DASAG-Naturasphaltplatte. Materialbeschrieb. Mineralische Werkstoffe > Bituminöse Werkstoffe

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1 Materialgruppen: Mineralische Werkstoffe > Bituminöse Werkstoffe Materialbeschrieb Naturasphaltplatten bestehen aus gemahlenem Naturasphalt, Naturstein als Farbzuschlag und Bitumen als Bindemittel. Naturasphaltplatten reihen sich als ein historisches Baumaterial des 20. Jahrhunderts in die Geschichte ein. Über 100 Millionen Quadratmeter wurden seit 1903 bis zur Einstellung der Produktion im Jahr 2011 in öffentlichen und privaten Bauten verlegt. Den benötigten Naturasphalt baute seit 1963 im Monopol die DASAG (Deutsche Naturasphalt GmbH) in einer Naturasphaltlagerstätte bei Holzen im Landkreis Holzminden in Niedersachsen ab. Naturasphaltplatten sind trittsicher und fusswarm und ermöglichen ein angenehmes, ermüdungsfreies Begehen. Sie dämmen den Trittschall, vermindern Vibrationen und reduzieren die Weiterleitung von Längsschall, was den Geräuschpegel in Gebäuden insgesamt reduziert. Aufgrund eines äusserst geringen Abriebs sind sie sehr strapazierfähig und besitzen eine staubarme, leicht zu reinigende Oberfläche. Für Nassräume sowie für eine Verlegung im Freien eignen sie sich nicht. Naturasphaltplatten sind schwer entflammbar, jedoch nicht beständig gegen Fett, Säuren und Laugen. Naturasphaltplatten eignen sich für die Verlegung in geschlossenen Räumen und sind wartungsfrei. Bei etwaigen Beschädigungen sind einzelne Platten leicht austauschbar. Naturasphaltplatten kamen als Bodenbeläge in stark beanspruchten Innenräumen wie Industrie- und Messehallen, Lokdepots und Werkstätten, in Museen und Kirchen, aber auch in Boutiquen und privaten Wohnräumen zur Anwendung. In den Nachkriegsjahren wurden sie auch als Isolierschicht unter Fahrbahnbeläge verlegt. Die Beweglichkeit der Platten verhinderte Risse im Unterbau. Handelsnamen: Italienische Bezeichnung: Französische Bezeichnung: Englische Bezeichnung: DASAG-Naturasphaltplatte piastrelle di asfalto carreaux d'asphalte asphalt tiles MATERIAL ARCHIV / 5

2 Hintergrund Geschichte: 1903 stellte die DASAG im niedersächsischen Eschershausen die ersten Stampf-Naturasphaltplatten her. Sie wogen etwa 26 kg und waren massiver als die später entwickelten Hochdruck-Naturasphaltplatten. Die Platten aus natürlichen Rohmaterialien stiessen auf breite Resonanz, da sie eine wirtschaftliche Alternative zu den bislang vorherrschenden giessbaren Fliessbelägen darstellten. Bis die in Staatsbesitz befindliche DASAG 1963 ein Monopol über die Produktion von Naturasphaltplatten erlangte, gab es in Deutschland mehrere Hersteller wurde die DASAG von der Firma KANN aufgekauft, die die Produktion fortführte, bis die Vorräte des Stollens Gustav bei Holzen erschöpft waren. Die hohen Kosten für die Erschliessung eines neuen Stollens in der niedersächsischen Naturasphaltlagerstätte führten in Abwägung mit der zu erwartenden Nachfrage im Jahr 2011 zur Einstellung der Produktion. Ökologie: Naturasphaltplatten sind aufgrund ihrer natürlichen Rohstoffe relativ umweltfreundlich. Recycling: Die Naturasphaltplatten lassen sich rezyklieren. Herstellung Herkunft, geografische Region: Eschershausen (Niedersachsen, Deutschland) Gewinnung: Der Naturasphalt wird in einem Stollen untertage abgebaut. Fertigung: Das Rohmaterial wird feingemahlen, unter Wärmeeinwirkung zu einem homogenen Gemisch verarbeitet und dieses daraufhin unter Druck (über 400 bar) in Plattenform gepresst. Eigenschaften Zusammensetzung/Analyse: Naturasphaltplatten bestehen aus gemahlenem Naturasphalt, Natursteinen als Farbzuschlag und Bitumen als Bindemittel. Alterungsverhalten: Je höher die Verkehrsbelastung, desto stärker verdichten sich die Platten und umso fester werden sie mit den Jahren. MATERIAL ARCHIV / 5

3 Erscheinung Farbe: Brauntöne, Rottöne, Schwarztöne Naturasphaltplatten sind von Natur aus schwarzgrau bis schwarzbraun. Mithilfe von Eisenoxid können sie rot eingefärbt werden. Darüber hinaus kann eine helle Natursteinkörnung in der Oberschicht dem Basiston eine weiss gesprenkelte Optik verleihen. Geruch: Haptik: neutral glatt, hart, trocken Beständigkeit Naturasphaltplatten sind nicht beständig gegen Fett, Säuren, Laugen, Lösungsmittel und Salze. Sie sind zudem anfällig gegenüber Feuchtigkeit und Frost und eignen sich für Räume mit einer Raumtemperatur bis 50 C, wobei sie UV-Licht bis zu einem gewissen Masse standhalten. Mechanische Eigenschaften Dichte [ρ]: Druckfestigkeit: bis 2.14 kg/m 3 bis N/mm 2 Hygrische Eigenschaften bis Wasserdampfdiffusionswiderstandszah l [µ]: Thermische Eigenschaften Brandverhalten: Naturasphaltplatten sind nur schwer entflammbar. Versuche ergaben, dass sie selbst bei lokal gemessenen Temperaturen um 3000 C nicht brennen Das enthaltene Bitumen verkokt, doch ein Brand kann sichaufgrund der geringen Wärmeleitfähigkeit des Asphalts nicht ausbreiten. Zudem sind die entstehenden Schwelgase nicht toxisch (Ring-Heber, 90). Wärmeleitfähigkeit/-zahl [λ]: bis W/mK Quellen der Kennwerte ndustrial-flooring-kann-gmbh/37 ( ) Bearbeitung MATERIAL ARCHIV / 5

4 Lieferformen: Naturasphaltplatten waren in verschiedenen Formaten und Stärken lieferbar. Das Standardformat betrug 25 x 25 cm in den Stärken 2, 2,5 und 3 cm. Lieferbare Materialqualitäten: Naturasphaltplatten werden heute nicht mehr hergestellt. Besonderheiten: Der saubere Untergrund sollte eine Festigkeit von mindestens 15 N/mm2 haben und vorgenässt werden. Je nach Einsatzbereich lassen sich die Platten mit grauer (Schlämme aus Zement und Feinsand) oder mit monochromer Fugenmasse (pigmentiert) verlegen. Oberflächenbearbeitung: polieren, schleifen Beläge aus Naturasphaltplatten lassen sich jederzeit abschleifen und wieder versiegeln. Oberflächenbehandlung: imprägnieren, wachsen Konservierung Schutz und Pflege: Naturasphaltplatten kann man mit einer farblosen oder farbigen Asphaltimprägnierung grundieren, wodurch sich die Poren verschliessen und die Oberfläche gehärtet wird. Bei erhöhten optischen Ansprüchen an den Plattenbelag können auch lösungsmittelfreie, farblose Wachsemulsionen verwendet werden. Überdies sind Imprägnierungen und Versiegelungen mit Kunstharz möglich. Lagerung und Aufbewahrung: Naturasphaltplatten sollten auf überdachten Ebenen und tragfähigem Untergrund gelagert und nicht gestapelt werden. Als thermoplastischer Baustoff sind sie vor Sonnenbestrahlung und Erhitzen allgemein zu schützen. Restaurierung: Kleinere Schäden, die ggf. durch Nutzungsänderungen oder zu hohe Beanspruchung des Belags entstehen, sind punktuell reparierbar. Anwendung Anwendungsgebiete: Innenausbau Anwendungsbeispiele: - Fagus-Werk, Alfeld, Niedersachsen (Walter Gropius, Adolf Meyer, ) MATERIAL ARCHIV / 5

5 - Katholische Kirche St. Martin, Worb, CH (Werner Hunziker, 1998) - Galerie der Gegenwart, Hamburger Kunsthalle, Hamburg (Oswald Maria Ungers, 1997) - Poul-Due-Jensen-Schule, Wahlstedt, Schleswig-Holstein (Simonsen und v. Elverfeldt Architekten, 2001) - Weiterbildungsschule Leonhard, Basel (Burckhardt+Partner, ) - Lokomotivdepot Auf dem Wolf, Basel (Herzog & de Meuron, ) - Deutsches Schiffahrtsmuseum, Bremen - Museum Speicherstadt, Hamburg - Messehallen in Düsseldorf, Essen, Hannover, Leipzig und Nürnberg Sammlungen Muster in folgenden Sammlungen: ETH Zürich Baubibliothek, ZHAW Winterthur Halle 180 Standort in der Sammlung ETH Zürich Baubibliothek: PB 1 ZHAW Winterthur Halle 180: BauStoffArchiv Bezugsquelle Musterherstellung: KANN GmbH, Eschershausen, D Quellennachweis Verwendete Quellen: Ring-Heber, A.-M. (2003, 12). Naturasphaltplatten - ein edler Bodenschatz. Deutsche Bauzeitschrift, S Zirkler, E. (2001). Asphalt. Ein Werkstoff durch die Jahrtausende. Isernhagen: Giesel Verlag GmbH. Links: ( ) ( ) Expertin / Experte: Empa, Abteilung Strassenbau/Abdichtungen Material-Archiv-Signatur: MIN_WER_BIT_3 Text verfasst von: ETHZ, KB, 2014 Stand: (Online-Schaltung: ) Permalink: materialarchiv.ch/detail/1490 MATERIAL ARCHIV / 5