Oh je, ich brauche ein Hörgerät!

Transkript

1 - 1 - Oh je, ich brauche ein Hörgerät! Allgemeinverständlicher Ratgeber für Menschen die schlecht hören, aber alles verstehen wollen. Meinen Sie manchmal schlecht zu hören, aber scheuen sich vor dem ersten Schritt? Dann ist dieser umfangreiche Ratgeber vielleicht genau das richtige. Er zeigt Ihnen, was Sie beim Hörgeräteakustiker alles erwartet. Z.B. haben Sie das Recht, jedes Hörgerät 2 Wochen unverbindlich zu Testen. Sehr interessierte lernen etwas über die Geschichte und die Technik der Hörgeräte, sowie was Tinnitus ist. Die aktuellen Preise erfahren Sie aber nur beim Hörgeräteakustiker, da sich die Modelle ständig ändern. Infos zum Verfasser: Klick > Version: 2017

2 - 2 - Einleitung! Ich war 20 Jahre als Hörgeräteakustiker in Stuttgart tätig. Es ist eine Branche in der der Kunde noch König ist. Fast alle Hörgeräteakustiker bieten einen kostenlosen Hörtest an und das kostenlose Probetragen von einem oder auch mehreren Hörgeräten. Dieses Buch soll Jedem die Angst nehmen. Da sich jedes Jahr die Preise und die Hörgerätetechnik verändert, lassen sie sich letztendlich einen Kostenvoranschlag beim Hörgeräteakustiker erstellen. Auch manches schwarze Schaf mag es geben. Diese werden jedoch wohl in jeder Branche zu finden sein. Von A wie Auto bis zu Z wie Zahnarzt. So kam einmal ein Kunde, recht aufgelöst, zu mir, der sich bei einem Kollegen in der Stadt beraten ließ. Unter 1000 Euro Zuzahlung gäbe es kein Hörgerät, mit dem man gut hören könne. Er habe jedoch nur 800 Euro Rente und Miete zahlen müsse er auch noch. Damals zahlte die Kasse noch 500 Euro pro Hörgerät. Jeder Akustiker war damals per Vertrag mit den Krankenkassen verpflichtet, Ihnen zwei zuzahlungsfreie Hörgeräte anzubieten. Was das für Modelle waren und wie diese Aussahen, blieb dem Akustiker dabei selbst überlassen. Geht man von diesem Beispiel aus, kostet ein Hörgerät bei besagtem Hörgeräteakustiker 500 Euro plus 1000 Euro Zuzahlung. Und das pro Ohr. Darunter soll es kein Hörgerät geben, mit dem man gut hören kann? Es sei erwähnt. Natürlich gibt es diese Hörgeräte. Und nach oben hin ist keine Grenze gesetzt. Jeder der es sich leicht leisten kann, sollte diese Geräte testen. Doch es gibt auch andere. Arbeitslose Menschen, die ich kennengelernt habe, mit sehr hohem Hörverlust. Auch diesen konnte ein besseres Hören ermöglicht werden. In einer Fernsehsendung, im ZDF, bestätigte auch der Leiter eines großen Fachgeschäftes mit mehreren Angestellten, dass gut eingestellte Kassen-Geräte eine nennenswerte Hörverbesserung ermöglichen. Mein Rat ist jedoch, etwas dazu zu bezahlen. Was Sinn macht und was nicht, dabei soll Ihnen dieses Buch schon im Voraus etwas helfen. P.S: Alle genannten Kundennahmen in diesem Buch, wurden aus Gründen der Diskretion geändert.

3 - 3 - Von besseren Zeiten gab es noch keine volldigitalen Hörgeräte. Diese Hörgeräte waren viel schlechter, als heutige Geräte. Dennoch waren es für jeden Schwerhörigen die goldenen Zeiten. Den Krankenkassen ging es gut und jedem Hörgeräteakustiker ebenso. Alle Hinter-dem-Ohr - Geräte waren in eine Liste aufgenommen. Und jedem Hörgerät wurde ein sogenannter Festpreis zugeordnet. Der Hörgeräteakustiker verpflichtete sich, Hörgeräte zu diesem Festpreis abzugeben. Kein Cent mehr oder weniger. Dies hatte jedoch nur Vorteile. In einer Kleinstadt machten sich mehrere Fachgeschäfte keine so große Konkurrenz, da alle die gleichen Preise hatten. Und diese Preise waren praktisch zuzahlungsfrei. Auch die Gewinnspanne stimmte und so gab es praktisch keine Insolvenzen und viele Hörgeräteakustiker konnten sogar mit der Zeit ein zweites Geschäft aufmachen. Da es keinen preislichen Wettbewerb gab, wurden die Kunden in jeder Weise verwöhnt. Zudem zahlte noch die Krankenkasse Hörgerätebatterien und alle Reparaturen am Hörgerät. Seit mehreren Jahren werden jedoch keine Batterien für s Hörgerät bezahlt und die Reparaturen nur zum Teil. Doch dazu nachher mehr. Völlige Zufriedenheit? Einhundert Prozent aller Kunden werden wohl nie zufrieden sein. Manche kaufen sich ein sogenanntes Montags Auto, und haben schon nach vier Jahren große Reparaturen zu tragen. Andere lassen sich am Knie operieren und die Schmerzen sind nach der Operation viel größer als vorher. So ist es auch bei Hörgeräten. Ich hatte z.b. eine Kundin, die mit Ihrem Hörgerät gut gehört hatte. Nach drei Wochen war jedoch die Batterie leer. Erst nach sechs bis acht Wochen kam Sie jedoch in mein Fachgeschäft um sich zu beschweren, dass das Hören in der letzten Zeit so nachgelassen hat. Und das ging ein paar Jahre so. Es sind vielschichtige Gründe. Da aber bisweilen in der Presse zu lesen war, dass viele Hörgeräteträger mit ihrem Hörgerät unzufrieden sind, veröffentlichte die Bundesinnung der Hörgeräteakustiker eine eigene Zahl. Drei Prozent der Hörgeräteträger seien unzufrieden mit ihrem Hörgerät. Das seien natürlich drei Prozent zu viel., fügte die Bundesinnung in ihrem Schreiben hinzu.

4 - 4 - Ich kann Ihnen keine genauen Zahlen nennen. Ich stelle mir jedoch folgendes vor. Ich habe eintausend Kunden mit Hörgeräten versorgt. Wenn 3 % davon unzufrieden sind, habe ich somit schon 30 unzufriedene Kunden. Zumindest 10 davon kann ich namentlich benennen. Wenn alle diese 30 Kunden mir abends auf der Straße begegnen, könnte dies äußerst unangenehm werden. Digital und analog waren noch alle Hörgeräte analog waren aber, 97% aller Hörgeräte volldigital. Sogar die Kassen Geräte. Was haben Sie als Kunde davon. Volldigitale Hörgeräte haben ein geringeres Eigenrauschen als analoge Geräte. Hatte der Hörgeräteakustiker 1987 mit vielen Tricks noch damit zu kämpfen, dass der Kunde das Rauschen seines Hörgerätes nicht hört, ist bei volldigitalen Geräten das Rauschen so gering, dass diese Tricks nicht mehr angewandt werden müssen. Sollten Sie sich beim Kauf für ein günstiges Gerät interessieren fragen Sie, ob es sich um ein volldigitales Hörgerät handelt. Bei volldigitalen Hörgeräten übernimmt ein winziger Computer im Hörgerät die komplette Signalverarbeitung. Was das ist wird später zur Sprache kommen. Bei Kassen Geräten und günstigen Hörgeräten ist dieser Computer aber viel langsamer und hat weniger Möglichkeiten. Um Kosten zu sparen behelfen sich selbst namhafte Hörgerätehersteller eines erstaunlichen Kniffs. Sie bieten ein günstiges Hörgerät an, das den gleichen identischen Computer, auch Chip genannt, beinhaltet. Nur ein bis zwei Funktionen sind auf dem Chip abgeschaltet. Obgleich der gleiche Computer im Hörgerät steckt und auch die Form identisch ist, kann dies gleich 300 Euro pro Hörgerät ausmachen. Auf dem deutschen Markt gibt es somit über 1100 verschiedene Hörsysteme. Ich möchte Ihnen keinesfalls einen Überblick darüber gegeben. Ich glaube sogar, dass bei dieser Auswahl selbst Fachleute Probleme haben, den hundertprozentigen Überblick zu bewahren. Reicht Ihnen also das günstigste volldigitale Hörsystem? J)ain. Es kommt noch ein weiteres Problem hinzu. Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden.

5 - 5 - Dieser von Wilhelm Busch geprägte Satz, sollte hier eher ironisch verstanden werden. Der Hörgeräteakustiker spricht vom Party Effekt. Teller klappern, Musik tönt zusätzlich aus einem Radio, andere Menschen, wenn auch 7 Meter entfernt, unterhalten sich zusätzlich in diesem Raum. Sie selbst sitzen Ihrem Freund zwar nur 2 Meter gegenüber, doch das Verstehen wird zur Qual. Ein Normalhörender hat hier schon oft Probleme. Doch mit einem Hörfehler, auch dies wird später noch besprochen, wird dies alles noch viel schlimmer. Deshalb gibt es schon seit vielen Jahren Hörgeräte mit einem Sprachprozessor. Denn während Kassen-Geräte zwar auch volldigital arbeiten, verfügen nur die besseren Geräte über einen sogenannten Sprachprozessor. Der Mini-Computer im Hörgerät erkennt die Sprache und senkt nur Nebengeräusche ab. Dies können die Kassen-Geräte in diesem Sinne nicht. Die neueren Chips können sogar Musik von Sprache unterscheiden. Wenn Sie es sich leisten können, testen Sie dies ruhig aus. Allerdings wird alle 2 Jahre die Leistung der kleinen Computer im Hörgerät soweit erhöht, dass die Industrie gerne damit wirbt, die neuen Modelle seien viel besser als alles Vorangegangene. Endlich sei das Problem des Hörens im Störschall gelöst. Dieses Spiel geht jedoch schon 10 Jahre so. Und es wird wohl so weiter gehen räumte ein Marktführer der Hörgeräte ein: Die heutigen Chips seien immer noch zu langsam, um alle Ideen, die Sie hätten umzusetzen. Also, selbst wenn Sie 2000 Euro auf Ihre Hörsysteme zuzahlen. Vielleicht erst in einem Jahrzehnt wird das Problem des Verstehens im Störgeräusch endgültig gelöst sein. Fernbedienung und Bluetooth. Dieses Kapitel soll kurz gefasste werden. Selbst bei volldigitalen Hörgeräten, mit Sprachprozessor und automatischer Situationserkennung, werden Hörgeräte mit Fernbedienung als zusätzliche Option von der Industrie vorgestellt. Ihnen wird angeboten, eine Fernbedienung zusätzlich zu erwerben. Sie sollten sich hier nichts aufreden lassen. Entweder Sie wünschen eine Fernbedienung zusätzlich, oder sie ist Ihnen eher lästig. Bei Bluetooth können Sie das Hörgerät direkt mit dem Handy oder dem PC verbinden.

6 - 6 - Auch hier gilt. Kaufen Sie es nur, wenn Sie es wirklich brauchen. Die meisten meiner Kunden waren bei der Anpassung über 70 Jahre alt. Also bestenfalls die Generation Golf aber nicht die Generation Bluetooth. Was ist automatische Situationserkennung? Dies ist eine Verfeinerung des Sprachprozessors. Der Prozessor erkennt z.b. ob es sich um Musik oder Sprache handelt. Die Musik wird dann ungefiltert ausgegeben, da sie ansonsten verfälscht würde. Die Sprache dagegen wird vom Computer optimiert und dann erst über den Lautsprecher des Hörgerätes zum Ohr geleitet. Was sind Hörprogramme. Hörprogramme wurden schon in analogen Hörgeräten eingesetzt. Die Firma Siemens stellte vor über 20 Jahren ein analoges Hörgerät vor, das allein durch eine Absenkung der tiefen Töne eine sogenannte Störschallunterdrückung bieten soll. Viel Wert war dies allerdings nicht. Das bemerkten auch die meisten Kunden. Sie mussten einen Schalter ein oder ausschalten. Der Unterschied war so gering, so dass die meisten Kunden das Hörgerät nach dem Probetragen zurückgaben. Heute sind bei volldigitalen Hörgeräten die Hörprogramme wesentlich effektiver und ausgereifter. Es gibt z.b. ein Programm für Straße, eines für Konzert und eines für Party. Durch drücken auf einen Schalter wechselt man das Hörprogramm. Und es kommt noch besser. Seit einigen Jahren gibt es Hörgeräte, die dem Hörgerät auf dem anderen Ohr über Funk mitteilen, welches Hörprogramm gerade gewählt wurde. Sie drücken z.b. am rechten Hörgerät auf den Knopf um in das nächste Hörprogramm zu gelangen und dieses teilt über Funk dem anderen Hörgerät diese Veränderung mit, so dass jenes ebenfalls in das andere Hörprogramm wechselt. Und es kommt nochmals besser. Sind die Hörgeräte auf Automatik eingestellt, so sprechen sich beide Hörgeräte bei der automatischen Wahl der Hörprogramme über Funk ab. Das rechte und linke Hörgerät haben immer das gleiche Hörprogramm. Das ist nicht unerheblich, da manche Hörgeräte sechs verschiedene Hörprogramme automatisch selbst wechseln. Hörgerät rechts und Hörgerät links sind somit immer synchron geschaltet, wie dies in der Fachsprache heißt. Also immer mit dem gleichen Hörprogramm. Wer es sich leisten kann, sollte diese Technik testen. Der Unterschied beim normalen Hörer in Ruhe ist jedoch nicht so gravierend äußerten noch

7 - 7 - Ingenieure in der Industrie, dass sich die Geschwindigkeit der kleinen Computer im Hörgerät noch sehr steigern muss bevor eine hohe Hörverbesserung durch diese neue Technik erzielt werden kann. So gibt es alle drei Jahre eine neue sehr verbesserte Chip Generation. Wenn Sie das Geld für ein solches System nicht aufbringen können, kann Ihnen auch so geholfen werden. Warum zwei Hörgeräte? Dies ist eine der schwierigsten Fragen überhaupt. Natürlich sind zwei Hörgeräte immer besser. Es sei denn, ein Ohr ist taub. Es ist tot, wenn man es umgangssprachlich ausdrücken will. Das andere Ohr kann jedoch normalhörend sein, oder nur einen leichten Hörverlust aufweisen. Auch dazu später mehr. Es macht eigentlich keinen Sinn, ein teures Hörgerät an einem tauben (toten) Ohr anzupassen. Als 1987 die Kasse noch alle Hörgeräte zahlte, war bei manchen die Verlockung groß, in jedem Fall auch das fast taube Ohr zu versorgen. Der Kunde zahlte nichts dazu und hatte somit keinen Schaden und der Hörgeräteakustiker würde dennoch gut daran verdienen. Damals wurden Hörgeräte aber ausschließlich nach einer Verordnung von einem Hals-Nasen-Ohrenarzt angepasst. War ein Ohr zu schlecht, um versorgt zu werden, stellte dies der HNO-Arzt schon vorher fest. Er stellte die ohrenärztliche Verordnung gezielt aus und kreuzte seinen Befund an. Das ist ein Din A4 Blatt auch Muster_15 genannt. Bitte um Anpassung eines Hörgerätes ( ) rechts ( ) links ( ) beidseitig. Mit dieser Verordnung, das ist heute auch noch so, konnte man zu jedem Akustiker seines Vertrauens gehen. Die Hörgeräte oder das Hörgerät wurden angepasst und mindestens einen Monat dem Kunden zur Probe mitgegeben. War dieser dann zufrieden, musste er jedoch mit dem Formular Muster_15 und den neu angepassten Hörgeräten sich nochmals beim Ohrenarzt vorstellen. Erst wenn auch der HNO-Arzt nach einer weiteren Prüfung mit den angepassten Hörgeräten zufrieden war, unterschrieb er das Formular Muster_15 und der Hörgeräteakustiker konnte die Hörgeräte erst dann der Krankenkasse in Rechnung stellen.

8 - 8 - Der Arzt stellte also keinen Blanko Scheck aus, sondern unterschrieb das Formblatt Muster_15 erst, nachdem er seinen Patienten mit den Hörgeräten nochmals gesehen hatte. Erst dann zahlte die Krankenkasse. Dieses System funktionierte jahrelang sehr gut begannen manche Krankenkassen von diesem Weg abzuweichen. Die Zuzahlungen für Hörgeräte betrugen durchschnittlich 500 Euro pro Ohr. Alle 6 Jahre konnten neue Hörgeräte angepasst werden. Hörgeräte enthalten wie Autos Verschleißteile. Nach sechs Jahren gelten Hörgeräte bei den Krankenkassen als verbraucht und Sie bezahlten wieder eine komplette Neuversorgung, maximal aber durchschnittlich 500 Euro pro Ohr. Nun fingen jedoch manche Krankenkassen an, bei einer zweiten und dritten Versorgung nicht mehr auf einen Besuch beim Ohrenarzt zu bestehen. Hörgeräteakustiker könnten nun ohne HNO-Arzt Hörgeräte anpassen und direkt mit der Krankenkasse abrechnen. Die Krankenkasse verlangte jedoch zusätzlich einen Rabatt vom Hörgeräteakustiker. Effektiv sparten die Krankenkassen doppelt. Der HNO-Arzt berechnet überhaupt keine Untersuchung, da er ja in die Versorgung nicht einbezogen wurde. Der Hörgeräte Akustiker wurde gezwungen, zusätzlich vom den 500 Euro etwas abzuziehen da er sich, so das Argument mancher Krankenkasse, den Verwaltungsaufwand mit dem HNO-Arzt sparen würde. Die über Jahrzehnte gute Zusammenarbeit zwischen Hörgeräteakustikern und Ohrenärzten besteht zwar weiterhin, wurde aber von manchen Krankenkassen aufgeweicht. Nun zurück zu den zwei Hörgeräten. Selbst wenn ein Ohrenarzt zwei Hörgeräte verordnet hat, war dies ja nur eine Empfehlung. Nach dem Probetragen haben sich wenige Kunden entschieden, z.b. nur das rechte Hörgerät zu behalten und das linke zurückzugeben. Da es sich um ein unverbindliches Probetragen handelt, war dies ja jederzeit möglich. Ich schrieb in den Anpassbericht für den HNO-Arzt, den ich jedem Kunden mitgab. Kunde wünscht vorerst nur ein Hörgerät rechts. Die Zusammenarbeit mit dem HNO-Arzt war so gut, dass dies keine Probleme gab.

9 - 9 - Die meisten Kunden holten sich nach ein paar Jahren der Gewöhnung dann ohnehin ein zweites Hörgerät. Meine Devise ist, keinem Kunden etwas aufzureden. Besser er trägt vorerst nur ein Hörgerät, als dass er mit zwei überfordert ist und diese in die Schublade legt. Eine Kundin, nennen wir sie Frau Maier, hatte z.b. auf beiden Seiten einen symmetrischen Hörverlust. Also beide Ohren waren gleich gut oder auch gleich schlecht, wie man es eben ausdrücken will. Der Ohrenarzt stellte jedoch eine Verordnung nur für das rechte Ohr aus. Dies ging auch ein Jahr gut und Frau Maier war zufrieden. Dann kam Frau Maier jedoch jeden Monat zu mir und sagte, dass das Hören, besonders wenn mehrere durcheinander sprechen, nicht gut sei. Was könnte man da wohl machen. Ich machte eine Hörtest und stellte fest, das sich das Hören nicht verändert hat. Ich empfahl ihr, zum Ohrenarzt zu gehen und sich auch für das linke Ohr ein Hörgerät verschreiben zu lassen. Frau Maier sagte zu mir: Nein das möchte sie nicht und ging. Einen Monat später war Frau Maier wieder da und stellte die gleiche Frage. Auch dieses Mal gab ich die Empfehlung, das andere Ohr zu versorgen. Wieder ging sie mit den Worten: Nein das möchte sie nicht. Möglicherweise hätte ein Kollege versucht, mehr auf Frau Maier einzugehen und sie zu überzeugen, sie müsse zwei Hörgeräte tragen. Doch letztlich war sie fast 80 Jahre alt und ich wollte ihr nichts aufreden. Was ich damit letztlich sagen will. Besteht bei Ihnen keine Bereitschaft zwei Hörgeräte zu tragen ist das Ihre Entscheidung. Probieren sollten Sie es jedoch. Von arm und reich war ein Rekordjahr für die Krankenkassen. Jede Kasse hatte Überschüsse in Millionenhöhe. Ausgerechnet in diesem Jahr wurde die Zuzahlung beim Zahnersatz gekürzt. Kann man dies verstehen? Wenn Sie nicht in der Lage sind, so viel für Ihr Hörsystem zuzuzahlen, empfehle ich Ihnen in jedem Falle, zwei Hörgeräte, da dann auch das Hören im Störgeräusch automatisch verbessert wird. Die Entscheidung liegt jedoch bei Ihnen. Ich hatte Kunden, welche mit 90 Jahren Ihr erstes Hörgerät angepasst bekamen. Es ist eine wahre Geschichte zum Schmunzeln, die ich hier nicht zurückhalten möchte.

10 Die besagte 90jährige Probandin nahm einen Spiegel in die Hand, betrachtete ihr Hinter-dem-Ohr - Gerät und sagte: Guter Mann, das kann ich in meinem Alter doch noch nicht tragen! Finanziell gesehen hätte es die Kundin jedoch leicht schultern können. Ein anderer Kunde entschied sich beim Kauf für kleine Im- Ohr- Hörgeräte. Je kleiner ein Hörgerät ist, desto kleiner wird zwangsweise auch die Batterie. Der Preis jeder Batterie ist jedoch meist gleich. Nehmen wir an, einen Euro pro Batterie. Dies bedeutet: Bei einem Hinter-dem-Ohr - Hörgerät hält die Batterie zwei Wochen, in einem sehr kleinen In-dem-Ohr -Hörgerät jedoch nur eine Woche. Derjenige der das kleine Hörgerät trägt, muss also mehr Geld, pro Monat, für Batterien einrechnen. Manchmal fast das doppelte. Mein besagter Kunde mit den In-dem-Ohr - Hörgeräten wurde jedoch arbeitslos. Plötzlich war die Anschaffung der Batterien ein Problem. Aus Frust trug er die Hörgeräte manchmal gar nicht, nur um sich das Geld für die Batterien zu sparen. Ich hatte dafür Verständnis. Reparaturpauschale bezahlten die Krankenkassen noch alle Hörgerätereparaturen und Batterien. Stand 2013 gibt es in Deutschland aber eine sogenannte Reparaturpauschale und Batterien werden nur noch bei Kindern bis zu den 18 Lebensjahren bezahlt. Ein Hörgerät soll 6 Jahre getragen werden. Dann gilt es als verbraucht und veraltet. Danach bezahlten die gesetzlichen Krankenkassen ein neues Hörgerät, maximal aber 500 Euro pro Ohr. (Seit 2014 sogar wieder ca. 700 Euro je Ohr ) Anstelle für jede Reparatur zu bezahlen, überweisen 90% der gesetzlichen Krankenkassen eine Reparaturpauschale. Damit sind für diese sechs Jahre alle Ansprüche abgegolten. Der Akustiker verpflichtete sich, Kassen Geräte in diesen sechs Jahren immer kostenlos zu reparieren. Bei teuren Hörgeräten darf der Hörgeräteakustiker jedoch auf die Reparatur eine Zuzahlung nehmen, da hier die Ersatzteile ja teurer sind. Das ist auch gerechtfertigt. Die Kasse akzeptiert aber in diesen 6 Jahren keine weitere Reparaturrechnung. Die Reparaturpauschale kann auch als eine Art Versicherung gesehen werden. Tatsächlich gibt es mittlerweile Hörgerätehersteller, die gegen einen gewissen Aufpreis dem Akustiker 5 Jahre Garantie auf das Hörgerät gewähren.

11 Der Hörgeräteakustiker bekommt von der Krankenkasse die Reparaturpauschale und kauft sich dafür beim Hörgerätehersteller 5 Jahre Garantie. Das sechste Jahr bleibt jedoch meist das Risiko des Hörgeräteakustikers. Auch hier ist die Reparaturpauschale als eine weitere Sparmaßnahme der Krankenkasse zu sehen. Da die Zuzahlungen auf Reparaturen von Akustiker zu Akustiker frei festgelegt werden können, (außer bei Kassen-Geräten sollte die Reparatur immer kostenlos sein), ist sie für den Hörgeräteträger nicht transparent. Privatversicherte und Kinder bis zum 18. Lebensjahr. Privatversicherte bekommen vom Hörgeräteakustiker eine Rechnung die er selbst bei der Krankenkasse einreichen muss. Dafür zahlen manche Privatkassen 90% der Gesamtkosten. Wichtig!!! Sie haben keinen Anspruch auf ein Kassengerät!! Für Kinder bis zum 18. Lebensjahr gelten selbst bei AOK, Barmer, Technikerkasse und Co. viel bessere Bedingungen und Preislisten. Fragen Sie hier Ihren Hörgeräteakustiker. Grundlagen der Akustik. Was ist ein Ton? Ich erkläre Ihnen diese Grundlagen, damit Sie Ihren Hörfehler besser verstehen können. Wenn Sie ein Instrument spielen, haben Sie es viel einfacher diesen Abschnitt zu verstehen. Ich selbst spiele Gitarre und möchte es Ihnen anhand dieses Beispiels verdeutlichen. Eine Gitarre hat sechs Saiten. Jede dieser sechs Saiten ist mit einem anderen Ton gestimmt. Zupft man alle Saiten der Gitarre von oben (der dicksten Saite) nach unten (der dünnsten Saite), so hörte man in dieser Abfolge sechs verschiedene Töne. Ein Musiker würden sagen: Die zweit dickste Saite von oben ist mit dem Kammerton A gestimmt: Sie wird deshalb auch A Saite genannt und schwingt 440-mal in der Sekunde hin und her.

12 Der Hörgeräteakustiker würde sagen: Die zweit dickste Saite von oben ist mit einer Frequenz von 440 Hertz gestimmt und schwingt 440-mal in der Sekunde hin und her. Der Unterschied ist nun einfach. Der Hörgeräteakustiker bezeichnet einen Ton nicht als A, E, oder G wie der Musiker, sondern würde sagen. Sie hören gleich einen Ton mit einer Frequenz von 440 Hertz., was in unserem Beispiel genau der A Saite der Gitarre entspricht. Hertz ist übrigens der Name eines Physikers. Heinrich Hertz, dem zu Ehren dies so genannt wurde. Genauso wie James Watt und Andre Ampere Menschen waren, denen zu Ehren man verschiedene Maße benannt hatte. Die dünneren Saiten weiter unten haben eine höheren Klang und eine höhere Hertz- Zahl, die dickste Saite oberhalb der A Seite eine tieferen Klang und eine niedrigere Hertz Zahl. Ein Hertz ist nun definiert als eine Schwingung pro Sekunde. Einhundert Hertz sind dann einhundert Schwingungen pro Sekunde, usw. Für die Akustik und die Musik gilt nun: Je höher die Hertz- Zahl, je höher ist die Auf- und- ab- Bewegungen der Saite pro Sekunde und desto höher wird der Ton vom Musiker (Menschen) empfunden. Je kleiner die Hertz Zahl, je niedriger ist die Auf- und- ab- Bewegungen der Saite pro Sekunde und desto tiefer wir der Ton vom Musiker (Menschen) empfunden. Lernen kann man daraus folgendes. Die unteren dünnen Gitarren Saiten schwingen schneller als die dickeren oberen Saiten hin und her. Die dünneren Saiten klingen deshalb für den Menschen höher. Die Frequenz von 300 Hertz klingt für den Menschen tiefer, als 5000 Hertz. Schwingt eine Gitarren- Saite 4000 mal in der Sekunde hin und her, entspricht dies genau 4000 Hertz. Der Fachmann spricht aber auch von 1 Kilo Hertz oder 2 Kilo Hertz. 2 Kilo Hertz sind dann 2 mal 1000 Hertz : Also 2000 Hertz. Es ist nur eine andere Schreibweise. Was ist Lautstärke? Über diese Frage wird wohl jeder schmunzeln, der ein Radio oder einen Fernseher hat. Schon ein Kind weiß, was da passiert.

13 Dreht man die Lautstärke am Fernseher z.b. um 22 Uhr zu hoch auf wird irgendwann der Nachbar klingeln, im schlimmsten Fall sogar die Polizei. Denn ab 22 Uhr herrscht Nachtruhe. Wird mit Hertz die Schwingung eines Körpers pro Sekunde gemessen, misst man die Lautstärke in Dezibel. Kurz-Form db, so wie man Kilogramm mit kg abkürzt. Der Begriff Dezibel oder als Abkürzung db geschrieben, ist zu Ehren von Alexander Bell benannt, dem Erfinder des Telefons. Dezibel ist ein physikalisches Maß. Die Lautstärke, wie sie umgangssprachlich schon jedem Kind vertraut ist, wird in der Wissenschaft auch Intensität genannt. Je mehr db, desto höher die Lautstärke und je höher die Intensität. So ist ein Rasenmäher circa 80 db laut. Ein Presslufthammer erzeugt 110 db und ein Düsenflugzeug erzeugt mehr als 120 db. So wird ein Ton immer mit zwei Werten beschrieben. Die Frequenz z.b. 440 Hertz (in der Musik Kammerton A genannt), gibt an, wie schnell ein Körper pro Sekunde schwingt. Die Lautstärke in Dezibel: z.b. 75 db in der Physik auch Intensität genannt. Was ist nun Schwerhörigkeit? Schwerhörigkeit gibt es schon seit vielen hundert Jahren. Von Ludwig van Beethoven, ( ) wird erzählt, dass er seine letzte Symphonie, es war die neunte, Freude schöner Götterfunken, geschrieben hat, ohne sie hören zu können. Er hatte bis dahin so viel komponiert, dass es ihm einfach spirituell möglich war, die Noten auf das Papier zu bringen. Zu Beginn seiner Schwerhörigkeit biss er noch gelegentlich in das Holz seines Klaviers um die Törne zu hören. Heute würde der Hörgeräteakustiker sagen, er benutzte seine Knochenleitung. Doch dazu später mehr. Damals gab es einen einfachen Grund, warum es viel weniger Schwerhörige als heute gab. Die Menschen sind durchschnittlich mit 50 Jahren gestorben. Nur ganz wenigen Menschen war es vergönnt 80 Jahre alt zu werden. Das war äußerst selten. Das Ohr altert auch. Man spricht dann von Alters-Schwerhörigkeit. Zudem stellte sich gegen 1880 die Automatisierung ein. Plötzlich wurden Arbeiter jeden Tag neun Stunden dem Lärm einer Presse ausgesetzt.

14 Die Fließbandarbeit wurde 1903 von Henry Ford in Amerika eingeführt Stunden jeden Tag bei knatterten und schlagenden Maschinen. Lärmschutz war damals ein Fremdwort. Quelle: Bertelsmann Universallexikon. Selbst im Jahr 2010 sah ich bisweilen einen Facharbeiter am Presslufthammer arbeiten ohne dass er einen Lärmschutz trug. Das ist Selbstmord, für das eigene Ohr. Nur einmal habe ich mich getraut, einen dieser Facharbeiter auf der Straße anzusprechen. Er sagte: Kümmern sie sich doch um ihren eigenen Mist. Außerdem, wenn er Lärmschutz tragen würde, könnte er die herannahenden Autos nicht mehr hören und wäre schon längst tot. Ich sprach daraufhin niemand mehr an. Doch wenn er 65 Jahre alt ist, wird er die Folgen bemerken. Lärmschäden haben nämlich eine besondere Tücke. Erst 10 Jahre später kann man den Lärmschaden messen. Er ist dann jedoch irreparabel. Das heißt: Sie merken erst 10 Jahre später die Folgen, dass Sie z.b. ein Jahr an einer lauten Presse gearbeitet haben, ohne einen Lärmschutz zu verwenden. Dann ist es jedoch zu spät. Nun zurück zu Ludwig van Beethoven und seiner Zeit. Damals wurden Hörrohre getragen. Der Schwerhörige hielt sich einen großen Trichter vor das Ohr. Der Schall wurde von einer großen Fläche eingefangen und dann auf eine sehr kleine Fläche in den Trichter geleitet. Dieser Schall wurde dann konzentriert ins Ohr geleitet. Durch diesen Trick, je nach Größe des Trichters, waren Verstärkungen bis zu 20 db möglich. Das hilft in jedem Fall etwas. Der Klang war jedoch sehr schlecht und blechern, und auch der Tragekomfort eher lausig. Wer möchte schon mit einem solchen Trichter herumlaufen. 20 db Verstärkung ist jedoch auch nicht all zu viel. Selbst Kassen Geräte in kleiner Bauart erreichen heute leicht eine Verstärkung von 60 db. Die Energie kommt hierbei von der Batterie, die dafür alle paar Wochen gewechselt werden muss. Wenn Sie sich für ein Hörgerät entscheiden, fragen Sie den Hörgeräteakustiker, wie lange die Batterie in etwa hält. Hier gibt es große Unterschiede. Faustregel: Je kleiner das Hörgerät, desto schneller ist die Batterie leer. Messen statt Raten wurden dann Hörgeräte mit Röhren gebaut. Erstmals gab es Hörgeräte mit mehr als 20 db Verstärkung, welche man in die Tasche stecken konnte.

15 Auch war es erstmals möglich, über einen kleinen Steller, der im Gehäuse versteckt war, die Tonhöhe zu verändern. Der Fachmann würde sagen: Das Hörgerät verfügt über eine Tonblende, die nur vom Fachmann selbst verändern werden kann. Zudem konnte der Hörgeräteträger selbst über ein kleines Rädchen die gewünschte Lautstärke selbst einstellen. Hatte der Hörgeräteträger an einem Tag Kopfschmerzen, stellte er die Verstärkung nur auf 20 db ein. Am nächsten Tag, wenn es ihm besser ging, stellte er die Lautstärke etwas höher ein. Ein 50 cm langes Kabel führte dann zum Ohr. Dieses Kabel war dann mit einem kleinen Lautsprecher verlötet, den man sich ins Ohr stecken konnte. Der Hörgeräteakustiker unserer Zeit nennt den Lautsprecher auch Hörer. Für Laien ist jedoch der Begriff Lautsprecher auch richtig, da es ein und dasselbe bedeutet. Röhrengeräte erzielten zwar auch eine hohe Verstärkung, hatten jedoch zwei gravierende Nachteile. Zum einen waren sie sehr schwer. Die Geräte wogen bis zu einem Kilogramm. Zum anderen war der Stromverbrauch der Röhren so hoch, dass die Batterie nach wenigen Tagen gewechselt werden musste. Erst 1950 wurde für alle Schwerhörigen ein neues Zeitalter eingeläutet. Der Transistor wurde erfunden. Hohe Verstärkungen, kleine und leichte Bauweise und lange Batterielaufzeiten stellten die Röhre bei Hörgeräten in den Schatten. Die Röhre hielt sich bis 1990 nur noch in einigen Stereo Anlagen, da manche Hi-Fi Fans den weicheren besseren Klang bewunderten. Doch selbst das war umstritten. Die alten Röhren-Taschengeräte von 1922 wurden damals über Händler verkauft. Auf Veranstaltungen präsentierte ein Händler fünf verschieden Taschengeräte zu verschiedenen Preisen. Diese konnte der Schwerhörige dann Vorort testen und sich dann anhand des Klangs und der Bedienung für eines zu entscheiden. Bestenfalls wurde über einen internen Steller die Tonhöhe noch so eingestellt, wie es dem Kunden am Angenehmsten erschien. Fertig war die Hörgeräteanpassung. Zum Glück sind wir heute viel weiter. Heutige Hörgeräte haben bis zu 1000 verschiedene Einstellmöglichkeiten. Volldigitale Hörgeräte von 2013 mit Steller.

16 Heute sind ja fast alle Hörgeräte volldigital und werden mit einem Windows Computer verbunden, um es so auf Ihr Gehör einzustellen. Es gibt jedoch günstige volldigitale Geräte, welche mit mehreren internen Stellern ausgestattet sind. Der Hörgeräteakustiker kann daran stellen und muss das Hörgerät nicht mit einem Computer verbinden, um es auf Ihr Gehör einzustellen. Dies ist besonders bei Hörgeräteanpassungen, bei Ihnen zuhause, sehr praktisch, da kein Computer transportiert werden muss. Was ist ein Tonaudiogramm? In der Musik werden Töne als A, E, oder F gekennzeichnet. Doch in der Akustik spricht man von einer Frequenz von 440 Hertz. (Dies entspricht genau Kammerton A ) Ein Tonaudiogramm könnte man auch als Frequenzaudiogramm bezeichnen. Alle für die Sprache wichtigen Frequenzen (Töne) sind abgebildet. 250 Hz, 500 Hz, 1000 Hz, 2000 Hz, 4000 Hz, 6000 Hz, 8000 Hz. Denken Sie nochmals daran, dass es erlaubt ist, auch 8 Kilo Hertz oder 8 KHz zu schreiben, was genau das gleiche bedeutet wie 8000 Hz. Das Tonaudiometer könnte man sich nun vorstellen wie eine Gitarre mit sieben Saiten, die wie folgt gestimmt sind. 250 Hz, 500 Hz, 1000 Hz, 2000 Hz, 4000 Hz, 6000 Hz, 8000 Hz. Nur dass eine Elektronik den Ton erzeugt, wenn man auf eine der sieben Tasten drückt. Über einen weiteren Hebel wird die Lautstärke dann, in Dezibel, erhört. Fertig ist unser einfaches Tonaudiometer. Der Hörgeräteakustiker sagt Ihnen nun, Sie sollen JA sagen, sobald Sie leise am rechten Ohr einen Ton hören. Er setzt Ihnen dann einen Kopfhörer auf. Der Hörgeräteakustiker beginnt die Messung nun meist mit dem 1 Kilo Hertz Ton am rechten Ohr. Es werden beide Ohren nacheinander gemessen. Meist erst das rechte Ohr und dann das linke Ohr.

17 Bei dem ersten Ton von 1000 Hertz erhöht der Hörgeräteakustiker nun Schritt für Schritt die Lautstärke auf dem rechten Kopfhörer. Nehmen wir an, bei 30 db hören Sie den Ton und sagen STOP oder JA, dann ist bei dieser Frequenz die Messung beendet und der Messpunkt wird vom Akustiker eingetragen. Manche Ohrenärzte benutzen noch einen Druckschalter, den Sie in die Hand bekommen und drücken müssen, wenn Sie leise den 1- Kilo- Hertz- Ton hören. Der Hörgeräteakustiker trägt nun in eine Tabelle ein, dass Sie den 1- Kilo- Hertz- Ton bei 30 db gehört haben, und schaltet das Audiometer auf die nächste Frequenz nämlich 2000 Hz. Gemessen wird oftmals in folgender Reihenfolge, 1000 Hz, 2000 Hz, 4000 Hz, 6000 Hz, 8000 Hz danach nochmals 1000 Hz um diesen zu überprüfen und zuletzt 500 Hz und 250 Hz. Warum diese merkwürdige Reihenfolge, werden Sie jetzt fragen! In der Akustik gilt der 1- Kilo- Hertz- Ton nämlich weder als hoch noch als tief. Erst Frequenzen ab 1500 Hz bis Hz werden als hohe Töne bezeichnet und Frequenzen von 500 Hz, 250 Hz und 125 Hz sind tiefe Töne. Der 1000 Hz Ton wird deshalb meist zweimal gemessen, weil er als neutraler Ton als so wichtig angesehen wird. Das fertige Tonaudiogramm für das rechte Ohr. 250 HZ=20dB / 500 Hz=20dB / 1KHz=30dB / 2KHz=40dB/ 4KHz=40dB / 6KHz=60dB / 8KHz=70dB

18 Nochmals das fertige Tonaudiogramm für das rechte Ohr. 250 HZ=20dB / 500 Hz=20dB / 1KHz=30dB / 2KHz=40dB/ 4KHz=40dB / 6KHz=60dB / 8KHz=70dB Sie sehen nun selbst, dass Sie die hohen Frequenzen (das sind alle Frequenzen über 1000 Hertz), schlechter (später) gehört haben, als die tiefen Frequenzen wie 500 Hz und 250 Hz, die Sie früher bestätigten. Der Hörgeräteakustiker würde Ihnen nun sagen. Sie haben auf dem rechten Ohr einen Hochtonverlust. Sie brauchen ein Hörgerät. Sie hören die hohen Töne erst, wenn Sie Ihnen über den Kopfhörer sehr laut angeboten werden. Deshalb haben Sie einen Hörverlust im Hochtonbereich. Zum Vergleich das fertige Tonaudiogramm oder Frequenzaudiogramm eines normalhörenden Kunden. 250 HZ=20dB / 500 Hz=20dB / 1KHz=25dB / 2KHz=30dB/ 4KHz=25dB / 6KHz=25dB / 8KHz=30dB Die Faustregel heißt. Sind alle Töne bei 30 db oder früher gehört worden, ist das Gehör nicht geschädigt. Es könnte sich auch um eine leichte Erkältung handeln. Zum Vergleich nun noch das Tonaudiogramm eines größeren Hörverlustes links. 250 HZ=50dB / 500 Hz=55dB / 1KHz=60dB / 2KHz=65dB/ 4KHz=70dB / 6KHz=75dB / 8KHz=75dB Dies ist ein breitbandiger Hörverlust links, wie der Fachmann sagt, da das ganze Frequenzband über den ganzen Bereich breitbandig in Mitleidenschaft gezogen ist. Auch den 500 Hz Ton hören Sie schlecht. Nämlich erst bei 55 db. Sie sollten unbedingt ein Hörgerät zur Probe tragen. Es geht auch ohne Zahlensalat. Ziel dieses Buches ist es, niemand zu überfordern, und nicht mit Theorie zu überschütten. Gehen wir deshalb nochmals zum Beispiel unserer Gitarre zurück die aber mit sieben Saiten und nicht mit sechs Saiten bestückt ist. Sieben Saiten, die wie folgt gestimmt sind. 250 Hz, 500 Hz, 1000 Hz, 2000 Hz, 4000 Hz, 6000 Hz, 8000 Hz Der Hörgeräteakustiker schlägt nun jede der sieben Saiten nacheinander an und fragt Sie bei jeder, ob Sie den Ton gehört haben. Die 1000 Hz Saite können Sie noch gut hören und sagen JA Die Saiten von 2000 Hz bis 8000 Hz hören Sie jedoch nicht, obwohl Sie gesehen haben, dass der Hörgeräteakustiker sie betätigte. Somit haben Sie einen Hochtonverlust, da Sie die hohen Gitarrensaiten ab 2000 Hertz nicht gehört haben.

19 Sie sehen nun, wie der Hörgeräteakustiker die Werte in die Tabelle, das sogenannte Tonaudiogramm einträgt. Das Tonaudiogramm ist auch auf der Ohrenärztlichen Verordnung, ein Din A4 Blatt, das auch Muster_15 genannt wird, abgebildet. Die rote Farbe steht für rechts! Blaue für links. Eselsbrücke= (r)ot wie( r)echts. Tonaudiogramm rechts rot gemalt: Leichter Hochtonverlust rechts. Tonaudiogramm links blau gemalt: Breitbandiger schwerer Hörverlust. Die Eselsbrücke: (r)ot steht für (r)echts, da beides mit R anfängt. blau für links: Auf zwei Füßen steht sich s besser! 1987 waren noch die goldenen Jahre der Hörgeräteakustiker und der Kunden. Die Krankenkassen zahlten gut und unbürokratisch. Dennoch wollte jede Krankenkasse wissen, ob die 1350 D-Mark pro Ohr, die sie dem Hörgeräteakustiker überwies, zu Recht gezahlt werden. Sie verlangte bei jedem Versorgungsfall einen sogenannten Anpassbericht.

20 Das war ein Din A4 Blatt, das auf beiden Seiten bedruckt war. Anpassberichte werden auch heute noch von vielen Krankenkassen angefordert. Auf ihnen war unter anderem das vom Hörgeräteakustiker erstellte Tonaudiogramm aufgezeichnet. Nun wollte die Krankenkasse jedoch einen Beweis, dass das Hörgerät auch tatsächlich etwas hilft. Und dies ging so! Ziel war es eigentlich nicht, dass der Kunde nur wieder alle Töne auf der Gitarre hören kann, um wieder ins Konzert gehen zu können, sondern dass er besser versteht. Es war also eine Vergleichsmöglichkeit nötig, wie ein Kunde ohne Hörgerät und wie er mit Hörgerät versteht. Dazu wurde schon lange vor 1987 ein Sprachtest einwickelt. Der sogenannte Freiburger Sprachtest : Da es erst später CD-Spieler gab, wurde dieser Sprachtest zuerst auf Schallplatten und Musikkassetten an die Hörgeräteakustiker und Ohrenärzte ausgeliefert. Ziel war es eben, dass Ohrenärzte und Hörgeräteakustiker einen einheitlichen Test für das Verstehen von Sprache hatten. Wie erwähnt, wurde dieser Test dann erst später einheitlich auf dem neuen Medium Compactdisc ausgeliefert. CD-Spieler konnten sich erst ab 1990 so richtig durchsetzten. Der Freiburger Sprachtest ist selbst bis 2013 noch weit verbreitet und dient den Krankenkassen und Ohrenärzten als Vergleichsmöglichkeit für das Sprachverstehen. Wie funktioniert dieser Sprachtest. Der Sprachtest besteht aus 20 Gruppen. Jede Gruppe hat 20 Wörter, sogenannte einsilbige Wörter. Z.B. Ring, Spott, Farm, Hang, Geist, Hund, Bach, Floh, Lärm, Durst.. Wie gesagt 20 Wörter in jeder Gruppe. Die Wissenschaftler bemühten sich, dass jede Gruppe genau den gleichen Schwierigkeitsgrad aufweist. Z.B. wird Grab von älteren Menschen sehr gut verstanden, während Spott etwas schlechter verstanden wird. Dann wurde das Ganze von einem Nachrichtensprecher auf ein Tonband gesprochen und die Hörgeräteakustiker und Ohrenärzte konnten sich eine Kopie der Aufnahme auf einer Musikkassette oder später eben auf einer CD Kaufen. Der einfachste Test ist nun der Freifeldtest. Frei deshalb, weil Sie keinen Kopfhörer tragen müssen, und nur auf einem Stuhl sitzen.

21 Die Sprache wird durch die Luft frei zu Ihnen übertragen. Über ein freies Feld von genau einem Meter. Genau ein Meter von Ihnen entfernt, steht nun ein Lautsprecher. Es ist wichtig, dass die Entfernung genau einen Meter beträgt, da der Schall mit zunehmender Entfernung schwächer wird und dann die Ergebnisse nicht verglichen werden können. Der Hörgeräteakustiker schaltet nun den CD-Player ein und aus dem Lautsprecher ertönen 20 Worte mit einer Lautstärke von 65 Dezibel. z.b. Ring, Spott, Farm, Hang, Geist, Hund, Bach,.bis zum zwanzigsten Wort. Der Hörgeräteakustiker hatte Ihnen zuvor erklärt, Sie sollen alle 20 Worte bitte nachsprechen, Sie dürfen dabei auch raten. Wenn Sie alle 20 Worte dann richtig gehört und nachgesprochen haben, haben Sie alles verstanden. Sie haben 100% Sprachverstehen. Haben Sie jedoch nur die Hälfte, also 10 Wörter richtig nachgesagt, haben Sie nur 50% Sprachverstehen. Verstehen Sie nur 4 Worte richtig, haben Sie nur 20% Sprachverstehen. Der Hörgeräteakustiker benutzt anstelle des Wortes Sprachverstehen auch den Begriff von einer Diskrimination von 100%. Sie haben dann also alles verstanden. Doch was ist wenn? Dennoch kann der Test in bestimmten Fällen ein ganz falsches Bild über Ihr Gehör liefern. Nehmen wir an, Ihr linkes Ohr hört ganz schlecht oder ist sogar fast taub, aber das rechte Ohr ist normalhörend, dann würden Sie bei dem Freifeldtest alle 20 Wörter richtig nachsagen können. Das rechte Ohr hört alles und Sie können alles verstehen. In Wirklichkeit haben Sie aber ein sehr schlechtes Ohr links. Im Jahre 2000 hatte ich einen solchen Kunden, der mir folgende wahre Geschichte erzählte.

22 Der Kunde ist 1941 in Stuttgart geboren. Er ging zur Schule, hatte gute Noten und führte ein ganz normales Leben. Im Alter von 17 Jahren war er einmal allein im Wald Pilze sammeln. Es war sehr still im Wald doch plötzlich hörte er am rechten Ohr ein leises Ticken. Er wunderte sich sehr, da er nichts außer einem Piltz entdecken konnte. Er suchte weiter rechts von sich alles ab, aber fand nichts, was da ticken könnte. Als er mit der linken Hand dann auch zu suchen anfing, bemerkte er, dass das Ticken plötzlich lauter wurde. Nach kurzer Zeit stellte er dann fest, dass es seine eigene Armbanduhr war, die tickte. Doch die Uhr trug er links und nur rechts hörte er ein Ticken. Er hielt die Uhr an das linke Ohr und nichts war zu hören. Hielt er aber die Uhr an das rechte Ohr, war das Ticken laut und deutlich zu hören. Erst mit 17 Jahren bemerkte er so, dass eines seiner Ohren taub war, während das andere normal hörte. Er hatte sich bis dato auch normal entwickelt, ohne nennenswerte Einschränkungen. Die Untersuchungen, die er dann mit 17 Jahren durchführen ließ, zeigten, dass das linke Ohr so schlecht war, dass selbst ein Hörgerät nichts nützen würde. Erst im Jahre 2000 ließ er sich für das rechte Ohr ein Hörgerät verschreiben, da dieses Ohr dann auch leicht nachließ. Dieses Beispiel zeigt, dass uns der Freifeldtest zur Bestimmung eines Hörfehlers sehr leicht in die Irre führen kann. Der Freifeldtest, siehe nochmals Abbildung oben, bleibt zwar wichtig, aber zur Bestimmung eines Hörfehlers ist er zu ungenau. Mit einem Kopfhörer jedes Ohr einzeln testen! Die Lösung ist nun simpel. Da sich gezeigt hatte, dass das rechte und das linke Ohr sehr große Unterschiede aufweisen können, bleibt nichts anderes übrig, als jedes Ohr einzeln zu testen. Der Sprachtest über Kopfhörer wird jedoch immer mit dem besseren Ohr begonnen. Sind beide Ohren gleich, dann wird im Regelfall zuerst rechts gemessen. Bei der Tonaudiometrie, die in unserem Beispiel schon durchgeführt wurde, hat sich ja gezeigt, welches Ohr besser oder schlechter ist. In unserem Beispiel soll das linke Ohr besser sein und zuerst gemessen werden.

23 Es gibt nun mehrere ähnliche Methoden. Ich werde aber nur eine gebräuchliche beschreiben. Ein normalhörendes gesundes Ohr kann schon bei einer Lautstärke von 65 db alle 20 Worte des Freiburgers Sprachtest gut hören und der Kunde kann sie auch richtig nachsagen. Der Normalhörende versteht also bei 65 Dezibel 100% richtig. Deshalb wird Ihnen im Regelfall zuerst bei 65 db die Gruppe 1 des Freiburger Sprachtests vorgespielt. Da 20 verschiedene Gruppen mit je 20 verschiedenen Wörtern auf der CD aufgenommen worden sind, steht genug Sprachmaterial zum Testen zur Verfügung. Unser Beispiel: Gruppe 1: Der Hörgeräteakustiker stellt die Lautstärke links am Audiometer auf 65 db ein und startet den CD-Spieler. Nur aus dem linken Kopfhörer ertönt dann. Ring, Spott, Farm, Hang, Geist, Hund, Bach, Floh, Lärm, Durst.. Hier können Sie 10 Worte von 20 nicht nachsagen. Sie haben also 50% verstanden. Danach wird Ihnen die Gruppe 2 mit 80 Dezibel vorgespielt: Hier können Sie 14 Worte von 20 richtig nachsagen. Sie haben also 70 % richtig verstanden. Danach wird Ihnen die Gruppe 3 mit 95 Dezibel vorgespielt: Hier können Sie 16 Worte von 20 richtig nachsagen. Sie haben also 80 % richtig verstanden. Danach wird Ihnen die Gruppe 4 mit 110 Dezibel vorgespielt: Hier können Sie 19 Worte von 20 richtig nachsagen. Sie haben also 95 % richtig verstanden. Danach wird Ihnen die Gruppe 4 mit 120 Dezibel vorgespielt. Sie erschrecken durch den lauten Schall und sagen, dass es Ihnen unangenehm laut ist. Der Hörgeräteakustiker schaltet sofort den Verstärker aus und notiert sich: Unbehaglichkeit bei 120 db. Der Hörgeräteakustiker schreibt sich nun folgendes auf. Linkes Ohr: 65 db= 50% 80 db= 70 % 95 db= 80 %

24 db= 95 % 120 db= Unbehaglichkeit Schwelle Die Unbehaglichkeit Schwelle ist in diesem Fall diejenige Lautstärke, bei dem die Wörter für Sie zu laut bzw. unangenehm waren. Die Messung wird dann sofort abgebrochen und keine Prozentpunkte dafür vergeben. Danach wird Ihnen erklärt, dass Ihnen nun am rechten Ohr Worte vorgetragen werden, die Sie auch wiederholen sollen. Begonnen wird aber nicht mit der Gruppe 1 des Freiburger Sprachtests, sondern mit Gruppe 5. Es könnte ja sein, dass Sie sich an die alten Worte erinnern können. Über den Kopfhörer werden Ihnen nun am rechten Ohr die 20 Worte der Gruppe 5 dargeboten. Der linke Kopfhörer ist nun ausgeschaltet. In unserem Beispiel haben Sie am rechten Ohr nun folgendes verstanden. Rechtes Ohr: 65 db= 25% 80 db= 45 % 95 db= 50 % 110 db= 50 % 120 db= Unbehaglichkeit Schwelle Auch am rechten Ohr wurde die Messung nach dem zweiten Wort bei 120 Dezibel wieder abgebrochen da Sie sagten, dass Ihnen die Lautstärke unangenehm war. Sie sehen nun selbst, dass das rechte Ohr etwas schlechter versteht, als das linke Ohr. So können Sie links bei 110 db 95% der Worte richtig nachsagen, rechts können Sie bestenfalls 50% verstehen. Der Fachmann spricht hier auch von db Optimal Rechts ist das db Opt. bei 95 db: Selbst bei 110 Dezibel und 120 Dezibel verstehen Sie nicht besser. Links ist das db Opt. bei 110 db: Bei 110 Dezibel verstehen Sie am besten. Was ist nun Dynamik? Dynamik ist der schwammigste Begriff in der Hörgeräteakustik überhaupt.

25 Deshalb, da sich von 1960 bis heute viele wirklich kluge Menschen darüber Gedanken gemacht haben und jeder zu einem etwas anderem Ergebnis gekommen ist. Im Bertelsmann Universallexikon ist zu lesen. Die Dynamik [griechisch, Triebkraft, Schwung ], der Lautstärkeumfang akustischer Darbietungen und elektroakustischer Übertragungssysteme. Doch ich möchte es Ihnen anders erklären. Es gibt in der Tonaudiometrie einem weiten Test. Die Messung der U-Schwelle für Töne. Diese Messung wird auch über Kopfhörer erst am einen danach am anderen Ohr durchgeführt. Folgende Frequenzen werden im Regelfall getestet. 500 Hz, 1000 Hz, 2000 Hz, 4000 Hz: Wie gesagt jedes Ohr extra. Also werden in der Regel nur 4 Frequenzen pro Ohr gemessen. Etwas weniger, als bei der Bestimmung der Hörschwelle für Töne. Beim ersten Test haben Sie ja angegeben müssen wenn Sie einen Ton ganz leise hören. Also diejenige Schwelle, wenn Sie den Ton gerade hören. Nun sollen Sie aber erst angeben, wenn Ihnen ein Ton zu laut und unangenehm ist. Ihnen wird wieder der Kopfhörer aufgesetzt und es wird Ihnen gesagt, Sie sollen angeben, wenn Ihnen der Ton rechts unangenehm laut wird. Erst wenn alle Töne von 500 Hz bis 4000 Hz gemessen sind, wird das linke Ohr getestet. Ebenfalls die Frequenzen: 500 Hz, 1000 Hz, 2000 Hz, 4000 Hz. Rechts: Die fertige Messung der Unbehaglichkeit für Töne kann nun so aussehen. 500 Hz=100dB / 1KHz=110dB / 2KHz=115dB/ 4KHz=100dB. Links: Die fertige Messung der Unbehaglichkeit für Töne kann nun so aussehen. 500 Hz=95dB / 1KHz=110dB / 2KHz=120dB/ 4KHz=110dB. Nun gab es mehrere Wissenschaftler, welche Formel entwickelten, um die Dynamik anhand des Tonaudiogrammes zu bestimmen. Eine sehr einfache davon wäre:

26 Der Kunde hört 1000 Hz bei 50 db. Unangenehm wird ihm dieser Ton bei 90 db. Also hat er bei 1000 Hertz eine Dynamik von 40 db: (90 db-50 db=40 db) Meines Erachtens sind jedoch nicht die verschiedenen Formeln das Problem, sondern der Test an sich. Testet man z.b. einen Bauarbeiter, ist dieser einiges gewöhnt. Er presst die Zähne zusammen und gibt erst 10 db später an, dass ihm der Ton zu laut ist. Ist die Kundin eine etwas schreckhafte 70jährige Frau, die überwiegend zuhause den Haushalt für ihren Mann geführt hat, erschrickt sie früher und gibt zu früh an, dass ihr der Ton zu laut wird. Der Bauarbeiter gibt den zu lauten Ton meist 10 db zu spät an und die schreckhafte Frau 10 db zu früh. Die Messung der Unbehaglichkeit für Töne ist somit eine der ungenausten Messungen überhaupt. Viele Kollegen teilten diese Ansicht mit mir. Die Dynamik daraus zu berechnen, bringt demnach zu große Schwankungen mit sich. Dynamikbestimmung anhand des Sprachtest. Erinnern wir uns. Wir haben mit Hilfe des Freiburger Sprachtests vorher ein Sprachaudiogramm an einem Kunden erstellt. Nennen wir Ihn einfach Kunde Müller. Linkes Ohr Kunde Müller: 65 db= 50% 80 db= 70 % 95 db= 80 % 110 db= 95 % 120 db= Unbehaglichkeit Schwelle für Sprache Auch hier sehen wir einen Anfang und ein Ende. Bei 80 Dezibel beginnt der Kunde Müller links Sprache gut zu verstehen. Bei 120 Dezibel ist jedoch Schluss. Herr Müller gab nach dem zweiten Wort an, es sei ihm zu laut und der Test wurde abgebrochen. Bei 120 db wurde dann die Unbehaglichkeits- Schwelle eingetragen. Selbst der Bauarbeiter würde nach 15 Worten sagen, dass ihm die Lautstärke unangenehm wird, oder sie verzerrt wirkt und er fast nichts verstehen kann. Der Test würde dann auch sofort beendet. Es wird dann ebenfalls bei 120 db die Unbehaglichkeits- Schwelle eingetragen.

27 Die Messung der Unbehaglichkeit für Worte ist demnach genauer. Eine Möglichkeit die Dynamik zu berechnen ist nun z.b.: Der Kunde Müller hört links bei 80 db gut, bei 120 db ist es Ihm zu laut. Also haben wir eine Dynamik von 40 Dezibel. (120 db - 80 db = 40 db) Doch wird man sich eben nicht einig, ob der Kunde Müller nicht schon bei 65 db gut versteht. Was ist das, gutes Verstehen? Nochmals linkes Ohr: Kunde Müller: 65 db= 50% 80 db= 70 % 95 db= 80 % 110 db= 95 % 120 db= Unbehaglichkeits- Schwelle für Sprache Ein anderer Fachmann könnte behaupten. Der Kunde Müller hört links bei 65 db gut, bei 120 db ist es Ihm zu laut. Also haben wir eine Dynamik von 55 Dezibel. (120 db - 65 db = 55 db) Ist 50% schon ein gutes Sprachverstehen, oder versteht man erst gut, wenn man deutlich mehr als die Hälfte der Worte des Freiburger Sprachtest richtig wiedergeben kann. Und so gibt es noch mehrere Lösungsvorschläge zur Bestimmung der Dynamik. Ganz einig wird man sich da möglicherweise nie. Eingeschränkte Dynamik. Eingeschränkte Dynamik lässt sich etwas einfacher erklären. Aber auch hier gibt es über genaue Zahlen noch Meinungsverschiedenheiten. Erklärt werden soll es anhand des Sprachaudiogrammes über Wörter des Freiburger Sprachtest bei Kunde Schwarz.

28 rechtes Ohr: Herr Schwarz 65 db= 5% 80 db= 30 % 95 db= 70 % 110 db= Unbehaglichkeits- Schwelle Der Kunde Schwarz versteht erst bei 95 Dezibel gut. Gleichzeitig sagt der Kunde schon bei 110 db, es wird ihm schon zu laut. Die Messung wurde dann sofort abgebrochen, denn wenn der Kunde sagt, es ist ihm zu laut, wird nicht weiter getestet, sondern die Unbehaglichkeit Schwelle bei 110 Dezibel eingetragen. Also ist die Dynamik eingeschränkt. Einerseits hört Herr Schwarz erst ab 95 Dezibel ganz gut, andererseits ist es ihm früher schon zu laut als einem normalhörenden Menschen, der durchschnittlich erst bei 120 Dezibel die Unbehaglichkeit der Sprache angibt. Ich möchte Ihnen noch einen, zum Glück seltenen Fall vorstellen. Erklärt werden soll es anhand des Sprachaudiogrammes über Wörter des Freiburger Sprachtests bei Kunde Lang. rechtes Ohr: Kunde Lang 65 db= 20% 80 db= 60 % 95 db= Unbehaglichkeit Schwelle Herr Lang ist eine der größten Herausforderungen für Hörgerätetechnik und Hörgeräteakustiker. Der Kunde versteht erst bei 80 db Sprache einigermaßen, aber schon bei 95 Dezibel ist sie ihm zu laut. Also viel früher als normal. Also ist die Dynamik extrem eingeschränkt Was ist Knochen Leitung? Bei der Knochenleitung werden die Töne nicht über den Kopfhörer gemessen.

29 Auf den rechten Knochen hinter dem Ohr wird ein vibrierendes Kunststoffteil auf den Knochen gedrückt. Dieses Gerät wird Knochenleitungshörer genannt. Denn Knochen können Sie spüren, wenn Sie den Zeigefinger hinter das rechte Ohr führen, um den Knochen zu ertasten. Es gibt nur einen Knochenleitungshörer, der meist erst auf den rechten Knochen gedrückt wird. Das Kunststoffteil schwingt stärker, wenn der Hörgeräteakustiker die Lautstärke am Audiometer erhöht. Somit wird auch der Knochen stärker zum Schwingung gebracht. Gemessen werden meist erst am rechten Ohr die Frequenzen von, 500 Hz, 1000 Hz, 2000 Hz, 4000 Hz und 6000 Hz. Auch hier sollen Sie Ja sagen, wenn Sie rechts ganz leise einen Ton hören. Wurden alle Töne gemessen, wird der Knochenleitungshörer auf den Knochen der linken Kopfseite gedrückt. Auch hier sollen Sie Ja sagen, wenn Sie links ganz leise einen Ton hören. Getestet werden auch hier die Töne, 500 Hz, 1000 Hz, 2000 Hz, 4000 Hz und 6000 Hz. Dieser Test ist vor allem für Ohrenärzte so wichtig. Nehmen wir an, Sie Hören rechts alle Töne über die Knochenleitung bei 20 db. Dann ist dies alles total normal. Die Faustregel heißt. Sind alle Töne bei 30 db oder früher gehört worden, ist das Gehör nicht geschädigt. Es könnte sich auch um eine leichte Erkältung handeln. Über Kopfhörer hörten Sie jedoch rechts die Töne ziemlich schlecht. Sie haben hier einen großen Hörverlust. 250 HZ=50dB / 500 Hz=60dB / 1KHz=70dB / 2KHz=70dB/ 4KHz=80dB / 6KHz=80dB / 8KHz=90dB Dies zeigt dem Ohrenarzt, dass es möglich wäre, das Ohr rechts zu operieren um den Hörfehler zu beheben oder zumindest durch eine Operation das Gehör stark zu verbessern.

30 Sollten Sie mit einer Operation nicht einverstanden sein, können Sie jedoch darum bitten, ein Hörgerät probetragen zu dürfen. Der Trageversuch eines Hörgerätes sollte ja in jedem Fall unverbindlich möglich sein. Vielleicht sind Sie schon 80 Jahre alt und möchten sich nicht mehr operieren lassen. Eine gute Nachricht ist zunächst. Sogenannte Schalleitungsfehler sind zwar selten, lassen sich aber mit Hörgeräten wirksam versorgen. Sie werden bestimmt zufrieden sein. Die Knochenleitung wird mit > in Richtung der Ohr Seite eingetragen, die gemessen wurde. Das Diagramm zeigt oben die Pfeile für die Knochenleitung rechts. Die Kreuze unten geben an, wann Sie den Ton rechts über Kopfhörer gehört haben. Die Eselsbrücke: (r)ot steht für (r)echts, da beides mit R anfängt. blau für links: Für Sie sind nur die unteren Kreuze für den Kopfhörer wichtig. Die Knochenleitung sagt nur dem Arzt, ob eine Operation eventuell möglich wäre. Nicht so schlimm wie beim Zahnarzt! Ich hoffe, Sie haben jetzt keine Angst bekommen. Alle diese Tests, das sogenannte Ton und Sprachaudiogramm sollte etwa 45 Minuten in Anspruch nehmen. Also ungefähr so lange, wie eine Wurzel- Behandlung beim Zahnarzt. Und es tut nichts dabei weh. In manchen Fällen wird nach der Messung jedoch noch ein Abdruck genommen. Wollen Sie z.b. ein In-dem-Ohr Hörgerät testen ist ein Ohr-Abdruck eigentlich immer erforderlich. Auch im Jahr 2000 wurde in 90 % der Fälle ein Abdruck vom Ohr genommen um ein HdO Ohrstück oder eine In-dem-Ohr Schale aus Kunststoff vom Ohr anzufertigen.

31 Das Hinter-dem-Ohr - Hörgerät wird dann über einen Schlauch mit dem Ohrstück verbunden. Der Schlauch ist wie ein Wasserschlauch innen hohl. Anstelle von Wasser fließt jedoch der Ton-Schall, der vom Hörgerät ausgesendet wird, durch den Schlauch zum Ohrstück und dann ins Ohr. Der Schlauch ist mit dem Ohrstück verbunden und der Ton wird ins Ohr geleitet. Im Durchschnitt ist dieser Schlauch 3 mm dick. Im Jahr 2003 kam jedoch die Firma Resound auf die Idee, anstelle eines Ohrstücks nach Abdruck nur einen 1,5 mm dicken Schlauch zu verwenden, der direkt ins Ohr geführt wurde. Ein Abdruck war nicht mehr nötig. Was sich Resound ursprünglich als Nischengerät ausgedacht hatte, verkaufte sich wie warme Semmeln. Selbst Resound konnte sich den Erfolg kaum erklären und Resound air, wie das Hörgerät nun heißt, wurde das beste Pferd im Stall. Leider ließ sich diese Idee nicht erfolgreich patentieren, so dass bald auch andere Hersteller wie z.b. Siemens solche Geräte anboten. Heute sind solche Geräte weit verbreitet und fast jeder Hersteller hat sie im Programm. Der kleiner viel dünnere Schlauch sieht kosmetisch viel besser aus und der Hörgeräteakustiker muss keinen Abdruck machen und kann Ihnen verschiedene Hörgeräte noch einfacher zum Probieren mitgeben. Dennoch hat diese Geschichte einen kleinen Hacken. Erinnern Sie sich? Der Schlauch des Ohrstücks nach Abdruck ist 3 mm dick und der neue Schlauch der direkt ins Ohr geht hat nur 1,5 mm Durchmesser. Ähnlich wie das Wasser durch den Gartenschlauch fliest, muss auch der Ton oder der Sprach-Schall durch den Schlauch fliesen. Ist der Schlauch aber nur 1,5 mm dick, fliest der Ton schlechter durch den Schlauch, als wenn er 3 mm dick wäre. Externer Hörer: Wie schon erwähnt, wird die Ton und sogar die Sprachqualität durch den sehr dünnen Schlauch etwas schlechter. Es lassen sich auch keine so hohen Verstärkungen erzielen. Da aber die Idee der einfacheren Anpassung und des Ersparens einer Abdrucknahme am Ohr des Kunden große Begeisterung bei vielen Fachgeschäften fand, wurde eine über 20 Jahre alte Idee wieder aus der Schublade gezogen.

32 Nämlich wurde der Lautsprecher über ein 2-3 cm langes elektrisches Kabel mit dem Hörgerät verbunden. Das Hörgerät wird hinter dem Ohr getragen und der Mini- Lautsprecher auch Hörer genannt, wird ins Ohr gesteckt. Das Kabel ist, wie auch der mini Schlauch, kaum zu sehen und es muss auch kein Abdruck gemacht werden. Zudem sind Verstärkungen von 55 Dezibel möglich. Diese alte Idee brachte aber auch wieder alte Probleme mit sich. Jeder Mensch hat ja etwas Ohrenschmalz. Dies ist ganz normal, denn Ohrenschmalz schützt das Ohr vor dem Eindringen von Insekten und vor Infektionen. Dieses Ohrenschmalz zerstört oder beschädigt aber den Lautsprecher, auch Hörer genannt, wenn es dort eindringt. Das altbekannte Ohrstück, bei dem der Ton durch den dickeren Schlauch ins Ohr gelangt ist viel pflegeleichter. Es beinhaltet keine Elektronik und kann daher ohne Probleme für fünf Minuten in ein Reinigungsbad gelegt werden. Auch sind hier Verstärkungen von 60 Dezibel und mehr möglich. Da das Ohrstück, das nach Abdruck gefertigt wurde, den Gehörgang am besten abdichtet tritt kaum Pfeifen auf. Rückkopplung oder auch Pfeifen bei Hörgeräten. Wird die Verstärkung zu hoch eingestellt, kann der Ton wieder aus dem Ohr entkommen. Wird dieser Ton dann wieder vom Hörgerät mitverstärkt treten die sogenannten Pfeifgeräusche auf gab es keine volldigitalen Hörgeräte. Das Problem des Pfeifens war damals viel größer als heute. Aber durch den Einsatz von Mini- Computern im Hörgerät ist es mittlerweile gut möglich, den Pfeifton schon vorher herauszufiltern. Dies ist ein weiterer Vorteil der Digitaltechnik. Das Problem der Rückkopplung ist durch die Einführung von volldigitalen Hörgeräten also wesentlich verbessert worden. In-dem-Ohr Hörgeräte immer nach Ohr-Abdruck? Ein Hinter-dem-Ohr - Hörgerät, auch HdO genannt, kann einfach mit einem dünnen Schlauch verbunden werden, durch den der Ton ins Ohr fliest. Das HdO Gerät, das auch die Batterie enthält, sitzt hinter dem Ohr. Ein In-dem-Ohr Hörgerät, auch IdO genannt, wird jedoch mit allen Bauteilen wie Mikrofon, Batterie, Mini- Computer und Lautsprecher, in das Ohr gesteckt. Es befindet sich nichts hinter dem Ohr. Alle Bauteile sind in einer sogenannten Im- Ohr- Schale verbaut. Alle Bauteile stecken in dieser Schale aus Kunststoff.

33 Diese Schale wird aber in 90 Prozent aller Fälle nur nach einem Ohr-Abdruck anhand Ihres Ohres gebaut. Es passt dann nur in die entsprechende Seite des Ohres und es passt auch keinem anderen Menschen. Schon 1993 hatte die Firma Unitron die Idee einer sogenannten 80% Schale. Die Schale gab es einmal für das rechte und einmal für das linke Ohr. Alle Bauteile wie Mikrofon, Batterie, Verstärker und Hörer sind schon eingebaut. Der Kunde konnte das Hörgerät gleich ins Ohr stecken und zum Testen mitnehmen. Erst nach dem Probetragen, wenn der Kunde das Hörgerät behalten wollte, wurde dann ein Abdruck gemacht und eine Schale nach exaktem Ohr-Abdruck gefertigt. 10 Jahre später stellte die Firma Starkey eine In-dem-Ohr Hörgeräteserie vor, mit der Idee, auf den Abdruck bei IdO - Hörgeräten weitgehend zu verzichten. Anstelle nur eine fertig Schale für ein Ohr anzubieten, werden mehrere verschieden große fertige Schalen für das rechte und das linke Ohr angeboten. Die komplette Elektronik ist schon fertig eingebaut. Der Hörgeräteakustiker konnte nun testen, welches der Geräte am besten ins Ohr passt ohne dass er zuvor einen Abdruck machen musste. Es ist also eher möglich, ohne Abrucknahme ein gut sitzendes In-dem-Ohr - Hörgerät zu finden. Aber auch hier ist es in jedem Fall möglich, später das Hörgerät nach dem Abdruck Ihres eigenen Ohres bauen zu lassen. Bei In-dem-Ohr - Hörgeräten sollten Sie auch unbedingt nur ein Hörgerät nach Ohrabformung kaufen. Zum Probetragen können Sie durchaus auch ein In-dem- Ohr - Hörgerät von der Stange testen. Manche Firmen wie Siemens bieten aber nur In-dem-Ohr - Hörgeräte nach Abdruck an. Es wird Ihnen jedoch als Kunde die Möglichkeit gegeben, das Hörgerät 2 Monate lang ohne Begründung zurückzugeben. Auch hier ist für Sie das Tragen ohne Risiko. Fragen Sie Ihren Hörgeräteakustiker aber vorher nochmals, bezüglich des Rückgaberechts von In-dem-Ohr - Hörgeräten während der Probezeit. Die Probezeit: Jeder Trageversuch kostenlos? Eigentlich sollte der Trageversuch in jedem Fall kostenlos sein. Dies geht auf eine Tradition von 1987 zurück. Die Krankenkasse zahlte ausgezeichnet und nahm der Kunde nach dem Trageversuch tatsächlich kein Hörgerät, konnte der Hörgeräteakustiker 100 D-Mark mit der Krankenkasse abrechnen, obwohl es zu gar keiner Versorgung gekommen war. Solche goldenen Zeiten sind längst vorbei. Doch denken Sie daran: Sie als Kunde werden dennoch verwöhnt und als zusätzliche Praline sind die Hörgeräte viel besser geworden als jene von 1987.

34 Nur bei Hörgeräten mit dem extra dünnen Schlauch kann es zu Nachteilen kommen, da durch den sehr dünnen Schlauch auch die Sprachqualität geschmälert werden kann. Bei leichten Hörminderungen sollte es aber auch hier keine Probleme geben. Manche Firmen nehmen z.b. In-dem-Ohr - Hörgeräte nach Abdruck nicht kostenlos zurück. Fragen Sie also vorher, welche Kosten Ihnen bei einer Rückgabe entstehen. Ich möchte nun von einem Kunden erzählen, der 2003 mein Fachgeschäft besuchte. Er sagte freundlich zu mir. Herr Stimm, sie sagten mir ja, ich könne das Hörgerät zurückgeben, wenn ich damit nicht zufrieden bin. Ich erwiderte, das sei ja in jedem Fall so. Daraufhin sagte der Kunde zu mir. Gut ich möchte das Hörgerät nun zurückgeben. Mir kam der Kunde zwar bekannt vor, aber ich musste ihn dennoch nach seinem Namen fragen. Darauf schaute ich im Computer nach und stellte fest, dass Herr Frei vor drei Jahren sein Hörgerät bekommen hat. Daraufhin ging ich zum Kunden zurück und sagte ihm, das Hörgerät sei ja schon drei Jahre alt. Ja, sagte Herr Frei, und ich möchte es ihnen nun zurückgeben. Ich erklärte Herrn Frei, dass eine Rückgabe nach drei Jahren nicht mehr möglich sei, sondern bestenfalls in den ersten drei Monaten. Dennoch war Herr Frei sehr enttäuscht und verließ das Geschäft. Ich habe ihn auch nie wieder gesehen. Der Kunde war bei mir König. Aber in diesem Fall konnte auch ich nicht weiterhelfen. Bei einem anderen Kunden war nach 3 Jahren eine kleine Reparatur notwendig. Als ich ihm sagte, er müsse auf die Reparatur 40 Euro zuzahlen sagte dieser: Das hätte ich ihm vorher nie erzählt. Er glaubte, ein Hörgerät könnte gar nicht kaputt gehen. Auch dieser Kunde war ab dem mit mir unzufrieden. Viel mehr Einsicht zeigte Herr Spät. Er hatte beide Hörgeräte in seiner Waschmaschine bei 40 Grad aus Versehen im Vollwaschgang mit gewaschen. Zum Glück war er privat versichert und die hohe Reparatur wurde zu 80 Prozent von seiner Krankenkasse übernommen. Dieser Kunde blieb mir treu, obwohl ich möglicherweise vergessen habe ihm zu erzählen, dass man die Hörgeräte nicht bei 40 Grad im Vollwaschgang mitwaschen darf. Was ist eine Signal Verarbeitung? Wir haben ja vorher von einem Kunden gesprochen, dem schon bei 95 Dezibel die Sprache über Kopfhörer zu laut wird gab es dafür verschiedene elektronische

35 Schaltungen um zu verhindern, dass die Sprache oder der Ton lauter wird, als es der Kunde vertragen kann. Damals sprach man von AGC-O oder AGC-I oder auch von PC sind jedoch fast alle Hörgeräte volldigital. Der Computer übernimmt die komplette Signalverarbeitung. Der Hörgeräteakustiker muss aber den Mini- Computer im Hörgerät so einstellen, dass der Computer weiß wann es dem Kunden zu laut ist. Sollten Sie während der Testphase oder auch später feststellen, dass Ihnen das Hörgerät manchmal doch unangenehm laut wird, sprechen Sie Ihren Hörgeräteakustiker direkt darauf an. Er kann Ihnen bestimmt weiter helfen. Von schwarzen Schafen. Leider wird, wenn auch selten, von Hörgeräteakustiker berichtet, die Hörgeräte mit geringer Zuzahlung so einstellen, dass es Ihnen garantiert etwas zu laut wird. Obgleich durch eine einfache Einstellung am Hörgerät dies vermieden werden könnte wird den Kunden gesagt, dass sie ein 400 Euro teureres Hörgerät kaufen müssen um dies zu umgehen. Diese Art der Verkaufsförderung ist zum Glück extrem selten. Deshalb sagen Sie direkt, wenn die Hörgeräte Ihnen bisweilen zu laut werden. Bei volldigitalen Hörgeräten kann man durch die Einstellung hier einiges verbessern. Von unsichtbaren Hörgeräten wurde mir von einem Geschäft berichtet, welches mit dem Slogan unsichtbare Hörgeräte wirbt. Sogenannte CIC Geräte. Das sind In-dem-Ohr - Hörgeräte die fast im Ohr verschwinden. Sie sind somit fast unsichtbar. Solche Hörgeräte gibt es auch heute noch. In diesem Geschäft wurden aber 90 Prozent CIC Hörgeräte verkauft. Nur mit dem Argument unsichtbar, wurde pro Ohr D-Mark Zuzahlung verlangt. CIC Hörgeräte haben aber auch einen Nachteil. Die Batterie ist schneller leer, weil sie so klein sein muss um ins Ohr zu passen und die Geräte sind häufiger defekt als HdO Hörgeräte. Auch sind Sie für hohe Schwerhörigkeiten eher ungeeignet. Ein Anteil von 90 Prozent CIC ist eher Geldmacherei als kundenorientiertes Handeln. Ich denke in diesem Fall an meine 90jährige Kundin, die kein Hörgerät tragen wollte, weil sie dafür doch noch zu jung wäre. Gegen CIC Hörgeräte ist eigentlich nichts zu sagen. Denken Sie aber auch an die Nachteile und den höheren Zuzahlungsbetrag. Muss es wirklich unsichtbar sein? Was ist Dynamik- und Frequenzanpassung?

36 Dem kleinen Computer im Hörgerät kann nicht nur beigebracht werden wann Ihnen die Sprache zu laut wird. Nehmen wir an, Sie stehen auf der Straße vor einem Presslufthammer der mit 110 Dezibel Lärm verbreitet. Der Hörgeräteakustiker hat dem Hörgerät aber einprogrammiert, dass es Ihnen schon bei 100 db unangenehm laut wird. Obgleich Sie einen Verstärker im Ohr tragen, drosselt das Hörgerät bei 100 Dezibel automatisch. Der Presslufthammer kann nicht mit seinen 110 Dezibel bis zu Ihrem Ohr vordringen. Plötzlich haben Sie sogar einen Lärmdämpfer, auch Lärmschutz genannt, im Ohr. Das nennt man dann Dynamikanpassung. Doch das Hörgerät weiß noch viel mehr über Ihr Gehör. Nämlich ob Sie die tiefen Töne besser hören als die hohen Töne, oder ob sie alle Frequenzen gleich schlecht hören. Das nennt man dann auch Frequenzanpassung. Nehmen wir an, Sie können rechts 500 Hertz schon bei 20 db Hören, so brauchen Sie hier praktisch keine Verstärkung. Das Tonaudiogramm eines Hochtonverlusts rechts. 250 HZ=15dB / 500 Hz=20dB / 1KHz=30dB / 2KHz=65dB/ 4KHz=65dB / 6KHz=70dB / 8KHz=70dB Die Faustregel heißt: Wird ein Ton bei 30 db oder früher gehört, ist diese Frequenz nicht geschädigt. Es könnte sich auch um eine leichte Erkältung handeln. Aber den 2000 Hertz und den 4000 Hertz Ton hören Sie erst bei 65 Dezibel. Hier benötigen Sie also eine hohe Verstärkung, während bei 500 Hertz gar nicht verstärkt werden muss. Alles das weiß der kleine Computer im Hörgerät und kann es auch ausführen. Er verstärkt nur die Töne ab 2000 Hertz. Zum Vergleich nun noch das Tonaudiogramm eines größeren Hörverlustes links. 250 HZ=50dB / 500 Hz=55dB / 1KHz=60dB / 2KHz=65dB/ 4KHz=70dB / 6KHz=75dB / 8KHz=75dB Das Hörgerät muss hier alle Frequenzen von 250 Hertz bis 8000 Hertz verstärken. Man spricht hier deshalb auch von einem breitbandigen Hörfehler. In diesem Fall kann der Fachmann das gleiche Hörgerät links so einstellen, dass der Mini- Computer im Hörgerät alle Töne gleichmäßig, also breitbandig, verstärkt. Nun auch einiges zum Schmunzeln. Dennoch ist der Beruf eines Hörgeräteakustikers keinesfalls trocken und langweilig. Man hat es ja schließlich mit Menschen zu tun. So brachte ich einer Kundin ihr Hörgerät wieder, nachdem ich es gereinigt habe und setzte ihr es ihr auch gleich ins Ohr. Sie bedankte sich sehr erfreut und sagte: Oh vielen Dank. Wissen Sie, so brauche ich das Hörgerät wenig, aber zum Lesen ist es wichtig zum Lesen!? Auch hier staunte ich nur und erwiderte nichts.

37 Ein anderes Mal erhielt ich einen Anruf. Herr Schmidt sagte mir am Telefon, dass er ein Rezept für ein neues Hörgerät bekommen habe und fragte mich, ob er morgen früh vorbeikommen könnte. Wann machen sie den morgen früh auf, fragte mich Herr Schmidt. Ich erwiderte. Um neun Uhr öffnen wir das Geschäft. Oh, sagte Herr Schmidt. Können sie nicht erst um 10 Uhr aufmachen. Ich kann so bald nicht kommen. Auch hier staunte ich nur und erwiderte nichts. Frau Klein kam nach dem Probetragen ihres Hörgerätes zu mir. Der Ohrenarzt hatte nur ein Hörgerät links verordnet, weil das rechte Ohr fast taub ist. Es handelte sich um ein In-dem-Ohr - Hörgerät nach Abdruck. Frau Klein war etwas aufgelöst und sagte: sie möchte das Hörgerät zurückgeben. Es sei unmöglich. Das ganze Ohr täte ihr schon weh. Ich sagte ihr, sie solle das Hörgerät doch bitte einsetzten. Vielleicht mache sie es nicht ganz richtig. Und Frau Klein versuchte verzweifelt, das Hörgerät in das rechte Ohr einzusetzen. Ich sagte ihr, dass Hörgerät sei nur für das linke Ohr gebaut, wir hätten das Einsetzen doch für das linke Ohr geübt. Ja, aber rechts möchte sie es tragen, da höre sie doch schlecht. Ich erklärte ihr, dass das rechte Ohr eben zu schlecht für ein Hörgerät sei. Ihr neues Hörgerät passe nur in das linke Ohr. Zertifizierung Obgleich die Krankenkassen die Zuzahlung bei Hörgeräten Jahr für Jahr gekürzt haben, verlangten die meisten Krankenkassen 2007 eine Zertifizierung. Nur Betriebe, die durch eine Fremdfirma zertifiziert wurden, waren berechtigt, weiterhin mit den Krankenkassen abzurechnen zahlten die Krankenkassen doppelt so viel pro Hörgerät und eine Zertifizierung war nicht notwendig. Im Jahr 2007, trotz halbierter Kassensätze, kam regelmäßig ein Auditor, den man zusätzlich bezahlen musste und prüfte, ob man gewisse Listen korrekt führte. In diesem Jahr fiel mir das Arbeiten schwer. Standen mir sonst acht Stunden am Tag zur Verfügung, um mich um die Belange meiner Kunden zu kümmern, habe ich nun ein Großteil meiner Zeit damit verbracht, Listen auszufüllen. Und die Zertifizierung kostete den Betrieb zusätzlich hunderte von Euro im Jahr.

38 Der Auditor erschien bei ersten Mal in Anzug und Krawatte. Er fuhr auch im Sport- Coupé vor. Vier Stunden dauerte seine Prüfung der Listen, die wir sechs Monate lang vorbereitet hatten. Nach 4 Stunden sagte er. Ich glaube, jetzt haben wir Glück. Nach jener Vorschrift, kann dies auch so ausgelegt werden. Damit waren wir zertifiziert. Kopfhörer statt Hörgerät? Besser hören ohne zu stören ist der Slogan einer bekannten Firma für Kopfhörer, Mikrofone und sonstigem Audio-Zubehör. Besonders drahtlose Kopfhörer sind für Schwerhörige sehr interessant, da sie lange Zeit mit hohem Tragekomfort, bestes Hören bei Radio und Fernsehen garantieren. Auf den Fernseher wird der Sender gestellt, der schnurlos 8 Meter den Fernsehton in den Raum sendet. Sie tragen den Empfänger-Bügel um das Kinn. Es gibt kein Kabel und Sie können die Lautstärke unabhängig vom der Lautstärke des Fernsehers einstellen. Den Strom bekommen diese Kinnbügel über eine aufladbare Batterie, die jederzeit über Nacht leicht aufgeladen werden kann. Schon 1987 gab es diese drahtlosen Kinnbügel. Damals hatte die Firma Sennheiser einen so großen technologischen Vorsprung, dass die meisten Hörgeräteakustiker auch nur dieses Produkt anboten. Im Jahr 2013 gibt es jedoch auch andere Firmen die sehr hochwertige Geräte dieser Art anbieten können. Meine Empfehlung ist aber. Nehmen Sie nur drahtlose Produkte mit eingebautem Lautstärkesteller, damit Sie die Lautstärke unabhängig vom Partner einstellen können. Kaufen Sie keine Geräte mit Batterie, sondern nur mit Akkus, die Sie leicht aufladen können. Das Ladegerät muss im Kaufpreis dabei sein. Ansonsten werden die Batterien schnell zur Kostenfalle. Warum ist ein Kopfhörer zum Fernsehen meist besser als ein Hörgerät. Im Durchschnitt sitzen Sie vom Fernseher 3 Meter entfernt. Der Ton bzw. die Sprache muss also 3 Meter auf dem Luftweg zurücklegen, bevor die Sprache von Ihrem Hörgerät dann wieder aufgenommen werden kann. In diesen 3 Metern verliert die Sprache tatsächlich nennenswert an Qualität und es können sich zudem Geräusche, wie von einem Haustier oder das Zeitungsblättern Ihres Partners, hinzumischen. Bei den Kopfhörern wird die Sprache aber praktisch verlustfrei über die 3 Meter zu Ihrem Ohr transportiert und wenn Ihr Wellensittich pfeift, wird auch dies nicht mitverstärkt. Ich hatte Kunden, die nur durch solche Kopfhörer einen unbeschwerten TV-Abend genießen konnten.

39 Diese Geräte werden jedoch nicht von der Krankenkasse übernommen. Und Sie könne auch kein Hörgerät ersetzen. Denken Sie daran. Das Ziel eines Hörgerätes sollte sein, sich wieder normal mit anderen unterhalten zu können. Die Kopfhörer helfen aber nur abends bei Radio oder Fernsehen. Allerdings kann beim Fernsehen ein Kopfhörer ein besseres Sprachverstehen ermöglichen als ein Hörgerät für den sechsfachen Betrag. Wie funktioniert ein Hörgerät. Ein Hörgerät nimmt den Ton bzw. den Schall aus der Umgebung auf. Der Schall wird durch die Luft übertragen. Im Beispiel des Fernsehens kommt der Schall vom TV Gerät über die Luft zu Ihrem Hörgerät und wird dort vom Mikrofon aufgefangen. Dieses Mikrofon kann hinter dem Ohr sitzen oder auch bei In- dem- Ohr Hörgeräten in der Ohrmuschel. Im Jahr 1987 gab es nur analoge Verstärker: Das Prinzip ist im Jahr 2013 jedoch immer noch genau das gleiche wie im Blockschaltbild oben. Hatte ein Analogverstärker von 1987 vielleicht 7 Transistoren, sind es heute bei volldigitalen Hörgeräten 7 Millionen Transistoren Nun zum Blockschaltbild oben!!! Das Mikrofon empfängt den Schall, der durch die Luft zu Ihnen kommt. Der Verstärker verstärkt den Ton, so wie es der Hörgeräteakustiker vorgegeben hat. Sagen wir um 25 Dezibel. Die Energie kommt hierbei von der Batterie. Dann wird der Schall bzw. die Sprache über den Lautsprecher um 25 db verstärkt in Ihr Ohr geleitet. Die Verstärkung kann bei vielen Hörgeräten über ein kleines Rädchen oder über eine Fernbedienung von 25 Dezibel aus erhöht oder auch reduziert werden. Sollte Ihnen die Verstärkung bei einem vorbeifahrenden Auto plötzlich unangenehm laut werden, sagen Sie dies Ihrem Hörgeräteakustiker. Selbst günstigere Hörgeräte

40 können heutzutage so eingestellt werden, dass Sie automatisch ein Überschreiten der sogenannten Unbehaglichkeits- Schwelle verhindern. Was ist Schall? Der Ton oder auch der Schall wird durch die Luft zu Ihnen übertragen. Schlägt man eine Gitarrensaite an, schwingt die A Saite 440-mal pro Sekunde hin und her. Die Luft besteht aus kleinen Kügelchen, die durch die Gitarrenseite, die ja auch in der Luft liegt, ebenfalls angestoßen werden. Die Luftkügelchen werden somit ebenfalls 440-mal in der Sekunde angestoßen. Der Schall oder auch der Ton breiten sich nun in der Luft mit 330 Metern pro Sekunde im Zimmer aus. In Eisen beträgt seine Geschwindigkeit z.b m/s: Da Sie höchstens 10 Meter von der Gitarre entfernt sitzen, ist der Schall in einem Bruchteil einer Sekunde bei Ihnen, da sich der Ton ja mit 330 Metern pro Sekunde ausbreitet. Licht dagegen ist zehntausend Mal schneller unterwegs als Schall. Das ist auch der Grund, warum man bei einem Gewitter erst den Blitz sieht und wenige Sekunden danach den Donner hört. Beide Ereignisse finden eigentlich gleichzeitig statt, doch während der Schall mit vergleichsweisen gemütlichen 330 m/s zu Ihnen unterwegs ist, ist das Licht zehntausend Mal schneller am Ziel. Zudem kann sich Licht auch im luftleeren Raum ausbreiten. Schall aber nicht. Legt man eine Gitarre in eine große Glasglocke und pumpt die Luft heraus, kann man nichts hören, wenn ein Roboterarm die Saite anschlägt. Wird aber das Ventil geöffnet und es kann wieder Luft in die Glocke eindringen, hören Sie wieder, wenn der Roboterarm die Saite betätigt. Überschallgeschwindigkeit. Gewehrkugeln und manche Düsenflugzeuge fliegen schneller als mit einer Geschwindigkeit von 330 Meter pro Sekunde. Erst wenn das Flugzeug vorbeigeflogen ist, können Sie es hören. Das gleiche gilt für Gewehrkugeln. Die Kugel trifft zuerst das Ziel. Ein Vogel hat also keine Chance auszuweichen, da er erst von der Kugel getroffen wird und danach den Knall des Gewehres hört. Die Lichtgeschwindigkeit wird dagegen von keinem uns bekannten Objekt erreicht. Wattestäbchen. Fragen Sie in diesem Punkt am besten Ihren Ohrenarzt. Seine Meinung ist hier in jedem Fall entscheidend. Tatsächlich sind Wattestäbchen gefährlich, wenn man tief in den Gehörgang vordringt. Sie stopfen sich das Ohrenschmalz meist nur noch tiefer ins Ohr.

41 Aber wenn Sie mit den Wattestäbchen nur so weit in das Ohr vordringen, dass der weise Bereich gerade noch zu sehen ist, also nur 1 cm tief und auf diese Weise den Gehörgang reinigen, schafft dies, zumindest mir, eine gewisse Erleichterung. 300 Wattestäbchen gibt es zudem schon für einen Euro. Keinesfalls eine große Investition. Pille statt Hörgerät. Im Jahr 1997 machte eine Firma im Werbefernsehen viel Werbung um eine rezeptfreie Medizin, die Hörgeräte praktisch überflüssig machen soll. Schon nach wenigen Monaten wäre das normale Gehör wieder hergestellt und das alles auf rein pflanzlicher Basis. 30 D-Mark, also umgerechnet etwa 15 Euro kostete eine Packung Tabletten. Ein 80jähriger Kunde kam mit seiner Tochter ins Fachgeschäft. Dieser Kunde hatte noch kein Hörgerät. Er sprach mich jedoch sofort auf die Fernsehwerbung an. Er war durchaus gewillt, diese Tabletten zu kaufen und vorerst kein Hörgerät zu nehmen. Nur seine Tochter fragte mich zwei Mal besorgt, ob ihrem Vater die Pillen nicht auch schaden könnten. Ich sagte, es schade nur seinem Geldbeutel, aber ansonsten nicht. Nach drei Monaten Tabletteneinnahme kam jedoch dieser Kunde mit einen Rezept vom HNO-Arzt wieder und lies sich Hörgeräte anpassen. Magnetfeld Matratze. Ein anderer 85jähriger Kunde war 1998 schon mit zwei Hörgeräten versorgt. Er hatte eine so große Hörminderung, dass er trotz hochwertiger Hörgeräte nicht alles verstehen konnte. Irgendwie ist er auf eine Werbeanzeige gekommen, die ihm viel besseres Hören durch eine Magnetfeld- Therapie versprach. Die Matratze sollte auch mehrere tausend D-Mark kosten. Der Kunde kaufte sich auch diese Matratze, da es Ihm finanziell sehr gut ging. Ein Hörtest wenige Monate später zeigte jedoch keine Verbesserung am Gehör. Ein paar Jahre später warb eine andere Firma mit dem Slogan. Wieder gut hören, durch den Einsatz von Laser Strahlen im Ohr. Hier kannte ich keinen Kunden, der dies getestet hat. Da ich in den letzten 10 Jahren jedoch keine weitere Werbung dieser Art gesehen habe, glaube ich auch hier, dass sich diese Idee nicht bewährt hatte. Unglaubliche Anrufe. Ein 90jähriger Mann mit beidseitigem breitbandigem hohem Hörverlust kam mit einer Ohrenärztlichen Verordnung 1998 zu mir. Herr Herbert Klein sagte, er sei verwitwet und habe eine sehr gute Rente. Er möchte zwei wirklich gute Hörgeräte testen.

42 Ich passte ihm zwei Hörgeräte an, welche ich ihm drei Wochen zum Probetragen mitgab. Nach zwei Wochen erhielt ich jedoch einen Anruf. Nicht von Herbert Klein sondern von seinem Sohn. Er sagte mir. Sein Vater sei doch schon 90 Jahre alt und würde nicht mehr lange leben. Warum ich ihm so teure Hörgeräte anpassen würde. Das lohne sich doch gar nicht. Das müsste ich doch wissen. Mir blieb die Spucke weg. An meine genaue Antwort kann ich mich auch gar nicht mehr erinnern. Auf jeden Fall versuchte ich höflich zu bleiben. Herbert Klein kaufte jedoch die Hörgeräte und ist tatsächlich 15 Monate später gestorben. Doch hatte er ja an seinem Lebensabend 15 Monate lang wieder gut gehört. Der Sohn stellte sich kurz nach seinem Tod persönlich bei mir vor und wollte, dass ich die Hörgeräte zurückkaufe. Ich sagte ihm, dass das nicht geht. In Deutschland werden Hörgeräte über eine ohrenärztliche Verordnung und die Krankenkassen angepasst. Ein 15 Monate altes Hörgerät darf ich nicht mehr als neu einem anderen Kunden anpassen. Der Sohn von Herbert Klein erwiderte daraufhin: Dann versuche ich es eben wo anderes. Und verließ das Geschäft. Ich habe ihn nie wieder gesehen. Leihgeräte. Dennoch kam es öfter vor, dass wir Hörgeräte von verstorbenen Patienten von deren Verwandten geschenkt bekommen haben. Diese Geräte wurden gründlich gereinigt und dann technisch überprüft. Es war kostenloser Service, diese Geräte anderen Kunden anzupassen, während eines seiner Hörgeräte in Reparatur war. Auch bei anderen Firmen war das teilweise übliche Praxis. Von guten Taten. Einmal kam eine ältere Frau zu mir, in Begleitung einer jungen 25jährigen Russin. Nur die ältere Frau sprach deutsch, die junge Russin aber nicht. Doch die ältere Frau übersetzte alles. Sie sagte, Katherina sein nur auf Besuch in Deutschland und höre so gut wie nichts. Das Hörgerät aus Russland nütze nicht sehr viel. Immerhin war ein gutes Ohrpassstück nach Abdruck vorhanden. Ich machte nur ein Tonaudiogramm, da Katherina keine deutschen Worte nachsprechen konnte. Es stellte sich nun heraus, dass das linke Ohr ganz taub war und das rechte Ohr hochgradig geschädigt.

43 Ich passte Katherina mit ihrem russischen Ohrstück ein volldigitales Leih-Hörgerät Made in Germany mit Sprachprozessor rechts an. Nur auf Grundlage des Tonaudiogrammes. Katherina und die ältere Frau unterhielten sich angeregt auf Russisch. Nun war ich derjenige, der nichts verstand. Die ältere Frau bestätigte mir, dass die Kommunikation nun viel besser wäre und ich merkte, dass sich bei Katherina die Angst einstellte, sie müsse das Hörgerät zurückgeben. Etwas ängstlich fragte mich die ältere Frau nach dem Preis. Ich sagte 80 D-Mark. Ich hatte nur die Arbeitszeit in Rechnung gestellt. Katherina verließ mit dem Hörgerät das Geschäft. Hörgeräte in Brillen. Bisweilen sind Hörgeräte auch in Brillen eingebaut. Hier gibt es auch eine Variante, dass an einem tauben Ohr rechts nur ein Mikrofon im Brillenbügel eingebaut ist und über ein Kabel, welches im Bügel verläuft, das Sprachsignal zu der linken Seite geleitet wird. Dann wird über einem Verstärker verstärkt die Sprache in das linke, hörende Ohr geleitet. Der Kunde kann also vom taubem Ohr rechts angesprochen werden. Die Sprache wird dann über Kabel in das linke Ohr geleitet. Dieses Verfahren wird vom Fachmann CROS genannt. Haben Sie ein völlig taubes Ohr, fragen Sie Ihren Hörgeräteakustiker nach einer CROS- Versorgung. Leider sind diese Konstruktionen teuer und reparaturanfällig. Das verlegte Kabel in der Brille bricht leicht, und die Reparatur kostet jedes mal 100 Euro. Auch wenn sich die Sehstärke der Brille ändert oder nach sechs Jahren ein anderes Hörgerät verschrieben wird, hängt die ganze Konstruktion zu sehr zusammen. Sogenannte Hörbrillen haben auch einige Nachteile. Cochlearimplantat. Vier von meinen Kunden sind über die Jahre taub geworden. Das heißt, sie hörten von Jahr zu Jahr schlechter. Irgendwann halfen dann selbst die Hörgeräte nichts mehr. Tatsächlich kann man sich diese Phänomen bis heute nicht erklären, warum bei manchen schwerhörigen Menschen das Gehör über 10 Jahre hinweg unverändert bleibt, aber es bei anderen von Jahr zu Jahr deutlich nachlässt. Eine dieser Kunden hatte sich im Jahr 2000 dann ein Cochlearimplantat anpassen lassen. Hierfür ist eine Operation unter Vollnarkose notwendig. Eine Elektronik wird direkt an den Hörnerv angeschlossen.

44 Nach der Operation wird über Funk von außen dann die Elektronik mit Strom und den Informationen vom Mikrofon versorgt. Entfernt man aber den Funksender vom Kopf, oder geht die Batterie des Senders aus, schaltet sich das ganze System automatisch ab. Der Kunde ist dann wieder absolut taub (gehörlos). Heute kostet eine solche Operation ungefähr Euro. Inbegriffen sind auch die Nachsorgetermine und das Hörtraining. Denn kann ein Hörgerät alle Töne von 500 Hertz bis 8000 Hertz stufenlos übertragen, sind es bei einem Cochlearimplantat nur ein Dutzend Töne insgesamt. Der Kunde muss über eine längere Zeit üben wieder, mit dem deutlich geschmälerten Frequenzband, Sprache zu verstehen. Kurz gesagt, die Sprachqualität bleibt nach wie vor ein Problem eines CI. Ist eine Hörgeräteanpassung meist nach ein paar Monaten abgeschlossen, kann die Anpassung eines Cochlearimplantats deutlich länger benötigen. Es ist auch eine zusätzliche Ausbildung notwendig, so dass nicht alle Fachgeschäfte eine Cochlearimplantat- Anpassungen vornehmen können. Die Abkürzung für ein Cochlearimplantat ist übrigens CI. Hund, Katze, Maus. Dies ist der Standardspruch einer älteren TV-Sendung. Tatsächlich können Hunde von Natur aus sehr schlecht sehen. Ihr Gehör ist jedoch viel feiner als das des Menschen. Ein hörgesunder Jugendlicher kann Töne, auch Frequenzen genannt, bis Hertz hören. Schon im Alter von 20 Jahren werden die hohen Töne schlechter gehört. Die Altersschwerhörigkeit, also der normale Verschleiß des Ohres, beginnt schon mit 20 Jahren. Dies ist jedoch nicht so schlimm. Denn für das Verstehen von Sprache sind nur die Frequenzen von 250 Hertz bis Hertz bedeutsam. Hundepfeifen arbeiten teilweise in einem Bereich von Hertz. Diese kann schon ein 20-Jähriger kaum mehr wahrnehmen. Könne Sie jedoch schon Töne ab 2000 Hertz schlecht hören, liegt dies genau im Bereich der Sprache. Je nachdem wie stark diese Frequenz geschädigt ist, desto schwerer fällt Ihnen das Verstehen. Wissenschaftler entwickelten eine sogenannte Sprachbanane. Diese zeigt an, welche Töne, auch Frequenzen genannt, für das Verstehen von Buchstaben besonders bedeutsam sind. Hören Sie die Töne ab 3000 Hertz schlecht, sind die Buchstaben (Konsonanten) wie w,z,k,f,s, nicht mehr so exakt zu hören.

45 Mut zum Hören. Das allerschlimmste an einer sich einschleichenden Altersschwerhörigkeit ist, dass sie so langsam voran schreitet. Wenn ich Ihnen sage, dass Sie im Alter von 5 Jahren 90 cm groß waren, werden Sie mir dies gewiss glauben. Dennoch werden Sie schmunzeln, denn Sie merkten eben nicht, wie Sie Tag für Tag etwas größer geworden sind. Genauso ist es mit der Altersschwerhörigkeit. Man merkt sie kaum, da sie so langsam voranschreitet. Das Allerschlimmste kommt jedoch noch. Eigentlich leben wir in einer viel zu lauten Welt. Autofahrer hupen jeden Tag grundlos im Straßenverkehr, die Feuerwehr verbreitet Tatü Tata nahe der Scherzschwelle und Türen werden ohne Grund zugeknallt. Eigentlich ist schlechtes Hören ein Nachteil. Doch die viel zu laute Welt wird irgendwann angenehm ruhig. Der Mensch gewöhnt sich daran. Bekommen Sie dann für drei Wochen ein Hörgerät zur Probe, ist dies zuerst ein Schock. Sie empfinden die Welt als zu laut und Sie haben Recht. In Wirklichkeit ist die Welt auch viel zu laut. Doch das haben Sie vergessen. Deshalb gebe ich Ihnen folgenden Rat: Sollten Sie zum ersten Mal Hörgeräte zur Probe tragen, gehen Sie damit nach einer Test-Woche auf die Straße und bleiben Sie dort mindestens 10 Minuten. Halten Sie es nicht aus, vereinbaren Sie sofort ohne lange Wartezeit einen neuen Termin. Es ist meines Erachtens besser, die Hörgeräte zu Beginn etwas milder einzustellen, als sie für immer in die Schublade zu legen. Von wirklich reichen Menschen. Einmal, in meiner gesamten Laufbahn als Hörgeräteakustiker, habe ich wirklich geschwindelt. Ein 87jähriger Mann, der ein florierendes Einzelhandels Geschäft betrieb und auch immer noch darin arbeitete, kam zum Hörtest zu mir. Mein Chef sagte mir sofort, der Kunde würde im Geld schwimmen. Ich sollte ihm etwas wirklich Tolles verkaufen. Bei dem Vorgespräch gab mir der Kunde jedoch gleich zu verstehen, dass seine Tochter ihn geschickt habe. Sie würde ihn richtig nerven. Er würde schlecht hören, sagte sie. Doch das stimme gar nicht und er wäre nur bei mir, damit das Genörgel seiner Tochter endlich aufhört. Ein Hörgerät würde er auf gar keinen Fall tragen. Nun war ich in einer Zwickmühle. Einerseits wollte der Chef, dass ich ihm etwas richtig Gutes verkaufe, andererseits wollte der Kunde auf gar keinen Fall etwas

46 kaufen. Ich machte einen Hörtest und stellte auf beiden Ohren eine leichte Hörminderung fest. Für einen Mann, der genügend finanzielle Mittel hatte, eigentlich ein Grund, zumindest Hörgeräte zu testen. Doch er weigerte sich hartnäckig. So schwindelte ich meinen Chef an. Ich sagte, der Kunde würde noch ganz gut hören, obgleich ich eine leichte Hörminderung beiderseits festgestellt habe. Doch wie sollte ich einen wohlhabenden Mann dazu bringen, ein Hörgerät zu testen, wenn er sich mit seinen 87 Jahren hartnäckig weigert. Ich konnte niemanden etwas aufreden, das er nicht haben wollte. Doch dies hatte sich auch im Kundenkreis und bei den Ohrenärzten herumgesprochen. Dafür kam manch anderer Kunde 15 Kilometer angereist. Schönere Geschichten. Ein anderes Mal kam eine Kundin, mit einem an Taubheit grenzenden Hörverlust, zu mir. Ohne Hörgeräte konnte sie nichts verstehen. Sie sagte aber, sie arbeite in einer Suppenküche und könnte nicht viel dazu bezahlen. Ich passte der Kundin zwei Kassenhörgeräte an. Nur die Ohrstücke nach Abdruck kosteten je 30 Euro Zuzahlung. Diese Kundin kam monatlich zur kostenlosen Reinigung ihrer Ohrstücke zu mir. Sie zeigte jedes Mal ihre Dankbarkeit über die angepassten Hörgeräte. Diese Momente waren viel häufiger, als die Momente mit dem vorangegangenen Kunden. Dies blieb auch viele Jahre so. Hausbesuche. Im Jahr 1987 zahlten die Krankenkassen sehr gut. Jeder Hörgeräteakustiker bot deshalb kostenlos Hausbesuche an. Eine extra Position gab es jedoch nicht. Das heißt, der Hörgeräteakustiker konnte hier nichts zusätzlich abrechnen. Heute ist dies auch noch so. Dennoch werden Hausbesuche weiterhin angeboten. Heute geht es finanziell den meisten Hörgeräteakustikern nicht mehr so gut wie Es sei denn, sie haben ihr Geschäft in einem Stadtteil, in dem überwiegend wohlhabende Menschen wohnen. Ich habe aber schon von Betrieben gehört, die einen Anteil von fünfzig Prozent an Kassen- Geräten haben. Auch die Industrie hat bei Kassen- Hörgeräten eine deutlich geringere Rendite. So kannte ich eine Hörgerätefirma, welche zwei Jahre lang überhaupt keine Kassenhörgeräte anbot, da sich dies nicht lohnen würde. Das sollen die anderen machen, sagte mir der Vertreter. Doch zwei Jahre später bot auch dieser Vertreter mir ein volldigitales Kassengerät an. Ohne Sprachprozessor, aber ansonsten zuverlässig und gut.

47 Da ein Hörgeräteakustiker für einen Hausbesuch keine zusätzliche Vergütung bekommt und die Kassensätze seit 1987 deutlich geschrumpft sind, bieten nicht mehr alle Betriebe Hausbesuche als kostenlose Leistung an. Sollten Sie wirklich sehr gehbehindert sein, klären Sie zuvor lieber telefonisch ab, wie hoch Ihnen ein Hausbesuch verrechnet wird. Sollten sich es hier nur um ein paar Euro handeln, die Sie leicht bezahlen könnten, sollten Sie jedoch nicht zurückschrecken. Ein anderes Geschäft versucht vielleicht, durch den Verkauf eines Hörgerätes mit mehreren tausend Euro Zuzahlung, die Fahrtkosten wieder wett zu machen. Sie sollten sich meines Erachtens Hörgeräte für mehrere tausend Euro Zuzahlung nur kaufen, wenn Sie das Geld wirklich haben. Einen Kredit aufnehmen, sollten Sie sich gründlich überlegen. Denn nach sechs Jahren sind die Hörgeräte selbst bei den Krankenkassen abgeschrieben. Das heißt, Sie benötigen nach sechs Jahren wieder neue Hörgeräte. Von Garantie und anderen Pleiten. Hörgeräte haben heute durchschnittlich zwei Jahre Garantie. Danach können Sie, bei den besseren Hörgeräten, an der Reparatur beteiligt werden. Gesetzliche Krankenkassen bezahlen nämlich nur eine sogenannte Reparaturpauschale, die bei Kassen- Hörgeräten für 6 Jahre die Kosten der Reparatur abdecken soll. Bei hochwertigeren Hörgeräten sind die Ersatzteile teurer. Es gibt z.b. Hörgeräte mit zwei Mikrofonen. Doppelmikrofone sind natürlich teurer zu ersetzten. Bei der Firma Starkey kann sich jeder Kunde bis zu 5 Jahre Garantie auf Wunsch hinzukaufen. Die ersten 2 Jahre Garantie sind jedoch im Hörgerätepreis inbegriffen. Einmal hat jedoch ein Kunde das Hörgerät nach einem Jahr verloren gehabt. Dies war aber in der Starkey Garantie nicht mit enthalten. Dieser Kunde gehörte dann auch zu meinen unzufriedenen Kunden. Wir haben mehrmals Versicherungen gegen Verlust geprüft. Alle zahlten jedoch nur einen Bruchteil des Neupreises, bei hohen Versicherungskosten und großen Verwaltungsaufwand. Da der Anteil derjenigen, welche ein Hörgerät verloren, so gering war, entschied sich die Geschäftsleitung, dass sich eine solche Verlustversicherung nicht für jeden lohne. Verlieren Sie ein Hörgerät, haben Sie übrigens sofort wieder Anspruch auf den Kassenanteil. Sie müssen nicht die sechs Jahre abwarten. Allerdings verlangen manche Krankenkassen von Ihnen eine schriftliche Erklärung, in Form eines Briefes, wo und wann Sie das Hörgerät verloren haben.

48 Eine Kundin transportierte Ihr Hörgerät in der Handtasche. In der Handtasche befand sich auch Nagellack, der ausgeflossen war und sich mit dem Hörgerät verband. Das Hörgerät hatte noch Garantie. Die Firma Phonak reparierte tatsächlich das Hörgerät auf Kulanz ohne Berechnung. Eine andere Firma hatte sich aber in einem ähnlichen Fall geweigert, da dies eindeutig ein Verschulden des Kunden darstellt. Wird z.b. eine Batterie verkehrt herum in ein Hörgerät gedrückt, wird es von den meisten Firmen in der Garantiezeit kostenlos repariert. Obgleich auf dem Hörgerät zu lesen ist, wo der Pluspol der Batterie liegen muss. Einfach Geschmacksache. Wie schon erwähnt gibt es über verschiedene Hörgeräte am deutschen Markt. Zu Beginn meiner Berufslaufbahn habe ich auch überwiegend Hinter-dem-Ohr - Hörgeräte angepasst. Sie werden auch HdO - Hörgeräte genannt. In-dem-Ohr - Hörgeräte, auch IdO genannt, haben nämlich auch den Nachteil, dass der Lautsprecher direkt im Ohr sitzt. Ohrenschmalz kann sich mit ihm verkleben und den Hörer beschädigen oder sogar kaputt machen. Bei einem HdO - Gerät geht der Ton in der Regel jedoch durch einen hohlen Schlauch. Der Lautsprecher ist nicht gefährdet. Seit 2008 sind jedoch auch wieder Hinter-dem-Ohr - Hörgeräte modern, bei denen der Lautsprecher wieder im Ohr sitzt. Hier besteht ebenfalls die Gefahr einer Beschädigung durch Ohrenschmalz. Im Jahr 1993, als ich fast nur Hinter-dem-Ohr - Hörgeräte angepasst habe, war jedoch bei HdO- Geräten nur die Methode bekannt, wobei der Ton durch einen Schlauch mit 3 mm Durchmesser floss. Der Schlauch mitsamt Ohrstück kann leicht vom Hörgerät abgezogen und in ein Reinigungsbad gelegt werden. In-dem-Ohr - Hörgeräte waren öfters defekt und deshalb mied ich sie. Nun hatte ich aber 1996 eine ältere Kundin, die große Handhabungsprobleme hatte, sich das Hörgerät hinter das Ohr zu legen und sich das Ohrstück ins Ohr einzusetzen. Hier waren mehrere gezielte Handgriffe nötig. Natürlich hatte ich dafür Verständnis, dass eine 86jährige Frau hierbei motorische Probleme haben kann. Selbst nach fünf Wochen zeigte sich kaum Besserung bei ihren Versuchen, das HdO - Gerät einzusetzen. Sie wollte aber unbedingt ein Hörgerät, denn wenn ich ihr das Hörgerät einsetzte, war sie hoch erfreut über die Hörverbesserung. Nun kam mir eine letzte Idee. Ich machte einen neuen Ohr-Abdruck und schickte diesen zu einer Firma, von der ich wusste, dass ich das IdO - Hörgerät zwei Monate lang ohne Begründung kostenlos zurückgeben kann. Nicht jede Firma nimmt Geräte aber kostenlos nach dem Probetragen zurück! Ich bestellte aber ein sogenanntes Choncha - Hörgerät. Dieses wird nach Ohr- Abdruck gefertigt. Batterie, Verstärker, Mikrofon und Lautsprecher sind in dieser Schale eingebaut, die millimetergenau in der ganzen Ohrmuschel sitzt.

49 Concha- Hörgeräte füllen die ganze Ohrmuschel aus, während Gehörgangs- Geräte nur halb so groß sind. Dafür kann man Concha Geräte nicht verkantet ins Ohr einsetzen. Nach einer Woche kam diese Kundin mit dem Hörgerät zurecht, da die Schale so genau nach der Ohrmuschel gebaut ist, dass man sie kaum verdreht einsetzen kann. Zwar sieht man ein Choncha- Hörgerät deutlich mehr, als ein kleineres Gerät, doch das war der 86jährigen Kundin gleichgültig. Ab diesem Moment passte ich Kunden mit motorischer Einschränkung viel öfters Choncha- Hörgeräte an. Die Rückgabe war ja 2 Monate kostenlos möglich. In Choncha- Hörgeräte kann man meist, wenn genug Platz vorhanden ist, eine IROS- Bohrung verlegen. Die Bohrung mit einem Durchmesser von 3-4 mm verhindert, dass Ihr Ohr sich verschlossen anfühlt. Das Ohr wird genügend belüftet. Nur bei großen Verstärkungen darf man diese Bohrung nicht einbauen. Dann würde das Gerät zu schnell zu Pfeifen anfangen. Im Jahr 2000 lag der Concha- Hörgeräteanteil in Amerika übrigens bei über 70%, während in Deutschland gerade mal 20% Prozent aller Schwerhörigen solche Geräte trugen. In den USA fahren auch 91% aller Autofahrer Autos mit Automatikgetriebe. Also mehr als doppelt so viel, wie in Europa. Es ist halt einfach Geschmacksache. Von Gold und Diamanten. Im Jahr 1993 gab es sogenannte Schmuckhörgeräte. Diese waren extrem auffällig gebaut, aber teilweise mit Silber oder echtem Gold verziert. Die Firma Siemens baute etwas später ein hinter dem Ohr Kinderhörgerät, das mit der Maus verziert war. Aus der gleichnamigen Sendung: Die Sendung mit der Maus. Diese Hörgeräte sind jedoch vom Markt weitgehend verschwunden, da es später sogenannte CiC Indem-Ohr - Geräte gab, die man so gut wie gar nicht mehr sehen konnte. Der Anteil von Choncha- Hörgeräten liegt heute in Deutschland unter acht Prozent. Sie sind zwar auch Hautfarben, füllen aber das ganze Ohr aus. Manche Hersteller bieten jedoch 10 verschiedene Hautfarben an, in denen das Gerät gefertigt werden kann. Anhand eines Musters können Sie mit dem Hörgeräteakustiker besprechen, in welcher Tönung das Gerät gebaut werden soll. Vielleicht sind Sie schon 80 Jahre alt und haben Probleme, das HdO - Gerät hinter das Ohr zu setzten und gleichzeitig den Ohrstöpsel im Ohr zu platzieren. Dann könnte ein Choncha- Hörgerät genau Richtige für Sie sein. Wollen Sie besser hören oder besser aussehen, sollten Sie sich vielleicht in diesem Falle fragen. Fragen Sie jedoch auch hier vorher Ihren Hörgeräteakustiker, wie viel die Rückgabe eines Concha- Gerätes für Sie kosten würde.

50 Bunt, bunter am buntesten. Heute werden überwiegend wieder Hinter-dem-Ohr - Hörgeräte angepasst. Viele mit dem nur 1,5 mm dünnen Schlauch oder externem Hörer. Das sieht sehr schön aus, hat aber auch, wie oben schon erwähnt, kleinere Nachteile. Hinter-dem-Ohr - Hörgeräte, auch HdO genannt, werden zudem in den verschiedensten Farben angeboten. Im Jahr 2000 wurden jedoch 80 Prozent aller Hörgeräte in beige verkauft. Die Angebote der Industrie wurden nur wenig genützt. Sollten Sie jedoch mit der Farbe Ihres Hörgerätes während der Probezeit nicht ganz zufrieden sein, fragen Sie, welche anderen Farben zur Wahl stehen. Ich sagte meinen Kunden meist, sie sollten das Hörgerät zuerst mindestens 3 Wochen testen und wenn sie dann zufrieden sind, würde ich es Ihnen in ihrer Wunschfarbe bestellen. Zumindest bei mir wollten jedoch die meisten Kunden das beige Gerät behalten. Nur wenige Bilder? In diesem Buch werden nur wenige Bilder gezeigt. Warum dies? Zum einen gibt es verschiedene Hörgeräte und ich möchte auch keine Firma besonders hervorheben. Es gibt auch ein dutzend Hersteller auf dem Markt. Ich hatte einige Hersteller von Hörgeräten im Programm und ich kenne sogar eine große Firma die nur drei Hersteller führt. Schlechte Hörgeräte baut heute kein Markenhersteller mehr. Ein Sprachprozessor im Hörgerät sollte jedoch eingebaut sein. Kassen- Geräte verfügen über keinen Sprachprozessor. Beim Fernsehen und in einem ruhigen Raum kann man jedoch auch mit Kassen- Hörgeräten deutlich besser verstehen als ohne. Foto von Widex Hörgeräte

51 Sie sollen durch dieses Buch ja ermuntert werden zum Hörgeräteakustiker zu gehen. Er macht eine kostenlosen Hörtest und Sie können sich die neusten Modelle auch kostenlos in 3D richtig ansehen und in die Hand nehmen. Ich möchte nun, ohne Wertung, einige Hersteller nennen. Für Sie wichtig ist nur, ob Ihnen bei einer Rückgabe eines Hörgerätes Kosten entstehen. Das sollten sie vorher unbedingt erfragen. Kleinere Beträge sind noch legitim. Die Firma Siemens ist in Deutschland Marktführer. Siemens ist auch mit zwei weiteren Firmen vertreten, die zumindest Siemens- Technik einbauen. Nämlich Audio-Service und Hansaton. Das können Sie sich vorstellen, wie Volkswagen und Seat. Seat bekommt von VW die Motoren, Getriebe und sogar das Fahrwerk geliefert. Aus diesen Teilen fertigt Seat aber dann ein weitgehend eigenständiges Auto. Die Firma Starkey ist in Amerika sehr gut aufgestellt, ist aber in Deutschland weniger bekannt. Vor allem Starkey In-dem-Ohr - Hörgeräte sind wegen des Rückkopplung- Managers, der das Pfeifen verhindert, interessant. Die Firma Widex führte als erstes ein volldigitales Hörgerät Senso mit Sprachprozessor ein. Heutzutage sind fast alle Hörgeräte voll digital. Kassenhörgeräte haben jedoch keinen Sprachprozessor. Phonak kommt aus der Schweiz und ist für seine High-Power Hörgeräte, bei hochgradiger, an Taubheit grenzender, Schwerhörigkeit bekannt. Weitere Markenhersteller sind. Otikon, Interton, Beltone, Unitron, Bernafon, Resound, Audifon, Rexton, Bruckhoff und Partner, usw. Doch letztlich hat kaum ein Hörgeräteakustiker alle Firmen im Programm. Das wären dann über 1000 verschiedene Hörgerätetypen und somit auch unwirtschaftlich. Der direkte Versorgungsweg. Im Jahr 1989 kamen mache clevere Geschäftsleute auf eine merkwürdige Idee. Hörgeräteakustikern ginge es doch viel zu gut. Ohne jeden Preiskampf und somit ohne verkäuferisches Geschick verdienten sie gutes Geld und für In-dem-Ohr - Hörgeräte durfte damals sogar Zuzahlung genommen werden. Überwiegend wurden aber HdO - Geräte kostenlos zum Kassenpreis abgegeben. Diese cleveren Geschäftsleute schrieben nun Ohrenärzte direkt an. Den Hörgeräteakustikern würde es viel zu gut gehen und dafür würden Sie ihren Kunden zudem nur altmodische Hinter-dem-Ohr - Hörgeräte anpassen.

52 Dem Ohrenarzt wurde angeboten, das Rezept auch Muster_15 genannt, direkt zu der neu gegründeten Firma zu schicken und den Hörgeräteakustiker so komplett zu umgehen. Für einen Ohr-Abdruck, den er oder eine Arzthelferin anfertigen musste, bekam er von der Firma 60 D-Mark überwiesen. Für zwei Ohren also gleich 120 D-Mark. Nach zwei Wochen bekam er dann von der Firma ein komplett gebautes In-dem- Ohr - Hörgerät zugeschickt. Dieses wurde, wenn überhaupt, dann über das Telefon angepasst. Zum Glück ließ sich nur ein kleiner Teil der Ohrenärzte darauf ein. Denn der Ohrenarzt konnte auch schlecht beurteilen, wann ein Hörgerät defekt ist, da er keinen Messcomputer hatte. Er schickte das Gerät im Zweifelsfall einfach ein. Eine Versorgungsqualität wie bei einem Hörgeräteakustiker kommt meines Erachtens in keiner Weise zustande. Im Jahr 2013 gibt es vereinzelt noch diesen direkten Versorgungsweg. Allerdings kenne ich Hörgeräte- Betriebe, die dadurch fast vor dem Aus stehen. Rauschen und Pfeifen bei Tag und Nacht, haben viele um den Schlaf gebracht! Tinnitus heißt das Schreckgespenst, von dem Millionen von Menschen betroffen sind. Auch bei mir stellten sich 2008 Ohrgeräusche ein. Vermutlich, weil ich Hörgeräte bei viel zu lauter Einstellung abgehört habe. Aber auch durch Stress im privaten Bereich. Das Rauschen stellte sich am Anfang nur leise ein und ich glaubte zu Beginn an eine defekte Zentralheizung. Als das Rauschen jedoch eines Nachts fast Orkanlautstärke annahm, wusste ich, was die Uhr geschlagen hatte. Ich hatte Tinnitus und musste handeln. Anstelle Samstags ins Geschäft zu gehen, ging ich ins Krankenhaus und sagte, ich hätte seit zwei Tagen Ohrgeräusche, die immer schlimmer würden und ich bräuchte eine Infusion. Schnelles Handeln ist bei den ersten Anzeichen gefragt. Das hatten wir in der Schule gelernt. Die Ärzte machten im Krankenhaus erst ein Blutbild, ob ich die Infusion vertragen könnte. Danach gaben sie mir eine Infusion, mit gefäßerweiternden Medikamenten, welche circa 25 Minuten tröpfelte. Ich führ nach Hause. Das Ohrgeräusch war besser, aber noch nicht weg. Am nächsten Tag ging ich wieder ins Krankenhaus. Ich sagte, ich möchte noch eine Infusion haben. Es ist besser, aber noch nicht weg. Insgesamt bekam ich durch meine Hartnäckigkeit sechs Infusionen und anschließend Tabletten. Heute bin ich praktisch Tinnitus frei. Schon nach sechs Wochen wird der Tinnitus aber chronisch. Die Behandlung sollte also spätestens nach einer Woche des ersten Auftretens beginnen. Nach vier Monaten besteht kaum noch Aussicht, den Tinnitus durch Medikamente zu behandeln. Sprechen Sie hier aber mit Ihrem Arzt darüber.

53 Tinnitus Masker. Da Millionen von Menschen an chronischen Ohrgeräuschen leiden, welche mit Tabletten nicht mehr behandelbar sind, gibt es einige Ansätze, der Tinnitus Behandlung darüber hinaus. 1) Tinnitus Retraining Therapie. Hierbei wird eine Umschulung hinsichtlich der Bewertung der Ohrgeräusche durchgeführt. Hilfe und weiterführende Informationen erhalten Betroffene auch von der Deutschen Tinnitus Liga, Sitz: Wuppertal. Quelle: Bertelsmann Universallexikon. Der erste Ansatz ist also mehr ein psychologischer. Sie sollen einen anderen Umgang mit den Ohrgeräuschen finden. Es gibt leider Menschen, die sich wegen der quälenden Ohrgeräusche das Leben nehmen. 2) Hörgeräte helfen auch gegen Tinnitus. Die Sprache wird meist lauter verstärkt, als das Geräusch ist. Allerdings kann Tinnitus auch ohne Hörverlust auftreten. Dann können Hörgeräte nicht angewandt werden. Zuletzt gibt es von der Industrie hergestellte Geräte, die kein Mikrofon beinhalten, sondern nur über einen Lautsprecher verfügen. Dieses Gerät spielen dem Betroffenen angenehme Töne oder angenehmes Rausche vor, die das Ohrgeräusch verdecken soll. Sogenannte Tinnitus Masker müssen aber viele Wochen getestet werden, da auch wichtig ist, wie der Kunde das Gerät annimmt. So schwer es fällt zu sagen. Gegen chronischen Tinnitus ist noch kein wirkliches Kraut gewachsen. Gehen Sie jedoch zum Fachmann. Das Testen der Geräte ist auch hier kostenlos möglich. Vererbte Hörgeräte. Ein In-dem-Ohr - Hörgerät ist nach Ohrabdruck gebaut. Ein Umbau für ein anderes Ohr ist kostspielig und zudem fast unmöglich. Da die Krankenkasse bei Hörgeräten beteiligt ist, gibt es für gebrauchte Hörgeräte auch keinen Markt. Ein einziges Mal gab es hier jedoch eine Ausnahme. Herr Maier hatte sich 1998 ein sehr hochwertiges HdO - Hörgerät mit 1900 D-Mark Zuzahlung gekauft. Leider ist der Kunde ein Jahr danach verstorben. Frau Maier hörte auch etwas schlecht. Sie bat mich, ihr das Hörgerät anzupassen. Ich machte einen Hörtest und einen Ohr-Abdruck. Dies musste die Kundin jedoch privat bezahlen, da die Krankenkasse ja nur für Neuanpassungen nach ohrenärztlicher Verordnung aufkam. Für 300 D-Mark erhielt Frau Maier eine komplette Anpassung und ein für ihr Ohr angepasstes Ohrstück. Die Krankenkasse steht für die Reparatur dieses Hörgerätes nicht mehr ein, da der eigentliche Besitzer nicht mehr lebt.

54 Mit Sicherheit eine Gradwanderung. Aber zumindest in diesem Fall vertretbar? Geld gespart hatte Frau Maier in jedem Fall. Ältere Hörgeräte sollten jedoch grundsätzlich verschrottet, oder bestenfalls als Leihgeräte verwendet werden. Der Handel damit ist nicht gestattet verlangten manche Krankenkassen, wenn ein Kunde verstarb, sogar die Hörgeräte zurück. Da Hörgeräte ja zu 95% von den Krankenkassen bezahlt wurden, betrachtete die Krankenkasse die Hörgeräte für immer als ihr Eigentum. Batterie für Hörgeräte. Ohne Batterie geht s nie. Das lernt man schon im ersten Lehrjahr. Wird die Batterie leer, schaltet sich das Hörsystem aus. Nehmen wir an, das Hörgerät hatte vorher eine Verstärkung von 25 Dezibel, dann geht die Verstärkung bei volldigitalem Hörgeräte sofort auf null Dezibel zurück. Das Gerät ist tot, bis Sie eine neue Batterie einlegen. Nur bei den Analogen Hörgeräten von 1990 ließ die Verstärkung noch langsam nach. Seit dem Jahr 2005 sind praktisch alle Hörgeräte zusätzlich mit einem Batteriewarnton versehen. Sie werden 30 Minuten vor dem Ausfall der Batterie durch einen Ton oder eine Melodie gewarnt. Wenn Sie nicht reagieren schaltet sich das Hörsystem danach schlagartig ab, da heute fast alle Hörgeräte volldigital sind. Hörgeräte arbeiten immer mit Gleichstrom. Das heißt, die Batterie hat einen Plus und einen Minuspol. Setzen Sie die Batterie verkehrt herum ein, springt das Hörgerät nicht an. Es findet keine Verstärkung statt. Zudem können Sie das Gehäuse dadurch beschädigen. Plus- und Minuspol sind am Hörgerät und auf der Batterie gekennzeichnet. Der Hörgeräteakustiker erklärt Ihnen in jedem Fall das Einsetzen der Batterie. Zink-Luft Batterien wurden die Hörgeräte meist mit Quecksilber-Batterien betrieben. Diese sind jedoch seit über 10 Jahren von der EU verboten und dürfen nicht mehr verkauft werden. Die heutigen Zink-Luft Batterien enthalten jedoch auch noch einen Anteil an Quecksilber und dürfen nicht im normalen Hausmüll entsorgt werden. 3 Gramm Quecksilber können einen Menschen töten. Quecksilber kann aber zu 100% aus der alten Batterie zurückgewonnen werden. Jedes Fachgeschäft nimmt die alten Batterien kostenlos zurück.

55 Auf den Zink-Luft Batterien befindet sich ein kleiner Kleber. Dieser sorgt dafür, dass die Batterie über Jahre frisch bleibt. Das Verfallsdatum der Batterie ist übrigens auf jeder Packung aufgedruckt. Nun gibt es aber etwas Besonderes zu beachten, das Ihnen leider nicht immer genau erklärt wird. Entfernen Sie den Kleber von der Batterie, dringt über kleine Löcher erstmals Luft in die Batterie. Die Batterie beginnt dann erst warm zu laufen. Beachten Sie! Entfernern Sie den Kleber und legen Sie die Batterie zwei Minuten auf dem Tisch. Erst dann ist die Batterie zu 100% startklar und belohnt Sie durch hohe Leistung. Ein sehr schlauer Kunde? Einmal kam ein Kunde zu mir und beschwerte sich, dass seine Batterien zu schnell leer sind. Er zeigte mir seine neu gekauften Schachtel Batterien und ich sah, dass schon alle Kleber abgezogen waren. Als ich Ihn darauf ansprach, sagte er mir, dass er gleich nach dem Kauf alle Kleber von allen Batterien abziehen würde. Dann müsse er ja nicht jedes mal zwei Minuten warten. Allerdings und das verstand der Kunde dann auch, erklärte ich ihm, blieben die Batterien deshalb nicht solange frisch. Also erst den Kleber abziehen, wenn man die Batterie benötigt, und dann 1-2 Minuten warten, bevor man die Batterie ins Hörgerät einlegt. Meisten haben Sie doch diese die Zeit, oder? Kein Ton trotz neuer Batterie!!! Doch denken Sie daran!!! Hörgeräte können auch kaputt gehen und ihren Dienst versagen. Sowohl bei IdO und HdO Hörgeräten, also bei allen Bauformen, kann Ohrenschmalz den Schallaustritt verstopfen und es kommt kaum ein Ton bzw. Schall in Ihr Ohr. Oftmals wird zuerst die Batterie gewechselt, aber es stellt sich dennoch keine Verbesserung ein. Es ist sogar möglich, dass der Lautsprecher komplett ausfällt. Dann hören Sie trotz voller Batterie nichts mehr. Hier sind Brillenträger zu beneiden. Mit der Brille darf man duschen, sie kann nicht durch Ohrenschnalz lahm gelegt werden und es gibt keine Batterie. Hörgeräte sind eben ein hoch kompliziertes technisches Gerät. Ein Defekt und somit eine Reparatur ist immer im Bereich des Möglichen. Wasserdichte Hörgeräte.

56 Tatsächlich hatte ich nur drei Kunden in 20 Jahren, die wasserdichte Hörgeräte benötigten. Ein Kunde trug ein solches Hörgerät, weil er sehr stark schwitzte. Der Kunde berichtete mir, dass er nach Mitternacht aufstehen müsste, um sein Bettleintuch zu wechseln. So stark schwitzte er. Seine ersten Hörgeräte waren noch mit Quecksilber-Batterien betrieben. Die Quecksilber-Batterie benötigt keine Luftzufuhr, um zu funktionieren. Das Gehäuse war 100% dicht. Legt man aber eine Zink-Luft Batterie in dieses Hörgerät, hört die Batterie nach fünf Minuten auf Strom zu liefern, da keine Luftzufuhr stattfindet. Als er nach sechs Jahren neue Hörgeräte bekam, war die Quecksilber-Batterie jedoch verboten. Um zu funktionieren, war ein Filter eingebaut, welcher zwar Luft, aber kein Wasser durchlassen würde. Denn ohne Luftzufuhr hört die Zink-Luft Batterie nach kurzer Zeit auf zu funktionieren. Was für den Umweltschutz ideal ist, wurde in diesem Fall zum Verhängnis. Denn der Luftfilter lies gleichzeitig auch immer einen geringen Teil an Feuchtigkeit mit hindurch. Die neuen Wasserdichten Hörgeräte mit Luft-Katalysator, gehen häufiger defekt, als die alten Hörgeräte von 1996 mit Quecksilber-Batterie und 100% dichtem Gehäuse. Wasserdichte Hörgeräte sind verhältnismäßige große Hinter-dem-Ohr - Hörgeräte. Von verzweifelten Versuchen. Auch ich hatte unzufriedene Kunden. Wie schon erwähnt, sind laut Bundesinnung der Hörgeräteakustiker 3% aller Kunden mit ihrem Hörsystem nicht zufrieden. In meinem Fall käme ich damit auf circa 30 unzufrieden Kunden. Das Gehör von Herrn Klein verschlechterte sich von Jahr zu Jahr. Auch der Ohrenarzt wusste keinen richtigen Rat. Anstelle alle sechs Jahre, verschrieb er Herrn Klein alle vier Jahre zwei neue Hörgeräte. Er war nur gesetzlich krankenversichert und musste jedes Mal dazu bezahlen. Einmal passte ich Herrn Klein Hörgeräte an, in dem der Batteriewarnton, der angab, wenn die Batterie zu schwach würde, fest programmiert war. Herr Klein hörte den Alarmton nicht. Als ich beim Hersteller anrief, wusste der auch keinen Rat. Der Batteriewarnton würde vom Computer so berechnet, dass der Kunde den Warnton in jedem Fall hätte hören müssen. Ich konnte selbst die Lautstärke des Batteriewarntones in diesem Gerät nicht verändern. Ich passte Herrn Klein daraufhin andere Hörgeräte, mit verstellbarem Batteriewarnton an. Herr Klein war zunächst zufrieden, kam jedoch jeden Monat um die Hörgeräte nachstellen zu lassen. Das ist kostenlos nach Terminabsprache möglich. Herr Klein sagte mir auch genau, wie er jedes Hörprogramm eingestellt

57 haben wollte. Irgendwann kam Herr Klein jedoch nicht mehr. Ich hatte in diesem Fall auch kein gutes Gewissen. Regeln die sich bei 95% der Kunden über Jahre bewährt hatten, versagten hier unwiderruflich. Untertitel trotz hoher Zuzahlung: Eines Tages begegnete ich einer Schulfreundin, die in meinem Alter war. Sie hatte sich zwei Hörgeräte für 3200 Euro Zuzahlung bei einem Kollegen anpassen lassen. Beim Fernsehen war sie jedoch nach wie vor auf Untertitel angewiesen. Selbst Kopfhörer versagten. Doch lieber Leser, lassen Sie sich dadurch nicht entmutigen zum Hörgeräteakustiker zu gehen. Der Trageversuch ist kostenlos und nur 5 Prozent der Kunden gelten als solche Problemfälle. Die Statistik ist auf Ihrer Seite. Akkus statt Batterien.. Es gibt auch Hörgeräte mit aufladbaren Batterien. Sogenannte Akkus. Schon 1990 gab es recht große Hinter-dem-Ohr - Hörgeräte mit einer großen Batterie. Diese Batterie wurde 675 Batterien genannt. Sie findet gelegentlich auch heute noch Verwendung. Anstelle einer Batterie konnte man auch einen Akku in das Hörgerät einsetzen. Er war genau so groß wie die 675 Batterie, nur dass man den Akku in einem Ladegerät vorher aufladen musste. Lädt man aber eine herkömmliche Batterie in diesem Ladegerät auf, kann es sogar eine kleine Explosion geben. Ein Akku kann bis zu 900 mal aufgeladen werden. Dann lässt er sehr nach. Schon 1990 war aber der hauptsächliche Nachteil des Akkus die geringere Kapazität gegenüber der Batterie. Der Akku von 1990 musste bei starken Hörgeräten jeden Tag gewechselt werden, während die Batterie mindestens eine Woche durchhielt. Das laufende Wechseln störte die Kunden, so dass sich damals meist nur Sozialhilfeempfänger für die 675 Akkus entschieden. Zudem waren ja auch die Hinter-dem-Ohr - Hörgeräte wesentlich größer. Ein Akku konnte 900-mal aufgeladen werden und somit viele Batterien ersetzen. Damit war schon einiges an Geld zu sparen. Heute sind die Akkus viel ausgereifter. Allerdings sind die Hörgeräte auch viel kleiner geworden, so dass mancher Akku auf Grund der Baugröße auch jeden zweiten Tag geladen werden muss. Siemens und Hansatone bieten hier Lösungen an, das ganze Hörgerät in eine Ladestation zu stecken. Das Laden ist hier sehr komfortabel, sollte aber auch jeden zweiten Tag geschehen. Zudem ist der Anschaffungspreis höher.

58 Der Renner ist nach wie vor die Zink-Luft Batterie. Das Quecksilber kann ja zu 100% zurückgewonnen werden, wenn Sie die Batterie wieder im Geschäft abgeben. Also ist die Batterie auch eine gute Wahl und Sie ersparen sich die Mehrkosten für die Ladestation. Aber auch hier sollte Ihr Geschmack entscheiden. Lautstärken- Regelung. Die Laustärkeeinstellung an Hörgeräten ist eine tolle Sache. Allerdings sind mir mehrere Kunden bekannt, die motorisch mit dem Rädchen schlecht zurechtkamen. Heutzutage sind jedoch fast alle Hörgeräte volldigital. Das Rädchen kann der Hörgeräteakustiker auf Wunsch bei 90% aller Hörgeräte deaktivieren. Sprechen Sie ihn darauf an. Sollten Sie die Antwort bekommen, bei Kassen Hörgeräten sei dies nicht möglich, ist diese Antwort nicht ganz korrekt. Die Firma Audio-Service bietet solche Kassen- Hinter-dem-Ohr - Hörgeräte an, bei denen der Lautstärkesteller ausgeschaltet werden kann. Allerdings ist der Hörgeräteakustiker nur verpflichtet, Ihnen zwei zuzahlungsfreie Hörgeräte anzubieten. Eine geringe Zuzahlung sollten Sie dann akzeptieren, wenn dafür die Lautstärkeregelung nach Ihrem Wunsch ein- und abgeschaltet werden kann. Die Firma Starkey und die Firma Bernafon können zudem günstige In-dem-Ohr - Hörgeräte ohne Lautstärkesteller liefern. Sie haben damit auf gar keinen Fall aber ein Hörgerät mit Sprachprozessor. Doch wenn Sie mit dem Rädchen nicht zurechtkommen, ist diese Lösung immer noch eine Option, da die Lautstärke im Durchschnitt stimmt. Hörgeräte aus China. Ich habe einen richtig guten Zahnarzt. Dieser Zahnarzt bietet auch Zahnersatz aus China an. In Deutschland liegt der Stundenlohn bei 13 Euro. In China bei einem Dollar. Fast für die Hälfte bietet mein Zahnarzt den Zahnersatz aus China an und lobt zudem die gute Qualität. Probiert habe ich ihn jedoch nie, da ich bis heute noch keinen Zahnersatz benötigte. Es ist mir nun eine Firma bekannt, welche ein In-dem-Ohr - Hörgerät nach Ohrabdruck aus China zum Kassenpreis anbietet. Es ist ein volldigitales Hörgerät, aber ohne Sprachprozessor. Ich habe dieses Hörgerät jedoch nie angeboten. Denn die Lieferzeit war deutlich länger. Die Ersparnis war in diesem Fall auch recht gering. Nur 100 Euro sparte der Kunde am chinesischen Hörgerät im Vergleich zum deutschen Produkt. Bei deutlich längeren Lieferzeiten. Dieses Risiko wollte ich nicht eingehen. Fertig- Hörgeräte für 59 Euro per Katalog bestellen?

59 Alles Hören für nur 59 Euro. Alles inklusive. Einfach per Katalog bestellen, so ist es bisweilen in manchen Prospekten zu lesen. Es handelt sich hierbei um kein volldigitales Hörgerät. Die Verstärkertechnik ist Stand Das Rauschen ist doppelt so hoch, wie bei Kassen- Hörgeräten von Zudem ist das Hörgerät nicht nach Ihren Werten angepasst. Es weiß nicht, ob Sie einen Breitbandigen, oder Hochtonverlust haben. Das weiß aber schon jedes Kassengerät für 10 Euro Zuzahlung. Sie haben nur etwas Zeit zu verlieren, wenn Sie zum Hörtest gehen und gewinnen dafür an doppelter Qualität. Warum sollten Sie ein fertiges Hörgerät ohne Anpassungsparameter dann kaufen? Kombi-Hörgeräte gegen Tinnitus. Die Firma Siemens hatte schon vor langer Zeit eine Idee. Ein volldigitales Hörgerät wurde zusätzlich mit einem Rauschgenerator ausgestattet. Das Mikrofon übertrug die Sprache, sodass besseres Verstehen garantiert war. Zusätzlich generierte ein Rauschgenerator ein angenehmes Rauschen, welches die Ohrgeräusche verdecken soll. Ausgerechnet in diesem Fall hatte ich aber einen sehr unzufriedenen Kunden. Durch Probleme in der Chip-Fertigung verzögerte sich nämlich die Lieferung des Hörgerätes. Erst um einen, dann noch um einen weiteren Monat. Auch nach der zweiten Verzögerung rief ich den Kunden an. Das Gerät sei leider noch nicht lieferbar. Der Kunde war aber sehr wütend und bezeichnete unser Geschäft als unfähig. Er ziehe die Bestellung zurück. Von uns wolle er nichts mehr wissen. Ich kann mich nur an sehr wenige Verzögerungen bei Hörgeräten dieser Art erinnern. Heutzutage ist die Chip-Fertigung auch weit ausgereifter. Siemens bietet auch heute ein Kombi-Hörgerät gegen Tinnitus an, mit neuer Technik und ohne Lieferschwierigkeiten. Doch denken Sie daran. Auf Tinnitus Masker reagiert jeder Mensch anders. Vier Wochen Probetragen, bevor Sie sich entscheiden, sind das Minimum. Hörsturz! Hörsturz, englisch sudden deafness, akute Ertaubung, plötzlich und unerwartet, innerhalb weniger Stunden eintretender Verlust der Hörfähigkeit bis hin zur Schwerhörigkeit oder Taubheit; häufig begleitet von unangenehmen Ohrgeräuschen. Betroffen ist meist ein Ohr, und zwar das Innenohr. Die Ursachen sind bis heute nicht geklärt. Man nimmt u. a. Durchblutungsstörungen im Innenohr an, für die es häufig keinen erkennbaren körperlichen Grund gibt. Quelle: Bertelsmann Universallexikon:

60 Hörstürze sind zum Glück sehr selten. Nur sechs Kunden hatte ich in 20 Jahren registriert. Hörstürze können auf einem oder auf beiden Ohren gleichzeitig stattfinden. Ausgerechnet ein Arbeitskollege, der 43 Jahre jung war und in unserer Brillenabteilung arbeitete, ging abends, wie gewohnt ins Bett. Als er am nächsten Tag aufwachte, hörte er auf dem linken Ohr nichts mehr, außer einem starken Rauschen. Er war Hobby Musiker und bemerkte gleich die Veränderung. Er kam morgens zu mir in die Akustikabteilung. Sofort um neun Uhr machten wir einen Hörtest. Am rechten Ohr hörte er alle Töne bei 20 db. Also alles normal. Die Faustregel heißt: Sind alle Töne bei 30 db oder früher gehört worden, ist das Gehör nicht geschädigt. Es könnte sich auch um eine leichte Erkältung handeln. Doch am linken Ohr hörte er alle Töne erst bei 85 db. Das Tonaudiogramm links von Kollege Klaus Lang 5 Stunden nach dem Hörsturz. 250 HZ=80dB / 500 Hz=85dB / 1KHz=85dB / 2KHz=85dB/ 4KHz=85dB / 6KHz=90dB / 8KHz=90dB Ich rief sofort beim Ohrenarzt an. Der Ohrenarzt untersuchte Klaus Lang noch am selben Tag und stellte einen Hörsturz links fest. Sofort danach begann der HNO-Arzt die Therapie mit Infusionen. Vier Wochen lang bekam mein Kollege Klaus Lang dann Infusionen. Danach stellte der Arzt die Behandlung ein und verschrieb Klaus ein Hörgerät für die linke Seite. Der Erfolg! Das Rauschen (der Tinnitus) links ist deutlich leiser geworden und alle Töne wurden nun bei 60 db gehört. Die Infusionsbehandlung zeigte Erfolg, konnte das normale Gehör jedoch nicht wieder herstellen. Klaus Lang trägt heute ein Hörgerät links. Das rechte Ohr ist normalhörend. Das Tonaudiogramm links nach vier Wochen Infusionstherapie zeigt die Verbesserung. Auch der Tinnitus links war kaum mehr zu hören. 250 HZ=55dB / 500 Hz=55dB / 1KHz=60dB / 2KHz=60dB/ 4KHz=55dB / 6KHz=60dB / 8KHz=60dB Blitzen statt hören. Die Firma Humantechnik bietet System an, die einen fast gehörlosen Menschen mit Licht morgens wecken, oder auch mit einem Blitzlicht darauf aufmerksam machen, wenn jemanden an der Tür klingelt. Zum Glück können die meisten der Kunden mit Hörgeräten die Hausglocke wieder hören. Nur wenn man schläft, sollte man die Hörgeräte nicht tragen. Das Ohr sollte nämlich über Nacht ausreichend belüftet werden um Entzündungen im Gehörgang zu vermeiden.

61 Um morgens rechtzeitig aufzustehen ist ein Wecker, der mit Licht oder Rüttelkissen weckt, dann ideal. Auch das erhalten Sie bei Ihrem Hörgeräteakustiker. Die Geräte sind jedoch nicht immer vorrätig, können aber kurzfristig bestellt werden. Telefone mit dreifacher Lautstärke Besonders das Telefonieren kann mit einem Hörgerät zur Tortur werden. Denn hält man den Hörer des Telefons ans Ohr, kann es leichter zum Pfeifen kommen. Dies ist besonders bei sehr starken Hörgeräten wahrscheinlicher als bei Hörgeräten mit geringer Verstärkung. Haben Sie alles versucht und wollen das Telefonieren schon aufgeben, gibt es hier jedoch mehrerer Möglichkeiten. Wie schon erwähnt gibt es Bluetooth. Dieses Funksystem ist in manchen Hörgeräten eingebaut. Sie können ein Bluetooth- fähiges Handy dann mit dem Bluetoothfähigen Hörgerät vernetzten. Dies ist die beste, jedoch auch die teuerste Lösung. Günstiger ist es, ein neues Spezial- Telefon zu kaufen. Drückt man am neuen Telefon die Verstärkertaste, erhöht das Telefon die Lautstärke des Gesprächspartners um das Dreifache. Gehen Sie auch hier zu Ihrem Hörgeräteakustiker. Eine Kundin wollte bei der Telekom ein solches Gerät erwerben. Zumindest 2008 konnte ihr dort nicht geholfen werden. Ihr wurde stattdessen superschnelles Internett zum Kauf angeboten. Das Telefon gab es dann beim Hörgeräteakustiker. Hören mit Telefonspule. Die Telefonspule gab es schon 1985 in analogen Hörgeräten. Damals ging es Deutschland richtig gut. Die Kasse zahlte fast das ganze Hörgerät und Kirchen und Theater hatten noch richtig Geld. Was haben Hörgeräte, Kirchen und Theater nun gemeinsam, werden Sie vielleicht fragen? Ganz einfach. Die Telefonspule. In manchen Theatern oder der auch in Kirchen war eine sogenannte Ringleitung verlegt. Diese Ringleitung funkte dem Hörgeräteträger über ein nicht moduliertes analoges Signal die Predigt des Pfarrers direkt zum Hörgerät. Der Hörgeräteträger muss sein Hörgerät nur auf T stellen. T für Telefonspule oder auch T für Theater, können Sie es sich als Eselsbrücke einprägen. Mindestens D-Mark kostete damals eine Anlage für die Kirche. Heute müssen aber auch Kirchen und Theater sparen, so dass diese Anlagen bei neuen Kirchen nicht automatisch eingebaut werden. Fragen Sie eben in Ihrer Gemeinde nach einer Ringleitung.

62 Im Jahr 1985 waren auch die Telefone mit einem Lausprecher versehen, welcher noch mit einem starken elektromagnetischen Feld strahlte. Auch hier war es möglich das Hörgerät auf T zu stellen und dann über Funk den Gesprächspartner zu hören. Vor allem gab es kein Pfeifen mehr, da das Mikrofon ausgeschaltet war und nur die kleine Antenne im Hörgerät die elektromagnetischen Funkwellen des Telefons aufnahm. Heutige Telefone geben jedoch so gut wie kein elektromagnetisches Feld mehr ab. Bei heutigen Telefonen funktioniert dieses Prinzip nicht mehr. Viele Hörgeräte haben jedoch heute noch eine T-Spule. Die Grafik oben zeigt das Blockschaltbild eines Telefonspulenempfängers. Funktechnik für gehörlose Schüler. Die Firma Sennheiser und die Firma Phonak bieten Funksysteme für Schüler an. Ziel ist es ja, ein Kind, wenn möglich, am normalen Unterricht teilnehmen zu lassen. Schüler tragen dazu dann immer zwei Hörgeräte. Doch bei an Taubheit grenzender Schwerhörigkeit reicht das oft nicht aus, wenn das Kind sechs Meter vom Lehrer entfernt sitzt. Es wurde ja schon angesprochen, dass die Sprachqualität mit der Entfernung abnimmt und dass die Sprache zudem in der Luft mit anderen Geräuschen wie Zeitungsrascheln oder Tellergeklapper vermischt werden kann. Über Funk kann das Sprachsignal jedoch fast ohne Qualitätsverlust die sechs Meter vom Lehrer bis zu dem Schüler überwinden. Der Lehrer trägt nun um den Hals einen Sender, der über ein moduliertes Funksignal seine gesprochenen Worte 10 Meter in den Raum sendet. Modulierte Funksignale sind von der Qualität noch viel besser, als die oben beschriebene Telefonspule. Es ist einfach eine neue, verbesserte Technik. Der Schüler trägt nun ebenfalls um den Hals einen Empfänger, der über Kabel mit den Hörgeräten verbunden ist. Somit wird der Qualitätsverlust, welcher durch die Luftübertragung von sechs Metern zwangsläufig entstehen würde, umgangen.

63 Da solche Anlagen auch mehrere tausend Euro kosten, kann der Schüler diese Anlagen längere Zeit zur Probe tragen, bevor er sich entscheiden muss. Fragen Sie Ihren Hörgeräteakustiker in jedem Fall wegen der Kosten. Auch hier beteiligt sich die Krankenkasse. Über neun Meter werden die Worte des Lehrers verlustfrei zum Schüler übertragen. Nun haben Sie schon sehr viel gelernt, lieber Leser. Nur einen Bruchteil davon werden Sie vielleicht benötigen, denn 90% der Hörgeräteakustiker beraten sehr gut und in Ihrem Interesse. Etwas misstrauisch sollten Sie nur werden, wenn das günstigste Hörgerät, das Ihnen angeboten wird, 700 Euro Zuzahlung kostet. Und das zudem pro Ohr. Fragen Sie dann, wie ein Kassengerät aussehen würde. Wichtig!!! Privatversicherte haben keinen Anspruch auf ein Kassenhörgerät! Ein Kunde berichtete, er hätte auf die Frage nach einem Kassenhörgerät folgende Antwort bekommen: Wir haben zwei Kassenhörgeräte für sehr sozial schwache Menschen da. Das sind Sie doch nicht, oder? Das ist sehr trickreich formuliert, denn es wäre fast jedem peinlich, diese Frage mit ja zu beantworten. Außerdem hätte der Akustiker von sich aus sagen müssen, dass es Kassenhörgeräte gibt. Bei gesetzlich Versicherten ist er dazu verpflichtet. Im Jahre 2015 werden auch noch Hörgeräte von Krankenkasse bezuschusst. Sogar wieder etwas höher als Damit verpflichtet sich jeder Hörgeräteakustiker in Deutschland, Ihnen mindestens zwei verschiedene Kassenhörgeräte anzubieten. (Auser Sie sind Privatversichert!). Sind Sie sehr schwerhörig und der Hörgeräteakustiker teilt Ihnen mit, in Ihrer Stärke gäbe es keine Kassen- Geräte, ist dies auch nicht ganz korrekt. Die Firma Audifon aus Kölleda bietet zumindest sehr günstige und sehr starke volldigitale Hinter-dem-Ohr - Hörgeräte an wurde die Zuzahlung der Krankenkasse sogar deutlich erhöht. Fragen Sie Ihren Hörgeräteakustiker nach zuzahlungsfreien Geräten, wenn es Ihnen nicht so gut geht. Sagt dieser, er führe überhaupt keine Kassengeräte, glaube ich sogar, es ist besser einen anderes Geschäft zu besuchen. Ich kenne einige Mennschen, denen nach