Studienreise des Heimat- und Verkehrsvereins Donsbrüggen 2004 nach Polen

Transkript

1 Studienreise des Heimat- und Verkehrsvereins Donsbrüggen 2004 nach Polen Am 16. Aug begann frühmorgens die Studienreise nach Polen. Die ersten Reiseteilnehmer stiegen morgens um Uhr in Kalkar zu, sodann ging es nach Goch, Materborn, Donsbrüggen und schliess- lich zum Klever Bahnhof, wo die letzten Mitreisenden dazu kamen. In Gladbeck wurde gemeinsam gefrühstückt, der Busfahrer wechselte. Ab jetzt war Rüdiger Kluge für 2 Wochen unser Fahrer, der uns bereits auf vielen Fahrten mit grosser Souveränität, Besonnenheit und Ruhe durch Europa kutschiert hat. Nach einigen Pausen unterwegs erreichten wir gegen Uhr die polnische Grenze. Busfahrer Rüdiger Kluge trägt den Km-Stand an der polnischen Grenze ein Die Einreise-Formalitäten waren sehr schnell erledigt, man merkte die Neuregelung, nachdem jetzt auch Polen zur EU gehört. Von der Grenze waren es nur noch wenige Kilometer bis zu unserem ersten Reiseziel, der Hafenstadt Szeczin (früher Stettin.) Unser Quartier in Stettin war das in der Innenstadt gelegene Hotel Neptun. Während des Abendessens im Hotel traf unser ständiger Reiseleiter Jozef ein, der sich verspätet hatte und uns eigentlich schon an der Grenze begrüssen sollte. Am nächsten Morgen kam ein weiterer örtlicher Reiseleiter zum Hotel. Auf einer Stadtrundfahrt lernten wir Stettin kennen, eine Stadt mit vielen Grünanlagen. Zum Schluss besichtigten wir die Aussananlagen des Schlosses. Das Foto zeigt die berühmten Hakenterrassen in Stettin.

2 Danach setzten wir die Fahrt Richtung Gdansk (Danzig) fort, mit einem Abstecher und einer 2-stündigen Pause am Ostseestrand in Kolberg. Kurz vor 19.oo Uhr trafen wir in dem Vorort Oliwa von Danzig ein, wo in einem ruhigen Waldgebiet unser 5-Sterne-Hotel Dwor Oliwski lag, ein sehr gutes Hotel. Am nächsten Morgen ging es sodann mit örtlichem Reiseleiter zunächst nach Zoppot, wo in der Nähe des dortigen Grand Hotels die Mole liegt. Bei bedecktem Wetter waren wir die einzigen Besucher auf der Mole. Von dort ging es zurück nach Oliwa, in die dortige Marienkirche, in der uns neben einer Führung ein Orgelkonzert erwartete. Sodann fuhren wir nach Danzig. Hier hatten wir eine 2 ½-stündige Stadtführung, der Rest des Tages stand uns zur freien Verfügung. Beeindruckend in Danzig die wunderschön renovierten alten Häuser und Kirchen, die quirlige Fussgängerzone in der Altstadt und das rege Leben. Hervorzuheben sind der Artushof am Langen Markt, der Neptunbrunnen, das Rathaus und unweit davon die imposante Marienkirche, eine der grössten Kirchen der Welt, mit Platz für Gläubige. auf der Mole in Zoppot

3 Marienkirche Oliwa, Innen- und Aussenansicht während des Rundgangs in der Danziger Altstadt

4 Altstadt Danzig Der nächste Tag stand zur freien Verfügung. Reiseleiter Jozef fuhr mit einem Teil der Gruppe auf die Halbinsel Hela,

5 andere Teilnehmer verbrachten den Tag ruhig im Hotel mit seinen schönen Aussenanlagen und wieder andere Gäste fuhren zum Strand nach Zoppot, um hier den freien Tag zu verbringen. Fussgängerzone in Zoppot Zoppot hat neben seinem schönen Strand, der langen Mole insbesondere eine interessante Fuss- gängerzone, mit einer von der Architektur her noch interessanteren Einkaufspassage. Eingang zur Einkaufspassage

6 Am Abend trafen sich alle Reiseteilnehmer zum Essen in dem gemütlichen Restaurant Gdanska in der Danziger Altstadt, wo schon viele Berühmtheiten zu Gast waren. Am 20. August hiess es, Abschied von Danzig nehmen. Nach einem Zwischenaufenthalt in der berühm- ten Marienburg, mit Führung, ging die Fahrt weiter in die Masuren, nach Allenstein, jetzt Olsztyn. Es hatte den ganzen Tag geregnet. Es blieb aber der einzige völlig verregnete Tag auf unserer Reise. In Allenstein waren wir zu Gast im Hotel Warminski. Bei strahlendem Sonnenschein fand sodann am folgenden Tag eine Masuren-Rundfahrt statt. Erstes Ziel war die Wallfahrtskirche Heilige Linde, ein an Prunk kaum zu überbietender Sakral-Bau. Auch hier bekamen wir ein Orgelkonzert zu Gehör, das beeindruckend war. Nach dem Aufenthalt in der Hl. Linde ging es weiter zur Wolfsschanze. Auch hier hatten wir eine Führung. Angesichts der enormen noch vorhandenen Bunker und Befestigungen aus dem zweiten Weltkrieg, teilweise 8 m dicke Stahlbeton- Mauern, konnte man sich schon ein Bild machen, auch wenn viele Anlagen gesprengt oder verfallen waren. Den Nachmittag verbrachten wir sodann einige Stunden noch in Nikolaiken, das im Herzen der Masurischen Seenplatte liegt. Das Städtchen liegt direkt am Spirdingsee, dem grössten Binnensee Polens.

7 Der folgende Tag, Sonntag, , diente der Weiterfahrt nach Warschau. Auf einer leeren, schon relativ guten Strasse, brauchten wir knapp 4 Stunden von Allenstein bis Warschau. Da wir unser Hotel, das Sofitel Victoria noch nicht bei unserer Ankunft belegen konnten, nahm Jozef eine etwa 1-stündige Stadtrundfahrt mit uns in seiner Heimatstadt vor. Hierbei bekamen wir schon den ersten Eindruck von der Hauptstadt Polen s und einige gute Tipps, wo sich ein Besuch lohnte. Auf der Stadtrundfahrt und dem anschliessenden Spaziergang am nächsten Tage wurden wir durch einen sehr kompeteten polnischen Reiseleiter aus Warschau begleitet. Wir erfuhren hierbei viel über Warschau und seine Geschichte und machten sodann den ersten Stop am Denkmal der Ghettohelden in der Zamenhofa-Strasse. Dieses Denkmal wurde 1948 errichtet. Die Westseite des Denkmals symbolisiert expressiv den Kampf der Ghettobewohner um menschliche Würde. Die ostseite widerspie- gelt dagegen den Vernichtungszug der Menschen, die die Hoffnung verloren hatten, ihr Schicksal zu ändern. Ironie des Schicksals: Der Labradorfels, von dem das Denkmal umgeben ist, kommt aus einer nicht realisierten Bestellung Hitlers 1942 in Schweden. Der Labradorfels sollte gemäss dieser Bestellung als Material für ein Denkmal zum Sieg der Hitler-Diktatur sein. Beeindruckend danach der Besuch am Denkmal zum Warschauer Aufstand und am Monte-CassinoDenkmal, in der Nähe der Militärkirche. Anschliessend hielten wir uns in der beeindruckend restaurierten Altstadt auf, deren Mittelpunkt zweifellos der Marktplatz und das Königsschloß waren. Gedenkstätten, Befreiung 1944 ^^ >> Es folgte eine Führung im Königsschloß, vor dem von Jugendlichen umlagert die Säule des Königs Zygmunt III. Waza steht. Imposant, und zugleich bedrückend, der Palast der Kultur und der Wissenschaften, das mit 231, grösste und höchste Gebäude Polens, mit über Räumen und einer Gesamtfläche von qm.

8 im Königsschloß Denkmal des Königs Zygmunt III. Waza Königsschloß Altstadtmarkt

9 Grabmal des Unbekannten Soldaten Hier wurde ein namenloser Soldat begraben, der 1918/19 bei der Verteidigung von Lemberg fiel. Das Grab besteht heute noch in einem Rest der Kolonnaden des ehemaligen Sächsischen Palais. Davor halten Soldaten Ehrenwache, offizielle Delegationen legen Kränze nieder. Direkt vor unserem Hotel in einer schönen Parkanlage befand sich dieses Grabmal des Unbekannten Soldaten. Am verliessen wir Warschau und machten uns aus dem Weg nach Krakau, mit einem Zwi- schenstop in Tschenstochau. Aufgrund einer schlechten zeitlichen Planung unseres Reiseleiters Jozef kamen wir mit rd. 90 Minuten Verspätung in Tschenstochau an. Schwarze Madonna In der Kathedrale

10 Die Führung in der Kathedrale vom Tschenstochau war zeitlich sehr zusammengedrängt. Die Schwarze Madonna von Tschenstochau stellt bis heute das grösste Heiligtum des polnischen Volkes dar, sie ist die Schutzpatronin des Landes und eine nationale Reliquie. Dennoch war für den Verfasser dieses Reiseberichts Tschenstochau eine grosse Enttäuschung, viel Rummel und für alles wurde Geld verlangt, selbst für das Einsegnen von Kerzen, Rosenkränzen usw. Es war für mich ein kirchlicher Freizeitpark. Auf der Weiterfahrt nach Krakau war dann ein Besuch mit einer Führung im Schloß Pieskowa Skala in der Nähe von Krakau eingeplant. Aufgrund der schon angesprochenen Verspätung und eines weiteren Verfahrens dank schlechter Routenvorgabe des Reiseleiters kamen wir aber erst an, als das Schloß bereits geschlossen war. Nach einer kurzen Pause ging es weiter nach Krakau, in das Hotel Piast Best We- stern, in der Vorstadt gelegen, ca. 7 km vom Zentrum entfernt. In die Stadt abends ging es daher per Taxi, zu einem sehr angenehmen Preis. Die Führung am folgenden Tage, beginnend im Königsschloss Wawel, mit einer prächtigen Kathedrale, hat uns Krakau als eine Stadt mit reichem historischem Erbe gezeigt, einem einzigartigen Ensemble architektonischer Denk-mäler, ein Ort, in dem sich zahlreiche Museen, Galerien und Kirchen befinden, die zu besichtigen sich lohnt. Blick auf den Wawel, mit Burg und Kathedrale

11 << Herzstück der Stadt ist der Krakauer Marktplatz, der grösste mittelalterliche Platz Europas. Seinen Blickfang bilden die Tuchhallen mit hübschen Arkadengängen und auf der gegenüberliegenden Seite die herrliche gotische Marienkirche, deren grösster Schatz wohl der kunstvolle mittelalterliche Schnitzaltar des Nürnberger Meisters Veit Stoß ist. << In Krakau hatten wir die wohl beste örtliche Reiseleiterin auf dieser Studienreise, Frau Ewa Ciszewska, die ein unheimliches Wissen hatte und darüber hinaus ihr Wissen gekonnt, interessant und spannend überbringen konnte. Der sehr gelungene Tag endete mit einem Essen im Restaurant Norymberska in der ul Krakowska. Restaurant und Wirtin können nur wärmstens weiterempfohlen werden. Tuchhallen Krakau, am zweiten Abend, bei Nieselregen

12 Weitere Bilder aus Krakau

13 Der nächste Tag führte uns nach Wieliczka, mit einer beeindruckenden Führung im dortigen Salzbergwerk. Etwa 100 m unter Tage erwartete die Gruppe wunderschöne unterirdische Seen, einzigartige ehemalige Salzförderkammern und Kapellen mit ungewöhnlichen Skulpturen und Salzreliefs, weiterhin eine Sammlung von bergmännischen Konstruktionen, Einrichtungen und Werkzeugen. Dieses Salzbergwerk wurde 1978 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO eingetragen. Gegründet wurde die Salzmine Anfang des 13. Jahrhunderts. Durch Jahrhunderte war sie die Reichtumsquelle des Landes. Heute ist das Salzbergwerk der am häufigsten besuchte Touristenort in Polen. Weiter ging es am von Krakau nach Breslau (polnisch Wroclaw). Auf der Fahrt nach Krakau stand ein Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz auf dem Programm. Leider verfuhr sich auch hier wieder Reiseleiter Jozef, erneute Verspätung bei der Ankunft von rd. einer Stunde. Die Führung in Auschwitz hinterliess tiefe Eindrücke, ganz gleich, ob es die Verbrennungsöfen, die gelagerten Haare, gesammelte Koffer oder andere Utensilien (Kämme, Schüsseln, Schuhe, Kleidung) waren. Manche Mitglieder der Gruppe waren nicht in der Lage, die Führung bis zum Ende mitzumachen, angesichts der unbeschreiblichen, die hier an Menschen, insbesondere Juden, begangen wurden. Die Zahl der Opfer von Auschwitz kann nur geschätzt werden, man geht von 1,1 bis 1,5 Millionen ermordeten Menschen aus. Angesichts dieses Grauens fehlen einem die Worte. Dementsprechend still war es auf der Weiterfahrt nach dem Besuch im KZ Auschwitz auch im Bus. Meine persönliche Meinung: Jede deutsche Schulklasse müsste Auschwitz kennen gelernt haben. Dann haben Rechtsradikale in Deutschland keine Chance mehr. Nach diesem Punkt der Reise ist es schwer, über den Rest der Reise unbefangen zu berichten. Wir er- reichten abends unser Hotel Wroclaw in Breslau, etwa 1 km vom Stadtkern und der Altstadt entfernt. Breslau, die Hauptstadt der Wojewodschaft Niederschlesien, ist zweifellos eine der schönsten Städte Polens. Die Stadt an der Oder, gebaut zwischen zahlreichen Nebenflüssen und Kanälen, liegt einzigartig auf 12 Inseln. Die Stadt wird auch als Venedig Polen s bezeichnet. Von der Zeit des frühen Mittelalters zeugt die Dominsel, die in ihrem wuderbar erhaltenen Zustand einen der schönsten in Europa existierenden Baukomplexe darstellt. Herrlich das gotische Gebäude des Breslauer Rathauses, der grosse Barocksaal in der Universität, die Aula Leopoldina, der schachbrettartig angelegte Marktplatz, die St. Elisabeth und die Maria-Magdalena-Kirchen und das in einem Rundbau

14 untergebrachte Panoramabild zur Schlacht von Raclawice, auf einer 120m x 15m breiten Leinwand. Ebenfalls interessant aber auch die Jahrhunderthalle (Hala Ludowa). Abends luden in der Altstadt zahlreiche Restaurants und Gaststätten zum Verbleiben auch im Freien ein. Zahlreiche vor allem junge Menschen bevölkerten die Strassen, flanierten bei angenehm milden Temperaturen oder machten es sich in den Cafe s und Biergärten gemütlich, man merkte sofort, dass Breslau eine Universitätsstadt mit tausenden Studenten ist. Von Breslau ging es am 29. August weiter nach Krummhübel und zur Holzkirche Wang, eine im Stil norwegischer Stabkirchen erbaute Kirche, in der Nähe der Schneekoppe. Traumhaft auch hier die Landschaft. Die Mittagspause machten wir sodann in Hirschberg. Holzkirche Wang Kurz danach verabschiedete sich unser permanenter Reiseleiter Jozef von der Gruppe, die weiter fuhr in Richtung Grenzübergang Görlitz, den wir sodann gegen Uhr ohne längeren Aufenthalt passieren konnten. Tagesziel war das Hotel Sorat in Cottbus. Die Reiseteilnehmer erkundeten nach dem Abendessen ausgiebig die Stadt, die sich im Altstadtbereich als Schmuckstück präsentierte. Das SORAT Hotel Cottbus ist ein wieder aufgebautes Gründerzeithaus, genau gegenüber der Schlosskirche in der Der Altmarkt von Cottbus, 200 Meter vom SORAT Hotel entfernt.

15 Fußgängerzone von Cottbus. Die letzte Reiseetappe fand am Montag, den 30. August 2004 statt. Um 09.oo Uhr fuhren wir in Cottbus ab, musste dann aber wegen zahlreicher Stau s einen Umweg über Dresden machen. Gegen 20.oo Uhr trafen wir wieder im Kreis Kleve ein. Damit ging eine hochinteressante, viele tiefe Eindrücke hinterlassende Studienreise durch Polen zu Ende. Ein besonderer Dank an dieser Stelle dem Busfahrer Rüdiger Kluge für seine ruhige und umsichtige Fahrt, aber auch dem Busunternehmen Rosi-Reisen in Marl, das es noch ermöglicht hat, diesen Bus- fahrer wieder für uns einzusetzen. Weitere Fotos der Reise in der zusätzlichen Fotogallerie