Mein Semester an der. Sciences Po Grenoble/

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1 A Mein Semester an der Sciences Po Grenoble ein Erfahrungsbericht aus dem Studienjahr 2018/19 1 Name: Studiengang: Gastland: Gasthochschule: Stefanie Schäfer Internationale Beziehungen Frankreich Sciences Po Grenoble/ Institut d Etudes Politiques de Grenoble

2 Warum? Wann? Wo? Was? Wie lange? Wenn man sich zum ersten Mal mit der Frage nach einem Auslandsaufenthalt während des Studiums auseinandersetzt, stellen sich einem diverse Fragen: Warum sollte ich ein Auslandssemester in einem fremden Land absolvieren? Was bringt es mir während und nach meinem Studium? Wo wäre es sinnvoll einen solchen Auslandsaufenthalt zu absolvieren? Wie lange sollte ich in dem Land bleiben? Ist es besser dort ein Semester oder ein Jahr zu verbringen? Wie sieht das mit der Wohnungssuche aus? Wie gestaltet sich das Leben dort? Kann ich es mir überhaupt leisten, ein solchen Aufenthalt zu finanzieren? Wie ist die Universität dort gestaltet? Ist es schwierig den Vorlesungen zu folgen, vor allem aufgrund der fremden Sprache? Werde ich dort Anschluss finden?. Keine Panik! Ich kann euch versichern, dass sich jeder vor seinem Auslandsaufenthalt mit diesen Zweifeln auseinandergesetzt hat Es ist wichtig sich mit diesen Fragen zu beschäftigen, denn ein Auslandsaufenthalt ist immer mit Aufwand verbunden und die richtige Stadt und Landeswahl kann oft über einen gelungenen oder eben nicht so tollen Erasmusaufenthalt entscheiden. Deswegen ist es umso wichtiger, in sich selbst hineinzuhorchen, damit einem wunderschönen Erasmusaufenthalt nichts mehr im Wege stehen kann! Mit den folgenden Zeilen werde ich euch Grenoble und die Grande École Sciences Po Grenoble näherbringen und warum es für mich keinen besseren Ort für meinen Erasmusaufenthalt gegeben hätte. Und wer weiß, vielleicht wird es ja auch bald eurer Warum sollte ich ein Auslandssemester in einem fremden Land absolvieren? Diese Frage war für mich persönlich sehr einfach zu beantworten. Ich studiere Internationale Beziehungen, liebe es zu reisen und in fremden Ländern zu leben und weiß aus vorheriger Erfahrung, wie unglaublich bereichernd es ist, einen direkten Einblick in andere Kulturen zu erhalten. Außerdem schien es mir in dem Studiengang Internationale Beziehungen unverzichtbar eine weitere Sprache neben Englisch sehr gut beherrschen zu lernen und das geht nirgends besser als in dem Ursprungsland der Sprache. Keine Angst falls ihr bisher noch keine längeren Auslandserfahrungen habt und vielleicht von dem scheinbar großen Organisationsaufwand abgeschreckt werdet. Meiner Meinung nach ist das Erasmusprogramm in großen Teilen so gut vororganisiert, dass man in den meisten Bereichen wirklich nur angegebenen Schritten folgen muss und man immer Ansprechpartner an beiden Universitäten hat. 2

3 Was bringt es mir während und nach meinem Studium? Jede Menge Spaß und tolle Erfahrungen:P Natürlich ist das Auslandssemester bei den meisten Studierenden eine Möglichkeit, ein neues Land kennenzulernen und ein neues Universitätssystem. Dabei habe ich in Frankreich Kurse besucht, die ich in Deutschland so nie gefunden hätte, die den Inhalt meines Studiums aber definitiv bereichert haben. Ein Beispiel hierfür wäre meine Vorlesung zum Islam und Muslimen im modernen Frankreich, ein Thema das gerade in unserer heutigen Zeit durchaus wichtig ist, aber verständlicher Weise an deutschen Hochschulen nicht in diesem Format behandelt wird. Allerdings sollte einem bei der Entscheidung für das Auslandssemester auch klar sein, dass dieses Semester niemals ein deutsches Hochschulsemester ersetzen wird. Zum einen hängt dies mit Pflichtveranstaltungen an der Gasthochschule zusammen, die man in Erfurt nicht immer anrechnen lassen kann (was natürlich auch mit der eigenen Studienplanung zusammenhängt) und der Tatsache, dass man in einer fremden Sprache nicht unbedingt seine innerdeutschen normalen Studienleistungen erbringen kann. Außerdem hat es mir persönlich auch in Bezug auf meine Masterwahl geholfen. Nach dem Semester an der Sciences Po Grenoble kann ich mir definitiv ein Masterstudium in Frankreich vorstellen, auch wenn das Universitätssystem deutlich mehr verschult ist als in Deutschland. Wo wäre es sinnvoll seinen Auslandsaufenthalt zu absolvieren? Diese Frage hängt natürlich ganz von euren persönlichen Präferenzen ab. Grenoble ist ein perfekter Ort für alle Menschen, die sich gerne in eher mittelgroßen Städten aufhalten, ein Faible für die Natur besitzen oder es lieben Sport aller Art zu treiben. Durch seine Lage in den Alpen bietet es im Sommer beste Möglichkeiten innerhalb von nur 15 Minuten mit dem Bus zu wunderschönen Wanderwegen zu gelangen und im Winter kann man mit Hilfe von Studentenrabatten (Mit der sogenannten U Glisse Karte zahlen Studenten für einen Skipass pro Tag gerade mal um die 12 Euro) super günstig in den vielen Skigebieten um die Stadt Wintersport treiben. Natürlich ist Grenoble auf der anderen Seite keine Großstadt mit riesigen Einkaufsmöglichkeiten. Es ist im Großen und Ganzen mit Erfurt vergleichbar, wenn auch etwas größer. Es gibt in der Stadt jedoch auch weniger schöne Seiten. So gilt 3

4 Grenoble in den französischen Medien als das Chicago Frankreichs, da es eine sehr hohe Kriminalität gibt. Leider kann ich dies aus eigener Erfahrung bestätigen, da ich in meinen ersten Wochen ausgeraubt wurde. Aber ehrlicher Weise war ich damals auch sehr leichtfertig mit meinen persönlichen Habseligkeiten umgegangen und kann euch versichern, dass normalerweise nichts passieren wird, wenn ihr aufmerksam durch die (vor allem nächtliche) Stadt geht. Insgesamt sollte man natürlich auch ein Interesse für die Kultur und Lebensweise des Landes mitbringen und im Falle Frankreichs Zeit und Geduld. Insbesondere beim Einkaufen kann es durchaus einmal länger dauern als gewohnt, da Franzosen im Allgemeinen sehr gerne kleinere Gespräche führen. Ich persönlich fand jedoch auch, dass sich die deutsche und französische Lebensweise zumindest in Grenoble sehr stark ähneln. Generell konnte ich feststellen, dass viele Professoren sehr direkt mit ihrer Kritik und ihren Meinungen waren und dies auf sensible Menschen durchaus verletzend wirken kann. Wie lange sollte ich in dem Land bleiben? Ist es besser dort ein Semester oder ein Jahr zu verbringen? Grundsätzlich gibt es für beide Zeiten gute Argumente. Was einem im Vorhinein klar sein sollte, ist die Tatsache, dass viele Erasmusstudierenden nur ein Semester an der Gasthochschule bleiben. Dadurch ist die Zusammensetzung im zweiten Semester deutlich anders und man verliert möglicherweise Freunde, mit denen man im ersten Semester viele Erlebnisse und Erfahrungen geteilt hat. Des Weiteren wird man sich in seinen Erasmussemestern nie wirklich wie ein vollständiger Studierender der Gastuniversität fühlen, da es durch die Besonderheit des Erasmusprogrammes insgesamt relativ schwierig ist, wirklich mit Franzosen der Universität in tieferen Kontakt zu kommen. Diese beiden Argumente waren für mich persönlich damals ausschlaggebend, nur ein Semester an der Sciences Po Grenoble zu verbringen. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch Argumente, die für einen Aufenthalt von einem Jahr sprechen. Dazu gehört vor allem die Tatsache, dass die vier Monate Semester definitiv nicht genug sind, um sein Sprachniveau in großem Maße zu erhöhen. Nach einem Jahr kann man in dieser Hinsicht einen deutlich größeren Progress sehen. Des Weiteren ist es bei der Länge von einem Jahr leichter möglich sich innerhalb der Universität und seiner vielen Hochschulgruppen zu engagieren und dadurch mit Franzosen in Kontakt zu kommen. Ich wollte mich ursprünglich in der Hochschulgruppe Ojolatino (Hochschulgruppe für Lateinamerika) engagieren, gab diesen Plan letztendlich jedoch auf, da die erste generelle Organisation der Gruppentätigkeit so lange gedauert hatte, dass ich bei den ersten Treffen bereits meine Abschlussprüfungen schrieb. 4

5 Wie sieht das mit der Wohnungssuche aus? Wie gestaltet sich das Leben dort? Kann ich es mir überhaupt leisten, ein solchen Aufenthalt zu finanzieren? Generell gibt es in allen französischen Städten die Möglichkeit, sich für die Studentenwohnheime zu bewerben. In Grenoble ist dafür das Crous verantwortlich. Von diesen wurde mir das Rabot zugewiesen, welches auf dem Berg zwischen der Stadt und der Bastille liegt. Nachdem ich bereits diverse (nicht allzu positive Geschichten) über dieses Studentenwohnheim gehört habe, lehnte ich das Angebot ab. Zwar hat man einen wunderschönen Blick über Grenoble (wenn das Zimmer auf der richtigen Seite liegt), aber dafür anstelle von Toiletten Löcher im Boden und einen 15-minutigen Fußmarsch von der Stadt (Es ist dafür aber sehr günstig). Die anderen Wohnheime sind dagegen in Ordnung. Ich selbst entschloss mich auf eigene Faust nach einem WG-Zimmer zu suchen. Dieser Prozess ist durchaus langwierig und nervenaufreibend (Ich habe die Zusage für mein Zimmer in der Woche vor Universitätsstart erhalten), aber es kann sich wirklich lohnen. Durch meine internationale WG kam ich in Kontakt mit anderen Studierenden außerhalb von Sciences Po und war vom ersten Tag an durch meine Mitbewohner in das Leben in Grenoble involviert. Also keine Angst vor dem organisatorischen Aufwand oder diversen Rückschlägen, für mich war es das Beste, was mir passieren konnte! Der Preis für ein WG Zimmer ist hierbei vergleichbar mit vielen deutschen Städten. Ich persönlich habe mit Nebenkosten 400 Euro im Monat bezahlt (Die Studentenwohnheime sind günstiger). Es ist also durchaus teurer als in Erfurt, aber nicht unbezahlbar. Außerdem ist der Erasmus Zuschlag eine große Hilfe bei den höheren Lebenserhaltungskosten in Frankreich. Nach meinen Schätzungen bezahle ich hier fast das doppelte für meinen wöchentlichen Einkauf. Dafür sind einige Sachen aber auch günstiger wie beispielsweise das Monatsticket für die Tram. Dieses kostet für Personen unter 25 Jahren gerade einmal 15 Euro. Wie ist die Universität dort gestaltet? Ist es schwierig den Vorlesungen zu folgen, vor allem aufgrund der fremden Sprache? Das Universitätssystem ist in Frankreich deutlich mehr verschult als in Deutschland, d.h. man darf sich darauf einstellen, wöchentliche Hausaufgaben zu verfassen und abzugeben. Allerdings finde ich dieses System teilweise auch gut, da man sich bereits während des Semesters tiefer mit dem Lehrinhalt der Veranstaltung auseinandersetzen muss. Natürlich gibt es auch Vorlesungen, die ähnlich gestaltet sind wie in Deutschland. In der Sciences Po Grenoble gibt es für die Internationale Studierenden ein System mit drei Tracks. Zu Beginn des Aufenthalts wird man je nach dem eigenen Französischniveau in einen Track eingeteilt. Dabei besteht der erste Track aus rein englischen Kursen (Niveau A1 B1.1), der zweite ist ein gemischter Track (Englisch/Französisch; Niveau B1.2 B2.1) und der dritte Track enthält nur französische Kurse (Niveau B2.2 C2). Ich selbst war im zweiten Track und habe aber trotzdem alle Kurse bis auf einen Kurs (CMINT Es ist Pflicht diesen im Track 2 auf 5

6 Englisch zu belegen) auf Französisch belegt. Falls ihr euch deswegen sorgen macht, könnt ihr euch jedoch auch dazu entscheiden, die meisten Kurse auf Englisch zu belegen. Natürlich hängt es immer von den eigenen sprachlichen Fähigkeiten ab, wie gut man der Vorlesung folgen kann und am Ende war es für mich persönlich schwieriger, die Prüfungen auf Französisch zu schreiben als auf Englisch, aber es war nicht unmöglich! Ich selbst hatte gerade einmal B1 Niveau Französisch aus den letzten 2 ½ Jahren und habe es am Ende geschafft, die selbe Klausur wie die Franzosen zu schreiben (Internationale Studierende werden dabei aufgrund des sprachlichen Defizits weniger streng bewertet). Deshalb glaube ich, dass ihr keine Angst haben müsst, die Kurse auf Französisch zu belegen. Es hilft auf jeden Fall dem eigenen fachlichen Vokabular und den Sprachkenntnissen generell! Werde ich dort Anschluss finden? Ja ganz sicher Alle Erasmusstudierenden sind in einer komplett neuen Situation und freuen sich, wenn sie andere Gleichgesinnte finden, die Grenoble und Umgebung mit ihnen Erkunden wollen. Es ist wirklich nicht schwer neue Kontakte aus aller Welt zu knüpfen. Ein kleiner Tipp von mir ist die Accueil + Woche, die von der Universität zu Beginn des Wintersemesters für die Internationalen Studierenden organisiert wird. Zwar kostet sie extra, dafür hat man aber neben dem einwöchigen Sprachkurs und den zahlreichen Einführungswochenaktivitäten einen gut organisierten Wochenendausflug. Wir waren damals ein Wochenende am Mont Blanc inklusive Gletscherbesichtigung und großer Wanderung und ich lernte meine besten Freunde in genau dieser Woche kennen. Ich hoffe ich konnte euch mit meiner Beschreibung bei eurer Entscheidungsfindung helfen und eure Neugier auf Frankreich und Grenoble wecken! P.S.: Grenoble hat auch super gute und teilweise direkte Zug- und Busverbindung zu den meisten französischen Städten und in die Schweiz plus nach Italien :P Deswegen noch einige außeruniversitäre Eindrücke Paris (3 h) 6