Tourismus für Alle in der Picardie: Das Label Tourisme et Handicap
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- Gert Kappel
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1 Tourismus für Alle in der Picardie: Das Label Tourisme et Handicap I. Zustandsbericht, Kontext und Historie Der freie Zugang zum Urlaub, zu Sport und Freizeit ist ein grundlegender Faktor für die gesellschaftliche Integration und die persönliche Entfaltung für Personen mit Einschränkungen oder Behinderungen. Es handelt sich hierbei um ein Grundrecht, das im Gesetz zum Kampf gegen die Ausgrenzung vom 29. Juli 1998 festgehalten ist. Die Personen mit besonderen Bedürfnissen und ihre Familien legen Wert darauf, ein autonomes Leben zu führen. Ihr Zugang zu den touristischen Einrichtungen und Aktivitäten ist also sowohl eine soziale als auch eine ökonomische Realität. Im Augenblick erreicht der Prozentsatz der Personen, die in Frankreich unter motorischen, sensorischen oder intellektuellen Behinderungen leiden 40%, das entspricht 22 Millionen Menschen (ältere Personen, Personen mit einem zeitlich begrenzten Handicap, Personen mit Herz-, Nieren- oder Atemproblemen ). Die Altersgruppe mit dem größten Anteil betrifft die Personen mit 60 oder mehr Jahren (74%) gefolgt von der der 20 bis 59-Jährigen (26,2%). Die Konsumverhalten in Bezug auf Urlaub, kulturelle oder sportliche Aktivitäten der Personen mit Handicap ist vergleichbar mit dem von gesunden Personen: Es hängt in erster Linie vom Alter und dem Einkommen ab. In Europa stellt der Anteil der Bevölkerung, der von einer Krankheit, Einschränkung oder Behinderung betroffen ist und in Urlaub fahren will, einen Markt von 36 Millionen Personen dar, die verreisen können, darunter 5 Millionen, die dies bereits tun. Allein in Frankreich würden 20% dieser Bevölkerungsgruppe das gerne häufiger tun.
2 Es ist also unverzichtbar, die begonnene Politik fortzusetzen und zu erweitern, damit jede Person, die unter einem zeitlich begrenzten oder definitiven Handicap leidet, die Möglichkeit hat, völlig autonom Zugang zu den Aktivitäten, Dienstleistungen und touristischen Einrichtungen zu erhalten. In Frankreich arbeitet der Verein Tourisme & Handicaps seit 2001 aktiv an diesem Problem. Das Label Tourisme & Handicap gewährleistet behinderten Personen einen angemessenen Empfang und kommt damit ihrem Bedürfnis entgegen, sich ihren Urlaub auswählen, sich vergnügen, bilden, alleine oder mit der Familie oder Freunden wohin sie wünschen verreisen zu können, wie alle anderen und zusammen mit den anderen. II. Herausforderungen Der Zugang zum Urlaub und den Freizeitaktivitäten ist grundlegend für die gesellschaftliche Integration und die persönliche Entfaltung. Das vom Label angesprochene Publikum beschränkt sich nicht auf Personen mit Handicap sondern umfasst alle Personen mit spezifischen Bedürfnissen: Dazu gehören Senioren, Personen mit einer zeitlich begrenzten Einschränkung, Familien mit Kinderwagen, Schwangere Die Personen mit spezifischen Bedürfnissen erhalten durch das Label eine zuverlässige und objektive Information über die Zugänglichkeit der touristischen Einrichtungen. Das Label soll sensibilisieren und die Tourismusspezialisten dauerhaft bei einer Politik des Empfangs, der Barrierefreiheit und der Information begleiten. Für sie ist es eine Möglichkeit, sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Das Label geht über die gesetzlichen Vorschriften hinaus: Es soll den behinderten Personen einen völlig autonomen Zugang gewährleisten. Es berücksichtigt auch Komfortelemente und ist eine Garantie für die Qualität der touristischen Leistung. Das Label betrifft alle Arten von Behinderungen: Motorik Geist Hören Sehen Alle touristischen Stätten und Einrichtungen können das Label erhalten: Die Unterkünfte (Hotels, Unterkünfte auf dem Land, Campingplätze, Tourimusresidenzen ) Die Restaurants Die touristischen Stätten (Museen, Denkmäler, Schlösser, Parks und Gärten...) Die Freizeiteinrichtungen (Schauspielsäle, Schwimmbäder, Themenparks, Reiterhöfe, pädagogische Bauernhöfe...) Die Fremdenverkehrsämter Die Strände und Badeanlagen unter freiem Himmel Die Wanderwege
3 III. Die Zertifizierung Es handelt sich um eine freiwillige Initiative der Tourismusspezialisten und Dienstleister, die dauerhaft einen hochwertigen Empfang für eine behinderte Kundschaft gewährleisten wollen. Zu diesem Zweck müssen sie sich an die regionale Instanz der Zuweisung des Logos Tourisme & Handicap wenden, dessen Zusammensetzung die Parität zwischen dem Umfeld des Tourismus und dem des Handicaps wahrt. Es handelt sich um ein Tourismuskollegium, unter der Leitung eines Staatsvertreters, zusammengesetzt aus dem regionalen Tourismuskomitee und den 3 Tourismuskomitees der Departements sowie einem Handicapkollegium, bestehend aus Mitgliedern der Vereine, die die vier Behinderungstypen vertreten. Zunächst muss jeder Interessent einen Fragebogen zur Selbstbewertung ausfüllen, anhand dessen der Zustand der Barrierefreiheit der Ausstattung für die verschiedenen Typen von Handicaps (motorisch, visuell, auditiv, geistig) eingeschätzt werden kann. Wenn diese Selbstbewertung positiv ist, kann der Interessent entweder mit der Anpassung seiner Ausstattung beginnen, wobei er eventuell die Unterstützung der kompetenten Dienste und spezialisierten Vereine in Anspruch nehmen kann, oder mit dem eigentlichen Verfahren der Zertifizierung beginnen. Diese Zertifizierung setzt die Analyse der Ausstattung durch Gutachter voraus, welche die Touristiker und die Vereine der behinderten Personen vertreten. Die Bewertung beruht auf einer detaillierten Liste, die anhand einer nationalen Bezugstabelle erarbeitet wurde. Nach Auswertung dieser Analyse vergibt der regionale Ausschuss das Label Tourisme & Handicap für einen oder mehrere Behinderungstypen. Die Auswahlkriterien wurden so bestimmt, dass sie die Einrichtungen erkennen, in denen die Touristen mit Handicap die angebotenen Dienste für jeden Typ der Behinderung so autonom wie möglich nutzen können. Wenn die Diagnose erstellt ist, untersucht die regionale Instanz den motivierten Bericht der Gutachter, wobei sie die Bestimmungen aber auch humane und Aspekte des gesunden Menschenverstands berücksichtigt. Der Verein Tourisme et Handicaps vergibt das Label und überreicht der zertifizierten Einrichtung eine Charta mit den Engagements, einen Vertrag der Verpflichtung, der den Empfang und die Erhaltung der permanenten Barrierefreiheit der Einrichtung gewährleistet. Das Label wird für eine maximale Dauer von fünf Jahren vergeben, die nach einer Kontrolle der Kriterien des Empfangs und der Barrierefreiheit verlängert werden kann.
4 IV. Die Aktion des Tourismuskomitees der Region im Rahmen des Labels Tourisme et Handicap Seit der Einrichtung des Labels wurden in der Picardie 65 Einrichtungen zertifiziert. Um den Zugang der Personen mit spezifischen Bedürfnissen zum Tourismus und den Freizeitaktivitäten zu fördern, hat sich das CRT mehrere Ziele gesetzt: 1. Sensibilisierung der Tourismusspezialisten hinsichtlich des Zugangs zum Urlaub und zu den Freizeitaktivitäten dieser Kundengruppe anhand von Veröffentlichungen, Schulungen und Informationsveranstaltungen. Touristischer Führer für die Personen mit spezifischen Bedürfnissen In Zusammenarbeit mit der Union der Fremdenverkehrsämter des Departements Aisne, der regionalen Tourismusdelegation und mit der Unterstützung zahlreicher Vereine aus dem Umfeld des Handicaps hat das regionale Tourismuskomitee der Picardie einen Führer zum Empfang der Personen mit spezifischen Bedürfnissen herausgegeben. Dieser kostenlose Führer, der für alle Tourismusspezialisten der Region gedacht ist, hat zum Ziel, sie beim Empfang der Personen mit spezifischen Bedürfnissen zu unterstützen, er soll: - Die Fachleute für den Empfang von Gästen mit Behinderungen oder speziellen Bedürfnissen sensibilisieren - Den Empfang von Personen mit Handicap entdramatisieren - Einen Tourismus für alle fördern - Die Picardie auf einem wenig erschlossenen Touristikmarkt positionieren. Dieser Führer, der entsprechend der verschiedenen Handicaps (auditiv, geistig, motorisch oder visuell) unterteilt ist, macht es den Dienstleistern möglich, ein Verhalten an den Tag zu legen, das der jeweiligen Kundschaft entspricht. Einfache und leicht umzusetzende Ratschläge, die allen einen Nutzen bringen: Der Leser stellt fest, dass die Ratschläge des Führers sehr leicht umzusetzen sind und keine besonderen Kompetenzen erfordern. Ein Beispiel: auch wenn die Zeichensprache sehr hilfreich ist, so ist sie doch nicht obligatorisch, um sich mit einem tauben Menschen zu verständigen. Es ist ausreichend, ihm ein Papier und einen Stift zur Verfügung zu stellen, damit er sich schriftlich ausdrücken kann. Außerdem ist der Führer ein Leitfaden für den täglichen Empfang der Gäste und enthält zahlreiche nützliche Tipps: Eine gute Beleuchtung, das Vorhandensein von schriftlichen Dokumenten Führer zur Öffnung für jedes Publikum Die Zielsetzung dieses Führers ist es, die touristischen Dienstleister bei ihrem Ansatz der Zertifizierung Tourisme et Handicap zu unterstützen und gleichzeitig den Zugang zu den touristischen und Freizeiteinrichtungen in der Picardie zu verbessern. Präsentiert werden die Kriterien des Labels mit zahlreichen Illustrationen und Ratschlägen zur Einrichtung (z.b.: Einrichtung eines behindertengerechten Zimmers, Anbringen von Markierungen, anwendbare Techniken ). Die Lektüre dieses Führers stellt die Schlüssel
5 zur Verfügung, mit denen eine touristische Einrichtung an alle Arten von Behinderungen angepasst werden kann. Er wurde in Zusammenarbeit mit den Vereinen und der regionalen Tourismusdelegation erstellt und gibt für jede Art von Handicap die entsprechenden Ratschläge von Experten. Die Zeugenberichte von drei zertifizierten Dienstleistern machen deutlich, dass das Label Tourisme et Handicap für jedes Publikum geeignet ist (Senioren, Familien, Kinder...) und nicht unbedingt große Umbauarbeiten notwendig macht. Schulung der zertifizierten Dienstleister Die Tourismusspezialisten, die sich im Label Tourismus und Handicap engagieren, legen besonderen Wert auf die Zugänglichkeit zu ihrer Einrichtung und müssen sich bestimmten Zertifizierungskriterien unterwerfen. Es wird jedoch ein Mangel an Informationen hinsichtlich des Empfangs von Personen mit spezifischen Bedürfnissen ersichtlich. Die Zielsetzung des CRT (Comité Régional de Tourisme) ist es demnach, eine Aktion der Sensibilisierung für das Personal in den Einrichtungen mit dem Label Tourisme et Handicap anzubieten, um: - Sie im Empfang von Personen mit spezifischen Anforderungen zu schulen, insbesondere durch die Unterweisung in der Problematik, die mit den verschiedenen Behinderungen verbunden ist - Ihnen zu ermöglichen, die Anpassung ihrer Einrichtung bei der Kundschaft mit spezifischen Anforderungen ins rechte Licht zu rücken - Die Partnerschaften zwischen Eigentümern von zertifizierten Einrichtungen zu fördern, um adäquate touristische Produkte anzubieten. 15 Personen wurden im Verlauf des Jahres 2006 ausgebildet und für Ende 2007 ist eine Schulung mit 60 Personen vorgesehen. 2. Förderung der zertifizierten Einrichtungen Die Website des CRT verfügt über einen Bereich Tourisme et Handicap, in dem sämtliche zertifizierten Einrichtungen aufgelistet sind und der Informationen über Events enthält, die dazu beitragen, Urlaub und Freizeit für alle zugänglich zu machen. Um dorthin zu gelangen, klicken Sie auf Erfinden Sie Ihren Aufenthalt auf der Startseite, und gehen Sie dann weiter zu Tourisme et Handicap. Außerdem kennzeichnen alle gedruckten Dokumente der Touristikpartner der Region die Einrichtungen mit dem Label Tourisme et Handicap durch die Angabe des Piktogramms des Labels.
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