PUERTO DEL ROSARIO & OSTKÜSTE

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1 GESTERN & HEUTE NATUR & KULTUR TYPISCH ESSEN REISEPRAXIS CORRALEJO & NORDEN DAS ZENTRALE BERGLAND HALBINSEL JANDIA AUSFLUG NACH LANZAROTE AKTIV & SPORTLICH

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3 DIE HAUPTSTADT DER INSEL Puerto del Rosario, von den Einheimischen kurz Puerto genannt, ist das verwaltungstechnische und wirtschaftliche Zentrum Fuerteventuras. Mit etwa Einwohnern lebt heute mehr als ein Drittel aller Insulaner in der kleinen Metropole. Die gesichtslose Hauptstadt bietet ihren Besuchern nur wenig Reizvolles. Doch für jene, die darauf aus sind, außerhalb der Ferienresorts kanarisches Flair zu schnuppern, ist Puerto del Rosario praktisch der einzige Ort, an dem sich so etwas wie urbanes Leben abspielt. Das in der Küstenebene der Ostseite gelegene Städtchen verfügt über die typische Infrastruktur, die ein Verwaltungszentrum ausmacht: Sitz der Inselregierung, Krankenhaus, Hafen und ein nahegelegener Flugplatz. Eine Meerwasserentsalzungsanlage und das Elektrizitätswerk sorgen für zusätzliche Arbeitsplätze. Obwohl sich die Bevölkerung in den letzten 20 Jahren verdreifachte, lief der große touristische Boom an der Hauptstadt vorbei. Eine Flaniermeile sucht man ebenso vergeblich wie komfortable Hotels und auf den Geschmack der ausländischen Gäste abgestimmte Restaurationsbetriebe. Leerstehende Ladenlokale warten schon seit Jahren auf risikofreudige Pächter. Puerto del Rosario ist eine Schlafstadt für die Beschäftigten in den nahegelegenen touristischen Zentren Parque Holandes, Corralejo und Caleta de Fustes. Vom Ziegenhafen zum administrativen Zentrum Die jüngste Inselmetropole der Kanaren kann auf keine ereignisreiche oder lange Geschichte zurückblicken, die Stadt existierte im ausgehenden 18. Jahrhundert überhaupt noch nicht. Der alte Name Puerto de Cabras findet sich zwar schon auf einer venezianischen Karte von 1426 verzeichnet, doch nicht als Siedlung, sondern lediglich als geschützter Ankerplatz. Zu jener Zeit floß durch den nahegelegenen Barranco ein Bach, der als Ziegentränke diente, ein deutlicher Hinweis auf das, was früher auf der Insel hauptsächlich gehandelt wurde. Von einem regelrechten Hafen konnte noch keine Rede sein; zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert waren Puerto de la Peña (Ajuy) an der Westküste und das weiter südlich gelegene Caleta de Fustes die wichtigsten Exporthäfen Fuerteventuras. Erst mit dem wirtschaftlichen Aufstieg der Coroneles in La Oliva gewann das näher gelegene Puerto de Cabras an Bedeutung. Als erstes ständig bewohntes Haus eröffnete 1795 eine Hafenkneipe. Besonderen Auftrieb erhielt der Ort durch den boomenden Sodaexport. Der Ziegenhafen avancierte zum Sodahafen,»Puerto de la Barilla«. Der Bau der Pfarrkirche Virgen del Rosario ließ nicht lange auf sich warten, 1806 wurde ihr Grundstein gelegt. Zwei Jahre später entstand nach Entwürfen des englischen Kaufmanns James Miller ein planmäßig angelegtes Städtchen, dessen Grundzü- DIE HAUPTSTADT DER INSEL 137

4 AL La Olivia 600 SEVILLA BARCELONA Antigua SALAMANCA Puerto del Rosario BATALLA DE LEPANTO 610 La Charca AVDA. JUAN DE BETHENCOURT LA GOMERA Buena Vista LA MANCHA HERBANIA AEROPUERTO AVDA. DE LA CONSTITUCIÓN MIÑO DUERO SAN ROQUE FALLA M SECUNDINO ALONSO PROFESOR J. T. CABRERA LA CRUZ AVENIDA DE LOS JESUS Y MARIA LEÓN Y CASTILLO ROSARIO REYES DE ESPAÑA AVDA. MANUEL VELAZQUEZ CABRERA ARGENTINA ECUADOR Hafen Siehe Detailplan JUAN DE AUSTRIA Ehemalige Kaserne der Fremdenlegion JUAN LOPE CISNEROS PELAYO PIZARRO JUAN REJON Corralejo P Macario A Tinguaro HERNAN CORTES VIRIATO COLON DIAZ JUAN DE AUSTRIA ALMIRANTE LALLERMAND REYES CATOLICOS JUAN XXIII TRAYTOR CARRETERA Lanzarote CARRETERA BARRANCO NEGRIN Sportzentrum Océano Atlántico AFRICA Gran Canaria Teneriffa Hospital Aeropuerto Caleta de Fustes Parador Nacional (2 km) CARRETERA DE LOS POZOS SIMON BOLIVAR Playa Blanca N 1 cm 200 m Peter Meyer Reiseführer 138 DIE HAUPTSTADT DER INSEL

5 ge noch heute an den schachbrettartigen Wohnvierteln nachvollziehbar sind. Mit der Einfuhr englischer Steinkohle kam für das expandierende Hafenstädtchen ein weiterer Wirtschaftsfaktor hinzu. Mangels lokaler Energieträger benötigte man die Kohle als Brennstoff für die Kalköfen, die praktischerweise direkt am Hafen errichtet wurden Reste davon blieben bis heute erhalten. Nach der Piratenära setzte sich die handelspolitisch vorteilhafte Lage Puerto de Cabras an der Küste durch. Der Ort lief dem Binnenland den Rang ab, was schließlich 1860 durch die Verlagerung des administrativen Zentrums und des militärischen Oberkommandos endgültig besiegelt wurde. In den 50er Jahren dieses Jahrhunderts nahm die noch immer kleinstädtisch wirkende Kapitale den Namen ihrer Schutzpatronin, Rosario, an. Stadtbummel Ein Stadtbummel ist keine große Sache, die Stadt hat kaum Sehenswürdigkeiten zu bieten. Hauptgeschäftsstraßen sind die Calle León y Castillo und Calle Primero de Mayo. Hier finden sich Banken, das Postamt, die Touristinformation und das Büro der Fährgesellschaft Trasmediterránea. An der Calle León y Castillo liegt auch die Pfarrkirche Iglesia Nuestra Señora del Rosario. Außer der schönen Holzdecke und einigen Heiligenstatuen birgt die erst in den 30er Jahren dieses Jahrhunderts in ihrer heutigen Form beendete Kirche unter touristischen Gesichtspunkten wenig Sehenswertes. Die von zwei ehrwürdigen Indischen Lorbeerbäumen beschattete Plaza de España ist mit ihren angrenzenden Bars und der kleinen Markthalle kommunikativer Treff. Am Hafen unterhalb dürfen einige Hafenkneipen nicht fehlen, hier herrscht mitunter ein rauher Umgangston, Fremde verirren sich kaum in die Spelunken. Überhaupt ist Puerto del Rosario eine Stadt, in der man sich nicht ohne triftigen Grund aufhält. Die wenigen Unterkünfte werden in erster Linie von Geschäftsleuten bewohnt; Touristen hält hier nichts fest. Abseits des modernen Zentrums mit seinen breiten Alleen und Einkaufsstraßen wirkt die Hauptstadt ausgesprochen ländlich. An der Peripherie werden die Straßen zu staubigen Feldwegen, die sich irgendwo im kargen Hinterland verlieren. Casa Museo Unamuno Mitten im Zentrum, genau vis-à-vis der Pfarrkirche, eröffnete 1995 im Andenken an den Zwangsaufenthalt des prominenten spanischen Dichters (siehe Seite 188) das kleine Unamuno- Museum seine Pforten. Das Haus, in dem Miguel de Unamuno von März bis Juli 1924 wohnte, wurde 1877 in das Grundbuch der Stadt eingetragen. Es hieß damals»hotel Fuerteventura«und ist heute ein typisches Beispiel für die damalige Stadtarchitektur. Das von der Gemeinde vor wenigen Jahren gekaufte Haus wurde liebevoll restauriert. Der einstige Arbeitsraum, das Schlafzimmer und die Küche spiegeln originalgetreu die Atmosphäre der 20er Jahre wider. Lediglich das Bade- DIE HAUPTSTADT DER INSEL 139

6 Casa Museo Unamuno, Calle Virgen del Rosario 11, Mo Fr 9 13 und Uhr, Sa 9 13 Uhr; Eintritt frei. Das Studierzimmer des Verbannten zimmer paßt nicht ganz in den geschichtlichen Rahmen, es ist zwar nicht hochmodern, doch aus der Zeit von Unamuno stammt es sicherlich nicht. Infotafeln und Zitate an den Wänden informieren über den Verbannten und Intellektuellen, durch den die entlegene Wüsteninsel erstmals ins Licht der Weltöffentlichkeit rückte. In zahlreichen Artikeln, unter anderem in den Madrider Zeitungen»La Libertad«und»Nueva Mundo«ebenso wie in dem in Buenos Aires herausgegebenen Blatt»Caras y Caretas«wurde von Fuerteventura berichtet. Seine Essay-Sammlung»De Fuerteventura a Paris«ist seinen Freunden auf Fuerteventura gewidmet. Strände Am südlichen Ortsausgang, an der Straße nach Playa Blanca, legte man einen etwa 50 m langen Stadtstrand an, der in den Wintermonaten kaum besucht ist. Der Straße weiter folgend, passiert man den einstigen»rotlicht- Distrikt«der Inselhauptstadt. Zersplitterte Neonschilder und zugemauerte Türen zeugen davon, daß das Nachtleben bis auf weiteres ruht. Weiter südlich, etwa 3 km außerhalb von Puerto del Rosario, beginnt die Playa Blanca, ein nicht ganz weißer, doch ziemlich heller Sandstrand, an dessen Ende der Parador liegt. Die Playa Blanca hält zwar keine Vergleiche mit den Dünenstränden von Corralejo oder Jandía stand, dennoch ist der gut einen halben Kilometer lange Sandstreifen an heißen Tagen ein vielbesuchter Badeplatz der Hauptstädter. Die zumeist sanft heranrollende Brandung gestattet ganzjährig sorglosen Badebetrieb. Ausflug: Tetir und die Montaña Temjereque Auf der Straße landeinwärts in Richtung La Oliva überquert man bei Los Estancos das Rollfeld des alten Flugplatzes. Schon als der Flughafen noch in Betrieb war, lief die Straße über die Startbahn, die dann je nach Bedarf kurzfristig für den Autoverkehr gesperrt wurde. Nach 10 km erreicht man Tetir. Im Unterschied zu vielen 140 DIE HAUPTSTADT DER INSEL

7 halbverfallenen, teils wie ausgestorben und trist wirkenden Dörfern im Inselinnern macht Tetir einen recht gefälligen Eindruck. Bis in die 30er Jahre hinein war der Ort ein eigenständiger Gemeindesitz, wurde dann jedoch in die Hauptstadt Puerto del Rosario eingemeindet. Das fruchtbare Umland Tetirs war in früheren Zeiten eine Kornkammer der Insel, noch heute wird an jedem 30. November die Fiesta del Agua abgehalten, die ursprünglich eine Regenbittprozession war. Der Kornanbau wurde später von Opuntien abgelöst, die als Wirtspflanze zur Cochenille-Zucht dienten (siehe Seite 39). Von der einstigen Bedeutung des Dorfes zeugt die an der weitläufigen Plaza gelegene Pfarrkirche Santo Domingo de Guzmán. Sehenswert ist der wie Würfel übereinandergestapelte, Hospital Aeropuerto AVENIDA DE LA CONSTITUCION NERVION Tourist-Info 23 DE MAYO N 1 cm 100 m Corralejo Gran Dragón Iberia LEON Y CASTILLO Nuestra Señora del Rosario Casa Unamuno SECUNDINO TENIENTE DURAN M SAN ROQUE PROFESOR J. T. CABRERA FALLA JUAN JOSE ALONSO Cabildo Insular AV. DE PINO CALLE VIRGEN ROSARIO AVENIDA 1 DE MAYO FELIPE PILON Trasmediterránea G. ESCAMEZ Canasta del Pan Pizzería La Piazza Apotheke F. CASTANEIRA sich nach oben verjüngende Kirchturm. Im Innern lohnt ein Blick auf den mit Blattgold verzierten Barockaltar. Die Hauptstraße des Ortes wird von schattenspendenden Palmen gesäumt. Wer Tetir aus der Vogelperspektive betrachten will, nimmt westlich vom Ortsausgang die rechts abgehende Straße zur 511 m hohen Montaña Temjereque. Auf dem Berg befindet sich ein Sendemast, vom Parkplatz davor genießt man eine tolle Aussicht über das Tal. Nordöstlich fällt der Blick auf die Montaña Muda, die mit 689 m höchste Erhebung im Inselnorden. Wie archäologische Funde belegen, war der Muda-Gipfel in prähistorischer Zeit ein Kultplatz der Altkanarier. LOS REYES DE ESPAÑA JESUS Y MARIA LA CRUZ Tamasite A PLAZA Rocamar H ESPAÑA GIUSE Post Viajes Malpey Bar Tinguaro 5 TM. 100 ESCOBAR Artesanía CTE. FRANCO G. HERNANDEZ AV. RUPERTO Postsparkasse PERU Peter Meyer Reiseführer Valerón H ARGENTINA ECUADOR GONZALEZ NEGRIN Hafen Puerto del Rosario Zentrum Seguridad Social Lanzarote Gran Canaria Teneriffa DIE HAUPTSTADT DER INSEL 141