Kreatives Blitzen mit der DSLR-Blitztechnik Teil 2: Fotografische und kameraspezifische Grundlagen

Transkript

1 1 KE-Bild Kreatives Blitzen mit der DSLR-Blitztechnik Teil 2: Fotografische und kameraspezifische Grundlagen Klaus Eisenhut Fotografische und kameraspezifische Grundlagen, die für das kreative Blitzen von Bedeutung sind.

2 2 Fotografische Grundlagen Licht Sonnenlicht ideale Lichtquelle (Zenit), bei Strahlung ohne Hindernis Umgebungslicht Taglicht, künstliche Beleuchtung Blitzlicht Systemblitzgerät, Studioblitzgerät Beeinflussung Licht Reflexion (diffuses Licht), Lichtführung, Formung Lichtstrahl, Lichtfarbe Ausbreitung Licht Der vom Blitzgerät erzeugte Lichtstrahl breitet sich kegelförmig aus. Die Beleuchtungsstärke (Helligkeit) nimmt mit der größeren Entfernung ab, und die beleuchtete Fläche vergrößert sich im Quadrat der Entfernung. Beispiel: s 1 = 2 m F 1 = 4 m² beleuchtete Fläche S 2 = 4 m F 2 = 16 m² beleuchtete Fläche und 4x weniger hell als zuvor. (z.b. Foto Personengruppe nicht gleich hell belichtet.) Zusammenspiel Objektivblende / Belichtungszeit / ISO-Wert Fotografische Grundlage für korrekte Belichtung. Blitzfoto kann bei unterschiedlichen Lichtsituationen entstehen: Helles Umgebungslicht. Ausreichendes Umgebungslicht. Wenig Umgebungslicht. Die vg. individuelle Bewertung ist für die Beurteilung der Lichtsituation nicht eindeutig definiert. Eine eindeutige Bewertung der Helligkeit ist mit Hilfe der folgenden Lichtwerttabelle gegeben. Jeder Lichtwert LW oder EV (vorherrschende Helligkeit), der eine korrekte Belichtung zulässt, ist abhängig von ISO (Lichtempfindlichkeit) und dem Produkt Blende x Belichtungszeit: Lichtwert LW = f x t B. LW in Verbindung mit ISO bezeichnet die Helligkeit. Folgend ist eine Ausschnitt der Lichtwerttabelle dargestellt. Definition : LW 0 mit f = 1:1,0 und t B = 1 s. Erhöhung LW um 1 Verringerung LW um 1 halbiert die Belichtung verdoppelt die Belichtung Anhand solcher festgelegten Lichtwerte errechnet der Belichtungsmesser der Kamera die zur Verfügung stehenden Blenden- / Zeit-Paare.

3 3 Ausschnitt Lichtwerttabelle (LW oder EV) Zeit 1s ½ s ¼ s 1/8 s 1/15 s 1/30 s 1/60 s 1/125 s 1: 1,0 LW 0 LW 1 LW 2 LW 3 LW 4 LW 5 LW 6 LW 7 1: 1,4 LW 1 LW 2 LW 3 LW 4 LW 5 LW 6 LW 7 LW 8 1: 2,0 LW 2 LW 3 LW 4 LW 5 LW 6 LW 7 LW 8 LW 9 1: 2,8 LW 3 LW 4 LW 5 LW 6 LW 7 LW 8 LW 9 LW 10 1: 4,0 LW 4 LW 5 LW 6 LW 7 LW 8 LW 9 LW 10 LW 11 1: 5,6 LW 5 LW 6 LW 7 LW 8 LW 9 LW 10 LW 11 LW 12 1: 8,0 LW 6 LW 7 LW 8 LW 9 LW 10 LW 11 LW 12 LW 13 1: 11,0 LW 7 LW 8 LW 9 LW 10 LW 11 LW 12 LW 13 LW 14 Beispiel: WICHTIG! z.b. wenn bekannt, dass bei ISO LW 10 eine korrekte Belichtung erreicht wird, dann passen f = 1:4,0 + 1/60 s. Wird f = 1:8,0 eingestellt (Schärfentiefe), so wird t B = 1/15 s benötigt. LW 10 bei ISO 100 spielt als Schwellenwert beim Blitzen mit den Automatik- und Halbautomatikprogrammen eine Rolle f/4,0 + 1/60 s (siehe Teil 4: Kreatives Blitzen). Kodak Grau 18% - Eichung Belichtungsmessung Eichung auf 18% Grau ist entscheidend, um bei der Belichtungsmessung mit der Kamera vergleichbare Werte zu erhalten. Kamera stellt die erforderlichen Belichtungswerte auf der Grundlage 18% Grauwert ein. WICHTIG! Beachtung Richtwert 18% Grau, um richtige Entscheidungen für brauchbares Foto zu schaffen. Kamera weiß nicht, dass a) Bei Nachtaufnahme oder schwarzer Anzug das Bild dunkel werden soll. b) Bei Schneefoto (Sonne) oder weißes Kleid das Bild hell werden soll. Kamera stellt immer auf 18% Grau ein bei a) wird Bild zu dunkel, bei b) wird Bild zu hell. Dann Eingriff in die Belichtungsautomatik nötig! (Belichtungskorrektur)

4 4 Belichtungskorrektur Belichtungskorrektur nötig, wenn die Helligkeit des Bildmotives vom Grauwert 18% zu stark abweicht (siehe vor). Korrektur Unterbelichtung (-) wenn Bildmotiv dunkel sein soll. Korrektur Überbelichtung (+) wenn viel Weiß auf dem Bild sehen ist. Belichtungskorrektur auch wichtig für Variation von Blitz- und Umgebungslicht! Farbtemperatur für das Licht Farbtemperatur elektronisches Blitzlicht beträgt 5600 K und entspricht ca. dem weißem Sonnenlicht. Einordnung Blitzlicht in Farbtemperaturskala: Rot Kerze 1500 K Glühlampe 2800 K Leuchtstoffröhre 4000 K Gelb Sonne (Zenit) 5500 K Weiß Blitzlicht 5600 K Weiß Tag, bewölkt 7000 K Blaue Stunde K Blau Kamera Farbkorrektur Umgebungslicht durch Weißabgleich zur Vermeidung von Farbstichen, Abgleich auf vorherrschende Farbtemperatur des Lichtes. Systemblitz Farbkorrektur Blitzlicht durch Einsatz von Farbfilterfolien z.b. Lee Filters. Korrekturfilter Fa. Lee Filters Farbnummer 204 (z.b. Kunstlichtlampe). Kameraspezifische Grundlagen Alle folgenden Details werden am Beispiel Canon-DLSR beschrieben. Die Details gelten aber auch für andere DLSR-Fabrikate (siehe Bedienanleitung). Autofokus, Belichtungsmessung Autofokus AF stellt Motiv automatische scharf und ist dabei mit der Belichtungsmessung Umgebungslicht gekoppelt. Schlitzverschluss DLSR besitzt 2 Verschlussvorhänge VV. Öffnen Bildfenster durch Auslöser: 1.VV nach oben, zeitlich verzögert (Belichtungszeit) geht 2. VV ebenfalls nach oben. Der dadurch entstehende Schlitz läuft von unten nach oben über das Bildfenster. Je kürzer t B, desto schmaler ist der Schlitz. Die Ablaufzeit der beiden VV ist immer gleich.

5 5 Blitzsynchronzeit Die Belichtung (Sensor) erfolgt durch einen mehr oder weniger großen Schlitz, der von unten nach oben über das Bildfenster läuft. Nur dann, wenn der 1. VV bereits oben angekommen und der 2. VV noch nicht losgelaufen ist, ist das Bildfenster voll geöffnet. Das erfolgt mit den meisten DLSR konstruktionsbedingt bei t B = 1/250 s. In diesem Zustand besteht die letzte Möglichkeit, dass der ausgelöste Blitz in das voll geöffnete Bildfenster leuchten kann. Die kameraspezifische Zeit von 1/250 s heißt Blitzsynchronzeit (1/X s), in der es noch gelingt, die Abbrennzeit des Blitzes und die Belichtungszeit der Kamera zu synchronisieren. Bei Fotos mit rel. offener Blende und viel Umgebungslicht sind kürzere Belichtungszeiten erforderlich. Für den dann gegebenen Zustand t B < 1/X ist eine Synchronisierung des Blitzlichtes mit der Belichtungszeit nicht möglich. Die Kameraelektronik verhindert die Belichtung: Anzeige Blinken Belichtungswert im Display. (Hier Belichtung nach Einschalten High-Speed-Synchronisation Blitzgerät möglich siehe dazu Teil 3: Blitzgeräte und Zubehör). Die Synchronisation ist durch den 1. VV (Werksstandard Kamera) oder 2. VV möglich. Ablauf Synchronisation 1. VV: Fokussierung Auslöser Vorblitz (Belichtungswerte Blitz) 1. VV nach oben, öffnet Bildfenster X-Kontakt + Blitz 2. VV läuft los und verschließt Bildfenster (Belichtung durch Umgebungslicht). Ablauf Synchronisation 2. VV: Fokussierung Auslöser Vorblitz (Belichtungswerte Blitz) 1. VV nach oben, öffnet Bildfenster Belichtung durch Umgebungslicht X-Kontakt + Blitz bevor 2. VV nach oben läuft und Bildfenster verschließt. Einsatz Synchronisation 2.VV: Einsatz für bewegte Motive, wenn durch Kombination von Schärfe (Motiv) und Bewegungsunschärfe, die korrekte Richtung des sich bewegenden Objektes dargestellt werden soll. Einstellung Kamera (Individual-Funktion), Foto ohne Blitz. Systemblitz (Schalter), Foto mit Blitz Empfehlung: Mit Werkeinstellung Synchronisation 1. VV arbeiten. Synchronisation 2. VV bei Bedarf einstellen. E-TTL Blitzmethode E-TTL und E-TTL-II Standard für Wertung durch die Linse (Objektiv). Früher bei nicht EX-Geräten (statischer Blitz) wurde das Blitzlicht und das Umgebungslicht für die Belichtung gemeinsam bewertet. E-TTL-Methode: Durch Messblitz wird es möglich, das Motiv und das Umgebungslicht getrennt zu bewerten. Das Kontrastschema von zwei Aufnahmen Blitzlicht und Umgebungslicht werden bewertet und verrechnet. Das Verhältnis Blitz- / Umgebungslicht ist je nach Situation der Aufnahme steuerbar (Siehe dazu Teil 4: Kreatives Blitzen). E-TTL-II: Zusatz Gewichtung der nach der Fokussierung ermittelten Entfernungsangabe Motiv.