E R F A H R U N G S B E R I C H T (ausformulierte Version)

Transkript

1 Name:* Universität: University of Crete * Land: Kreta Tel:* Zeitraum: SS 2007 Programm: Erasmus via FB 09 Fächer: Kunstgeschichte ( * diese Angaben sind freiwillig! ) Datum: 16. Juli 2007 E R F A H R U N G S B E R I C H T (ausformulierte Version) Als Gastland für meinen Erasmusaufenthalt hatte ich mich für Kreta entschieden. Die Fakultät für Archäologie und Kunstgeschichte befindet sich dort in Rethymno, eine kleine Studentenstadt- auch bekannt als ein touristischer Ort- in der Nordküste zwischen den nächst großen Städten Chania im Westen und Iraklion im Osten. Es gibt mehrere Anreisemöglichkeiten. Die erste und einfachste Möglichkeit ist, direkt hinzufliegen. Die Flughäfen befinden sich in Chania und Iraklion. Jedoch ist es von der Jahreszeit abhängig, wohin beziehungsweise ob überhaupt Direktflüge angeboten werden. In einer dieser beiden Städten angekommen, kann man entweder mit verschiedenen Buslinien oder einen Taxi nach Rethymno reisen. Die günstigste Variante hier ist die Busfahrt. Für diese ist maximal 10 zu zahlen, wobei eine Taxifahrt um die 65 kostet. Ist Iraklion der Ankunftsort, so handelt es sich bis nach Rethymno immerhin um eine Strecke von 80 km. In meinen Fall hatte ich mich für Iraklion als Ankunftsflughafen entschieden. Da der letzte Bus für Rethymno ab einer großen Busstation in Iraklion um 21:00 Uhr abfährt und ich nach dieser Zeit angekommen bin, musste ich leider ein Taxi nehmen. Da es sich bei Rethymno um eine eher kleine Hafenstadt handelt, so findet man sich dort relativ schnell zurecht. Neben den Hafen und einen langen Sandstrand hat Rethymno eine fast idyllische Altstadt, die durch ihre verwinkelten Gassen besticht. Meine Unterkunft habe ich jedoch in Kali Thea, eine Wohngegend, die 10 Minuten von der Altstadt entfernt ist und direkt am Strand liegt, gefunden. In dieser Wohngegend gibt es mehrere kleine Supermärkte, Konditoreien und andere Einkaufsmöglichkeiten. Auf dem Weg zur Altstadt stößt man neben mehreren 1

2 Einkaufsmöglichkeiten auf Cafés, Tavernen und Restaurants. In der Altstadt selbst befinden sich zudem Bars, Klubs und Diskotheken. Eine beliebte Bar unter den Studenten ist das Figaro, das sich in einer schmalen Gasse mit weiteren Bars befindet. Rethymno als eine Studenten- und Touristenstadt hat deshalb besonders in der Sommerzeit ein reges Nachtleben. Die Kosten für Essen und Trinken sind nicht unbedingt höher als in Frankfurt. Ferner gibt es auf Kreta besonders während der Touristensaison mehrere Jobmöglichkeiten. Beherrscht man mehrere Sprachen und erweist sich als sozial kompetent, so wird es keine Schwierigkeiten geben, einen Job zu finden. Dennoch sollte einkalkuliert werden, dass der Gehalt wesentlich niedriger als in Deutschland ist. Erhält man 4 pro Stunde, so wird man gut bezahlt. Durch die Präsenz von Erasmusstudenten und Studenten aus dem Leonardo Da Vinci Projekt und der Kontaktfreudigkeit der dortigen Griechen ist man nicht lange alleine und kann relativ schnell ein soziales Umfeld aufbauen. Die Atmosphäre unter den Erasmusstudenten war sehr gut und gelassen. Durch großes gegenseitiges Interesse ist von einem regen Kulturaustausch zwischen den Erasmusstudenten und den griechischen Studenten zu berichten. Der kulturelle Austausch wurde besonders durch die interkulturelle Präsenz der Erasmusstudenten verstärkt. In diesem Jahr gab es zum Beispiel Studenten aus Spanien, Italien, Frankreich, England, Österreich, Polen, Tschechien und Rumänien. Die Universität von Kreta in Rethymno befindet sich außerhalb der Altstadt in Gallou und ist am einfachsten mit dem Bus Nummer 10 zu erreichen. Falls der Bus keine Nummer hat, so ist er mit seinem Zielort (die Universität) beschriftet. Ansonsten besteht auch die Möglichkeit zu Fuß oder mit einem Fahrrad zur Universität zu gehen. Busse gibt es während des Semesters üblicherweise jede 10 Minuten, jedoch gibt es keine genauen Zeitangaben für den öffentlichen Verkehr und die Haltestellen werden auch nicht bekannt gegeben. Ferner sind die Haltestellen nicht deutlich angegeben, so dass man sich vor Ort erkundigen muss. Tickets für den Bus kauft man üblicherweise an einen Kiosk, der sich meistens in Reichweite der Haltestelle befindet. Der Universitätsbus hält immer an oder im Hof der Universität. Der Universitätskomplex ist aufgeteilt in verschiedene Fakultäten und relativ neu erbaut. Leider sind durch Streiks und schlechte Versorgung die Gebäude verschmutzt und teilweise demoliert. Dennoch ist der Ort der Universität, auf einem Berg oberhalb des Meeres mit Bäumen und Gewächsen, ein sehr schöner. Ferner sind einige Wandbemalungen sehr künstlerisch gestaltet worden. 2

3 Der erste Anhaltspunkt an der Universität ist das International Office. Dort erhält man eine Mappe, auf dem die Fakultäten und verschiedene Einrichtungen verortet sind und ein Buch mit Informationen über die verschiedenen Fachbereiche. Leider gibt es aber kein schriftliches Vorlesungsverzeichnis. Dieser wird an einer Pinnwand der verschiedenen Fakultäten ausgehängt, d.h. man muss von einer Fakultät zur anderen wandern, um einigermaßen einen Überblick zu erhalten. Zum International Office ist positiv zu bemerken, dass sie fließend englisch sprechen und sich Mühe geben, mit den Erasmusstudenten zu kommunizieren. Insgesamt ist die Atmosphäre dort freundlich. Leider ist aber anzumerken, dass sie neben dem Schriftverkehr, Vermittlung von Zimmern und Griechisch-Sprachkursen, den Studenten nicht wesentlich weiterhelfen. Informationen über Veranstaltungen und Exkursionen sind nicht transparent und werden nicht weiter vermittelt. Zu ihrer Vermittlung von Zimmern ist zu bemerken, dass das International Office mit Vermietern kooperiert, die von Erasmusstudenten profitieren und unfaire Verträge vorsetzen. Hier kann ich aus eigener Erfahrung sprechen. Vor dass ich nach Kreta reiste, bot mir die Universität an, ein Zimmer für mich zu suchen. Hierfür musste ich ein Dokument ausfüllen, in dem der Zeitraum, für den ich das Zimmer haben möchte, angegeben ist. Über eine hat das International Office dann ein Zimmer für 250 im Monat mit Nebenkosten um die 50 gefunden. Da ich der Universität vertrauen schenkte nahm ich dieses Angebot an. In der stand, dass ich möglichst schnell zusagen müsse, damit das Zimmer nicht vergeben werde. Die Zusage werde durch die Überweisung einer Kaution, die aus zwei Monatsmieten besteht, bestätigt. Leider hatte ich in der überlesen, dass unter den Daten des Kontoinhabers klein gedruckt stand, dass wenn man das Zimmer früher verlasse, keine Kaution zurückerhalte. Diese wird verwendet, um Studenten an das jeweils vermittelte Zimmer und damit an einen Vermieter zu binden. Vor Ort habe ich erfahren, dass die Qualität des Zimmers, das mir vermittelt wurde, nicht den Kosten der Miete entsprach und im Vergleich mit dem Wohnmarkt, überteuert vermietet wurde. Ferner hielt das Zimmer Feuchtigkeit fest und ließ nicht genug Tageslicht rein, was zur Folge hatte, das auch beim hellen Tageslicht, elektrisches Licht benutzt werden musste. Als ich die Vermieterin über meine Unzufriedenheit informierte, zeigte sie wenig Verständnis und erwies sich durch ihr Nichterscheinen an ausgemachten Terminen als unzuverlässig. Zudem erfuhr ich, dass die Vermieterin einen hohen Posten an der 3

4 Universität hat, was in anderen Worten bedeutet, dass Angestellte der Universität ihren Posten für persönlichen Profit ausnutzen. Als ich ferner von einem Einheimischen erfuhr, dass die , die das International Office verschickte, nicht aussagekräftig und legal sei, machte ich mich auf private Wohnungssuche. Nachdem ich eine Woche nach meiner Ankunft auf Kreta aus meinen alten Zimmer ausziehen wollte, drohte mir die Vermieterin keinen Cent der Kaution von 500 zurückzuerstatten. Erst als ich ihr eine schriftliche Kündigung des Mietvertrages (der Vertrag bestand nur aus der ) offiziell per Post schickte, zeigte sie sich kooperationsbereit. Doch auch dann versuchte sie auf jede mögliche Weise soviel wie möglich von der Kaution zu behalten. Ich bin kein Einzelfall mit dieser Erfahrung und kann mindestens noch 5 weitere Studenten angeben. Diese Erfahrung muss nicht jeder machen und deshalb empfehle ich jeden, sich auf private Wohnungssuche zu machen. Die Wohnungen sind nicht nur günstiger, sondern haben auch einen höheren Standart. Hinsichtlich des Status als Erasmusstudent, so erhält man vom jeweiligen Fachbereich einen Studentenausweis und eine Karte, mit der man Vergünstigungen beim öffentlichen Verkehr erhält. Von der Bibliothek wird nach einer Führung und der Abgabe eines auszufüllenden Formulars ein Bibliotheksausweis gegeben, damit Bücher ausgeliehen werden können. Bücher werden meistens nur für eine Woche verliehen. Falls man ein Buch dennoch länger braucht, so kann man die Ausleihe verlängern. Braucht kein anderer Student das jeweilige Buch, so kann man die Ausleihe insgesamt dreimal verlängern. Über die Bibliothek selbst ist zu berichten, dass sie Computer mit Datenbanken und Internet bereitstellt, Studenten mit Laptop Internetzugang gibt und insgesamt gut ausgestattet ist. Vor dem Eingang der Bibliothek gibt es Schließfächer, deren Schlüssel an der Rezeption des Bibliothekseinganges erhält. Die Besonderheit des Studienganges Kunstgeschichte auf Kreta ist, dass es mit der Archäologie zusammenfällt. Sehr gut vertreten sind die byzantinische Geschichte und Kunst, die Renaissance und die Moderne. Überwiegend werden Vorlesungen angeboten, in denen man eine Abschlussklausur schreibt. Dennoch wird auch angeboten, eine Hausarbeit zu verfassen. Vorlesungen und Seminare dauern insgesamt drei Stunden und sind alle in der Muttersprache. Da drei Stunden sehr lange sind, gibt es zwischendurch eine Pause. Verspätungen von Dozenten sind üblich, so dass manchmal eine Wartezeit von 30 Minuten einzukalkulieren ist. Zu der 4

5 technischen Ausstattung ist zu bemerken, dass sie relativ arm und schlecht vertreten ist. Neben den Kursen der jeweiligen Fachbereiche werden auch Sprachkurse in Neugriechisch für Erasmusstudenten angeboten. Es gibt drei verschiedene Stufen: Anfänger, Mittelstufe und Fortgeschrittene. Die Sprachkurse sind eine große Hilfe sich im Gastland zu Recht zu finden und mit den Einheimischen zu kommunizieren. Kurse für die Fachtermini der jeweiligen Studienfächer wurden leider nicht angeboten. Die zweistündigen Sprachkurse fanden insgesamt dreimal in der Woche statt und wurden von zwei Dozentinnen geleitet. Leider ist anzumerken, dass die Dozenten nicht immer pädagogisch kompetent handelten und ihre Ungeduld in einigen Fällen eher Nervosität unter den Studenten als Freude am Erlernen einer Sprache verursachte. Zu den Dozenten generell ist jedoch anzumerken, dass sie den Studenten gegenüber sehr offen und zuvorkommend sind. Die Beziehung zwischen Student und Dozent ist auf Kreta eine sehr gelassene und freundschaftliche. Neben der universitären Anlage gibt es auf Kreta mehrere archäologische, historische, städtebauliche und besonders Natur-Sehenswürdigkeiten. Es lohnt sich mit den Bus oder ein Mietauto die gesamte Insel zu bereisen. Unterwegs wird man auf mehrere archäologische und byzantinische Stätten stoßen und besonders ein einmaliges Naturerlebnis haben. Insgesamt kann ich berichten, dass ich von den Erfahrungen, die ich auf Kreta gemacht habe, nicht nur für meinen Studiengang, sondern auch für mein weiteres Leben profitiere. 5