Mehr als 2200 Kilometer tiefblauen

Transkript

1 Das Rote Meer ruft AMERIKA entdeckt unser HAUSRIFF Als ich Freunden und meiner Familie erzähle, dass ich ans Rote Meer nach Ägypten zum Tauchen fliege, bekomme ich als Quittung viele skeptische Blicke. Es ist mir aber egal, was die Anderen denken. Ich fliege! Schliesslich tauche ich seit 30 Jahren, und das Rote Meer ist für mich einer der wenigen Orte auf unserem blauen Planeten, den es noch zu entdecken gilt. Während das ganze Tauchervolk Europas dort aufgewachsen zu sein scheint und es trotz der Grossartigkeit kaum mehr zu schätzen weiss, ist la Mer Rouge für uns Amerikaner immer noch etwas ganz Besonderes, das es unbedingt zu bereisen lohnt. von Michele Westmorland und Harald Mielke Mehr als 2200 Kilometer tiefblauen Wassers, das ist das Rote Meer. Zwischen Nordafrika und der Arabischen Halbinsel gelegen entstand es im Zuge des Auseinanderdriftens der Afrikanischen und der Arabischen Kontinentalplatte. Im Laufe der Jahrmillionen füllte sich der Spalt mit dem warmen Wasser des Indischen Ozeans, und es entwickelte sich Leben in jeder erdenklichen Form und Farbe. Möglicherweise wird aus dem Roten Meer eines Tages sogar ein eigener Ozean hervorgehen. 42 Aquanaut 11-12/ /2015 Aquanaut 43

2 Ausgangspunkt Port Ghalib An der Marina von Port Ghalib im Süden der ägyptischen Küste hat die Red Sea Aggressor festgemacht mein schwimmendes Zuhause für die nächsten 2 Wochen. Port Ghalib wurde als Reisbrettstadt inmitten der Wüste ursprünglich für die Reichen und Berühmten konzipiert, ist heute aber ein eher stilles Örtchen sowohl am Tag als auch in den Abendstunden. Mich störte es mit Sicherheit nicht, dass die Touristen hier nicht in Scharen flanieren. Die Besitzer der fast verlassenen Res - taurants und kleinen Geschäfte sprechen aber eine andere Sprache. Wer soll ihnen jetzt noch ihre Waren und Souvenirs abkaufen? Und wovon sollen sie und ihre Familien leben? Ich entscheide mich, nicht nur an einem Wochentörn teilzunehmen, sondern beide von der Red Sea Aggressor angebotenen Routen kennenzulernen. Eine Woche soll es Richtung Süden gehen, um dort Gebiete zu betauchen, die überhaupt nur mit einer Tauchsafari erreichbar sind, und in der folgenden Woche wird die Nordschleife unsere Reiseroute bestimmen. Die im Vergleich zur Südroute deutlich nördlicher gelegenen Brother Islands und die Tauchplätze des Daedalus Riffes werden schon seit vielen Jahren von Tauchern begeistert beschrieben. Und meine Neugier wächst, warum dies wohl so sein mag. Die beiden mit Highlights geradezu gespickten Routen machen es einem aber in jedem Fall leicht, immer wieder nach Ägypten zurückzukehren. Das Rote Meer ist anders ganz anders Was meinem Empfinden nach am ersten Tag einer Tauchkreuzfahrt immer fehlt, ist das Aha-Erlebnis. Schliesslich nehmen die meisten Safari-Anbieter einen besonders einfachen Tauchplatz für den Check-Tauchgang, der üblicherweise in der Nähe der Küste liegt und damit auch für alle Tagesboote erreichbar ist. Nun gut, auch dieser Check ist nun bewältigt, und ich weiss zumindest, dass meine beiden Kameragehäuse dicht sind und bereit für das Abenteuer der nächsten Tage. Allerdings hat auch meine Neugier schon eine erste Erklärung erhalten, weshalb so viele Taucher vom Roten Meer derart begeistert sind. Schon bei diesem ersten Tauchgang sehe ich deutlich die Unterschiede in der Unterwasserwelt und den Korallenriffen zu all den tropischen Gewässern, die ich sonst betauche: Hier dominieren die Feuerkorallen. Noch nie habe ich so viele und grosse Feuerkorallen gesehen. Dies klingt zunächst schlimm in Wirklichkeit ist es aber das genaue Gegenteil! Sie sind ein wichtiger Teil des Ökosystems. Auch wenn wir Taucher uns vor ihren Nesselzellen in Acht nehmen müssen, die Fische lieben sie! Interessanterweise haben diese Feuerkorallen die gleiche goldene Farbe wie der Sand der ägyptischen Wüste. Und bei jeder unachtsamen Berührung brennen sie auch so heiss wie die Sonne hier im Land der Pharaonen. Versteckt in ihrem Korallengeäst lebt ein Heer aus Millionen leuchtend orangen Fahnenbarschen. Aber auch kleine Zackenbarsche und die wunderschönen im Roten Meer endemischen Maskenfalterfische sieht man allerorts. Mit ihrem blauen Streifen im Gesicht auf gelber Grundfarbe erinnern sie ein wenig an Indianer auf dem Kriegspfad. Fast wie im Kindergarten Auf der Strecke zu den St. John s Riffen ist ein Stopp bei Sataya geradezu ein Muss. Hier gibt es eine Lagune, in der Spinner-Delfine zu Hause sind, die sich hier während des Tages von ihrer nächtlichen Jagd ausruhen. Wer möchte nicht die Möglichkeit ergreifen, einmal mit diesen anmutigen Tieren zu schnorcheln? Fast scheint es so, als wenn sie die menschliche Begegnung geniessen. Als nicht so geübte Schwimmerin suche ich die Nähe von Jemandem, der deutlich flotter das Wasser teilt eine ausgezeichnete Entscheidung, wie sich herausstellt! Die Delfine schätzen es sehr, wenn einer in der Lage ist, sich mit einem Atemzug zu nähern, mit ihnen zu tauchen und zu spielen. Wenn der Mensch es nicht schafft, innerhalb von ein paar Sekunden ihre Aufmerksamkeit zu erregen und sie zum Spielen zu animieren, langweilen sie sich und suchen sich etwas Interessanteres. St. John s einst und jetzt Der Höhepunkt der südlichen Route sind die St. John s Riffe. Durch den Wendekreis des Krebses halbiert erstrecken sie sich über eine Fläche von etwa 290 km². 44 Aquanaut 11-12/ /2015 Aquanaut 45

3 den, und nur die besten Kapitäne waren erfolgreich. Im Jahr 1997 begannen ein paar der grösseren Tauchboote die Gegend zu erforschen. Was sie fanden war schlicht und ergreifend ein wunderschönes Tauchparadies. Und nur wenige Jahre später waren die St. John s Riffe schon kein Geheimnis mehr. Von Architekten und Designern An den beiden denkwürdigen Tauchplätzen Orug Abu Bassala und Oumm Kharaem ist die Unterwasserlandschaft besonders beeindruckend. Orug heisst übersetzt flache Felsnadel, und flach ist es hier tatsächlich. Die tiefste Stelle meines Tauchgangs liegt auf etwa 20 Metern, während die Spitze des Korallenfelsens sanft von den Wellen des Meeres gerade so überspült wird. Der Weg zwischen unten und oben ist übersät mit sich windenden Höhlen und Grotten. Beinahe sieht es so aus, als seien die Naturarchitekten, die Poetisch veranlagten Geistern erscheinen sie auch heute noch wie von einem Bildhauer modelliert. Ich frage unseren Tauchguide Mahmoud, wie diese Gegend seinerzeit überhaupt entdeckt wurde. Mein Vater war Fischer, und schon als Kind hat er mir all die Geschichten erzählt, entpuppt sich Mahmoud als perfekte Auskunftsperson. Es war die beachtliche Zahl an Grossfischen, die ein paar einheimische Fischer angelockt hat obwohl die Riffe sehr weit von jedem Küs tendorf entfernt liegen. Allerdings wussten nur einige Beduinenstämme aus dem sudanesischen Grenzgebiet überhaupt davon haben dann einige abenteuersuchende Italiener beschlossen, die Gegend zu erkunden. In jenen Tagen gab es an der Küste noch keinerlei Häfen, die kleineren Schiffen die Möglichkeit zum Tanken geboten hätten, und auch kein Telefon, VHF oder gar GPS. Es musste also nach den Sternen navigiert werdiesen Lebensraum einst gestaltet haben, auch sehr talentierte Dekorateure gewesen: An einem der Eingänge sitzt links auf einer kleinen Erhebung eine schöne Anemone mit ihren Clownfischen. Die rechte Seite wird passend dazu von einer türkisfarbenen Mördermuschel und einer kanariengelben Koralle besiedelt. Jeder Taucher - egal ob mit oder ohne Kamera - hält hier voller Bewunderung einen Augenblick inne. Der Tauchplatz Oumm Kharaem besser bekannt auch als die St. John s Höhlen gilt als Kronjuwel der Gegend. Hier ist es von grösster Wichtigkeit, dass ein Liveaboard genau zum richtigen Zeitpunkt festmacht so wie unsere Red Sea Aggressor. Geradezu magisch wirkt das Höhlenlabyrinth, wenn die Sonne die Windungen, Spalten und all die kleinen Öffnungen im Riffdach mit ihren Lichtstrahlen durchdringt. Wir fühlen uns beinahe wie in einer Moschee, in der die Sonnenstrahlen gezielt eingesetzt werden, um die Menschen im Gebet zu erleuchten. Dabei nehmen die fotografischen Möglichkeiten, dieses geheimnisvolle Licht auch gestalterisch zu nutzen, kein Ende. Immer wieder bitte ich meine Mittaucher, kurz im hart abgegrenzten Sonnenstrahl zu verharren, um mir den einen oder anderen Schnappschuss zu ermöglichen. Ein paar Wimpelfische betteln mich geradezu an, einige Aufnahmen von ihnen im Lichtkegel zu schiessen. WINZIGE KOSTBARKEITEN: Sollten Sie über ein Makro-Objektiv verfügen, dann ist dies definitiv die Linse der Wahl für Nachttauchgänge, die nur an den Brother Islands verboten sind, auf der südlichen Route aber angeboten werden. Bei Dunkelheit stösst man auf eine Vielzahl an Krebsen, Garnelen, Tintenfischen und Nacktschnecken. In der Regel sieht man bei einem Nachttauchgang zumindest eine spanische Tänzerin, die gelegentlich auch mal eine Kaisergarnele beherbergt. Es lohnt sich im Roten Meer also unbedingt, auch auf die Jagd nach den ganz kleinen Lebewesen zu gehen, selbst wenn normalerweise die grossen im Vordergrund stehen. Auch der folgende Spot Sha ab Claudia steht auf meiner Favoriten-Liste ganz weit oben. Die Strukturen des Riffes scheinen hier wie von einer anderen Welt. Überall gibt es Korallenblöcke mit Kappen aus Acropora-Steinkorallen in einer Dimension, wie ich sie noch nie gesehen habe. Auch das Tauchen in, um und durch die Formationen ist schon ein Erlebnis an sich. Allerdings vermittelt mir nur ein Bild mit einem Taucher im Hintergrund ein wahres Gefühl der Grösse dieser einzigartigen Riffanomalie. Haie sind nicht alles Zu anderen Jahreszeiten gibt es an den St. John s Riffen beste Chancen, eine Vielzahl von Haiarten wie den Weissspitzen-Hochseehai oder den sehr scheuen Fuchshai zu sehen. Für uns heisst das: Leider Pech gehabt! Enttäuscht bin ich über die St. John s Riffe trotzdem in keinster Weise, obgleich es schon eine Überlegung wert ist, das Rote Meer in der Übergangszeit oder gar im Winter zu besuchen auch wenn es zu dieser Zeit ein wenig kühler ist. 46 Aquanaut 11-12/ /2015 Aquanaut 47

4 Marinepark Nord Auf in den NORDEN, die BRÜDER treffen Schon lange bevor ich ans Roten Meer geflogen bin, hatte ich immer wieder von den Tauchplätzen an den Brother Islands gehört. Stets wurden sie als zwei Felsen in der Mitte von Nirgendwo beschrieben mit einem Leuchtturm oben drauf - was sich für mich erst mal nicht besonders spannend angehört hat. Aber jetzt, da ich schon mal in der Nähe bin, kann ich sie mir auch ansehen, wenn schon so viel darüber geredet wird. Ein Leuchtturm für den Big Brother Während der Zodiakfaht zum Leuchtturm fragt man sich automatisch Warum steht dort ein Leuchtturm aber auch Warum müssen ein paar Männer dort auf einem Felsen so isoliert leben? Die Antwort ist einfach. Der Fels ist eine ernste Gefahr für Frachtschiffe, die das Rote Meer in alle Richtungen durchqueren, um Waren an alle Häfen der Region zu liefern. Es muss also Jemand da sein, um das Signallicht am Leuchten zu halten auch um Unfälle wie jenen der Numidia künftig zu vermeiden. Tauchen am Numidia Wrack ist herausfordernd und spannend zugleich. Das 137 Meter messende Schiff lief am 20. Juli 1901 auf das Riff und sank mit all ihren Waren an Bord. Erst als der Kapitän an Bild: Harald Mielke Land ging, entdeckte er, dass das Schiff direkt unterhalb des Leuchtturmes lag oder besser gesagt stand. Auch heute noch steht die Numidia nahezu hochkant quasi senkrecht an die Insel angelehnt der Bug bei etwa 8 Metern, der Rest absteigend bis in eine Tiefe von 80 Metern. Vermutlich würde es Jahre dauern, um die Numidia komplett zu erkunden. So gibt es Treppen, die hinunter in ihren unteren Maschinenraum locken, aber auch Laderäume mit Glasfischen und gelegentlich einem Hai. Das Deck wird von Makrelen und Barrakudas bewohnt. Hier sitzen auch nach wie vor intakte Davits bereit, die tonnenschwere Fracht zu entladen. Tauchen an Little Brother bedeutet, stets ein wachsames Auge zu haben für die ganz grossen Sachen. Ich weiss inzwischen auch warum. Wie eine Träne geformt verlaufen die Riffe des Little Brothers von Nord nach Süd. Die West- aber noch mehr die Ostwände sind mit all den üblichen Kreaturen und Korallen geschmückt. Noch mehr lohnt es sich also, immer wieder auch einen Blick ins Blaue zu werfen, um eventuell vorbeiziehende Haie, wie etwa Hammerhaie, Fuchshaie und Weissspitzenhochseehaie nicht zu verpassen. Das Highlight des Tages bei meinem Besuch ist beispielsweise ein wunderschöner Hammerhai. Spätestens jetzt ist es mir auch klar, warum über die Brothers so viel geredet wird. Daedalus, das Juwel im Roten Meer Nach 2 Tauchtagen bei den "Gebrüdern" geht die Aggressor auf Kurs in Richtung Daedalus. 10 Stunden dauert die Überfahrt. Aber warum auch einen Zwischenstopp einlegen, wenn doch das Ziel mit seinem kleinen Leuchtturm zu den absoluten Highlights im Roten Meer zählt? Das Daedalus Reef, das auch Abu Kizan genannt wird, ist das am Weitesten von der Küste entfernte Riff im ägyptischen Roten Meer. Mit seinen 450 Metern Länge und 100 Metern Breite befindet es sich etwa 96 km östlich von Marsa Alam. Nur in schwarz und weiss gestrichen schmückt der Leuchtturm seinen Felsvorsprung beinahe wie ein Ansel Adams Foto. Der Name der kleinen Insel entstammt der griechischen Mythologie. Daedalus war der Vater von Ikarus, der entgegen der Warnung seines Vaters zu nah an die Sonne flog, was seine Wachsflügel schmelzen lies. Was will uns Tauchern diese 48 Aquanaut 11-12/ /2015 Aquanaut 49

5 Geschichte erzählen? Für mich ist Daedalus jedenfalls bei weitem mein Lieblingstauchgebiet. Auch wenn es nur ein kleiner Fleck auf der Landkarte ist, sind 2 Tage nicht genug Zeit, um Daedalus wirklich zu geniessen. Anderen ergeht es ebenso auch wenn der Platz ein wenig überfüllt ist. Mehrere grosse Safarischiffe ankern in der Nähe des Leuchtturms entlang der Ostseite. Manchmal ist Daedalus ein recht windiger Ort, so dass das Tauchen ein wenig abenteuerlich wird. Sobald man abgetaucht ist, ist die Welt aber wieder in Ordnung. Nur der Einstieg und das Auftauchen können sehr anstrengend sein. Glücklicherweise wird unsere Gruppe nur mit ruhigem Wasser beschenkt. Soweit ich das beurteilen kann, könnten wir auch keine besseren Wetterbedingungen vorfinden an diesem kleinen Juwel im Roten Meer, das für mich die lange Liste an guten Tauchgebieten ohne Wenn und Aber anführt. So werden die vier Tauchgänge an der Nord-, Süd-, Ost- und Westseite des Felsen zu einem wahren Bonbon an Sichtungen. Hai-Paraden und viiiiel mehr Eine langsame Drift entlang einer der Steilwände bietet eine vollkommen ent- spannte Sicht auf Bogenstirn-Hammerhaie, Thunfische, Makrelen, Stachelmakrelen und Mantas. Eine zweite, kleinere Gruppe von Hammerhaien kreuzt um die Ecke. Sie sind zu weit weg für eine perfekte Aufnahme, aber immer noch ein schöner Anblick. Was mir aber bei diesen atemberaubenden Raubtieren im Roten Meer auffällt ist, sie sind gewaltig gross! Einen weiteren Tauchgang machen wir im Laufe des Tages am nördlichen Ende des Felsens. Hier wird die Steilwand zur perfekten Tarnung für unsere Tauchgruppe. Ganz mit den Highlights des Drop Offs beschäftigt könnte man allzu leicht übersehen, was im Blauwasser vorbei defiliert. Nur einen Moment bin ich gefesselt von Rotfeuerfischen, die ein Versteck in den schwarzen Korallen gefunden haben, als ich gottlob auch einen Blick ins Blaue werfe! Beinahe erscheint es, als wenn ein Trupp Soldaten in der Ferne meinen Weg kreuzt. Dann realisiere ich die Szene. Hammerhaie! Nicht nur einer neunzehn! Gesichert von der Wand wird unsere Gruppe geradezu hypnotisiert von den eleganten Räubern. Perfekt wird das Erlebnis durch die Tatsache, dass wir eine tolle Gruppe sind. Nicht Einer kommt auf die Idee, ins Blaue zu tauchen und damit die magische Prozession zu beenden. Diese Begegnung war für mich der Inbegriff des Tauchens! Nachdem die pelagischen Geschöpfe in der Tiefe des Ozeans verschwunden sind, KURZBIOGRAFIE: MICHELE WESTMORLAND ist eine amerika - nische Fotografin, die sich auf die Unterwasserfotografie spezialisiert hat. Sie hat zahlreiche Preise gewonnen, ihre Bilder wurden in unzähligen internationalen Magazinen veröffentlicht. Sie ist Gründungsmitglied der International League of Conservation Photographers und wurde in 2011 in die Woman Divers Hall of Fame aufgenommen. Michele lebt zusammen mit ihrem Mann, der als einer der bekanntesten Naturfotografen überhaupt gilt, nahe Seattle im US-Bundesstaat Washington. kann ich meine Aufmerksamkeit wieder der Steilwand widmen. Hier gibt es einen atemberaubend grossen Absatz, der mit Anemonen und ihren leuchtend roten Mänteln und den dazu gehörigen, im Roten Meer endemischen Clownfischen geradezu übersät ist. Kein Wunder, dass man den Tauchplatz Anemone City nennt! Er beginnt in einer Tiefe von 20 Metern und reicht hinauf bis auf circa 6 Meter. Mein Problem ist allerdings, dass ich nicht mehr genügend Zeit habe, um diese Stadt zu bewundern, nachdem uns die Hai- Parade im Blauen doch beachtlich viel Luft gekostet hat. Tausende von Juwelen Auch aus einem weiteren Grund ist meine Reise perfekt: Während der beiden Tage am Daedalus Riff herrscht Vollmond! Das bedeutet, dass die Ebbe an diesen Tagen aussergewöhnlich niedrig ist. Während des Nachmittags wird mit der aufkommenden Flut sogar ein Naturschauspiel daraus, wie ich es noch nie gesehen habe. Ich entscheide mich, im flachen Wasser nur wenige Meter unter der Oberfläche zu bleiben, um so das Riff zu überqueren. Klares blaues Wasser bedeckt die Korallen, während sich unzählige tropische Fische unter den Hartkorallen versammeln. Ich kann nur vermuten, dass dies dem Schutz vor den Raubfischen dient, die in grosser Didier Brandelet / blue-down.com Dabei hatten wir gedacht, mit einer Red Sea Safari würden wir bestimmt nicht mit den Massen schwimmen... Malte Fräbel D&T Reiseberater DIvEaNd.traveL Dive & Travel Gfellerstrasse 22 CH-3175 Flamatt +41-(0) Aquanaut 11-12/ /2015 Aquanaut 51

6 R E D S E A A G G R E S S O R Zahl im offenen Wasser lauern. Hunderte, wenn nicht Tausende von Fledermaus - fischen, Doktorfischen und Papageien - fischen sind in meiner Nähe! Angetrieben von einem gehörigen Schuss Adrenalin erfasse ich mit meinem Weitwinkel-Objektiv die Szene. Wie jedes andere weibliche Wesen liebe auch ich schöne Dinge. Und für mich gleicht dieses seltene Naturereignis einem Besuch im Juwelierladen, in dem Edelsteine in jeder erdenklichen Farbe im Sonnenlicht leuchten. Es ist das perfekte Ende meines Abenteuers, das mir grossartige Erinnerungen an diese erstklassigen Tauchgänge an jenem winzigen Felsen in der Mitte des Roten Meeres mit auf den Nachhauseweg gibt. Again and again Vor meinem Besuch fragte ich mich, was diesen Hype aufs Tauchen im Roten Meer ausmacht. Nun kläre ich, wie ich so bald als möglich zurückkehren kann. Obwohl das Rote Meer so gut dokumentiert ist, und unzählige Artikel bereits darüber geschrieben sind, gibt es immer einen Grund, noch einmal dorthin zurück zu kehren - auch wenn Sie denken, Sie hätten schon alles gemacht und gesehen, dies ist ein Ziel, das es wieder und wieder zu entdecken gilt! Fotos von Michele Westmorland Übersetzung: Carmen Schröer PERSÖNLICHE EINDRÜCKE UND KRITIK: Jede Kabine ist mit individuell einstellbarer Klimaanlage, Fön, grosszügigem Stauraum, Bademantel, Toilettenartikel und täglich frischen Handtüchern ausgestattet. Ich persönliche mag die grossen Fenster und speziell in der Master - kabine Nr. 8 das grosszügige Raumkonzept. Zwei weitere Masterkabinen stehen zur Verfügung. Die Deluxe Kabinen mit zwei Betten bieten viel zusätzlichen Stauraum - auch für die Kameraausrüstung. Dies ist auch der einzige Kritikpunkt meinerseits: Ein grösserer Tisch für die all die Fotoausrüstung wäre sinnvoll. Die beiden Aussendecks - das mittlere Sonnendeck mit Sport-Bar zur Unterhaltung und das Oberdeck, um den Sonnenuntergang zu geniessen erfreuen sich grosser Beliebtheit. Der Salon bietet viel Platz für die Mahlzeiten und auch für das ge - mütliche Zusammensein. Sprechen wir vom Speiseangebot: Der Küchenchef zaubert täglich eine reichliche Auswahl an ganz exzellenten Gerichten. RED SEA AGGRESSOR, PORT GHALIB ÄGYPTEN DAS SOLLTEN SIE WISSEN DAS ROTE MEER: Mit sehr guten Sichtweiten und atemberaubenden Weichkorallen ist das Rote Meer eines der beliebtesten Tauchziele weltweit. Man spricht von 1200 Fischarten, von denen knapp 20 Prozent endemisch sind. Es ist schwer zu glauben, dass gerade da, wo die Wüste endet, ein Unterwasserparadies beginnt. Ironischerweise bietet das Wüstenklima auch ideale Bedingungen für Taucher. Das Rote Meer ist einer der sonnigsten Plätze weltweit. Und aus diesem Überfluss an Sonnenenergie schöpfen auch die Korallen und ihre Mitbewohner. Obendrein ist das Rote Meer einer der faszinierendsten Schiffsfriedhöfe überhaupt inklusive diversen Wracks aus dem 2. Weltkrieg, die zahlreiche Artefakte beherbergen. ANREISE: Die Anreise ist mit verschiedenen Fluggesellschaften möglich. Zur Wahl stehen die Airports von Hurghada (3 bis 4 Stunden von Port Ghalib entfernt) und Marsa Alam (10 Minuten bis Port Ghalib), das aber nur von wenigen Airlines angeflogen wird. Die Flugpreise variieren je nach Ferien und Saison und starten bei Condor ab 159,99 Euro. Beim Packen des Tauchgepäcks gilt es zu beachten, dass die einzelnen Airlines ihre Gepäckkonzepte inzwischen rigide durchsetzen. Somit lohnen sich bspw. Freigepäck-Pakete, die man vorab auf buchen und bis zu 50 % sparen kann. Mehr Infos und Buchungen im Condor Service Center (Schweiz: , 0,11 CHF/Minute, Deutschland: , 0,20 Euro/Anruf, Österreich: bzw. reservations.austria@condor.com) sowie in allen Reisebüros. PORT GHALIB: Der Heimathafen der Red Sea Aggressor bietet eine Vielzahl an Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten. Sollten Sie bereits früh morgens eintreffen, empfiehlt sich ein Tageszimmer im Three Corners Fayrouz Plaza Resort direkt an der Marina, an der auch die Yacht liegt. Das Resort arrangiert den Transfer zur Red Sea Aggressor am späten Nachmittag. RED SEA AGGRESSOR: Daten: Länge: 37 m, Breite: 8 m, Passagiere: 20, Crew: 12, 3 Master Kabinen (Queen Betten), 7 Deluxe Kabinen (zwei getrennte Betten) Touren: Zwei 1wöchige Touren stehen zur Wahl angeboten: Brother Islands / Daedalus / Elphinstone sowie Tiefer Süden / St. John (Ras Banas, St. John s Riffe, Fury Shoal, Sha ab Mansour, Sha ab Claude, Sataya). Die Touren dauern jeweils 7 Nächte (Samstag bis Samstag) und beinhalten 5 1/2 Tage unlimitiertes Tauchen. Auch 10 Nächte und 14 Nächte Charter sind möglich. Der kleine Unterschied: Auf der 5 Sterne Yacht werden 5 Tauchgänge pro Tag (Tiefer Süden & St. John Route) und 4 Tauchgänge auf der Brothers-Route angeboten. Bier und Wein sind kostenlos. STEUERN UND GEBÜHREN: 39 US$ Hafengebühr pro Person, 105 US$ Marinepark Gebühr für die Brothers/Daedalus Route. Für die Tour Tiefer Süden/St. John werden 30 US$ erhoben. SONSTIGE AKTIVITÄTEN: Die beste Architektur und die älteste Geschichte finden Sie in Ägypten. Sie können Ihre Reise mit einem Ausflug nach Kairo zu den grossen Pyramiden von Gizeh und der Sphinx, dem ägyptischen Museum und dem alten Basar Khan El Khalili ergänzen. Auch ein Besuch in Luxor bietet sich an: zum Grab von Tutanchamun im Tal der Könige und zahlreichen anderen einzigartigen Sehenswürdigkeiten. WEITERE INFORMATIONEN UND BUCHUNG: Direkt über Aggressor Fleet (Tel , info@aggressor.com, oder über eine der zahlreichen Agenturen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. 52 Aquanaut 11-12/ /2015 Aquanaut 53