Liliaceae Liliengewächse (Liliales) Dr. VEIT M. DÖRKEN, Universität Konstanz, FB Biologie
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- Edith Schreiber
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1 1 Liliaceae Liliengewächse (Liliales) Dr. VEIT M. DÖRKEN, Universität Konstanz, FB Biologie 1 Systematik und Verbreitung Zur Familie der Liliaceae aus der Ordnung Liliales (Magnoliopsida, Monokotyledoneae) werden derzeit 16 Gattungen mit rund 600 Arten gestellt. Die ehemals sehr weit gefasste und dadurch artenreiche Familie wurde aufgrund neuer molekularphylogenetischer Daten in mehrere Familien aufgespalten (z.b. Colchicaceae und Hyacinthaceae). Einige der ehemaligen Liliaceae wurden sogar vollständig aus den Liliales in die nahe verwandte Ordnung Asparagales überführt. Die Liliaceae werden in 3 Unterfamilien eingeteilt: 1. Lilioideae (mit z. B. Erythronium, Fritillaria, Gagea, Lilium, Tulipa), 2. Calochortoideae (mit Calochortus, Tricyrtis) und 3. Streptopoideae (mit Prosartes, Scoliopus, Streptopus). Die Liliaceae sind nordhemisphärisch verbreitet. Abb. 1: Verbreitungskarte (vgl. HEYWOOD, 1982); 2 Morphologie 2.1 Habitus Bei den Liliaceae handelt es sich um mehrjährige Geophyten mit einer Knolle oder Zwiebel als unterirdischem Überdauerungsorgan. Bei der Tulpe (Tulipa) sind die dickfleischigen Niederblätter, die die Zwiebel aufbauen, von einer Hülle eingetrockneter Niederblätter umgeben. Solche Zwiebeln werden als tunicat bezeichnet. Anders hingegen bei Lilium martagon. Hier fehlt eine tunicate Hülle um die Zwiebel und die einzelnen, fleischigen Niederblätter spreizen weit ab. Solche Zwiebeln werden als Schuppenzwiebeln bezeichnet. Bei Fritillaria werden hingegen Knollen hervorgebracht.
2 2 Abb. 2: Lilium martagon, Schuppenzwiebel; Abb. 3: Tulipa sylvestris, tunicate Zwiebel (Längsschnitt); 2.2 Blatt Die wechselständig inserierenden Blätter sind wie bei allen übrigen monokotylen Angiospermen parallelnervig, das bedeutet, dass zahlreiche Hauptnerven das gesamte Blatt durchziehen ohne sich seitlich zu verzweigen. Diese ziehen zudem getrennt in die Sprossachse ein. Das Blatt ist einfach und ganzrandig, mit einer entweder schmalen (z.b. Fritillaria meleagris) oder breiten Blattspreite (z.b. Tulipa). 2.3 Blüte Liliaceae sind insektenbestäubt. Daher ist die Blütenhülle im Unterschied zu den windbestäubten graminoiden Monokotylen (z.b. Cyperaceae, Juncaceae und Poaceae) auffällig gestaltet und leuchtend gefärbt. Die Blüten sind radiärsymmetrisch. Die Blütenhülle ist einfach und nicht in Kelch- und Kronblätter gegliedert. Man spricht daher von einem Perigon. Abb. 4: Blütendiagramm Lilium; Abb. 5: Lilium sulphureum, Blüte;
3 3 Abb. 6: Lilium martagon, an der Basis der Perigonblätter ist ein Nektarium ausgebildet; Abb. 7: Fritillaria meleagris, Längsschnitt, Perigonblätter schachbrettartig gemustert, schützend um das Andro- und Gynoeceum ausgebildet; Bei Liliaceae setzt sich das Perigon aus 6 freien, nicht verwachsenen Tepalen zusammen, die jeweils zu dritt in zwei alternierenden Wirteln angeordnet sind. Auf das Perigon folgen 6 freie, nicht verwachsene Staubblätter, die ebenfalls zu dritt in zwei Wirteln alternierend zu den Perigonblättern ausgebildet werden. Das oberständige Gynoeceum baut sich aus drei verwachsenen Karpellen auf. Die Plazentation ist zentralwinkelständig. Die 3 Narben sind mittig zum Karpellrücken ausgerichtet. Liliaceae haben an der Basis der Perigonblätter Nektarien. Bei Lilium martagon ist eine deutliche Nektarrinne auf jedem einzelnen Perigonblatt ausgebildet. Abb. 8 & 9: Tricyrtis hirta, Umlaufblume; in der männlichen Phase (links) stehen die Narben weit oberhalb der Staubgefäße, in der weiblichen Phase (rechts) nehmen sie die Position der Staubgefäße ein; das auf den Perigonblättern umherlaufende Insekt bekommt in der männlichen Phase Pollen aufgeladen, in der weiblichen Phase streift es den mitgebrachten Pollen an den Narben ab;
4 4 2.4 Frucht Die Früchte sind sich dreiklappig öffnende, septizide (Unterfamilie Calochortoideae) oder lokulizide (Unterfamilie Lilioideae) Kapseln. Abb. 10: Fritillaria imperalis, Kapselfrüchte; Abb. 11: Lilium candidum, Querschnitt durch einen Fruchtknoten; Plazentation zentralwinkelständig; Die zahlreichen Samen sind feingestreift (Unterfamilie Streptopoideae) oder abgeflacht (Unterfamilie Lilioideae). Sie enthalten kein Phytomelanin in den Samenschalen. 3 Nutz- und Zierpflanzen Zu den Liliaceae gehören wichtige Zierpflanzen wie Fritillaria meleagris (Schachbrettblume), Fritillaria imperialis (Kaiserkrone), Lilium spec. (Lilie), Tricyrtis spec. (Krötenlilie) und Tulipa spec. (Tulpe). 4 Weiterführende Literatur DÜLL, R. & KUTZELNIGG, H. (2011): Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. 7. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim. HEYWOOD, V. H. (1982): Blütenpflanzen der Welt. Birkhäuser Verlag, Basel. LEINS, P. & ERBAR, C. (2010): Flower and Fruit; Morphology, Ontongeny, Phylogeny; Function and Ecology. Schweizerbart Science Publishers, Stuttgart. MABBERLEY, D.J. (2008): MABBERLEY s plant book, 3 rd Press, Cambridge. ed. Cambridge University STEVENS, P. F. (2001): Angiosperm Phylogeny Website. Version 12, July
5 5 STÜTZEL, TH. (2015): Botanische Bestimmungsübungen. 3. Auflage. Ulmer, Stuttgart. WEBERLING, F. (1981): Morphologie der Blüten und der Blütenstände. Ulmer, Stuttgart.
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