Die Orchidee des Jahres 2017
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- Lioba Giese
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1 Weißes Waldvöglein Cephalanthera damasonium
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3 Cephalanthera Die Orchidee des Jahres 2017 Namensgebung (wissenschaftlich, deutsch) kephale (griech.) = Kopf, anthos (griech.) = Blüte, Staubblatt 1818 aufgestellt von L. C. M. RICHARD (franz. Botaniker, ) damasonium (griech.): Pflanzen rel. unbestimmter Herkunft sehr alter Volksname jener Zeit: Krötenkraut Erwähnung bereits in ersten Kräuterbüchern des Jh. (z.b. THAL 1588, RUPP 1718, HALLER 1745) Waldvöglein ( Waldvögelein ) heute Volksname der Gattung in allen deutschsprachigen Ländern früher: Kopfstendel, Kopfkölbchen, Kopfbeutel, Rundbeutel, Zymbelblume, Orant umstritten: Weißes Bleiches Breitblättriges Waldvöglein
4 Gattung Cephalanthera RICH. (Waldvöglein) Typus: Cephalanthera damasonium (MILL.)DRUCE erst spät veröffentlicht in Ann. Scott. Nat. Hist. 60: 255 (1906) Verbreitung: eurasiatisch, nordafrikanisch, nordamerikanisch Europa: Süd-Skandinavien (Schweden) über fast ganz Europa bis Vorderasien, Kaukasien, Kasp. Meer 18 Arten (nach aktuellen systematischen Auffassungen) in Amerika nur 1 mykotrophe Sippe C. austinae (Phantom- Snow-Orchid)
5 C. damasonium (MILL.) DRUCE (Weißes Waldvöglein) RL: (D), 1 (1 Bundesland), 2 (3), (8) C. longifolia (L.) FRITSCH (Schwertblättriges Waldvöglein) RL: V (D), 0 (1), 1 (2), 2 (3), 3 (4), 4 (1), (1) C. rubra (L.) FRITSCH (Rotes Waldvöglein) Arten in Deutschland RL: (D), 0 (1), 2 (4), 3 (3), 4 (1), (2), ohne (1)
6 Habitus der Waldvöglein-Arten in Deutschland
7 Verbreitung der Cephalanthera-Arten in Deutschland (2004) Cephalanthera damasonium Cephalanthera longifolia Cephalanthera rubra C. damasonium ist die häufigste und am wenigsten gefährdete Waldvöglein-Art in Deutschland
8 Aktuelle Verbreitung von C. damasonium in Deutschland vor ab 2000 Gefährdung ungefährdet stark gefährdet vom Aussterben bedroht
9 Austrieb im Frühjahr Austrieb und Größe reich verzweigtes, fast waagerecht verlaufendes, unterirdisches Rhizom, meist reich bewurzelt aus dem Rhizom können mehrere Adventivsprosse gebildet werden, dadurch Büschel mit bis zu 11 Austrieben möglich Pflanzenhöhe: bis etwa 60 cm; bei Erstblühern oder in extremen Trockenzeiten nur um 10 cm und wenigblütig (1-2) im endständigen, traubigen Blütenstand: (1) 2-15 (20) Einzelblüten, abhängig von Pflanzenalter und Wetterverlauf Blütezeit: Mitte Mai Ende Juni (bei kühlerem Wetter bzw. in Hochlagen bis in den Juli, auch bei Frühjahrs-Trockenheit später); 1-2 Wochen später als C. longifolia und 2-3 Wochen vor C. rubra
10 Morphologie an Hand historischer Abbildungen rechts: H. MÜLLER, links: älteste bekannte Abbildung aus Thüringen H. J. TIEMEROTH,
11 Ernährungsweise wird heute intermediär gedeutet, d.h. zwischen rein grünen, unabhängig von Pilzen ernährenden Orchideen wie Cypripedium (Frauenschuh) und rein mykoheterotrophen, lebenslang auf Pilze angewiesenen Arten wie Corallorhiza (Korallenwurz); s. TRANCHIDA-LOMBARDO, V. et al. (2010) dies wird als Mixotrophie (oder partielle Mykoheterotrophie) bezeichnet, erlaubt eine flexible Ernährung je nach Vorkommen; Bedeutung alter Waldbäume mit ihrer Mykorrhiza für ein gesichertes und reiches Vorkommen solch weitverbreiteter Wald-Orchideen in jüngster Zeit auch für einige Epipactis-Arten bestätigt
12 Vom Austrieb zur Blüte austreibend-knospend knospend Hochblüte
13 Blüten die resupinierten Blüten werden von 5 gleichmäßig weiß bis elfenbein farbigen und sich ähnelnden Kronblättern bestimmt, von denen sich nur die zweigliedrige, schwach kürzere, oberseits goldgelbe Lippe abhebt Lippe: gegliedert in einen bauchig erweiterten, hinteren Abschnitt (Hypochil) mit 2 sichelförmigen Lappen und einen vorderen, dreieckigherzförmigen, mit drei Leisten ausgestatteten Abschnitt (Epichil) kein Sporn vorhanden Blüten bleiben meist ± geschlossen, Blütenöffnung vermutlich klimatisch gesteuert: - bei Sonnenschein teilweise weite Öffnung, - bei höheren Temperaturen mitunter auffällige schwach bis intensivere Gelbfärbung
14 Blüten-Morphologie
15 Pollen vor dem Aufblühen öffnet sich im Inneren die Anthere kein Nektar vorhanden, aber Schleim in diesen fallen die ungestielten Pollen- Aggregationen, die sehr selten etwas fädig verbunden sind meist Zerfall in Einzelgebilde dadurch hohe Fruchtrate (im Gegensatz zu Cephalanthera longifolia)
16 Pollen 500x 493x Oberseite 2.500x Unterseite 4.000x
17 Früchte und Samen Fruchtansatz relativ hoch (meist bei 80% und darüber), hohe Autogamie-Rate aufrecht bis schwach abstehende Kapselfrüchte, 2½ - 3 cm groß, deutlich größer als bei den anderen beiden heimischen Arten Früchte mit 3 auffälligen Kanten, entsprechen den Verwachsungsnähten der 3 Fruchtblätter
18 Samen Samen zahlreich, winzig: 0,8 1,1 mm lang, 0,15 0,25 mm breit oval-länglich mit einem rötlich-braunen, mittig liegenden Embryo ohne Endosperm vom Wind verbreitet (= Windstreuer) 1,00 mm
19 Variabilität und Norm-Abweichungen Variabilität nicht sehr hoch betrifft meist nur Höhe der Pflanzen sowie Blütenanzahl und -färbung seltene Abweichungen: - geteilte Blütenstände, - Albinos, - verwachsene Doppelblüten, - Doppellippen, - neben der Lippe 6 Kronblätter, - panaschierte Blätter
20 Variabilität und Norm-Abweichungen chlorotische Pflanze creme-farbige Blüten panaschierte Blätter
21 Variabilität und Norm-Abweichungen Doppel-Lippe fehlende Resupination
22 Bestäubung und Hybriden Art oft als instruktives Beispiel für Selbstbestäubung (Autogamie) genannt Bestäubung in der Knospe (Kleistogamie) möglich Fremdbestäubung nicht auszuschließen (nicht häufige) Hybriden mit den beiden anderen heimischen Arten Beschriebene Hybriden: Cephalanthera schulzei E.G.CAMUS, BERGON & A.CAMUS C. damasonium C. longifolia Cephalanthera mayeri (E.MAYER & ZIMMERM.) A.CAMUS in E.G.CAMUS & A.CAMUS C. damasonium C. rubra Cephalanthera otto-hechtii G.KELLER C. longifolia C. rubra
23 Interspezifische Hybriden Cephalanthera longifolia C. damasonium C. longifolia
24 Interspezifische Hybriden Cephalanthera damasonium C. longifolia Cephalanthera longifolia
25 Interspezifische Hybriden Cephalanthera damasonium C. rubra
26 Interspezifische Hybriden Cephalanthera longifolia C. rubra
27 Lebensräume besiedelt vorrangig lichte Buchen-, Buchen-Hainbuchen-, seltener Eichen-Hainbuchen-Wälder auch Kiefern-, Fichten- und Tannen-Forste bzw. Wälder dabei kommt der Art der geringere Lichtbedarf gegenüber manchen anderen Orchideenarten zu Gute tritt vorrangig auf Kalk- und Zechstein auf toleriert aber auch noch neutrale bis mäßig saure Böden (Löß, Lößlehm), meidet dagegen stark saure. Dies erklärt ihre Seltenheit in Nord- und Nordost-Deutschland sowie in manchen Mittelgebirgen bis in den Alpen Höhenverbreitung endet bei m ü. NHN
28 Lebensräume Kalk-Orchideen-Buchenwald
29 Lebensräume Nadel-Mischwald Fichtenforst über Kalk
30 Lebensräume Gebüschsaum Kalk-Schuttflur
31 Lebensräume Halbtrockenrasen
32 Lebensräume Parkgelände
33 Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Quelle der Bilder und Karten: Arbeitskreis Heimische Orchideen Thüringen e.v. Arbeitskreise Heimische Orchideen (Hrsg.) (2005): Die Orchideen Deutschlands Arbeitskreise Heimische Orchideen (2016): Faltblatt Die Orchidee des Jahres 2017 Herzlicher Dank an: H. Voelckel, B. u. R.-P. Feldmann, Dr. D. Winkler, P. Grimm HDoz. Dr. H. Dietrich, V. Kögler (AHO Thüringen e.v.)
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