Bei Wi 58 HAUS & GARTEN 4/11

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2 nd gibts Strom GARTEN Der Umwelt zuliebe einen Rotor im Garten: Kleine Windenergieanlagen produzieren sauberen Strom. Allerdings nicht besonders billig. EnvErgatE.com Um es vorwegzunehmen: Das Schweizer Siedlungsgebiet ist nicht besonders windreich. «gute für die Stromproduktion geeignete verhältnisse herrschen in der regel nur an Lagen ab 800 meter über meer. Das heisst: hauptsächlich in den voralpen, den alpen und im Jura», sagt reto rigassi, geschäftsführer der Schweizerischen vereinigung für Windenergie (Suisse Eole). ausnahmen gibt es zwar, etwa in besonderen tallagen. HAUS & GARTEN 4/11 59

3 WINDENERGIE EnvErgatE.com Doch dort stutzen nicht selten auflagen punkto Landschaftsund ortsbildschutz sowie Lärm und Schattenwurf auch kleinen Windrädern die Flügel. Deshalb setzt man in der Schweiz, was die Windkraftnutzung betrifft, vorab auf Windparks ausserhalb des Siedlungsraums. Diese anlagen sind wegen ihrer hohen masten und grossen rotoren ziemlich imposant und produzieren aktuell Schüpfheim LU: Die Kleinwindanlage hat eine Flügelspannweite von nur 6 Metern und produziert maximal 10 Kilowatt insgesamt rund 74 gigawattstunden Strom. mehr als die Hälfte davon stammt allein vom zurzeit grössten Schweizer Windpark auf dem mont crosin im Berner Jura. Damit decken die anlagen den Bedarf von ungefähr Haushalten. Kleine Windenergieanlagen sind in der Schweiz vorab dann interessant, wenn es darum geht, Strom zum Beispiel für Berghütten oder für hoch gelegene Einzelhöfe zu erzeugen. Dies auch deshalb, weil solche Liegenschaften oft weit entfernt von der öffentlichen Stromversorgung sind. Sie ans netz anzuschliessen wäre unverhältnismässig teuer. Da kann die Installation einer Windenergieanlage inklusive Speicher - batterien vergleichsweise wirtschaftlich sein. Selber produzierter Strom eine teure Angelegenheit «Sobald jedoch Elektrizität aus dem netz verfügbar ist, kann in einer Kleinwindanlage selber produzierter Strom kostenmässig kaum mehr mithalten», stellt rigassi fest und rechnet vor: Eine anlage, die jährlich rund 2000 Kilowattstunden (kwh) Strom produziert, kostet über eine realistische Lebenszeit von 15 Jahren inkl. ver zinsung und Unterhalt rasch einmal Franken. Entsprechend betragen die Stromgestehungskosten 1 Franken pro kwh. Das ist etwa das Fünffache des heutigen Schweizer Durchschnittspreises für Strom ab netz. natürlich können die ge - stehungskosten je nach anlagentyp, Windverhältnissen, Betriebsdauer, reparaturaufwand usw. variieren. man sollte sie deshalb stets im konkreten Einzelfall kalkulieren und pauschale angaben mit vorsicht ge - niessen. Kommt hinzu: Wer Überschüsse produziert und ins netz einspeist, erhält aus dem Bundestopf zur Föderung von «grünem» Strom er wird von allen Konsumenten mit einer abgabe auf dem Strompreis 60 HAUS & GARTEN 4/11

4 gefüllt eine vergütung von aktuell 20 rappen pro kwh. vor aussetzung ist, dass das entsprechende anmeldeverfahren erfolgreich überstanden wurde (Details: } anmeldung für die kostendeckende Einspeisevergütung } Windenergie). trotzdem: Um Stromkosten zu sparen, dürfte die Installation einer kleinen Windenergie - anlage nur selten eine geeignete massnahme sein. Stehen hingegen ökologische motive im vordergrund, können Haus - besitzer sie natürlich genauso in Erwägung ziehen wie etwa die Investition in eine Solarstrom - anlage oder die Unterstützung eines Ökostrompro duzenten. «Dass man gleich zeitig das persönliche Strom spar potenzial ausschöpfen und Energie möglichst effizient einsetzen sollte, versteht sich eigentlich von selbst», ergänzt rigassi. In sechs Schritten zur eigenen Windanlage Doch wie geht man beim Planen einer kleinen Windenergieanlage am besten vor? Suisse Eole empfiehlt folgende Schritte: 1. Strombedarf klären Wie viel Strom soll die anlage produzieren? Soll sie im abge - legenen Ferienhäuschen nur für elektrisches Licht oder aber für eine vollversorgung ausreichen? Soll sie zu Hause den Ökostromanteil im persönlichen Stromverbrauchsmix erhöhen? oder soll sie vielleicht nur Strom fürs «Betanken» eines Elektroautos liefern? gettyimages 2. Windverhältnisse klären Die jährliche mittlere Wind - geschwindigkeit am Standort sollte auf nabenhöhe der an - lage mindestens 4 meter pro Sekunde betragen. Entscheidender ist laut reto rigassi jedoch, dass ausreichend starker Wind genügend häufig weht. Und ebenfalls ganz wichtig: Der Wind sollte möglichst un - gestört auf den rotor strömen, also ohne durch Hindernisse abgelenkt oder verwirbelt zu werden. Ideal ist es natürlich, eine seriöse Windmessung durchführen zu lassen. Holen Sie offerten ein, denn die Sache ist nicht billig. Sie können aber auch auf die Website von Suisse Eole zurückgreifen. Dort finden Sie eine Windkarte Mikroanlage: Eignet sich für Häuser in den Bergen ohne Stromanschluss und diverse tools, mit denen sich u. a. die Windgeschwindigkeit auf unterschiedlichen Höhen über grund eruieren und die entsprechende Stromproduktion einer Kleinwindanlage simulieren lässt. 3. Bewilligungskriterien klären Informieren Sie sich beim Bauamt der gemeinde über die vor aussetzungen für eine Bewilligung. Das verfahren ist zwar kantonal geregelt, für anlagen in der Bauzone sind aber die gemeindeeigenen Bau - vorschriften massgebend. ausserhalb der Bauzone sind gemäss rigassi teils kantonale Behörden zuständig, dennoch bleibt die gemeinde erste anlaufstelle. GARTEN HAUS & GARTEN 4/11 61

5 WINDENERGIE Übrigens: Spätestens, wenn eine anlage höher als 30 meter ist, wird das verfahren für Pri - vate zu kompliziert und viel zu teuer. Denn dann sind zusätzlich planungsrechtliche vorschriften zu erfüllen (abstimmung mit regionalem richtplan, nutzungsplanverfahren). 4. Akzeptanz klären Sprechen Sie mit nachbarn. Informieren Sie sie offen über Ihr vorhaben und gehen Sie auf mögliche Bedenken ein. Halten Sie sie auf dem Laufenden, sobald Sie genaueres punkto Höhe und Lärmpegel der ins auge gefassten anlage wissen. 5. Anlagentyp klären Bestimmen Sie auf der Basis bisheriger abklärungen, welche anlagen für Sie in Frage kommen (siehe Kasten). 6. Seriosität des Herstellers prüfen Die Qualität einer Kleinwind - anlage lässt sich letztlich erst einschätzen, wenn sie läuft. Um zuvor aber wenigstens einen Hinweis auf die Seriosität des Herstellers zu erhalten, rät reto rigassi dazu, technische Daten anzufordern: n verlangen Sie eine Leistungskurve, die angibt, wie viel Strom die anlage bei Windgeschwindigkeiten zwischen 1 und 20 meter pro Sekunde produziert. n verlangen Sie messdaten zum Schallpegel der anlage. Ist der Hersteller bzw. Lieferant nicht in der Lage, diese Daten vorzulegen, sollten Sie nicht bestellen. gery ScHWagEr vario-images SO FINDEN SIE DIE RICHTIGE ANLAGE Das Spektrum an kleinen Windenergieanlagen ist breit: Es gibt mikroanlagen auf Dächern oder kleinen masten von wenigen metern Höhe mit einer Leistung von wenigen hundert Watt. aber auch bis zu 30 meter hohe anlagen mit 30 und mehr Kilowatt Leistung. Entsprechend variieren auch die an lagekosten erheblich. Sie mit weniger als 3000 bis 6000 Franken pro Kilowatt zu veranschlagen, sei aber in den meisten Fällen unrealistisch, sagt reto rigassi, geschäftsführer von Suisse Eole. grundsätzlich unterscheidet man reine Inselanlagen von anlagen, die ergänzend zum öffentlichen Stromnetz betrieben werden. Produzierte Elektrizität, die nicht umgehend verbraucht wird, kann bei Letzteren via Wechselrichter ins Pläne für eine Windkraft - anlage: Mit den Nachbarn besprechen netz eingespeist werden. Bei Inselanlagen braucht es Speicherbatterien. Unterschiede gibts ferner bei der rotortechnik: neben Windgeneratoren mit «gewöhn - lichen» Propellern sind anlagen mit um die vertikale drehenden H-rotoren auf dem markt etwa jene des Schweizer Herstellers Envergate in Horn tg ( die speziell auf die hiesigen Windverhältnisse (häufig schwach, unkonstant und böig) ausgelegt sind. Hilfreiche Übersichten zu Kleinwindanlagen: n } Branchenverzeichnis n } Kleinwindanlagen n 62 HAUS & GARTEN 4/11