Fast immer sind die gewünschten Eigenschaften der Lösemittel mit unerwünschten Wirkungen untrennbar

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1 BG - INFOBLATT Stand 01/2015 Best.-Nr. 521 Lösemittel im Druck und in der Papierverarbeitung Was sind Lösemittel? Lösemittel sind flüssige chemische Stoffe, die andere Stoffe, wie z. B. Druckfarben, verdünnen oder unerwünschte Stoffe, wie Farbreste, Fettrückstände oder Verschmutzungen, schnell ablösen und möglichst rückstandsfrei entfernen sollen. Das meistverwendete Lösemittel ist Wasser und wird in großem Umfang in der Druckformvorbereitung verwendet, z. B. in Entwicklern und Fixierern. Im allgemeinen Sprachgebrauch versteht man aber unter Lösemittel ganz bestimmte Produkte der chemischen Industrie, die die Eigenschaft besitzen, auch wasserunlösliche Stoffe aufzulösen. Da sie in der Regel aus organischen Molekülen bestehen, werden sie auch als organische Lösemittel bezeichnet. Die Produkte, die im Druck und in der Papierverarbeitung eingesetzt werden, sind entweder unter ihrem chemischen Namen bekannt, z.b. Toluol, Benzine, Alkohole oder man bezeichnet sie nach ihrer Aufgabe, z. B. Scannerreiniger, Verdünner, Entferner für Klebstoffreste usw.. Fast immer sind die gewünschten Eigenschaften der Lösemittel mit unerwünschten Wirkungen untrennbar verbunden: Sollen z. B. Walzen, Gummitücher, Presseure oder Klischees gereinigt werden, soll das Maschinenteil möglichst schnell trocknen. Das erreichte man bisher mit leicht flüchtigen Lösemitteln, die schnell verdunsten, d. h. abtrocknen. Die Lösemittel gelangen aber so in die Luft am Arbeitsplatz und damit über die Lunge in den menschlichen Körper, können sich zu einer explosionsgefährlichen Atmosphäre anreichern oder auf andere Art die Umwelt schädigen. Sie können aber auch über die Haut aufgenommen werden oder diese schädigen. Werden z. B. Fingerabdrücke auf Filmen ohne Handschuhe mit Filmreiniger entfernt, wird auch die Haut des Mitarbeiters entfettet. Lösemittel können die Gesundheit sowie die Umwelt schädigen und Brände oder Explosionen hervorrufen. Der Arbeitgeber ist gesetzlich verpflichtet, entweder weniger gefährliche Ersatzstoffe zu verwenden (TRGS 600 Substitution, Pflicht zur Substitutionsermittlung, -prüfung, -entscheidung und zur Dokumentation beruht auf 7 Abs. 1-4, 9 Abs. 2, 10 Abs. 1 Gefahrstoffverordnung (GefStoffV)) oder vorbeugend weitgehende Schutzmaßnahmen gegen die gefährlichen Wirkungen von Lösemittel durchzuführen. Darüber hinaus kann jeder Mitarbeiter selbst etwas für seine Gesundheit, die Vermeidung von Brand- und Explosionsgefahren sowie die Erhaltung unserer Umwelt tun. Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse, Medienbestellung Wiesbaden, Tel. (0611) , Fax:(0611) , medien.dp@bgetem.de

2 2 Einige Hinweise zur Vermeidung bzw. Verringerung von Gefährdungen durch Lösemittel: 1. Erkennen von Gefahren Jeder Mitarbeiter muss die Lösemittel an seinem Arbeitsplatz und die von ihnen ausgehenden Gefährdungen kennen und sich damit auseinandersetzen. Dazu stehen ihm insbesondere die Betriebsanweisungen des Arbeitgebers zum Umgang mit Lösemitteln sowie die jährlichen Unterweisungen als Informationsquelle zur Verfügung. Außerdem sollte auf Kennzeichnungen und Gefahrenhinweise auf Verpackungen geachtet werden. Der Mitarbeiter muss wissen und beachten, welche ganz besonderen Anforderungen speziell an seinem Arbeitsplatz zu beachten sind und in welcher Form er bei seinen Tätigkeiten mit dem Lösemittel in Berührung kommt. Verbleiben Unklarheiten zum Umgang mit einem Lösemittel sollte der Vorgesetzte, die Sicherheitsfachkraft oder der Betriebsarzt angesprochen werden. Mitarbeiter sollten auch Gefährdungen durch Lösemittel bei besonderen Anwendungen (z. B. auf heißen Walzen) erkennen bzw. wissen. 2. Lösemitteldämpfe Jeder Mitarbeiter muss eine positive Einstellung entwickeln, wenn es um den Ersatz leicht verdunstender Lösemittel geht. Insbesondere leicht verdunstende Benzine sind zu ersetzen, auch wenn der Arbeitsaufwand z. B. durch Verwendung von alternativen Reinigungsmitteln auf Pflanzenölbasis oder sehr langsam verdunstenden Waschmitteln (Hochsieder) geringfügig höher wird. Lösemittel stets sparsam anwenden. Nur Gefäße mit dicht schließendem Deckel für frische und gebrauchte Lösemittel verwenden. Beschriftete oder eindeutig mit dem Inhalt gekennzeichnete Spritzflaschen mit kleiner Öffnung, aber nicht zu feinem Sprühstrahl (keine Blumensprüher!) verwenden. Gebrauchte Putztücher in einem Behälter mit dicht schließendem Deckel aufbewahren und möglichst oft aus dem Arbeitsraum entfernen, mindestens zum Schichtende entleeren. Deckel auf Lösemittel-, Putzlappen- und Farbbehältern sowie auf Farbkästen, Feuchtwasserkästen usw., wenn immer möglich geschlossen halten. Messungen der Berufsgenossenschaft haben gezeigt, dass offene Lösemittelbehälter die Konzentration der Dämpfe in der Atemluft erheblich erhöhen. Außerdem sind die Grenzwerte in der Luft am Arbeitsplatz (s. TRGS 900, AGW-Werte) einzuhalten. Hier einige Beispiele für häufig anzutreffende Lösemittel: (s. auch Taschenbuch Gefahrstoffe ):

3 3 Stoffidentität Bezeichnung Aceton Ethanol Arbeitsplatzgrenzwert (AGW) mg/m³ Ethylacetat 1500 Isopropanol (IPA) 500 Toluol 190 C 5 C 8 Aliphaten 1500 C 9 C 15 Aliphaten 600 C 7 C 8 Aromaten 200 C 9 C 15 Aromaten 100 Falls das Kohlenwasserstoffgemisch aus mehr als einer Fraktion besteht, muß der AGW nach der RCP-Methode (reciprocal calculation procedure) berechnet werden (Erklärung dazu in der TRGS 900). 3. Hautkontakt mit Lösemitteln Alle Lösemittel entfetten die Haut. Lösemittel können auch ätzend oder reizend auf die Haut wirken, Allergien und Hautkrankheiten auslösen sowie durch die Haut unmerklich in den Körper gelangen: Beim Umgang mit Lösemitteln sollten konsequent geeignete Schutzhandschuhe getragen werden. Das Tragen muss zur Selbstverständlichkeit werden, wie der Sicherheitsgurt im Auto. Geeignete Handschuh-Empfehlungen finden Sie in den BG-Infoblättern der Reihe 531 (s. Literatur) oder im BASIS-Hautschutzportal Schutzhandschuhe nach der Benutzung austrocknen, defekte oder innen verunreinigte Schutzhandschuhe nicht mehr verwenden (entsorgen). Beim Arbeiten mit Lösemitteln ist zusätzlich zur Verwendung von Schutzhandschuhen Hautschutz in 3 Stufen erforderlich: 1. Hautschutz vor der Arbeit (eincremen) 2. gründliche Reinigung mit mildem Reinigungsmittel; 3. Hautpflegemittel nach der Arbeit (Pflegecreme) Verunreinigungen auf der Haut oder auf der Kleidung niemals mit Lösemitteln reinigen. Bei Spritzgefahr Schutzbrille benutzen.

4 4 4. Hygiene am Arbeitsplatz Da die meisten Lösemittel "fettliebend" sind, werden Lösemitteldämpfe von Lebensmitteln aufgenommen. Lösemittel können sich in Flammen, z. B. in der Zigarettenglut, in stark giftige Stoffe umwandeln: Am Arbeitsplatz sollen Getränke und Lebensmittel nicht offen aufbewahrt werden. Essen und Trinken ist nur in Pausenräumen oder Kantinen gestattet. Lösemittel niemals in Lebensmittelbehältnisse füllen - akute Vergiftungsgefahr durch Verwechslung Rauchen oder Schnupfen am Arbeitsplatz in Gegenwart von Lösemitteln ist nicht gestattet. Mitarbeiter mit arbeitstäglichem Lösemittelumgang sollen nicht mit Arbeitskleidung die Firma verlassen - getrennte Arbeits- und Straßenkleidung ist erforderlich. Arbeitskleidung regelmäßig reinigen. 5. Brand- und Explosionsgefahren Viele Lösemittel, wie Spezialbenzin, Toluol, Isopropanol, Ethylacetat u. a. können sich durch ihren niedrigen Flammpunkt bereits bei Raumtemperaturen leicht entzünden. Brände, Verpuffungen oder gar Explosionen können bei Unterschätzung der Gefahr die Folge sein. Brände und Explosionen lassen sich vermeiden: Wenn möglich, Lösemittel mit hohem Flammpunkt ersetzen - z. B. ist Toluol für den Tiefdruck derzeit nicht ersetzbar, aber zur Fußbodenreinigung gibt es geeignetere Mittel. Lösemittel nur für den Schichtbedarf am Arbeitsplatz bereitstellen. Für Lösemittel nur geeignete Behälter verwenden. Beim Um- und Ausgießen auch kleiner Mengen leichtentzündlicher Lösemittel müssen beide Behälter (Metall!) und der Trichter geerdet werden. Gebrauchte Putztücher dürfen nur in widerstandsfähigen, dicht verschlossenen Behältern gesammelt, gelagert und transportiert werden. Widerstandsfähige Behältnisse sind z.b. Behälter aus Metall oder hochmolekularem Niederdruck-Polyethylen. Wird der Putztuchbehälter nach Schichtende fest verschlossen (schließen der Spannbügel), kann er an den ausgewiesenen Stellplätzen verbleiben. Ist die maximal zulässige Befüllung erreicht, muss er aus dem Arbeitsbereich entfernt werden und in einem separaten Raum oder außerhalb des Gebäudes gelagert werden. Textilien, Fußböden u. a. nicht mit Lösemitteln reinigen. Zündquellen vermeiden - nicht rauchen, kein offenes Feuer, keinen Haartrockner zum Trocknen verwenden, antistatische Schutzschuhe auch im Sommer tragen, funkenfreies Werkzeug verwenden. 6. Lösemittelreste Lösemittelreste dürfen nicht in den Ausguss geschüttet oder zweckentfremdet als Reinigungsmittel "aufgebraucht" werden, sondern sind als Sonderabfälle zu sammeln. Betriebliche Festlegungen hinsichtlich geeigneter Sammelbehälter und Mischverbote beachten. Keine Restbehälter an der Maschine anlegen. Sammelbehälter für Lösemittelreste nicht in Arbeitsräumen aufstellen. Beim Umfüllen gebrauchter Lösemittel Schutzhandschuhe und Schutzbrille tragen, Explosionsschutz beachten.

5 5 7. Literatur Gefahrstoffverordnung und Technische Regeln für Gefahrstoffe (TRGS), im Internet: Stoffdaten: GESTIS - Stoffdatenbank Gefahrstoffinformationssystem der gewerblichen Berufsgenossenschaften, im Internet: webcode: d3380 BG-Infoblätter: Reinigungsmittel - Produkte (Flammpunkt über 40 C) - Zulässigkeit für den Offsetdruck, Best.-Nr. 524 Hand- und Hautschutz allgemein, Best.-Nr.: Hand- und Hautschutz im Offsetdruck, Best.-Nr Hand- und Hautschutz im Verpackungstief- und Flexodruck, Farben auf Lösemittelbasis, Best.-Nr Hand- und Hautschutz im Flexodruck, Farben auf Wasserbasis, Best.-Nr Hand- und Hautschutz beim Druck mit UV-Farben, Best.-Nr Hand- und Hautschutz im Siebdruck, Best.-Nr BASIS Hand- und Hautschutzportal: Gefahrstoffe, Universum Verlag GmbH, Wiesbaden, (wird jährlich neu veröffentlicht) Jeder kann zum Schutz der eigenen Gesundheit und der anderer Mitarbeiter beitragen - beim Umgang mit Lösemitteln stets bewusst und sorgfältig arbeiten.