Kinderheilkunde für Hebammen

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1 edition hebamme Kinderheilkunde für Hebammen Bearbeitet von Stephan Illing überarbeitet Taschenbuch. XIV, 352 S. Paperback ISBN Format (B x L): 24 x 17 cm Zu Inhaltsverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, ebooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

2 Erkrankungen und Fehlbildungen des Verdauungstraktes det. Als Folge entsteht oft eine bakterielle Dauerbesiedelung der Gallenwege. Wenn eine Leberzirrhose droht bzw. eine ableitende Operation nicht möglich ist, besteht die Indikation zur Lebertransplantation. In den letzten Jahren ist die Erfolgsquote deutlich gestiegen, sodass sich diese Behandlung schon fast zur Routinemethode entwickelt. Da nicht genügend Spenderorgane zur Verfügung stehen, wird teilweise auch ein Leberstück von einem Lebendspender (z. B. Familienmitglied) verwendet, wenn dies aus immunologischen Gründen möglich ist. Bezüglich anderer Lebererkrankungen s. a. Ikterus (S. 215) Abb Omphalozele Prinzipiell werden Neugeborene mit Erkrankungen der Leber und Gallenwege normal ernährt, d. h. gestillt Fehlbildungen von Bauchwand und Nabel Sehr unterschiedliche Symptome, je nach der Art und Schwere der Fehlbildung Äußerlich sichtbare Spaltbildung mit offen liegenden Bauchorganen Auffälligkeit des Nabels Urinabsonderung aus dem Nabel Omphalozele (Nabelschnurbruch) Eine Omphalozele wird oft schon pränatal im Ult raschall festgestellt und ist dann eine Indikation zur primären Sectio. Es handelt sich um einen Bauchwanddefekt, bei dem Bauchinhalt, vor allem Darmschlingen, aber auch Anteile der Leber, in einem Bruchsack im Bereich des Nabels vor der Bauchdecke liegen. Bei einer Spontangeburt reißt diese meist durchscheinend glasige Membran oft ein, sodass die Organe offen liegen. Bei etwa ¼ dieser Kinder bestehen weitere Fehlbildungen, meist Chromosomenstörungen, aber auch Herzfehler, Drehungsanomalien der Baucheingeweide, und weiteres. Erstversorgung 9 Das Kind sollte unter sterilen Bedingungen erstversorgt Die untere Körperhälfte und die gesamte Omphalozele sollten möglichst rasch in einen sterilen Kunststoffbeutel eingebracht werden, um die Austrocknung und Verletzung der Zele zu verhindern. Ist kein steriler Beutel vorhanden, wird der Bruchsack mit angefeuchteten (sterile 0,9 %ige Kochsalzlösung) Gazetupfern abgedeckt, darüber kommt eine trockene Tupferschicht, evtl auch Fettgaze. 9 Zugluft und Austrocknung und damit auch Auskühlung müssen mit allen Mitteln verhindert 9 Das Kind wird seitlich gelagert, bekommt eine Infusion, wird antibiotisch behandelt, erhält eine offene Magenablaufsonde, und wird zügig nach der Stabilisierung in eine kinderchirurgische Abteilung verlegt.

3 17.7 Infektionen des Magen-Darm-Traktes 149 Versuche, den Bauchinhalt zu reponieren, dürfen nur in Operationsbereitschaft und durch den Kinderchirurgen vorgenommen Bei der Lagerung ist darauf zu achten, dass keine Darmschlingen oder andere ausgetretene Organe unter Zug stehen oder die Gefäße abgeklemmt oder geknickt sind, damit es nicht zu Durchblutungsstörungen und Nekrosen kommen kann. Gastroschisis Eine vergleichbare Fehlbildung ist die Gastroschisis, bei der ein Bauchwanddefekt in der Regel unterhalb des Nabels besteht. Die Organe liegen hier offen und außerhalb der Bauchhöhle. Die Darmschlingen sind dann geschwollen und mit Fibrin belegt. Das Fruchtwasser ist oft grünlich verfärbt, da der Fetus gallig erbrochen hat (Abb. 17.5). Die Erstversorgung entspricht der bei einer Omphalozele. Die chirurgische Versorgung ist oft schwierig, da nicht genügend Bauchdecke vorhanden ist, um alle Organe einzuschließen. Daher müssen manchmal künstliche Bauchdecken eingepflanzt werden, die dann überhäutet werden sollen. Es sind oft viele Eingriffe nötig, mit problematischem Endergebnis. Begleitende Fehlbildungen des Darmes sind relativ häufig Infektionen des Magen-Darm-Traktes Unruhe, Erbrechen, Trinkprobleme Wässrige und/oder blutige Durchfälle Aufgetriebener Bauch Eventuell Fieber, allgemeine Infektionszeichen Akute Magen-Darm-Infektionen sind bei Neugeborenen überwiegend durch Rota-Viren bedingt (s. S. 276). Während diese bei Erwachsenen nur relativ selten zu schweren Durchfällen führen, können Kinder in den ersten Lebenswochen dadurch schwer krank Wie weit eine Beziehung zwischen Rota-Viren und der nekrotisierenden Enterokolitis besteht, ist nicht ganz klar. Rota-Infektionen können unter dem Bild einer Sepsis verlaufen. Andere Darmerreger sind in den ersten Lebenstagen von geringerer Bedeutung. Allerdings können sowohl Viren als auch Bakterien, die später zu z. B. Atemwegsinfekten führen, bei jungen Säuglingen Darmsymptome wie Durchfälle hervorrufen. Die Hauptgefahr bei Durchfällen im Neugeborenenalter ist die Entgleisung des Wasser- und Salzhaushaltes. Daher sind entsprechende Kontrollen nötig. Bei einem stärkeren Gewichtsverlust (mehr als 5 % innerhalb 24 Stunden) sollte eine intensivere Überwachung und eine Infusionsbehandlung erfolgen. Im Normalfall sollte unbedingt weitergestillt Magen-Darm-Infekte werden bei einer Muttermilch-Ernährung besser und schneller überstanden! Abb Gastroschisis

4 Erkrankungen und Fehlbildungen des Verdauungstraktes 17.8 Nekrotisierende Enterokolitis (NEC) Aufgetriebener ausladender Bauch Seitliche Rötung und/oder Weichteilödem am Bauch Verstärkte Venenzeichnung Blutige Stühle Zunehmende allgemeine Infektionszeichen Die NEC (nekrotisierende Enterocolitis) ist eine hämorrhagische, nekrotisierende und ulzerierende Entzündung des Dünn- und Dickdarmes als Endstrecke einer komplexen schweren Schädigung des unreifen Darmes durch gefäßbedingte, schleimhautschädigende, toxische und infektiöse (und andere undefinierte) Prozesse. Es kommt zur bakteriellen Durchwanderung der geschädigten Darmschleimhaut, zur Gasbildung in der Darmwand und letztendlich zur Perforation (Darmdurchbruch) und Peritonitis (Bauchfellentzündung). Die meisten Fälle (ca %) betreffen Frühgeborene. Etwa 8 12 % der extremen Frühgeborenen entwickeln eine NEC. Die Sterblichkeit beträgt %. Ursachen Die Ursachen sind multifaktoriell: Sauerstoffmangel, Azidose, ein zu niedriger arterieller Blutdruck, eine Schädigung der Schleimhautbarriere aufgrund von Durchblutungsstörungen, Blutgerinnsel oder Infektionen. Die NEC tritt sporadisch und in Epidemien auf. Durch die Ernährung ändert sich die Darmdurchblutung. Die Nahrung ist oft hyperosmolar und kann einen Nährboden für Bakterien darstellen. Muttermilch ist günstiger als industriell hergestellte Nahrungen. Die Unreife des Darmes bedingt eine verminderte Darmbeweglichkeit, Säuresekretion, Enzymproduktion, veränderte Schleimeigenschaften, eine veränderte Hormonsituation des Magen-Darm-Traktes und eine Unreife des Immunsystems der Darmschleimhaut (reduziertes siga = Schleimhautabwehrstoffe ). Risikofaktoren sind Frühgeburtlichkeit, Asphyxie, Herzerkrankungen, Polyglobulie, Nabelarterienkatheter, Blutaustauschtransfusion, EPH- Gestose der Mutter, Kokainmissbrauch der Mutter. Eine NEC tritt in der Regel nur bei Kindern auf, die Nahrung erhalten haben, und zwar meist in der ersten Lebenswoche ca. 3 7 Tage nach Beginn der Ernährung. Der Zeitpunkt des Auftretens ist abhängig vom Gestationsalter und Geburtsgewicht (je kleiner/unreifer desto später). Klinische Zeichen Als klinische Symptome sind ein ausladendes Abdomen (abdominelle Distension), blutige Stühle, vermehrte Magenreste, galliges Erbrechen, ein Bauchwandödem, eine verstärkte abdominelle Venenzeichnung, eine Rötung oder livide Verfärbung der Flanken zu beobachten. Systemische Symptome wie Apnoen, Bradykardien, Lethargie treten auch auf. Die Diagnose wird durch das klinische Bild, durch Röntgenaufnahmen und mittels Sonographie des Bauches gestellt. Dabei zeigen sich verdickte Darmwände, Luftbläschen in den Darmwänden und evtl. in den Portalvenen, als Spätzeichen auch freie Luft im Abdomen bei Perforationen des Darmes. Im Verlauf sind häufige Kontrollen nötig. Therapie 9 Die Kinder müssen sofort auf die Intensivstation verlegt Immer muss ein Kinderchirurg hinzugezogen 9 Die konservative Therapie beinhaltet Nahrungskarenz, Magenablaufsonde, Antibiotika, parenterale Ernährung und das Ziehen evtl. vorhandener Nabelkatheter. Der Kreislauf

5 17.9 Leistenbruch und Nabelhernie muss mit dem Ziel der Verbesserung der Darmdurchblutung unterstützt Alle systemischen Symptome müssen entsprechend behandelt werden d. h. Flüssigkeits- und Elektrolytausgleich, Sauerstoffgabe, evtl. Beatmung, Transfusion von Erythrozyten, Thrombozyten, Frischplasma etc. Eine chirurgische Therapie ist unmittelbar nötig bei Perforationen, sonst bei Peritonitis, Ileus, lokalisierter Abszessbildung. Dabei werden nekrotische Darmabschnitte entfernt und zur Entlastung des Darmes evtl. ein künstlicher Darmausgang angelegt. Der Nahrungsaufbau kann erst nach dem Abklingen der Entzündung sehr vorsichtig begonnen Chronische Probleme sind Stenosierungen entzündeter Darmabschnitte und das Kurzdarmsyndrom: Wenn viel Darm entfernt werden musste (vor allem Dünndarm), kann der restliche verbliebende Darm seine Verdauungs- und Aufnahmefunktionen nicht mehr erfüllen, es kommt zu einer massiven Gedeihstörung. Eine künstliche Ernährung (mit vielen Komplikationsmöglichkeiten, z. B. Kathetersepsis, Leberzirrhose) ist dann über lange Zeit nötig. In der akuten Phase der NEC ist eine Ernährung nicht möglich, Vorsichtiger Nahrungsaufbau kann mit abgepumpter Muttermilch erfolgen, wenn diese bakteriologisch unbedenklich ist, Überwachung unter intensivmedizinischen Bedingungen nötig Nach Abheilung normales Stillen Prognose Die akute Sterblichkeit ist durch einen septischen Schock oder Gerinnungstörungen bedingt Leistenbruch und Nabelhernie Meist einseitige weiche Schwellung in der Leiste Weicher, dicker, in das Skrotum ziehender Strang Auf sanften Druck plötzliches Verschwinden der Schwellung Darmschlinge im Bruchsack a offener Processus vaginalis des Bauchfells b Hoden Abb. 17.6a/b Angeborene Leistenhernie, a typischer Befund beim Neugeborenen, b anatomische Verhältnisse