Erfahrungsbericht für das Jahr 2015/2016

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1 Erfahrungsbericht für das Jahr 2015/2016 Initialen: HH (Bitte geben Sie hier nur Ihre Initialen an. Bitte geben Sie keine Namen und E- Mail Adressen im Bericht an.) Besuchte Institution: Staatl. Polytechnische Universität Sankt Petersburg Gastland: Russland Studiengang in Deutschland: Technologiemanagement Master (Bachelor, Master, Lehramt, Diplom, Promotion) Studienfach/-fächer: Spezialisierungsfächer Konstruktionstechnik und Investitions- und Finanzmanagement Semesteranzahl (vor Antritt des Auslandsaufenthalts): 2 Bereits abgelegte Prüfungen (Zwischenprüfung, Vordiplom, Bachelor, etc.): Bachelor, einige Masterprüfungen Studienfächer an der Gasthochschule: Industrial engineering and management Daten des Auslandsaufenthaltes (tt/mm/jj): von bis Ich habe eine Förderung meines Auslandsaufenthaltes von folgender Organisation (z.b. ERASMUS, PROMOS, Baden-Württemberg-Stiftung, BAföG, andere Stiftungen) erhalten: PROMOS Ich stimme der Veröffentlichung dieses Berichtes auf der Internethomepage des Internationalen Zentrums der Universität Stuttgart zu. Ja Nein 1. Vorbereitung Wann haben Sie mit der Planung Ihres Auslandsaufenthalts begonnen? Im November 2015, etwas mehr als ein halbes Jahr im Voraus. Woher haben Sie Informationen über die Gastinstitution erhalten? Wie haben Sie den Platz für Ihren Auslandsaufenthalt erhalten? (z.b. Austauschprogramm, ERASMUS, Eigeninitiative, Professorenkontakt, etc.) Informationen habe ich hauptsächlich vom Internationalen Zentrum der Uni Stuttgart und den zuständigen Koordinatoren in Russland erhalten. Die Platzvergabe erfolgt aufgrund von Empfehlungsschreiben von Professoren (welche im Voraus eigenständig einzuholen sind), Notenspiegel und Motivationsschreiben. Mussten Sie ein Visum für Ihren Auslandsaufenthalt beantragen? Wie und wann haben Sie dies getan? Was muss bei der Vorbereitung bzw. Beantragung beachtet werden? Ja, ein Visum ist für die Russische Föderation nötig. Man bekommt von der Partnerhochschule zunächst eine Einladung, mit der man direkt beim Konsulat/Botschaft das Visum beantragen kann (nur mit Terminvereinbarung). Ich persönlich habe das Visum über eine Agentur beantragen lassen, diese kümmert sich auch um etwaige Fehlerkorrektur und man kann sich den Weg nach Frankfurt/Main ersparen. Insgesamt kostet das Visum ca

2 Als ausländischer Student erhält man zuerst ein 90-Tage-Visum, welches zur einmaligen Einreise berechtigt. Dieses wird dann vor Ort verlängert und in ein Visum umgewandelt, welches zur mehrmaligen Einreise berechtigt. Diese Tatsache ist prinzipiell sehr geschickt, da man so leicht auch in die umgebenden baltischen Staaten oder nach Skandinavien (bspw. Helsinki 3.5h per Zug) reisen kann. Der einzige Haken an der Sache ist, dass man nicht weiß, wie lange die Verlängerung des Visums dauert. Anfangs wurde uns gesagt 4-6 Wochen, im Endeffekt waren es dann aber dreieinhalb Monate. Welche Informationen hätten Sie sich vor Ihrer Abreise noch gewünscht? Eine Übersicht über alle an der Uni angebotenen Kurse und deren Inhalte Mehr und konkretere Informationen über das Wohnheim Welche Tipps können Sie für die Vorbereitung noch geben? Lernt die russischen Buchstaben lesen und ein gewisser Grundwortschatz ist in jedem Falle vorteilhaft. 2. Anreise / Ankunft / Formalitäten Welche Anreise würden Sie empfehlen? Mit welchen Reisekosten ist zu rechnen? Empfehlen würde ich die Anreise per Flugzeug (Dauer ca. 2,5h), Aeroflot und Lufthansa fliegen von vielen deutschen Flughäften direkt (allerdings meines Wissens nach nicht von Stuttgart). Ich persönlich bin von München aus geflogen, wer früh bucht kann für 130 fliegen. Außerdem besteht die Möglichkeit mit dem Zug zu fahren (Köln - Berlin - Frankfurt/Oder - Warschau - Brest - (Moskau) - Sankt Petersburg. An den Preis kann ich mich nicht mehr erinnern, da ich die Reise bereits im Jahr 2005 gemacht habe. Man ist ca. 2-2,5 Tage unterwegs, für Weißrussland wird ein Transitvisum benötigt. Welche Formalitäten sind bei der Ankunft zu erledigen? Anmeldung im Studentenwohnheim, Registrierung, Meeting mit den anderen internationalen Studierenden. Bei den offiziellen Dingen bekommt man allerdings Hilfe von den Mentoren oder dem Büro für internationale Angelegenheiten. Welche Tipps können Sie zu Versicherungen geben? Eine Auslandskrankenversicherung ist bereits zur Beantragung des Visums Pflicht. Da ich meine Versicherung (Hanse-Merkur) nicht gebraucht habe, kann ich allerdings wenig dazu sagen, außer dass der Abschluss echt einfach funktioniert. Welche Empfehlungen können Sie für Kontoeröffnung und Handy geben? Von einer Kontoeröffnung ist abzuraten, da für Ausländer hohe Gebühren erhoben werden und zumindest während meines Aufenthalts der Rubel sehr starken Währungsschwankungen ausgesetzt war (Abwertung). Besser in Deutschland eine studentische Kreditkarte beantragen und damit in Russland kostenlos Geld abheben. Bankautomaten gibt es sehr viele, also wirklich easy going. Ich persönlich hatte die Karte der DKB, die kann ich guten Gewissens weiterempfehlen. Welche Empfehlungen können Sie zur Finanzierung des Auslandsaufenthaltes geben? Versucht ein Stipendium zu bekommen, es gibt eine Menge verschiedener Möglichkeiten. 2

3 Gelegentlich vergibt die Polytech auch Wohnheimsstipendien, d.h. kostenlose Unterkunft im Wohnheim. 3. Unterkunft Wie waren Sie untergebracht? Wie haben Sie Ihre Unterkunft gefunden? Mit welchen Kosten ist ungefähr zu rechnen? Wir wurden in einem neuen Wohnheim untergebracht, die monatlichen Kosten sind ca. 100 (warm). Die Polytech kümmerte sich um die Unterkunft, man kann also direkt vom Flughafen dorthin fahren und einziehen. Im Wohnheim selbst gibt es Dreierzimmer, wobei immer zwei Zimmer sich eine Dusche und ein Bad teilen. Die Zimmer sind ausreichend groß, für jeden gibt es einen Schrank, ein Bett und einen Schreibtisch, sowie einen Kühlschrank und Gefrierfach pro Zimmer. Die Zimmer sind gleichgeschlechtlich, sauber und möbliert, und wenn man nette Zimmerkollegen hat, ist es auch wirklich kein Problem das Semester über zu dritt in einem Zimmer zu wohnen. Tipp: Versucht mit Leuten aus anderen Ländern ins Zimmer zu kommen. Auch wenn es am Anfang vielleicht etwas schwer fällt, so könnt ihr eure Sprachkenntnisse (Russisch und Englisch) deutlich verbessern! Wie war die Unterkunft ausgestattet? (Bad/WC, Kochgelegenheit, etc.) Pro Etage gibt es drei Küchen, die ebenfalls ausreichend Platz bieten. Kochgeschirr musste von uns selbst erworben werden, da wir die ersten waren, die dort eingezogen sind. Da jedoch meines Wissens nach niemand seine Teller und Töpfe mit nach Hause genommen hat, sollten die meisten Sachen noch dort sein. Was zur Unterkunft noch angemerkt werden sollte: Gäste können nur von 16 bis 23 Uhr und mit Vorlage eines Reisepasses empfangen werden. Im Wohnheim sitzt immer eine Wache, die den Eingang kontrolliert. Ihr könnt mit einer Durchlasskarte passieren, die Zimmer können zusätzlich mit dem Schlüssel abgeschlossen werden. Für alle die sich deswegen Sorgen machen, das Sicherheitsempfinden ist ausreichend hoch. Wer gerne seine Freunde aus Deutschland einladen möchte, dem bietet das Wohnheim die Möglichkeit auch Betten/Zimmer zu buchen, sodass eure Freunde gegen eine geringe Gebühr auch dort wohnen können. 4. Studium / Information über die Gasthochschule Wurde eine Orientierungswoche angeboten? Bitte machen Sie Angaben zu Dauer und Inhalt. Nein, es gibt zwar eine Veranstaltung zum gegenseitigen Kennenlernen der Internationals und eine allgemeine Begrüßung/Einweihungsfeier des neuen Semester für alle Studierenden (auch Russen), eine spezielle Orientierungswoche (Stadt, Campustour, Bars etc.) wird/wurde aber meines Wissens nicht angeboten. Die erhaltenen Hinweise und Unterlagen vom Büro internationaler Angelegenheiten waren dagegen sehr gut und ausführlich beschrieben, man kommt also gut zurecht. Außerdem wohnt man mit den anderen Internationals auf einer Etage zusammen, sodass man sich sehr schnell kennen lernt. Wer zum Wintersemester anreist, sollte nach Möglichkeit schon in der letzten Augustwoche anreisen, da viele Vorlesungen unmittelbar am 1. September beginnen und man etwas Zeit braucht herauszufinden, was überhaupt angeboten wird und wo es stattfindet. 3

4 Wie verlief Ihr Studium im Ausland? Welche positiven und evtl. auch negativen Erfahrungen haben Sie gemacht? Das Studium in Russland ist vom System her etwas anders als das Studium in Deutschland. Während dem Semester fällt einiges an Arbeit an, d.h. viele Hausaufgaben, Präsentationen erstellen und halten, Gruppenarbeiten, Fallstudien bearbeiten, Assignments schreiben... Eine Nachbearbeitung des Vorlesungsstoffes war bei mir und meiner Fächerkombination nicht notwendig, die Hausaufgaben beziehen sich eher auf die Anwendung des gelernten Inhalts. Präsentationen, Assignments und Hausarbeiten werden teilweise benotet und fließen in die Endnote mit ein. Generell würde ich sagen, dass das Studium praxisorientierter und verschulter ist als in Deutschland, man aber durch die vielen Fallstudien und Projekte (im Bereich Wirtschaft und Ingenieurwesen) meines Erachtens mehr lernt als durch die pure Theorie, wie sie gelegentlich in Deutschland gepredigt wird. Die Lerngruppen sind deutlich kleiner und dadurch kann man auch ein gutes persönliches Verhältnis zu seinem Dozenten aufbauen, welche einen oft beim Namen kennen und anreden. Außerdem gefiel mir, dass man seine Kommilitonen durch die vielen Gruppenarbeiten besser kennenlernt und dadurch auch das Gemeinschafts- und Gruppengefühl gestärkt wird. Die Klausuren waren, wenn man während dem Semester kontinuierlich dabei war, in meinem Falle gut machbar. Generell verhielten sich fast alle Personen an der Universität uns "Ausländern" gegenüber sehr offen, hilfsbereit und freundlich. Wer zum Beispiel eine russische Vorlesung hören möchte, der sollte also nicht davor zurückschrecken die Dozenten persönlich anzusprechen und zu fragen. Manchmal können diese zwar kein Englisch, dennoch freuen sie sich über das Interesse und gehen bei Sprach- oder Verständnisproblemen gezielt auf einen ein und helfen weiter (russische Sprachkenntnisse vorausgesetzt). Negativ ist die mangelnde Informationsdistribution an der Uni zu nennen. Ein Grund dafür mag sein, dass sich die Gliederung der Polytech in Fakultäten, Institute und Professuren im Moment im Umbau befindet, und nicht immer ganz klar ist, wer für was zuständig ist. Kurslisten, welche sich in Hinsicht Qualität deutlich unterscheiden, gibt es nur von den einzelnen Instituten. Ein allgemeines Onlineportal wie LSF oder ILIAS existiert im Moment ebenfalls noch nicht, Vorlesungsunterlagen werden also entweder über eine herkömmliche Cloud verteilt, per Mail verschickt, oder per USB weiter gegeben. Powerpointunterlagen sind im Vergleich zu Deutschland eher weniger verbreitet, manchmal ist das Skript entweder mitzuschreiben, oder wird in Buchform ausgehändigt (Bücher sind sehr günstig, manchmal auch kostenlos vom Dozenten). Kurzum: Im Prinzip alles, was mit direkter Kommunikation zu tun hat, ist sehr positiv zu erwähnen. Administrative Dinge, Verwaltung und Informationsverteiltung hingegen entspricht nicht immer dem, was man aus Deutschland gewohnt ist. Welche Leistungen werden an der Gasthochschule angeboten, welche haben Sie genutzt? (Sport, Clubs, Internetzugang, spezielle Events, etc.) Es gibt Hochschulsportangebote in den gängigsten Sportarten. Wie man sich dafür anmeldet ist mir allerdings nicht bekannt, an der Sporthalle existieren zwar Aushänge, ohne eine russische Versicherung sei eine Teilnahme aber anscheinend nicht möglich. Da der Fußballplatz und Outdoor-Fitnessgeräte aber auch so nutzbar sind, kann man sich im Sommer auch einfach mit seinen Freunden verabreden. Weitherhin existieren diverse Arbeitskreise, ein Rennteam und diverse Diskussionsclubs. Russische Sprachkenntnisse sind dafür aber zwangsläufig nötig. Ich habe regelmäßig an Treffen des "Energy Clubs" teilgenommen, hier wurden Themen rund um das Thema Energie in geselliger Runde angesprochen und diskutiert, unter anderem waren wir auch in Moskau auf einer Tagung, bei der auch hohe Politiker und internationale Fachleute an einer Podiumsdiskussion teilnahmen. In der Nähe der Universität (Metro Akademitsheskaya) gibt es ein Fitnessstudio, das EuroFitness. Die Ausstattung ist zwar nicht überragend, aber man findet alles was man 4

5 braucht. Haben Sie an der Gasthochschule Kurse besucht oder eine Studien- bzw. Abschlussarbeit geschrieben? Kurse (bei 4.1 weiter) Studien- bzw. Abschlussarbeit (bei 4.2 weiter) 4.1 Kurse Wie viele und welche Kurse haben Sie besucht? Bitte geben Sie an, ob die Kurse an der Universität Stuttgart angerechnet wurden. Besucht habe ich die folgenden Kurse von drei unterschiedlichen Instituten: Russian Civilazation (Englisch) Socio-Economic development of regions in Russia (Englisch) Characteristics and perspectives of Russian industries (Englisch) Renewable Energies: Resources and technologies (Englisch) Modern Strategic Analysis (Englisch) "Construction machines and automotive engineering" (übersetzt, Kurs auf Russisch) Russischer Sprachkurs Wann und wie konnten Sie sich für die Kurse anmelden? Vor Ort in der ersten Woche. Das Büro für internationale Angelegenheiten schickt einem einen Termin mit einem Koordinator/Koordinatorin an dem Institut, für das man sich im Voraus beworben hatte. Es gibt vorgefertigte Programme der einzelnen Fakultäten, im Prinzip kann man sich aber auch die Kurse zusammensuchen, die man hören möchte. Wie bereits erwähnt, ist dabei das einzige Problem, dass es nach meinem derzeitigen Wissensstand keine zentrale Übersicht gibt, in der alle verfügbaren Kurse an der Universität aufgelistet sind. Man muss sich um seine Kurse teilweise also wirklich bemühen und nach Informationen suchen, da nicht immer offensichtlich ist, wer denn der/die Zuständige ist. Außerdem kommen oft Gastprofessoren aus dem Ausland, die sogenannte "Intesiv-Module" lesen, was dazu führt, dass sich der Stundenplan sehr oft ändert. Wie ist der Ablauf der Kurse an der Gasthochschule? (Länge, Stunden pro Woche, Art der Veranstaltung, Vorlesung, etc.) Das meiste habe ich oben schon erwähnt, die Länge der Kurse variiert starkt, manchmal anderthalb Stunden, manchmal drei Stunden. In der Regel gibt es dann aber immer wieder kleine Pausen oder Gruppenarbeiten, sodass man nicht dauernd "frontal beschallt" wird. Wie werden Leistungsnachweise an der Gasthochschule erbracht? (Mitarbeit, Klausur, Hausarbeit, etc.) Die Leistungsnachweise hängen sehr stark von den Professoren ab. Manchmal wird eine Anwesenheitsliste geführt, die in die Note einfließt. Die Arbeiten und Abgaben während des Semester sind wichtiger als man es aus Deutschland gewohnt ist. Die Klausuren waren (zumindest in meinen Fächern) kein großes Problem - vorausgesetzt man besucht regelmäßig die Vorlesung und hört dem Professor zu. 4.2 Studien- bzw. Abschlussarbeit Wie war die Arbeit mit der Professorin / dem Professor vor Ort? Haben Sie die Professorin / den Professor in anderer Form unterstützt (z.b. wissenschaftliche Mitarbeit)? 5

6 Wie viel Zeit konnten Sie in Ihre wissenschaftliche Arbeit investieren (Stunden pro Woche)? 5. Alltag und Freizeit Nennen Sie positive und negative Eigenschaften Ihrer Gaststadt und Ihres Gastlandes. Sankt Petersburg ist architektonisch eine wunderschöne Stadt, sie versprüht einerseits den Charme einer russischen Metropole, ist gleichzeitig aber auch, wie Peter der Große es schon nannte, das "Fenster nach Europa". Auch wenn die Russen scherzhafter Weise sagen, dass es für eine "Tür" nicht gereicht hätte, so ist der europäische Einfluss in Sankt Petersburg doch am Größten und spürbar. Russland selbst ist bekanntlich das größte Land der Erde und kann daher nicht nur mit geographischer Vielfalt punkten, sondern auch mit vielen verschiedenen Völkern und Ethnien. Einerseits moderne Gebäude, andererseits prunkvolles Gold und Marmor aus der Zarenzeit und Betonbauten, die von der sowjetischen Vergangenheit zeugen. Wer etwas Interesse für das Land und Leute mitbringt und darüber die Sprache lernt, wird sehr schnell merken wie gastfreundlich die Russen sind und einen mit offenen Armen willkommen heißen. Besonders Deutschen gegenüber sind sie sehr positiv eingestellt. So weit wie das Land ist, so tief ist auch die russische Seele. Welche Tipps können Sie für die Freizeitgestaltung geben? (Ausflüge, Reisen, Insider Tipps) In der Stadt: Prinzipiell gibt es in der Stadt soviel anzusehen, dass ich hier nicht alles auflisten möchte. Vieles findet ihr in Reiseführern und Empfehlungen von russischen Freunden: Peterhof, Dvorzovaya Ploschad, Eremitage, Admiralität, Sommergarten, Peter-Pauls Festung, Blut- und Erlöserkathedrale und Russisches Museum zählen wohl zu den bekanntesten Plätzen und Sehenswürdigkeiten. Die Museen sind in der Regel sehr günstig oder sogar kostenlos für Studenten. Einfache Stadtspaziergänge sind auch sehr lohnenswert, man kann das Flair und die Stimmung der Stadt (vor allem im Sommer) sehr gut fühlen und genießen. Sankt Petersburg hat sich den Namen "Venedig des Nordens" durchaus verdient. Das Angebot an Ballett, Theather und Oper ist auch sehr reichhaltig. Ausflüge: Für Tagesausflüge bieten sich eine Menge Sehenswürdigkeiten und kleinere Städte in der Nähe an. In die Vororte Puschkin und Gatchina gelangt man mit dem Bus oder der Elektritshka (Regionalzug) in einer halben Stunde bis Stunde. Dort kann man die pracht- und prunkvollen Zarenpaläste besuchen, oder einfach nur im Park spazieren laufen. Wer andere, kleine und schöne Städte sehen möchte, der kann beispielsweise nach Vyborg in etwas mehr als einer Stunde (für ca. 4 hin- und zurück) reisen. Etwas länger dauert die Reise nach Novgorod oder Pskov. Wer auf die Datscha eingeladen wird, sollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Wir (vier Deutsche und fünf Russen) verbrachten dort ein sehr schönes Wochenende in der Natur mit russischer Banja und Schaschlik grillen. Reisen: Der Zug ist ein sehr praktisches und populäres und günstiges Reisemittel n Russland. Aufgrund der teilweisen langen Distanzen zwischen den Städten kann man fast immer einen Schlafwagen buchen. Das bedeutet man setzt/legt sich z.b. abends in Sankt Petersburg in 6

7 den Zug und kommt am nächsten Morgen in Moskau an. Die Kosten für die etwa 700km lange Strecke betragen ca. 20. Wer es schneller bevorzugt, der kann den Schnellzug Sapsan buchen (ca. 3 Stunden) oder fliegen. Moskau ist natürlich mehr oder weniger Pflichtprogramm, drei bis vier Tage dort zu verbringen sollten aber genügen. Unbedingt empfehlenswert ist auch eine Reise außerhalb der zwei größten Städte Moskau und Sankt-Petersburg, andere russische Städte unterscheiden teilweise doch sehr. Wir machten beispielsweise einen Roadtrip nach Finnland, Norwegen und den russischen Norden (Kirovsk und Murmansk). Man bekommt dort nochmal einen ganz anderen Eindruck von Russland und kann die Weite des riesigen Landes spüren. Wer ein Auto mieten möchte, der sollte allerdings im Voraus einen internationalen Führerschein beantragen und sich auf andere Straßenverhältnisse einstellen. Weihnachten verbrachte ich zusammen mit meiner Familie in Helsinki, was mit dem finnischen Schnellzug Allegro innerhalb von 3,5 Stunden erreicht werden kann. Von dort wiederum kann man mit der Fähre nach Tallinn (Estland) fahren und einen oder zwei Tage dort verbringen. Außerdem reiste ich im Januar in den russischen Süden und wohnte eine Woche in einer russischen Familie in Samara an der Wolga. Eine wirklich tolle Erfahrung, da man nicht nur die Gastfreundlichkeit Russlands spüren kann, sondern auch in den russischen Alltag Einblick bekommt. Ansonsten kann ich die Städte Kazan und Jekaterinenburg empfehlen. Dort war ich zwar selbst bisher nicht, die Berichte von meinen Mitstudenten klangen aber sehr vielversprechend. Gibt es ein öffentliches Nahverkehrssystem? Können Sie dieses empfehlen? Wie hoch sind ungefähr die Kosten? Das öffentliche Nahverkehrssystem in Sankt Petersburg ist sehr gut ausgebaut. Das Metronetz deckt (abgesehen von Randbezirken) die komplette Stadt ab und die Bahnen verkehren im 2-4 Minutentakt von morgens ca. 6 Uhr bis abends ca Uhr. Da die Stationen jedoch teilweise weit auseinander liegen, empfiehlt es sich gelegentlich auch den Bus oder die Tram zu benutzen. Für die Metro gibt es keine Zonenbeschränkungen, d.h. mit einem "Scheton" (aktueller Preis 35 Rubel ~ 0.50 ) kann man so lange fahren wie man möchte. Es existieren Monats- und Studentenkarten, da laut Freunden der bürokratische Aufwand dafür erheblich ist, und die Fahrtpreise sehr günstig, habe ich darauf verzichtet. Eine Taxifahrt aus dem Zentrum zur Universität kostet etwa 400 Rubel, von der Universität zum Flughafen 1000 Rubel. Wie hoch sind ca. die monatlichen Lebenshaltungskosten? (Verpflegung, Kleidung, Uni, Ausflüge/Reisen, etc.) Eine genaue Angabe kann ich nicht machen, Lebensmittel sind allerdings im Schnitt günstiger. Außerdem kann man gut und günstig Essen gehen. Die Transportkosten sind ebenfalls sehr gering, im Allgemeinen würde ich also sagen, dass man mit 60-70% der Kosten in Deutschland rechnen kann. Hinweis: Museen, Theather- oder Ballettbesuche sind nicht eingerechnet. Wer im Winter geht, sollte sich darauf einstellen, dass es sehr kalt werden kann (bis -30 C). Also entweder warme Kleidung mitnehmen, oder vor Ort kaufen, europäische oder amerikanische Marken sind aber oft teurer als in Deutschland. 7

8 6. Fazit Was hätten Sie im Nachhinein anders gemacht? Schwierige Frage, nicht viel. Vielleicht das Auslandssemester früher absolviert, um einige Module in Deutschland angerechnet zu bekommen. Was war Ihre positivste, was Ihre negativste Erfahrung? Der allergrößte Teil der russischen Bevölkerung verhält sich sehr freundlich gegenüber Ausländer und freut sich, dass diese sich für ihr Land interessieren. Wenn man darüber hinaus auch Russisch spricht, kann man sehr viele gute Freunde finden und interessante Gespräche über alles Mögliche führen. Insgesamt wird auf das Zwischenmenschliche und Freundschaft sehr viel Wert gelegt. Wirklich negative Erfahrungen habe ich keine gemacht, aber einige Dinge sind doch gewöhnungsbedürftig. Zum einen die russische Bürokratie. Wie bereits mehrmals erwähnt dauert dort eben alles etwas länger und manchmal hat man das Gefühl, dass lieber garkeine Entscheidung getroffen wird als die falsche. So bekamen wir unser Multivisum erst nach dreieinhalb Monaten. Im Alltag kann man sich darauf einstellen, dass nicht immer alles so funktioniert wie man es in Deutschland gewohnt ist. Es kann also durchaus mal vorkommen, dass am Bankautomaten kein Geld mehr verfügbar ist und man einen anderen aufsuchen muss. Außerdem ist nicht alles "effizient" und "effektiv" geregelt, das Denken in wirtschaftlicher Hinsicht war doch noch mehr von der sowjetischen Vergangenheit geprägt, als ich im Voraus gedacht hätte. Das merkt man im Restaurant, im Supermarkt, auf der Post, fast überall. Es helfen nur Warten, Geduld und Humor. Wegen der aktuell verhängten Sanktionen braucht man sich allerdings keine Sorgen machen, man bekommt auch in der Provinz alles an Lebensmitteln und Kleidung was man braucht. Gesamturteil über Ihren Auslandsaufenthalt: Ich würde es sofort wieder machen, Russland ist ein fantastisches Land und man kann eine Menge neuer interessanter Leute kennen lernen, seine Sprachkenntnisse sowohl im Englischen als auch im Russischen verbessern, und zudem auch eine andere Art des Studierens kennen lernen. Sankt-Petersburg ist meiner Meinung nach eine der schönsten Großstädte in Europa und trotz der fünf Millionen Einwohner hat man immer das Gefühl der Gemütlichkeit Datum 7. Platz für Fotos Hier können Sie Fotos Ihres Auslandsaufenthaltes einfügen: Universität und Wohnheim 8

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