Persönlicher ERASMUS-Erfahrungsbericht

Transkript

1 Persönlicher ERASMUS-Erfahrungsbericht Studienfach Gastuniversität Gastland Aufenthaltsdauer (Monat/Jahr Monat/Jahr) Einverständniserklärung Soll der Bericht anonym veröffentlicht werden? Soziologie/VWL Scienes Po Bodeaux Frankreich September 2012 Mai 2013 Ich bin damit einverstanden, dass mein Erfahrungsbericht auf den Internetseiten des Akademischen Auslandsamtes veröffentlicht bzw. an interessierte Studierende weitergeleitet wird. ja nein ja nein Studium an der Gastuniversität Das IEP (Institut d'études Politiques) ist ein Grand École. Diese gehören zu den Elite-Universitäten in Frankreich. An die französischen Studenten stellt es demgemäß hohe Anforderungen. Sie studieren insgesamt fünf Jahre und es ist obligatorisch für sie, das zweite Jahr im Ausland zu absolvieren. Für die Erasmus-Studenten ist das Studium am IEP etwas leichter. Ihnen stehen alle Kurse des 1., 3. und 4. Jahres zur Verfügung. Die Studenten haben eine sehr große Auswahl an Kursen. Neben den Politikfächern bietet die Universität auch Kurse in anderen Fachbereichen, wie Soziologie, Wirtschaft und Jura an. Die ECTS sind anders vergeben als an der Universität Potsdam. Es gibt Kurse mit 4 ECTS oder mit 8 ECTS. Die Kurse für die Erasmus-Studenten sind normalerweise nur Vorlesungen, es gibt keine Seminare oder Übungen. Neben den normalen Vorlesungen werden auch sogenannte Cours d'ouvertures angeboten. Diese Kurse werden von einem ausländischen Gast-Dozenten gehalten. Die Kurse sind themenspezifisch und werden auch manchmal je nach Thema in einer anderen Sprache gehalten. Die verschiedenen Themen sind sehr interessant, weil sie unter anderem das Allgemeinwissen erweitern und das Interesse an anderen Kulturen und Ländern wecken. Obwohl man in diesen Kursen entweder eine Hausarbeit oder eine Klausur schreiben muss, bekommt man nur 2 ECTS.

2 CERTIFICAT D'ÉTUDES POLITIQUES Für Studenten, die 2 Semester am IEP studieren, gibt es die Möglichkeit ein Certificat d'études Politiques (CEP) zu erwerben. Das Zertifikat stellt einige Anforderungen an die Studenten. Man muss am Anfang einen Aufnahmetest bestehen, da wird das allgemeine Sprachniveau getestet. Hierzu gehören drei obligatorische Seminare: Études Politiques, Culture générale und Langues et civilisations Françaises. Diese Seminare sind den deutschen Seminaren sehr ähnlich. Es sind kleinere Gruppen, die nur aus Erasmus-Studenten bestehen. Hier werden anstatt von Klausuren Referate gehalten, Hausarbeiten und Aufsätze geschrieben. Neben diesen Anforderungen müssen die Studenten mindestens 60 ECTS für die zwei Semester erreichen. Auch wenn der Arbeitsaufwand höher ist als für die Erasmus-Studenten, die das CEP nicht machen, lohnt es sich, es wenigstens zu versuchen, denn man lernt in den Kursen meiner Meinung nach besser das französische Hochschulsystem kennen. Integration und Betreuung der ausländischen Studenten Um die Integration der ERASMUS-Studenten an der Sciences Po kümmert sich vor allem die Studentenorganisation ERASMIX. Französische Studenten organisieren regelmäßig Fahrten ins Umland, Theaterbesuche oder Soirées in Bordeaux. Jedem ERASMUS-Studenten wird außerdem ein Pate bzw. Patin zugewiesen. ERASMIX organisiert vor allem viele Partys auch mit anderen Unis, so dass man auch Erasmus- und französische Studenten von anderen Universitäten kennen lernen kann. Andererseits werden auch Sportkurse angeboten. Sie sind für die Erasmus Studenten nicht verpflichtend, aber viele Studenten nutzen diese Möglichkeit aus. Dort lernt man dann auch französische Studenten kennen. An der Uni war es etwas schwerer Kontakte mit französischen Studenten zu knüpfen, aber da ich mitten in der Stadt mit vielen französischen Nachbarn (Studenten) gewohnt habe, war es für mich einfacher mich mit ihnen anzufreunden. Aber normalerweise bleibt man eher in der Erasmus Gruppe, was ich etwas schade finde.

3 Wohnen Von Deutschland aus und für den Anfang ist es einfacher ins Studentenheim zu ziehen. Allerdings sollte man sich sehr früh dafür anmelden, weil es sonst in den renovierten Studentenwohnheimen keinen Platz mehr gibt. Während man im renovierten Studentenheim ein eigenes Bad sowie einen Kühlschrank besitzt (allerdings keine Herdplatte), so muss man sich im traditionellen Studentenheim Toilette und Küche mit den Bewohnern der Etage teilen. Außerdem hat man keinen Kühlschrank, auch nicht in der Küche, so dass man sich entweder einen kaufen muss oder immer außerhalb essen muss. Ich habe selber die Erfahrung gemacht, dass die traditionellen Studentenheime sehr alt und dreckig sind. Natürlich sind die Zimmer demgemäß auch viel billiger. Das haben mir auch andere Erasmus Studenten bestätigt. Viele meiner Kommilitonen haben das ganze Jahr im Studentenwohnheim gewohnt und es hat ihnen auch sehr gefallen.die Wohnheime liegen weit außerhalb der Stadt, da gibt es eigentlich nur die Universität. In der Stadt hat man die Möglichkeit, sich entweder ein sogenanntes Studio zu suchen oder ein Zimmer in einer WG zu mieten. Dabei muss man fast immer mit ca. 400 Miete für ein Zimmer in Bordeaux rechnen. Ich hatte mein erstes Zimmer in einem traditionellen Studentenheim. Dort hätte ich nicht zwei Semester wohnen. Ich habe dann sofort angefangen eine Unterkunft in der Stadt zu suchen und habe auch schnell was gefunden. Ich hatte ein eigenes Studio mit Küche und Bad. Mein Vermieter vermietet nur an Studenten, deshalb waren alle meine Nachbarn jung und man konnte sehr gute Kontakte knüpfen. Ich fand es besser in der Stadt zu wohnen, weil man da das Leben in Bordeaux besser genießen kann. Alle Bars, Restaurants, Sehenswürdigkeiten und Clubs sind sehr gut auch zu Fuß zu erreichen. Außerdem ist es einfacher nach Hause zu kommen, die Trams fahren nicht die ganze Nacht durch und dann kann man auch zu Fuß nach Hause gehen. Es ist natürlich teurer in der Stadt zu wohnen, aber auch die ausländischen Studenten bekommen eine Unterstützung für die Unterkunft, die CAF (Caisse d'allocation Familiale). Die Höhe hängt von vielen Faktoren ab, aber man bekommt auf jeden Fall einen guten Zuschuss. Es ist natürlich etwas Aufwand diese Unterstützung zu beantragen, aber es lohnt sich! Und ich rate euch, es so schnell

4 und früh wie möglich zu machen, weil es manchmal sehr lange dauern kann, bis man den ersten Zuschuss bekommt. Für die WG-Suche eignet sich insbesondere die Internetseite auf der man viele Angebote finden kann. Wenn ihr Glück habt, findet ihr auch ein Zimmer über die Sciences Po: Melanie Lécouvey, Koordinatorin für die internationalen Studenten am IEP, schickt euch ein paar Monate vor Beginn eures Studiums einige WG-Angebote. Bordeaux als Erasmus Ziel Bordeaux ist eine schöne und kleine übersichtliche Studentenstadt. Man kann Bordeaux leicht zu Fuß erkunden. Das Zentrum bietet sehr viele kleine Cafés, Bars und Einkaufläden an. Es ist aber auch sehr schön einfach mal durch die kleinen Gassen der Altstadt zu laufen und die typische Stimmung zu genießen. Außerdem kann man am Fluss entlang spazieren und einen schönen Blick auf Bordeaux werfen. Es ist sehr schön an der Garonne entlang zu laufen oder mit dem Fahrrad zu fahren. Ein beliebter Treffpunkt der Studenten ist der sogenannte Mirroir d eau an der Garonne, insbesondere zur Sommerzeit lädt der Platz zum Treffen und Wein trinken ein. Das Nachtleben in Bordeaux lässt sich so ganz gut genießen. Vor allem viele kleine Bars in der Altstadt geben der Stadt eine schöne Stimmung. Das Angebot an Clubs und Tanzlokalen ist in Bordeaux nicht so groß. Sicherlich gibt es einige Diskotheken in Bordeaux, aber sie sind sehr teuer und auch manchmal viel zu voll. Ich bin selbst nicht so ein Clubfan, aber manchmal hat man dann doch Lust feiern zu gehen. Meistens haben wir selber Hauspartys organisiert. Die sind immer super und sehr lustig gewesen. Neben der Stadt und dem typischen Ambiente hat das Umland viel zu bieten. Bordeaux liegt sehr nah am Strand, also an den Wochenenden, wenn man an den Strand gehen will, setzt man sich einfach in den Bus oder in den Zug und fährt in ca. einer Stunde dorthin. Zudem sind viele kleine Städte in kurzer Zeit zu erreichen, zum Beispiel St.Emilion: eine kleine Ortschaft, die vor allem wegen ihrem Wein bekannt ist. In den Ferien kann man natürlich die Zeit ausnutzen um größere Reisen zu machen. Ich habe zum Beispiel Paris, Toulouse, Marseille und weitere kleinere Städte kennen gelernt. Wir sind mit einer Gruppe von Freunden auch außerhalb Frankreichs gewesen. Also man kann die Zeit sehr gut ausnutzen um mehrere kleine Reisen zu veranstalten.

5 Fazit: Mein 9-monatiger Erasmus-Aufenthalt in Bordeaux hat mir sehr gut gefallen. Insbesondere war ich sehr glücklich, das französische Leben und die Kultur besser kennen lernen zu können und meine Französisch-Kenntnisse verbessern zu können. Es war sehr interessant, so viele ausländische Studenten kennen zu lernen. Ich komme selbst aus Lateinamerika und habe dort sehr viele Kolumbianer und Mexikaner kennen gelernt, so konnte ich meine Muttersprache wieder sprechen. Ich persönlich finde es sehr wertvoll andere Menschen mit anderen Kulturen kennen zu lernen. Diese Kulturvielfalt erweitert das eigene Weltbild und ist eine ungemein wertvolle Erfahrung. Es war für mich mein schönstes Studienjahr bis jetzt und ich kann euch nur empfehlen, euch für ein Erasmus Jahr zu bewerben. Man kann wirklich nur Positives aus einem Erasmus-Aufenthalt entnehmen.