SS Auslandssemester in Taiwan an der Ming Chuan University

Transkript

1 SS 2015 Auslandssemester in Taiwan an der Ming Chuan University

2 Motivation Für mich war Taiwan mein Wunschzielland, weil ich sehr interessiert an der asiatischen Kultur bin und im Vorfeld viel positives über die Taiwanesen gelesen hatte. Auch war ich sehr gespannt auf das Gefühl in einem Land zu leben, in dem ich mich nur schwer verständigen kann, ja nicht einmal in der Lage bin Schilder zu lesen. Die Tatsache der günstigen Lebensunterhaltungskosten war ebenfalls ein entscheidender Punkt, sowie das Kursangebot des Studiengangs Applied Computing an der Ming Chuan Universität (MCU). Vorbereitungen Das Bewerbungsverfahren verlief reibungslos und sehr komfortable mit der Hilfe des International Offices der Hochschule Ludwigshafen. Auch der Kontakt zu Ivy, der Betreuerin der internationalen Studenten der MCU war sehr hilfreich und alle meine Fragen wurden im Vorfeld schnell und ausreichend beantwortet. Man sollte sich im Vorfeld eine breite Palette an Kursen bei der Studienverwaltung anerkennen lassen, da manche Kurse nur einmal im Jahr angeboten werden und es sein kann, dass man selbst wenn der Kurs angeboten wird, keine Platz erhält, da man seine Kurse erst nach den regulären Studenten buchen kann. Mein Visum habe ich nachdem ich die Immatrikulationsbescheinigung und die Bestätigung der Auslandskrankenversicherung (170 ) bekommen habe bei der Taipeh-Vertretung in Frankfurt am Main beantragt. Man muss dies nicht persönlich vor Ort machen, ich habe meinen Reisepass per Post versandt und die Unterlagen alle per Mail, vorher das Geld überwiesen und 2 Wochen später kam der Reisepass mit Visum zurück. Es gibt ein günstiges Single Entry Visum für 37 Euro und ein doppelt so teures Multiple Entry Visum. Da man aber als deutscher Staatsbürger ohnehin auch ohne Visum 90 Tage in Taiwan verweilen darf, ist meiner Meinung nach das günstigere Single Entry Visa für ein ein semestrigen Auslandsaufenthalt völlig ausreichend. Für den Hin und eine Rückflug habe ich 750 bezahlt, dies ist natürlich von Buchungszeitpunkt und Airline abhängig. Ming Chuan University Für all diejenigen, die des Mandarin nicht mächtig sind, gibt es fünf Studiengänge, die komplett in Englisch stattfinden: International Business and Trade (IBT) Wo: Taipeh Campus Journalism & Media Communications (JMC) Wo: Taipeh Campus Applied Computing (AC) Wo: Taoyuan Campus Travel & Tourism (TT) Wo: Taoyuan Campus International Affairs & Diplomacy (IAD) Wo: Taoyuan Campus Das Kursangebot ist demnach sehr vielfältig. Als Austauschstudent dürfen Kurse aus allen Jahren und allen Studiengängen gewählt werden. Speziell im IT-Bereich gibt es ein sehr interessantes Kursangebot, das man im Vorfeld jederzeit online einsehen kann.

3 Beachten sollte man das beide Campusse zwar durch eine direkte Busverbindung zu erreichen sind, die einfache Fahrt aber je nach Verkehrslage eine gute Stunde braucht. Ich habe vier Kurse mit jeweils 6 ECTS gewählt. Alle Professoren sprachen sehr gutes English und ich hatte keine Probleme dem Unterricht zu folgen. Überall herrscht Anwesenheitspflicht und je nach Professor gilt ein Kurs als nicht bestanden, wenn man eine gewissen Anzahl von Unterrichtseinheiten unentschuldigt fehlt, bzw. werden Fehlstunden mit einem Notenabzug bewertet. Einmal in der Woche trifft man sich mit allen Austauschstudenten zum sogenannten Class-Meeting. Hier gab es dann immer einen netten Plausch mit Daphne, einer Angestellten des International Offices, die uns auf Feiertage, interessante Reiseziele, oder sonstige Veranstaltung der Universität oder Taiwans hinwies. Der Taoyuan Campus ist deutlich größer als der in Taipeh und erinnert durch seine unzähligen Möglichkeiten sich sportlich zu betätigen (Basketball, Volleyball, Fußball, Baseball, Tischtennis, Badminton, Fitness Studio, Mehrzwecksporthalle, verschieden Tanzgruppen) ein wenig an ein Sporttrainingslager. Es gibt drei Food Courts an denen es unterschiedliche Restaurants gibt, zwei kleines Cafés und zwei Supermärkte (Family Mart). Die Wohnheime befinden sich direkt auf dem Campus, es gibt aber auch welche außerhalb. Frauen teilen sich zu vier ein Zimmer mit eigenem Badezimmer, während die Männer in der Regel zu sechst in einem Zimmer wohnen und sich mit einem ganzen Stockwerk die sanitären Einrichtungen teilen. Die Ausstattung ist sehr einfach und zweckmäßig, Internet ist auf dem ganzen Campus vorhanden. An die fehlende Privatsphäre hatte ich mich nach ca. 3 Wochen gewöhnt und kann es jedem nur raten direkt auf dem Campus zu wohnen. Man spart viel Geld (Kosten knapp 300 für 4 Monate Wohnheim!!), das man dann in Reisen, oder Sonstiges investieren kann. Man macht viele Bekanntschaften und Freundschaften und ist in maximal 5 min direkt vom Bett im Vorlesungssaal. Was mir im Vorfeld etwas Angst machte, war die Ausgangssperre. Nach 23 Uhr lässt sich die Eingangstür nicht mehr von innen öffnen, hinein kommt man aber rund um die Uhr. Wenn man über Nacht wegbleiben möchte, muss man sich beim Floorleader abmelden und in einer Liste austragen. Inoffiziell gilt dies aber eher für die reguläre Studenten als für Austauschstudenten, die nach einem Semester sowieso wieder ausziehen und von denen man weiß, dass sie viel Reisen und das Land sehen wollen. Ich hatte diesbezüglich nie Probleme und war ca. alle 2 Wochen für mindestens 2 Nächte außerhalb. Für all diejenigen, die Ihre Englisch/Mandarin- Kenntnisse verbessern wollen und viel über fremde Kulturen lernen wollen, ist das Leben auf dem Taoyuan Campus bestens geeignet, da sich die Mehrheit der

4 europäischen Austauschstudenten für ein Leben und studieren auf dem Taipeh Campus entscheiden. Ich war der einzige Europäer, der in diesem Semester als Austauschstudent in Taoyuan studierte. Die Zahl der regulären europäischen Austauschstudenten belief sich in diesem Semester auf ca. fünf. Eine große Stärke der Ming Chuan Universität ist die Internationalität. Nicht selten befand ich mich in Gruppen wieder aus denen 80 % der Teilnehmer unterschiedliche Nationalitäten angehörten. Taoyuan City Taoyuan City hat ca. 2,1 Mio Einwohner und ist ca. 40 min mit dem Zug von Taipeh entfernt. Von der Universität gibt es einen Bus der einen in ca. 20 min an den Bahnhof in Taoyuan bringt. Hier findet man drei große mehrstöckige Einkaufszentren, die in Taiwan typischen KTV s in denen man sich mit Freunden einen kleinen Raum mieten kann um dann fleißig drauflos zu singen und die MTV s in denen man ebenfalls Räume mietet, um Filme zu schauen. Zum Thema Nachtleben in Taoyuan lässt sich leider nicht viel sagen, da es bis auf zwei, drei teure, kleine Bars nichts gibt. Es bleibt einem also nichts anderes übrig den ca. 1,5h langen Weg nach Taipeh zu machen. Reisen Taiwan hat etwa die Größe von Baden- Württemberg, somit kann man alle interessanten Städte und Gegenden innerhalb eines Semesters besichtigen. An der dicht besiedelten Westküste gibt es einen Schnellzug (HSR) der einen für 40 in ca. 1,5 Stunden von Taipeh in den Süden der Insel bringt, außerdem gibt es ein gut ausgebautes Schienennetz auf dem langsamere Züge zu günstigeren Preisen verkehren. Für die oben erwähnte Strecke zahlt man dann ungefähr die Hälfte und braucht ca. das dreifache der Zeit. Die lokalen Busfahrpläne sind in fast allen Städten nur auf Chinesisch ausgehängt und da man mit Englisch oft nicht sehr weit kommt, kann eine Busfahrt schnell zum Abenteuer werden. Eine online/offline Karte auf dem Smartphone halte ich deshalb für essentiell. In Taipeh und Kaohsiung gibt gut ausgebaute Metrosysteme (MRT), die einem die Stadtbesichtigungen sehr erleichtern. Für alle anderen Städte empfehle ich das Ausleihen eines Motorrollers, diesen kann man sich schon für rund 10 / Tag, incl. Benzin

5 leihen. Für all diejenigen, die auf den Komfort einer Klimaanlage nicht verzichten wollen, gibt es für rund 30 / Tag ein Auto(Internationalen Führerschein nicht vergessen!). Ansonsten sollte man im Straßenverkehr immer Augen und Ohren offen halten, da es speziell zur Rush Hour ziemlich voll auf den Straßen werden kann. Als Europäer ist man besonders in ab gelegeneren Gegenden und kleiner Städten eine Attraktion. Nicht selten wird man im Restaurant oder auf der Straße angesprochen, was zu langen sehr interessanten Gesprächen führen kann. Somit findet man, auch wenn man mal alleine die Insel erkundet sehr schnell Anschluss und ist, wenn man es möchte, immer in Gesellschaft. Ich habe die Taiwanesen als sehr freundliche, hilfsbereite und neugierige Menschen kennenlernt. Außerdem kann ich jeden nur raten, Unterkünfte mit Airbnb (Smartphoneapp) zu buchen. Hier bieten Privatpersonen Ihre Wohnungen zur Anmietung an. Mal ist es eine ganze Wohnung, mal ein Zimmer, mal eine Matratze auf dem Boden im Schlafzimmer des Vermieters. Alles ist möglich. Die Preise sind günstig und man hat so die Chance in den taiwanesischen Lebensalltag Einsicht zu erhalten. Außerdem hat man immer sofort Kontakt mit jemandem, der die Gegend wohl kaum besser kennen könnte und einem wertvolle Tipps geben kann.