Energiewelten. Das VSE-Denkmodell für die Schweizer Energieversorgung im Jahr
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- Gert Bösch
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1 Energiewelten Das VSE-Denkmodell für die Schweizer Energieversorgung im Jahr 2035
2 VSE Energiewelten
3 Zukunft anders denken Ein Flugzeugsitz oder ein Holzstuhl als Bild für die Energieversorgung im Jahr 2035? Sie fragen sich sicherlich, was das soll. Seien Sie neugierig: Der VSE lässt Sie anhand des neuen, deskriptiven Denkmodells in die Energiewelt von morgen eintauchen. Wie versorgt sich die Schweiz im Jahr 2035 mit Energie? Technologische Innovationen, das wirtschaftliche Umfeld oder politische Entscheide können unsere Branche in den nächsten zwanzig Jahren grundlegend und mit grosser Geschwindigkeit verändern. Anstelle der klassischen, quantitativen Prognosen haben wir deshalb einen neuen Ansatz gewählt für den Blick in die Zukunft: die Energie welten, die einen weiten Entwicklungs korridor auf spannen und eine Gesamtsicht ermöglichen. Nehmen Sie Platz und tauchen Sie mit uns in die Zukunft ein! Ob Holzstuhl, Tech-Stuhl, Flugzeugsitz oder Fernsehsessel auf jeder Sitzgelegenheit nehmen Sie eine andere Haltung und Perspektive ein. Jede steht für eine extreme, aber durchaus denkbare Energiewelt. Der «VSE Trend 2035» ist eine fünfte Energiewelt, die für uns aufgrund des aktuellen Wissensstands im Jahr 2035 am plausibelsten ist. Gewohnte Perspektiven zu verlassen und die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten kann ungemein anregend sein ich wünsche Ihnen viel Spass dabei! Michael Frank, Direktor VSE
4 Trust World «Der Umbau der Energieversorgung hat in Europa grosse Probleme verursacht. Nun schätzen wir vor allem eines: eine sichere, zuverlässige und bewährte Energieproduktion in der Schweiz.» Trade World «Strom kommt aus der Steckdose, oder? Weshalb sollten wir uns Gedanken dazu machen? Energie und insbesondere Strom müssen preiswert und stets verfügbar sein. Das ist die Hauptsache.» VSE Energiewelten
5 Local World «Wir leben bewusst und setzen auf einheimische Ressourcen. Im Quartier produzieren wir unsere Energie zu einem grossen Teil selbst. Was übrig bleibt, tauschen wir untereinander aus.» Smart World «Überall steckt intelligente Technologie drin, und die digitale Vernetzung hat unser Leben vollständig erfasst. Clevere Apps und Tools erleichtern unser Leben massiv.»
6 Trust World Der Umbau der Energieversorgung ist zu schnell vorangeschritten, die Versorgungssicherheit hat gelitten. Deshalb haben die Menschen entschieden, bei der Energieproduktion auf bewährte und verlässliche Werte zu setzen. Im Jahr 2035 versorgt sich die Schweiz wieder selbst mit Energie aus Grosskraftwerken genauso wie viele weitere Länder in Europa. Der gute alte Fernsehsessel. Er ist zwar etwas in die Jahre gekommen, doch erfüllt er noch immer zuverlässig seinen Zweck. Sichere Werte; das ist es, worauf die Menschen 2035 in der Trust World setzen. Bis dahin hat der Umbau der Energieversorgung nur Probleme bereitet. Die steuerbaren, grossen Kraftwerke wurden zu früh vom Netz genommen, die schwankend produzierenden Erneuerbaren viel zu schnell und zu stark ausgebaut. Zudem wurde der Durchbruch intelligenter Lösungen ver hindert, weil die Menschen persönliche Daten nicht austauschen wollten. Das hat es er schwert, die Erneuerbaren zu integrieren und die Netze flexibel zu regeln. Blackouts haben sich ge häuft, die Versorgungssicherheit ist gesunken. Die Folge: Energieversorger und -ver braucher besannen sich auf verlässliche Werte zurück. ABSCHOTTUNG Europäische Länder schotten sich im Bereich Strom ab auch die Schweiz. GASHANDEL International wird Gas weiterhin gehandelt. CO 2 -ABGABE Es gibt eine international abgestimmte CO 2 -Abgabe. GROSSKRAFTWERKE In der Schweiz dominieren Wasser- sowie neu auch Gaskraftwerke. ZENTRALE PRODUKTION Europaweit überwiegt die zentrale Energieproduktion; die dezentrale wird kaum weiter ausgebaut. VSE Energiewelten
7 «Sichere, zuverlässige und bewährte Energieproduktion grösstenteils in der Schweiz»
8 Trade World «g Die Stromversorgung ist zunehmend teurer geworden. Grund war die staatliche Unterstützung der erneuerbaren Energien und der gleichzeitig unrentablen konventionellen Kraftwerke. Auf Druck der Konsumenten hat der Staat diese Eingriffe gestoppt, auch die Abgabe auf CO 2. Im Jahr 2035 dominieren die Marktkräfte und Grosskraftwerke versorgen wieder ganz Europa mit preiswerter Energie. Der Strom kommt doch aus der Steckdose, oder? In der Trade World verschwenden die Menschen im Jahr 2035 kaum einen Gedanken an die Energieversorgung. Der CO 2 -Ausstoss kostet weiterhin nichts und die Subventionen für erneuerbare Energien sind eingestellt. Die Marktkräfte dominieren grenzüberschreitend, und der Ausbau erneuerbarer Energien stagniert. Die wirtschaftlichsten Technologien setzen sich durch, weshalb Grosskraftwerke ganz Europa versorgen. In der Trade World verhält es sich mit der Energie ein bisschen wie mit dem Fliegen: Die Leute machen sich wenig Gedanken dazu, Hauptsache stets verfügbar, preiswert und sicher. GÜNSTIG Energie wird dort produziert, wo sie am günstigsten ist. EUROPA Der Energiekonsum ist hoch und die Schweiz stark mit Europa vernetzt. MARKT Es gibt weder Subventionen für erneuerbare Energien noch eine CO 2 -Abgabe. SUBVENTIONSSTOPP Ausbau erneuerbarer Energien stagniert. WIRTSCHAFTLICHKEIT Zentrale Grosskraftwerke setzen sich europaweit durch. VSE Energiewelten
9 «Billige und verlässliche Energieversorgung» «Preiswerte und verlässliche Energieversorgung»
10 Local World Die Schweiz hat ihren Umgang mit Energie tiefgreifend verändert. Im Jahr 2035 leben und konsumieren die Menschen bewusst und setzen auf lokale Ressourcen und Produktion. Quartiere schliessen sich zu Eigenverbrauchs-Gemeinschaften zusammen; vernetzte Dörfer und Städte versorgen sich weitgehend selber. Intelligente Netze, lokale Speicher und Wasserkraft als Reserve machen s möglich. Die Energieversorgung in der Schweiz ist im Jahr 2035 stark dezentral strukturiert. In der Local World produziert jeder Hausbesitzer selbst Energie und speichert beispielsweise den Sonnenstrom vom Hausdach im Elektroauto, in Batterien oder in Form von Gas und Wärme. Quartiere wachsen zu Eigenverbrauchs- Gemeinschaften zusammen ganze Dörfer und Städte sind in sich vernetzt. Zudem setzt sich die Konvergenz von Strom-, Gasund Fernwärmenetzen (Netzkonvergenz) durch. Sie ermöglicht, überschüssige Energie zu speichern und bei Bedarf wieder zu beziehen gerade nachts oder im Winter. Die Schweiz versorgt sich, wo möglich, selbst mit einheimischen Ressourcen. FÖRDERUNG Staat fördert dezentrale Versorgung und Eigenverbrauch. VORSCHRIFTEN Strenge Effizienzvorschriften werden akzeptiert. FLEXIBILITÄT Lokale Speicher, intelligente Netze und Wasserkraft ermöglichen die dezentrale Versorgung. NETZKONVERGENZ Strom-, Gas- und Fernwärmenetze konvergieren. VERNETZUNG Quartiere werden zu Eigenverbrauchs-Gemeinschaften. VSE Energiewelten
11 «Energie aus dem Quartier für das Quartier»
12 Smart World Der technologische Fortschritt macht erneuerbare Energien, Speicher und intelligente Netze wirtschaftlich nutzbar. Deshalb findet die Energieproduktion europaweit dort statt, wo sie am effektivsten ist. Die Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) hat im Jahr 2035 alle Lebensbereiche erfasst und ermöglicht eine äusserst flexible, dezentrale Energieversorgung. Selbst in Alltagsgegenständen wie beispielsweise Stühlen steckt im Jahr 2035 intelligente Technologie. In der Smart World hat die digitale Ver netzung alle Lebensbereiche voll ständig durchdrungen: Gebäude, den Verkehr, die Industrie natürlich auch die Energie. Viele neue Apps und Tools sind intelligente Assistenten, die das Leben von der Arbeit über das Wohnen bis zur Freizeit enorm erleichtern. Das gefällt den Menschen, und sie setzen freiwillig auf digitale, vernetzte Lösungen weil sie hilfreich und einfach clever sind. ICT-DURCHDRINGUNG Sämtliche Lebensbereiche sind von ICT durchdrungen. INNOVATION Technologischer Fortschritt macht erneuerbare Energien und Speicher wirtschaftlich. WIRTSCHAFTLICHKEIT Energieproduktion, wo sie am effektivsten ist. FLEXIBILITÄT ICT ermöglicht flexible, dezentrale Versorgung und Verbrauchssteuerung. VERNETZUNG Schweiz bleibt mit Europa stark vernetzt und erhebt Abgaben auf CO 2. VSE Energiewelten
13 «Apps und Tools erleichtern das Leben»
14 VSE Trend 2035 Orientierungshilfe Die Energiewirtschaft bricht auf in eine ungewisse Zukunft. Welche rechtlichen Rahmenbedingungen sind sinnvoll? Welche Investitionen lohnen sich, welche nicht? Das Nachdenken über die Zukunft ist für Energieunternehmen, politische Akteure und Verbraucher gleichermassen wichtig. Der VSE schafft mit den vorliegenden Energiewelten und dem «VSE Trend 2035» eine Orientierungshilfe. Dieser Trend 2035 wird jährlich überprüft und angepasst. Merkmale Das VSE-Denkmodell beschreibt aus heutiger Sicht vier extreme, aber denkbare Energiewelten. Welche der vier Sichtweisen im Jahr 2035 in der Schweiz die Oberhand gewinnt, wissen wir nicht. Ist es eine bestimmte? Oder eine Kombination aus allen vieren? Der VSE geht von letzterem aus. Diese Energiewelt nennen wir «VSE Trend 2035». Das sind aktuell ihre Eckpunkte: MIX Energieproduktion ist ein Mix aus zentral und dezentral, wobei Wasserkraft dominiert. GAS Netzkonvergenz steigt und Gas gewinnt an Bedeutung. SUBSTITUTION Die Stromnachfrage steigt infolge der Substitution fossiler Energien durch elektrische Anwendungen. VSE Trend 2035 SPEICHER Dezentrale Speicher nehmen zu aufgrund höherer Eigenversorgung. EUROPA Importabhängigkeit für Strom und Gas bleibt weiterhin hoch. ICT Bedeutung von ICT nimmt auch in der Energie zu. VSE Energiewelten
15 Was denken Sie? Diskutieren Sie mit uns und finden Sie weitere Informationen unter: g Fle / e ie ilis b i x g run Re gu lie r un g Na ch fr oder #energiewelten Di un rg so er ev git tr a l a li s ie ru n g Z e n tral e / D eze n g Märkte / EU CH
16 @energiewelten_ oder #energiewelten Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) Hintere Bahnhofstrasse 10 Postfach 5001 Aarau 11/2016 Konzept: C-Factor, Eclipse Studios Text: C-Factor, VSE Grafik/Illustrationen: Eclipse Studios Tel Fax Association des entreprises électriques suisses (AES) Av. Louis-Ruchonnet Lausanne Tél Fax info@electricite.ch
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