Die Umwälzungen im Energiebereich bedeuten mehr als nur die Entwicklung eines großvolumigen M2M-Absatzmarktes
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- Paula Dittmar
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1 Strategy Martin Pieperhoff-Sauter Gutes Klima Die Umwälzungen im Energiebereich bedeuten mehr als nur die Entwicklung eines großvolumigen M2M-Absatzmarktes Vielfältige energieeffizienzfördernde Produkte und Dienstleistungen adressieren bereits jetzt einen Markt von beachtlicher Größe. Obwohl dieser Sektor oberflächlich betrachtet außerhalb des Fokus von Telekommunikationsunternehmen liegt, bietet er doch attraktive Chancen für neue Mehrwertdienste. 14 Detecon Management Report 1 / 2010
2 Gutes Klima D urch die weltweite Diskussion zum Klimaschutz sowie eine zunehmende gesellschaftliche Sensibilität gegenüber Umweltfragen motiviert ist die Verbesserung der Energieeffizienz derzeit eine der zentralen Forderungen an die Entwickler und Anwender technischer Systeme. Längst hat sich die produzierende Industrie dem Thema gestellt und offeriert erfolgreich energiesparende Geräte. Selbst in der eher auf Wachstum und Leistungssteigerung setzenden ICT-Welt ist das Thema inzwischen angekommen und sogenannte Green-IT-Geräte sind verfügbar. Von Telekommunikationsdienstleistern wird dieser Markt aber kaum adressiert. Die Unternehmen verstehen Energieeffizienz bisher lediglich als Mittel, Kosten im Betrieb von Kommunikationstechnik zu senken. Sehrwohl ergeben sich hier aber weitere Chancen, die Kernkompetenzen der Telekommunikationsunternehmen zu nutzen, um lukrative Mehrwertdienste anzubieten, die den allgemeinen Trend zu einer Erhöhung der Energieeffizienz ansprechen. Telekommunikationsmehrwertdienste in der Energieversorgung Vielversprechende Ansatzpunkte für Mehrwertdienste bietet derzeit der Energieversorgungssektor. Die technischen Strukturen für die Energieerzeugung und Verteilung befinden sich seit einiger Zeit im Umbruch. In der Vergangenheit war die Energieversorgung beherrscht von wenigen Großkraftwerken und streng hierarchisch aufgebauten Energieverteilnetzen. Eine Netzsteuerung und insbesondere die Sicherung einer gleichbleibenden Stromqualität waren überschaubare Aufgaben. Die Förderung regenerativer Energiequellen verlangt heute aber nach anderen Strukturen. Bei Energieerzeugern, die regenerative Quellen nutzen, handelt es sich oftmals um vergleichsweise 15 Detecon Management Report 1 / 2010
3 Strategy Smart Metering ist im Gesamtkanon der Aktionsprogramme der europäischen Regierungen zum Klimaschutz eine wesentliche Maßnahme zur Hebung von Energieeinsparpotenzialen. Smart Metering, geeignet angewendet, liefert gegenüber den bisher üblichen Energieabrechnungsverfahren im Jahresrhythmus dem Verbraucher eine wesentlich höhere Transparenz seines momentanen Energieverbrauchs und der damit verbundenen Kosten. Zielsetzung der oben genannten Smart Metering-Maßnahmen ist es daher, das Energiebewusstsein der Verbraucher zu schärfen und ihr Verbrauchsverhalten in Richtung eines sparsameren und effizienteren Umgangs mit Energie zu beeinflussen. Dementsprechend haben die Europäische Union mit der Richtlinie 2006/32/EG über Endenergieeffizienz und Energiedienstleistungen sowie nachfolgend der deutsche Gekleine dezentrale Anlagen wie Wasser- und Windkraftanlagen oder Photovoltaikanlagen. Dies stellt einen großen Unterschied zu den großen traditionellen Kraftwerken dar, die sich auf wenige Standorte verteilen. Erschwert allein schon die Vielzahl und Dezentralität dieser Anlagen eine Netzsteuerung, so wird die Komplexität der Steuerung zusätzlich durch die kaum zu prognostizierende Stromliefermenge dieser Anlagen erhöht. Der Grund besteht in der Abhängigkeit dieser Anlagen von den aktuellen Windverhältnissen oder der Sonneneinstrahlung. Um auch unter diesen erschwerten Randbedingungen die Stromund Netzqualität sicherstellen zu können, sind neue Netzkonzepte wie das Smart-Grid -Konzept erforderlich. Smart Grid ist ein Netz-Architekturansatz, der die Steuerung, Überwachung, Energieerzeugung und Lastverteilung, aber auch Leistungsverrechnung in komplexen Energienetzen erlaubt. Ein Kernaspekt des Ansatzes besteht in der Kombination von Energieversorgungsnetzen und Datennetzen. Dabei fällt den Datennetzen neben der Übertragung von Steuerungsbefehlen vor allem die Aufgabe der Erfassung und des Transports von Information über die aktuell an unterschiedlichen Punkten im Netz erzeugte und verbrauchte Energie zu. Die Datenübertragung stellt allgemein bekannt die Kernkompetenz der Telekommunikationsanbieter dar, so dass diese eine optimale Ausgangsposition haben, der Energiewirtschaft hier unterstützende Dienste anzubieten. Telekommunikationsanbieter sind in der Regel bereits an den meisten lokalen Energieverbrauchsstellen wie Firmen und Privathaushalten mit Festnetz-Datenleitungen wie DSL oder zumindest mit einer Mobilfunkabdeckung vertreten, so dass die für Smart Grid notwendige, sehr detaillierte Verbrauchserfassung verteilter Elemente bedient werden kann. Zusätzlich zu berücksichtigen ist, dass durch die Verbrauchserfassung auf Haushaltsebene Millionen von Einzelelementen per Datennetz zu verknüpfen sind. Insbesondere diese Massentauglichkeit der Datenübertragungsansätze erfordert Kompetenzen, die die Energieversorger erst noch aufbauen müssen. Die derzeit von den Telekommunikationsanbietern ent wickelten Machine to Machine (M2M)-Anschlüsse sind dabei ein erster vielversprechender Ansatz hinsichtlich entsprechender Dienste für den Energieversorgungssektor. Bei M2M handelt es sich allerdings um reine Datenübertragungsdienste. Smart Grid bietet zusätzlich die Chance, lukrativere Mehrwertdienste für den Energieversorgungssektor zu entwickeln und damit insbesondere das M2M-Geschäft in diesem Bereich abzusichern und auszuweiten. Mit Smart Metering, einem Teilaspekt des Smart Grids, wird im Folgenden ein solcher Mehrwertdienste-Ansatz vorgestellt. Mehrwertdienste-Ansatz Smart Metering Bei Smart Metering handelt es sich um eine intelligente Form der Energieverbrauchserfassung sei es für Strom, Gas oder Heizungswärme. Der Energieverbrauch wird dabei von modernen elektronischen Zählern erfasst und dann über Datenleitungen den jeweiligen Energieversorgern zur Verfügung gestellt. Mittels entsprechender Kundenportale oder über abgesetzte Anzeigen im Haus kann sich zudem der Verbraucher über seinen aktuellen Energieverbrauch informieren. Smart Metering ist eine der Grundvoraussetzungen für die Verwirklichung des Smart Grid-Konzeptes. Nur die zeitnah an der jeweiligen Verbrauchsstelle erfassten aktuellen Verbrauchsdaten, kombiniert mit einer effizienten Datenbereitstellung, erlaubt es den Energienetzbetreibern überhaupt, intelligente Netzsteuerungen und effiziente Lastverteilungen durchführen zu können. Da außerdem zunehmend mehr Privathaushalte selbst zu Energieerzeugern werden und Strom aus Photovoltaikanlagen oder Blockheizkraftwerken in das Stromnetz einspeisen, sind zudem flexible Abrechnungssysteme, basierend auf einer zeitnahen Verbrauchs- und Einspeiseerfassung, notwendig. 16 Detecon Management Report 1 / 2010
4 Gutes Klima setzgeber mit dem Energiewirtschaftsgesetz Maßnahmen beschlossen, die von den Energieversorgern ab 2010 umzusetzen sind. Hierzu gehört die Verpflichtung, ab dem 1. Januar 2010 in Neubauten nur noch elektronische Energiezähler einzusetzen, die den tatsächlichen Energieverbrauch und die tatsächliche Nutzungszeit widerspiegeln. Zudem müssen die Energieversorger auch allen Bestandskunden die Möglichkeit eröffnen, ihren Verbrauch mit elektronischen Zählern entsprechend transparent und genau zu erfassen. Des Weiteren verpflichtet das Gesetz die Energieversorger, ab Ende 2010 Tarife anzubieten, die Anreize zur Einsparung oder Steuerung des Verbrauchs setzen. Explizit im Gesetz genannt sind dabei lastvariable und tageszeitabhängige Tarife, die somit eine wesentlich genauere Erfassung des Verbrauchs als heute üblich erfordern. Insgesamt werden durch diese gesetzlichen Rahmenbedingungen die Energieversorger vor Herausforderungen gestellt, die ohne moderne ICT-Infrastruktur kaum zu meistern sind. Gerade die im Zusammenhang mit dem Smart Metering geforderten Kompetenzen wie zeitnahe Erfassung und Verarbeitung von Verbrauchsdaten in Massenszenarien und Betrieb von Netzen mit Millionen von Endgeräten sind Kernkompetenzen der Telekommunikationsdienstleister. Diese Kernkompetenzen, gepaart mit der vorhandenen Vor-Ort-Präsenz in den entsprechenden Haushalten und moderner ICT-Infrastruktur, sind dabei eine hervorragende Grundlage, um über einfache Datenverbindungen hinaus, beispielsweise als M2M-Ansatz, erfolgreiche Mehrwertdienste im Zusammenhang mit Smart Metering zu entwickeln. Der mit Smart Metering adressierbare Markt hat europaweit * einen beachtlichen Umfang von rund 185 Millionen Haushalten. Die beigefügte Grafik zeigt die Verteilung des Marktpotenzials auf die einzelnen EU-Staaten. Da basierend auf der * Europa ohne skandinavische Länder, Schweiz, Liechtenstein, Mazedonien, Polen, Türkei 185,2 39,6 Abbildung 1: Smart Metering-Marktpotenzial in West-/Mitteleuropa in Mio. Anzahl Privathaushalten je Staat 27,2 26,5 24,3 16,7 7,4 7,2 4,5 4,3 4,2 3,9 3,8 3,6 2,9 1,7 1,6 1,6 1,4 0,9 0,8 0,5 0,3 0,2 0,1 West-/Mitteleuropa Deutschland Frankreich Großbritannien Italien Spanien Rumänien Niederlande Belgien Tschechische Republik Griechenland Portugal Ungarn Österreich Bulgarien Slowakei Kroatien Irland Litauen Lettland Slowenien Estland Zypern Luxemburg Malta Quelle: Eurostat Stand 2008/Detecon 17 Detecon Management Report 1 / 2010
5 Strategy 18 Detecon Management Report 1 / 2010
6 Gutes Klima oben erwähnten EU-Richtlinie Smart Metering in der EU generell einzuführen ist und der Energieverbrauch meist haushaltsbezogen erfasst wird, ist hier die Anzahl der Haushalte in Europa als Kenngröße des Marktpotenzials anzusehen. Deutsche Telekom positioniert sich mit B2B-Serviceansatz Die Deutsche Telekom AG hat die Chancen dieses sich entwickelnden Marktes wahrgenommen und über den einfachen M2M-Datenservice hinaus Mehrwertdienstleistungen für den Energieversorgungssektor entwickelt, die derzeit sehr erfolgreich im Markt etabliert werden. Auf Grund der Rahmenbedingungen des deutschen Energieversorgungsmarktes positioniert sich die Deutsche Telekom dabei mit einem Business-to-Business (B2B)-Serviceansatz und bietet ihre Dienstleistungen den sogenannten Messstellenbetreibern an. Messstellenbetreiber sind eigenständige Unternehmen mit der Aufgabe, die Verbrauchszähler zu betreiben. Der Messstellenbetrieb war in der Vergangenheit Aufgabe der lokalen Energieverteilnetzbetreiber. Mit der aktuellen Fassung des Energiewirtschaftsgesetzes sind diese Aufgaben nunmehr eigenständigen Unternehmen zu übertragen. Dienste wird so deutlich vereinfacht. Die Aufnahme des Ausleseservices auf Basis dieser Plattform ist im Herbst 2009 erfolgt. Die oben genannten Zusatzdienstleistungen werden Zug um Zug entwickelt und eingeführt. Auf Grund des gewählten SOA-Ansatzes der Plattform kann die Deutsche Telekom dabei flexibel auf die Bedürfnisse des Marktes reagieren. Geplante Zusatzdienstleistungen sind hierbei unter anderem Daten-Hosting und Portalservices, Rating- und Billing-Dienste sowie die Integrationsleistungen in zum Beispiel SAP-IS-U. Um außerdem die Energieversorger in der jetzt anstehenden Umstellungsphase von den bisherigen analogen Zählern hin zu modernen Smart Metering-fähigen Zählern zu unterstützen, bietet die Deutsche Telekom zudem Zählerinstallation und Austausch durch die Telekom-eigenen Servicekräfte an. Die Mitarbeiter der Telekom sind hierfür bereits entsprechend geschult und erste Installationsprojekte werden für namhafte Kunden durchgeführt. Geplant ist die Erweiterung von Smart Metering um den Bereich Home Management, um dann den Zielmarkt nochmals deutlich zu erweitern. Das Dienste-Portfolio der Deutschen Telekom umfasst die drei Bereiche Ausleseservice, Installationsservice und Zusatzdienste. Der Ausleseservice ist als gemanagter Dienst ausgelegt und umfasst die Auslesung der Zählerdaten einschließlich der Bereitstellung in vereinbarten Formaten. Der Service verfolgt einen Ende-zu-Ende-Ansatz und erstreckt sich vom Zählerausgang bis zum Eingang der Datenverarbeitungssysteme der jeweiligen Messstellenbetreiber. Zum Dienst gehören die Bereitstellung und Installation der Endgeräte zur Erfassung der Zählerdaten, die Übertragung der Daten sowie auch die Anpassung der von den Zählern gelieferten Daten an die Energie-Daten-Management (EDM)-Systeme der jeweiligen Messstellenbetreiber oder Energieversorger. Der IT-Anpassungsaufwand der Messstellenbetreiber für die Einführung von Smart Metering wird hierdurch minimal. Zudem übernimmt die Deutsche Telekom mit ihrer Smart Metering-Diensteplattform sämtliche Aufgaben eines Datennetzbetreibers wie Zugriffsschutz, Gewährleistung von Ausfallsicherheit, Sicherung der Datenintegrität, Last- und Verkehrssteuerung, Netzüberwachung und Entstörung, so dass die Energieversorger auf eigene Smart Metering-Netze und Betriebsführungssysteme verzichten können. Martin Pieperhoff-Sauter beschäftigt sich im Bereich Telekommunikationstechnologie mit Fragen zur strategischen Ausrichtung, Konzeption und Implementierung von Mehrwert-Diensteplattformen. Seine Expertise umfasst Festnetz- und Mobilfunk-Diensteplattformen sowie Plattformen für digitale Medien. Unter anderem arbeitet er als Experte für Programm-Management und Plattform-Architektur bezogene Themen im Smart-Metering & Home Management-Projekt der Deutschen Telekom. Die aufgebaute Smart Metering-Diensteplattform basiert entsprechend dem Stand der Technik auf einer serviceorientierten Architektur (SOA). Die Erweiterung der Plattform um weitere 19 Detecon Management Report 1 / 2010
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