr. von Haunersches Kinderspital Fax Lindwurmstr. 4 Astrid.Blaschek@med.uni-muenchen.de München

2 Dr. med. Ingrid Kurfürst Behandlungsmöglichkeiten mit Traditioneller Chinesischer Medizin der komplementäre Therapieansatz Grundlagen und Behandlungsmöglichkeiten Die TCM hat ihre Wurzeln im 4. Jahrtausend v. Chr., die den Menschen als Teil eines allumfassenden Systems betrachtet. Ihre Grundlagen nach den Prinzipien des taoistischen Weltbildes sind Qi: energetische Grundlage aller Lebensvorgänge. Alles entsteht aus Qi- Transformationen. Die ererbte Konstitution nimmt nicht zu, wird aber durch Nahrung und Atmung unterstützt und erhalten. Yin und Yang: Aspekt der Interaktion, ständigen Bewegung, Transformation. Aufbau und Funktion aller Dinge sind damit erklärbar. Gleichgewicht von Yin und Yang ist die Grundlage der Gesundheit, Störung Hauptursache von Erkrankung. 5 Elemente, 5 Wandlungsphasen: dynamisches Gleichgewicht, Quantenmechanik bzw. philosophische Theorie, deren Grundeigenschaft die gegenseitig erzeugende Ordnung der Kräfte, aber auch ihre gegenseitige Unterdrückung bzw. Eroberung darstellt Meridiane: Netzsystem, in dem sich Qi und Blut bewegen, auf dem die Akupunkturpunkte liegen. Diagnosestellung Erfolgt durch Sehen - Hören - Riechen - Tasten, Puls- und Zungenbeurteilung. Behandlungsmöglichkeiten chinesische Kräutermedizin Akupunktur Qi Gong Bewegungstherapie Tui Na Massage Ernährungslehre Krankheitsbild der MS in der TCM Ursächlich wird eine Schwächung der ererbten Energie mit Sitz in der Nebenniere angenommen (Wei-Syndrom: Lähmung und Muskelatrophie). Die Behandlung versucht, die gestörte Energiebildung zu regeln, Meridiane durchgängig zu machen und die Niere zu stärken. Behandlung mit Akupunktur (evtl. mit Elektrostimulation), Schädelakupunktur, Ohrakupunktur, chinesischer Kräutertherapie, Qi Gong und Ernährungsempfehlungen. Dr. med. Ingrid Kurfürst Tel TCM-Klinik Fax Memminger Str. 31 ingrid.kurfuerst@tcm-ottobeuren.de Ottobeuren

3 Dr. Martin Meier Beziehungen zwischen Bindung, Verantwortung und Freiheit Die neurologische Symptomatik der Multiplen Sklerose und das psychische Befinden stehen bei MS-Betroffenen in einer engen und vor allem wechselseitigen Verbindung. In der Betrachtung und Behandlung von MS- Patienten spielen aber nicht nur der Verlauf und die Symptome der MS einerseits und das auf den Patienten bezogene psychische Befinden (wie Ängstlichkeit oder Depressivität etc.) andererseits eine wesentliche Rolle. Die Erfahrung zeigt, dass die Einbeziehung der gesamten lebensweltlichen Realität der Betroffenen in den Kontext der Behandlung eingebettet in eine leitlinienorientierte somatische Therapie in vielen Fällen entscheidend sein kann. Die Beziehung zum Lebenspartner spielt dabei eine herausragende Rolle, was auch in Untersuchungen zu Stress, Belastungen, Depression, Schubauslösung etc. gezeigt werden konnte. MS, psychisches Befinden und die Beziehung stehen in engem Zusammenhang und wirken somit auch auf das Immunsystem. Bindung, Freiheit und Verantwortung angesichts einer unklaren, potentiell chronisch-progredient verlaufenden neurologischen Erkrankung des jungen und mittleren Lebensalters stellen oft hohe Anforderungen an das Verhalten Betroffener und deren Partner. Übrigens bietet seit Juli 2005 die Marianne Strauss Klinik neben der neurologischen Behandlung zusätzlich eine umfangreiche psychiatrisch/ psychotherapeutische Diagnostik und Therapie an. Dr. Martin Meier Milchberg 21 Marianne-Strauß-Klinik Kempfenhausen Behandlungszentrum Kempfenhausen Tel

4 PD Dr. Andrew Chan Medikamentöse Therapie der MS ein Update Zwar ist die Multiple Sklerose weiterhin eine chronische, nicht heilbare Erkrankung, dennoch hat die medikamentöse Therapie der MS im letzten Jahrzehnt wesentliche Fortschritte gemacht. Im Rahmen der Schubtherapie hat die Plasmapherese bei schwerwiegenden Schubsymptomen, die nicht auf Kortisonpräparate ansprechen, mittlerweile einen festen Stellenwert. Die Basistherapie mit den langjährig bekannten Substanzen Interferonbeta und Glatiramerazetat ist auch über längere Sicht wirksam und sicher. Eine möglichst frühzeitige Basistherapie ist in vielen Fällen sinnvoll. Künftige Entwicklungen in der Basistherapie zielen auf die Identifizierung von Parametern, die einen Therapieeffekt vorhersagen könnten, mit dem Ziel einer möglichst individualisierten Therapie. Diese ist aufgrund der hohen Abbruchsquote auch mit Berücksichtigung weiterer Aspekte der Lebensqualität von höchster Wichtigkeit. Im Falle einer unzureichenden Wirkung der Basistherapeutika kommen Eskalationstherapien mit Natalizumab oder Mitoxantron zum Einsatz. Beide haben ein unterschiedliches Indikationsspektrum. Aufgrund des Risikoprofiles beider Substanzen ist auch hier wieder eine individuelle Nutzen-/Risikoabschätzung für jeden einzelnen Patienten wichtig. Neue Entwicklungen zielen zum einen auf Substanzen, die spezifisch in die immunpathogenetische Schadenskaskade eingreifen (z.b. monoklonale Antikörper), zum anderen eine Therapie in Tablettenform ermöglichen. PD Dr. Andrew Chan Leitender Oberarzt an der Neurologischen Klinik der Ruhr Universität St. Josefs- Hospital Bochum Gudrunstr Bochum Tel Fax

5 Dr. Antonios Bayas MS und Sport Heute weiß man, Sport bringt für jeden Menschen - gleich ob gesund oder an MS erkrankt - enorme gesundheitliche Vorteile. Aber nicht jeder Sport ist für jeden Menschen empfehlenswert. Von Mensch zu Mensch variiert die Belastungsgrenze, die eine sinnvolle sportliche Betätigung von falschem und somit oft schädlichem sportlichen Ehrgeiz trennt. Mehrere Studien belegen den positiven Einfluss körperlicher Aktivität auf die Erkrankung. Angestrebte Ziele des Sports bei MS sind u.a. die Förderung von Kraft und Beweglichkeit sowie eine Verbesserung von Koordination und Gleichgewicht. Durch Wassersport können verloren gegangene oder nicht mehr praktizierte Bewegungsabläufe zurück gewonnen werden. Neben dem positiven psychischen Effekt wird dadurch auch die krankengymnastische Übungsbehandlung unterstützt. Durch ein strukturiertes Sportprogramm kann zusätzlich einer Immobilität mit ihren Komplikationen wie Thrombosen und Osteoporose vorgebeugt werden. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Sport tendenziell auf die Fatigue einen Einfluss ausübt und seltener diesen tiefen Erschöpfungszustand auftreten lässt. Einige Aspekte müssen von MS-Patienten bei Sport beachtet werden: Sportarten mit Ausdauerbeanspruchungen, die nicht jederzeit gefahrlos unterbrochen werden können, stellen Risiken dar, denen sich ein an MS erkrankter Sportler besser nicht aussetzen sollte. Hierzu zählen Schwimmen im offenen Meer, Klettern in ungesichertem Gelände sowie längere Bergtouren in größeren Höhen. Wer mit Freude Sport treiben will, der sollte Intensität und Dauer seiner Aktivitäten an seiner eigenen Leistungsfähigkeit ausrichten und nicht an Bestmarken. Dr. Antonios Bayas, Leitender Oberarzt Telefon: Klinik für Neurologie und klinische Neurophysologie Telefax: Stenglinstr Augsburg antonios.bayas@klinikum-augsburg.de