der Familie. Nie ist es richtig! Das ist was uns fehlt: Versöhnung mit uns und unserem Leben!

Transkript

1 11. und letzte Liedpredigt im Lutherjahr 2012 Reformation und Musik 26. Dezember/2. Feiertag: Fröhlich soll mein Herze springen...eg Die Gnade unseres Bruders Jesus. Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Hlg. Geistes sei mit uns allen. Amen. Liebe Gemeinde, es gibt Menschen, die strahlen! Von innen heraus! So wie auf dieser Konfirmanden-zeichnung dargestellt. Solchen Menschen begegne ich gerne. Im Kontakt mit ihnen wird s auch in mir hell und mein Herz und Gemüt wird fröhlich! Es ist, als ob das Herz einen Hüpfer macht und das Leben fühlt sich gut an. Leicht und froh. Fröhlich soll mein Herze springen Dieser Zeit, da vor Freud Alle Engel singen. Hört, hört, wie mit vollen Chören Alle Luft Laute ruft: Christus ist geboren! Diese Worte Paul Gerhards haben wir eben gesungen...da geht einem das Herz auf und quillt über vor Lebenslust, da springt ein Funke über auf mich und auch in mir wird etwas zum Strahlen gebracht, kommt etwas in Bewegung auch, immerhin strahlt das Herz nicht nur, es springt auch! Das alles macht die Weihnachtsbotschaft! Das macht sie...bei den Engeln... bei allen Engeln gar......offensichtlich auch bei Paul Gerhardt, sonst könnte er nicht so drüber dichten und singen......aber: sogar alle Luft wird in diesen freudigen Weihnachtstaumel mit hinein-gezogen...und auch in uns soll die Freude zum Klingen oder auch Leuchten gebracht werden: denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der der Herr... Das ist die Weihnachtsmelodie der Engels- Chöre, die unser Herz zum Hüpfen bringen will. Allerdings: Freude lässt sich nicht erzwingen...es gibt Situationen, da geht diese Freudenbotschaft zu meinem einen Ohr rein und zum

2 anderen wieder raus und nichts leuchtet oder hüpft in mir. Mein Herz, das springen kann liegt in Ketten, verkrampft, eng...ängstlich...; wird festgehalten, runtergezogen gar von dunklen Stimmungen: Unzufriedenheit mit mir selbst, Konflikten in Freundeskreis oder Familie, unerfüllten Sehnsüchten. Mein Leben erfüllt mir meine Träume nicht, dazu steh ich mir selbst zu oft im Wege. Für alles das hat Paul Gerhardt ein Wort: Jammer : Heute geht aus seiner Kammer Gottes Held, der die Welt reißt aus allem Jammer. Gott wird Mensch dir, Mensch, zugute Gottes Kind, das verbind t sich mit unserm Blute. Sollt uns Gott nun können hassen, der uns gibt, was er liebt über alle Maßen? Gott gibt, unserm Leid zu wehren, seinen Sohn aus dem Thron seiner Macht und Ehren. Er nimmt auf sich, was auf Erden wir getan, gibt sich dran, unser Lamm zu werden, unser Lamm, das für uns stirbet und bei Gott für den Tod Gnad und Fried erwirbet. Womit wir uns quälen und zermürben, was uns innerlich zerreißt und friedlos macht, das nennt Paul Gerhardt Jammer und die Bibel nennt das Sünde. Was wir durch sie erfahren ist Leid im umfassenden Sinn des Wortes. Und da lässt Paul Gerhardt zu Weihnachten schon Ostern aufblitzen! Das gehört ja theologisch auch zusammen, auch wenn es heutzutage schwer ist davon etwas zu spüren: Weihnachten feiern wir überbordend groß, Ostern fällt in die Ferien und damit fast aus (wenn ich von Ihnen den traditionellen Kirchgängern abseh ).

3 An Weihnachten nicht nur das niedliche Kind zu sehen, sondern auch den erwachsenen, leidenden, sich für die Menschen in Liebe und Fürsorge und zuletzt sogar am Kreuz hingebenden, Jesus zu sehen, das fällt vielen Menschen schwer. Paul Gerhardt nicht, wir haben s eben gesungen und gehört und nun singen wir die Strophen Nun er liegt in seiner Krippen, ruft zu sich mich und dich, spricht mit süßen Lippen: "Lasset fahrn, o liebe Brüder, was euch quält; was euch fehlt, ich bring alles wieder." Nach dem Rückblick auf das, was die Bibel uns erzählt zum Weihnachts- und Ostergeschehen, wendet sich Paul Gerhardt nun der Gegenwart zu, seiner damals, und unsrer heute: Das Kind in der Krippe, Jesus ruft uns zu... den Brüdern...und den Schwestern auch, Jesus spricht uns an mit einer, wie ich finde, merkwürdigen Botschaft: Lasst fahren, was euch quält, was euch fehlt. Was mir fehlt, das will ich doch haben und nicht loslassen...fahrenlassen...!? Aber vielleicht ist es gerade diese Blickrichtung, die uns quält: immer auf das, was uns fehlt...immer der Sehnsucht hinterherlaufen... immer im Kreis und auch im Vergleich mit dem, was die Anderen vermeintlich haben. Der Single sehnt sich nach Beziehung und fällt im Internet auf dubiose Plattformen und Menschen herein...der langjährig Gebundene sehnt sich nach einem Hauch von Freiheit, nach Ausbruch aus der immer gleichen Routine und riskiert unendliche seelische Verletzungen... der Erfolgreiche sehnt sich nach Auszeit, Muße und grübelt über den Sinn des Lebens, den er in seiner Berufshektik nicht findet...die Arbeitslose oder Rentnerin hätte gern eine Aufgabe, etwas mehr Hektik, in einem Alltag, der als zu ruhig, zu leer, zu wertlos empfunden wird. Alle haben gemeinsam, dass sie auf das schauen, was sie nicht haben. Der Dicke macht eine Diät nach der anderen, die Blonde färbt sich dunkel, die Familien sehnen sich nach einem Weihnachtsfest ohne Streit und die Einsamen sehnen sich nach einem Weihnachtsfest in

4 der Familie. Nie ist es richtig! Das ist was uns fehlt: Versöhnung mit uns und unserem Leben! Ich bring alles wieder, heißt genau dies: Ich biete euch Versöhnung an, mit euch selbst und mit Gott! Das schenk ich euch zu Weihnachten! Nehmt s an! Schaut nicht auf die Anderen, schaut nicht auf das, was ihr nicht habt, schaut auf das, was Gott euch schenkt! Dann wird Weihnachten, dann wird s hell in euch, dann fängt das Herz an zu hüpfen, dann kommt Bewegung in unser Leben: 6. Ei, so kommt und lasst uns laufen, stellt euch ein, groß und klein, eilt mit großem Haufen! Liebt den, der vor Liebe brennet; schaut den Stern, der euch gern Licht und Labsal gönnet. 7. Die ihr schwebt in großem Leide, sehet, hier ist die Tür zu der wahren Freude; fasst ihn wohl, er wird euch führen an den Ort, da hinfort euch kein Kreuz wird rühren. Gott ist Mensch geworden heißt: Gott hat eine Tür geöffnet für mich. Ein neuer Weg liegt vor mir: ein Weg in die Freiheit! Auf diesem Weg kommt Gott mir entgegen...und damit ich folgen kann stellt Gott gleich den unübersehbaren Wegweiser dazu: den leuchtenden Stern! In ausweglos scheinenden Situationen, in dunklen Stunden scheint Gott mit seinem Licht und seiner Liebe in unser Leben hinein, um uns den Weg zu zeigen, den Weg, der ins Freie führt. Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt. Beglänzt von Gottes Licht hält uns kein Dunkel mehr fest manchmal gibt es neue Texte, wie diesen von Jochen Klepper, der genau dasselbe beschreibt wie Paul Gerhardt, doch mit eher zeitgemäßen Worten, die mich mehr berühren und weniger Übersetzungsarbeit brauchen als die alte Sprache von P.G. 9. Die ihr arm seid und elende, kommt herbei, füllet frei eures Glaubens Hände. Hier sind alle guten Gaben und das Gold, da ihr sollt euer Herz mit laben.

5 Ein schönes Bild! Das schönste und treffenste Bild für den Glauben: mit geöffneten Händen dastehen und sich beschenken lassen: Ausgang und Eingang, Anfang und Ende, liegen bei dir Herr, füll du uns die Hände! Dass Weihnachten als Fest des Glaubens etwas mit dieser Haltung, dieser Bereitschaft, sich beschenken zu lassen zu tun hat, das verbirgt sich wohl existentiell tief, tief unter unserm heutzutage pervertierten Geschenkerummel! Aber da hat das weihnachtliche Schenken seinen Ursprung. Es tut gut, sich das mal wieder klar zu machen: menschlich-gegenseitiges Schenken als Symbol dafür, was für eine große Freude Gott uns macht mit dem Geschenk des Lebens, in das er sich selbst hineinbegibt, um uns nahe zu sein und es mit uns zu teilen! Aber weil wir so unversöhnt sind mit unserem jeweiligen so-sein-wiewir-nun-mal-sind ist in unser Schenken der Rummel eingezogen, denn wir versuchen wiedergutzumachen, was wir versäumt haben, unser schlechtes Gewissen zu beruhigen. Schenken als hilfloser Versuch mit unserem schuldig-sein umzugehen, führt zu immer größeren, schöneren, teureren Ge-schenken. Aber das führt von Weihnachten weg, nicht zu ihm hin. P.G. sagt, was nötig ist: mit leeren Händen an die Krippe treten und bereit werden, für das Geschenk Gottes, für die Melodie seiner Liebe und Güte und es nachklingen zu lassen im eigenen Herzen: Fürchtet euch nicht, denn euch ist heute der Heiland geboren! Amen Wir singen das Lied zu Ende: Strophen 10-12