Gips-Haftputz. Materialbeschrieb. Hintergrund. Mineralische Werkstoffe > Gipswerkstoffe
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- Linda Straub
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1 Materialgruppen: Mineralische Werkstoffe > Gipswerkstoffe Materialbeschrieb Gips-Haftputze sind Werktrockenmörtel mit Haftmittelzusätzen und Kalkhydrat. Wo unterschiedliche Untergründe wie Backstein, Kalksandstein, Beton, aber auch Altputze oder dergleichen aufeinandertreffen, sind Haftputze die geeigneten Problemlöser. Sie werden zum Überglätten von alten Putzen, für Renovationen, Ausbesserungen sowie zum Verputzen auf kritischen Untergründen eingesetzt. Im Vergleich zu normalen Einschicht-Weissputzen sind Gips-Haftputze etwas teurer. Gips-Haftputze enthalten als Zuschlagstoffe feine Kalksteinbrechsande. Als Zusätze werden Haft- und Wasserrückhaltemittel sowie Abbinderegler beigemischt. Je nach Produkt beträgt die Verarbeitungszeit Minuten. Als Mörtel sind Haftputze im Gegensatz zu Stuckgips oder Weissputz alkalisch und können Reizungen verursachen. Gips-Haftputze lassen sich auf schwierig zu verputzende Untergründe in variierender Schichtdicke auftragen. Sie benötigen in der Regel keine Grundierung und werden meist einlagig verarbeitet. Gips-Haftputze eignen sich nicht für Nass- und Aussenräume, aber sehr gut für Renovationen im Innenraum. Gips-Haftputze kommen als Unter- und Oberputz in Innenräumen zur Anwendung. Wie bei Weissputz wird nach vier Oberflächenqualitäten unterschieden: Q1 eignet sich für nicht sichtbare Flächen sowie für das Auftragen von Fliesen. Q2 gilt als Standardausführung und eignet sich zum Tapezieren. Auf Q3 können matte Farbanstriche aufgebracht werden. Für Oberflächen mit höchsten Qualitätsanforderungen wie glänzenden Anstrichen ist Q4 einzuhalten. Andere Bezeichnungen/Synonyme: Gips-Renovierungsputz, Haftputzgips Handelsnamen: Schwenk GRP, Knauf HP 100 Hintergrund Geschichte: Gips ist als Baumaterial seit Jahrtausenden bekannt. Bis in die 1950er-Jahre MATERIAL ARCHIV / 6
2 wurde gebrannter Gips auf der Baustelle mit Zuschlagstoffen wie Kalk oder Sand, aber auch mit Zusätzen wie Knochenleim und dergleichen gemischt und verarbeitet. Mit dem Aufkommen chemischer Zusätze wie Abbindereglern, Haftund Wasserrückhaltemitteln, Luftporenbildnern usw. entstand die Möglichkeit, Gipsprodukte mit genau definierten Eigenschaften für verschiedene Anwendungen industriell zu mischen. Diese Produkte nennt man Werktrockenmörtel. Ökonomie: In Europa hat sich die Werkmörtelindustrie seit den 1960er-Jahren als neuer Wirtschaftsfaktor innerhalb der Bauindustrie entwickelt. Die Anlagentechnik erlaubt inzwischen eine wirtschaftliche Produktion nicht nur von Massenprodukten, sondern auch von einer grossen Anzahl spezifischer Produkte, die teilweise just in time hergestellt werden. Durch die Trockenmörtelwerke, eine ausgefeilte Logistik sowie bauseitige Maschinen und Zubehör werden konventionelle Baustellenmörtel zunehmend verdrängt. Die Produkte sind zwar häufig teurer als herkömmliche Mörtel, lassen sich aber mit wesentlich geringerem Zeitaufwand und in genormter Qualität verarbeiten. Ökologie: Die Herstellung und Verarbeitung von Gips und Kalk ist ökologisch und baubiologisch unbedenklich. Wie organische Werkstoffe dürfen Gipsabfälle aber nicht auf Inertstoffdeponien entsorgt sondern müssen in geschlossenen Deponien abgelagert werden. Wasser kann aus dem Gips Sulfate herauslösen, die bei fehlender Abdichtung das Grundwasser belasten. Recycling: Beim Rückbau lässt sich Gips-Haftputz kaum mehr vom Untergrund trennen, weshalb meist Bauschutt aus Mauerwerk und Gips-Haftputz anfällt. Ist der Gipsanteil in der gesamten Schuttmenge kleiner als 5%, darf der Wandabbruch auf Inertstoffdeponien abgelagert werden. Herstellung Fertigung: Gips-Haftputze sind genau rezeptierte Mörtel-Fertigmischungen, sogenannte Werktrockenmörtel. Bindemittel, Zuschlagstoffe und Zusätze werden im Herstellerwerk exakt gemischt und in Papiersäcke oder Silos abgefüllt. Werktrockenmörtel müssen auf der Baustelle lediglich mit Wasser angemischt werden und weisen klar definierte Eigenschaften auf. Eigenschaften Kennwerte beziehen sich auf: Wenn nichts anderes angegeben, beziehen sich die Kennwerte auf den festen, trockenen Endzustand. Zusammensetzung/Analyse: Bindemittel: Alpha-Halbhydrat, Beta-Halbhydrat, Anhydrit (>90%), kann Kalkhydrat enthalten MATERIAL ARCHIV / 6
3 Zuschlagstoffe: Kalksand, Feinsand, Kalkfiller, Perlite (<10%) Zusätze: Haftmittel, Wasserrückhaltemittel, Luftporenbildner, Abbinderegler (<3%) Besonderheiten: Mit Wasser angerührter Gipsmörtel bindet zu einer festen Masse ab. Gegenüber reinem Stuckgips wird beim Gips-Haftputz durch die Auswahl der Gipsbindemittel und durch Zusätze eine wesentlich bessere Haftung am Untergrund erzielt. Gips-Haftputze können zum Teil ohne Haftbrücke auf nichtsaugende Untergründe aufgebracht werden. Nachweis: Gips-Haftputz ist mit dem Fingernagel ritzbar, aber härter als Einschicht-Weissputz oder Gips-Kalkputz. Europäische Normen (EN): EN Gipsbinder und Gips-Trockenmörtel Erscheinung Farbe: Geruch: Weisstöne neutral Beständigkeit Gips ist in trockenen Innenräumen beständig, jedoch nicht für Nassräume oder im Aussenbereich mit hoher Feuchtigkeitsbelastung geeignet. Biologische Schadensfaktoren: Gips ist bei Dauerfeuchte schimmelpilzanfällig und verliert an Festigkeit. Mechanische Eigenschaften Abbindezeit: bis min Biegezugfestigkeit: 1.00 bis 2.00 N/mm 2 Dichte [ρ]: bis kg/m 3 Druckfestigkeit: 3.00 bis 5.00 N/mm 2 Einstreumenge in 1 Liter Wasser: bis g/l Elastizitätsmodul: 2.00 bis 3.00 N/mm 2 Härte nach Mohs: 2.00 Mohs Kornfeinheit: bis 1.20 mm Porenvolumen: % Schüttdichte: bis kg/m3 Strichfarbe: weiss Verarbeitungszeit: bis min MATERIAL ARCHIV / 6
4 Versteifungsbeginn: Versteifungsende: bis min bis min Hygrische Eigenschaften 4.00 bis 8.00 Wasserdampfdiffusionswiderstandszah l [µ]: Thermische Eigenschaften Brandverhalten: nicht brennbar Längenausdehnungskoeffizient: 2.00 x /K Spezifische Wärme [c]: bis 1.10 KJ/KG*K Wärmeleitfähigkeit/-zahl [λ]: bis W/mK Zersetzungstemperatur: bis C Chemische Eigenschaften ph-wert: bis Verträglichkeit Bioverträglichkeit: Gips-Haftputze, die Kalkhydrat enthalten, sind mit Wasser angerührt leicht alkalisch und können reizend wirken. Kompatibilität: Um die definierten Eigenschaften eines Werktrockenmörtels nicht negativ zu beeinflussen, sollen ihm keine zusätzlichen Stoffe beigemischt werden. Es ist zu beachten, dass Stahl durch Gips nicht wie durch Zement vor Korrosion geschützt wird. Zink, Blei und Aluminium können von Gips-Haftputz angegriffen werden. Quellen der Kennwerte Bundesverband der Gipsindustrie e. V. (Hrsg.) (2006). GIPS-Datenbuch. Darmstadt Merkblätter des Schweizerischen Maler- und Gipserunternehmer-Verbandes SMGV. Merkblätter sowie Produkte- und Sicherheitsdatenblätter diverser Weissputz-Hersteller. Bearbeitung MATERIAL ARCHIV / 6
5 Lieferformen: Meist in Säcken zu kg Formen und Generieren: frei auftragen, spachteln, streichen schleifen, filzen, glätten Oberflächenbehandlung: Trennen und Subtrahieren: bedrucken, bemalen, imprägnieren, lackieren, ölen, tapezieren bohren, feilen, fräsen, raspeln, sägen, schneiden Arbeitsschutz: Gips-Haftputze sind alkalisch und können reizend wirken. Atemschutz: Beim Umgang mit getrocknetem Gips wird bei hoher Staubentwicklung eine Atemschutzmaske empfohlen. Augenschutz: Bei Spritzgefahr Schutzbrille tragen. Handschutz: Bei längerem Kontakt Handschuhe tragen. Körperschutz: Arbeitskleidung tragen. Nach Hautkontakt mit Wasser und Seife waschen und gründlich nachspülen. Nach Verschlucken reichlich Wasser in kleinen Schlucken trinken. Nach Augenkontakt mit Wasser spülen. Konservierung Schutz und Pflege: Gipspulver soll nicht gefrieren und ist im Trockenen 3-6 Monate lagerfähig. Abgebundener, noch feuchter Gips darf nicht gefrieren. Anwendung Anwendungsgebiete: Bauindustrie, Innenausbau Anwendungsbeispiele: Untergrund für nachfolgende Tapezier- und Anstricharbeiten, als Unter- und Oberputz verwendbar Quellennachweis Verwendete Quellen: Bundesverband der Gipsindustrie e. V. (Hrsg.) (2006). GIPS-Datenbuch. Darmstadt. Leixner, S., & Raddatz, A. (1985). Der Stukkateur. Stuttgart: Julius Hoffmann. Schwiete, H. E., & Knauf, A. N. (1968). Gips, Alte und neue Erkenntnisse in der Herstellung und Anwendung der Gipse. Merzig: Merziger Druckerei und Verlag GmbH. Lade, K., & Winkler, A. (1952). Putz Stuck Rabitz. Stuttgart: Julius Hoffmann. Binder, P., Schaumann, F., Haas, M., & Läppe, K. (Hrsg.) (1985). MATERIAL ARCHIV / 6
6 Stukkateur-Handbuch - Die Gipserfibel. Reprint nach der 3. Auflage von ca Hannover: Th. Schäfer. Merkblätter des Schweizerischen Maler- und Gipserunternehmer-Verbandes SMGV. Merkblätter sowie Produkte- und Sicherheitsdatenblätter diverser Hersteller von Gipsglätter und Flächenspachtel. Expertin / Experte: Walter Keller Material-Archiv-Signatur: MIN_WER_GIP_5 Text verfasst von: Sitterwerk, TK, JL, 2012 Stand: (Online-Schaltung: ) Permalink: materialarchiv.ch/detail/1253 MATERIAL ARCHIV / 6
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