Erfahrungsbericht Bergen 2014/2015
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- Sarah Bauer
- vor 8 Jahren
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1 Erfahrungsbericht Bergen 2014/2015 Um es gleich vorwegzunehmen, was den meisten als erstes zu Bergen einfällt: Ja, es regnet sehr oft dort. Und ja, im Winter ist es ganz schön dunkel. Aber scheint einmal die Sonne, vergisst man sehr schnell den Regen und die Dunkelheit und die Schönheit und der Charme der Stadt kommt zum vollen Vorschein. Mit rund Einwohnern liegt Bergen umgeben von Bergen an einem Fjord an der Westküste von Norwegen. Es ist der ideale Ort für alle, die während ihres Auslandsaufenthalts die Schönheit der Natur verbunden mit einer mittelgroßen Stadt erleben möchten. Bergen ist keine wuselige und hektische Großstadt, sondern hat nicht zuletzt auch durch die vielen internationalen Studenten und Geschäftsleute ein entspanntes, internationales Flair. Vorbereitung Nach erfolgreicher Bewerbung für einen Erasmusplatz in Bergen an der Uni Freiburg, erhält man von der Uni Bergen mehrere s mit allen Informationen zur weiteren Bewerbung. Diese ist jedoch rein formal und nicht sehr aufwendig. Ein Vorteil von Bergen ist, dass jedem Austauschstudenten ein Platz in einem Wohnheim garantiert wird. In der Einführungswoche, welche man nicht verpassen sollte, erhält man eine sehr nützliche Broschüre, die alle organisatorischen Informationen wie Registrierung bei Polizei etc. enthält. Insgesamt ist es sehr gut organisiert und die Ansprechpartner von der Uni sind sehr nett und hilfsbereit. Anreise Bergen ist von Deutschland gut mit dem Flugzeug erreichbar. Je nachdem von wo man abfliegt, bieten zum Beispiel SAS, Lufthansa, Norwegian oder KLM Flüge an. Ein guter und weitgehend unbekannter Tipp ist der Jugendtarif von SAS, welcher für alle unter 26 Jahren ist und auf Flügen von und nach Skandinavien gebucht werden kann. Die Flüge sind damit in den meisten Fällen deutlich günstiger als im normalen Tarif. Wer nicht fliegen möchte, kann auch mit dem Auto oder der Fähre anreisen. Die Fähre geht ab Dänemark und ist günstiger als das Flugzeug.
2 Wohnen Die Studentenwohnheime in Bergen sind über die ganze Stadt verteilt. Die meisten Austauschstudenten kommen nach Fantoft, dem größten Wohnheim. Dort leben ungefähr 1200 Leute. Von Fantoft braucht man mit der Straßenbahn 20 Minuten zur Innenstadt und ca. 30 Minuten zur juristischen Fakultät. Fantoft wurde in den 1970ern gebaut, als Pläne bestanden in Fantoft eine Campusuni zu bauen und die Uni aus der Innenstadt abzuziehen. Dagegen entwickelte sich jedoch Widerstand, sodass die Pläne verworfen wurden. Das Wohnheim war zu diesem Zeitpunkt jedoch schon gebaut. Gemäß seiner Zeit, besteht die Einrichtung von Fantoft aus sehr viel Beton und Holz. Es gibt Zimmer in 2er-WGs mit geteilter Küche und Bad und Zimmer in 9er- WGs mit eigenem Badezimmer und geteilter Küche. Da die Küche in den 9er-WGs größer ist, finden dort auch regelmäßig Partys statt, sodass es recht laut werden kann. Zu beachten ist, dass man in den 2er-WGs in aller Regel Küchensachen anschaffen muss, da diese weggeschmissen werden, wenn beide Bewohner ausziehen. Wo man ein Zimmer in Fantoft bekommt, hängt auch vom Zeitpunkt der Anreise ab. Die Zimmer in den 9er-WGs sind meist sehr schnell weg. Fantoft ist sehr eindrücklich. Unter Norwegern ist es ein offenes Geheimnis, dass selbst in Gefängnissen ein höherer Lebensstandard herrscht als in Fantoft. Daher trifft man auch nur sehr wenige Norweger in Fantoft. Aber es gilt, Fantoft muss man erlebt haben. Trotz all der Widrigkeiten, gibt es durchaus Vorteile als Austauschstudent dort zu wohnen: Es gibt gerade für internationale Studenten viele Veranstaltungen und Partys jede Woche. Da fast alle Austauschstudenten dort wohnen, lernt man viele neue Leute kennen und kann viel spontan unternehmen. Es gibt eine Tenants Union, die alles Mögliche wie zum Beispiel Staubsauger und Zelte vermietet. Und allgemein ist immer irgendwo etwas los. In keinem anderen Wohnheim in Bergen ist so viel Leben wie in Fantoft und keiner klagt in Fantoft über mangelnde soziale Kontakte oder Langeweile. Da es leider sehr schwer ist als Austauschstudent engeren Kontakt mit Norwegern zu knüpfen, kann es in Wohnheimen mit überwiegend norwegischen Studenten sehr einsam werden. Trotzdem sollte man sich überlegen nach einem Semester umzuziehen. Dafür empfehlen sich zum einen auch vom Studentenwerk vermietete Wohngemeinschaften in der Innenstadt oder aber das Wohnheim Alrek. Die Wohnungen in der Stadt sind teurer, aber dafür spart man sich das Semesterticket. Alrek liegt in Laufweite der Innenstadt, mit dem Bus braucht man nur acht Minuten. Da es erhöht über der Innenstadt liegt, bietet es nicht nur von den drei Dachterrassen einen spektakulären Ausblick über die Stadt. Es gibt Zimmer in 5er-7er
3 WGs mit gemeinsamen Badezimmer und Küche. Traditionell wohnen dort wegen der Nähe zur Uniklinik sehr viele Mediziner. So trifft man dort eine gute Mischung von Austausch.- und einheimischen Studenten. Studium Die juristische Fakultät bietet speziell für die internationalen Studenten Kurse auf English an. Da diese von internationalen Dozenten gehalten werden, sind die Kurse meist in Blockveranstaltungen. Dies bedeutet, dass zwischen den einzelnen Kursen und den Klausuren teils mehrere Wochen oder Monate liegen. Die Qualität der Vorlesungen schwankt leider sehr stark und es empfiehlt sich, sich am Anfang für mehrere Vorlesungen zu registrieren und dann auszusortieren. Die Registrierung für Vorlesungen ist bis kurz nach Semesterbeginn möglich. Von Kursen abmelden kann man sich bis kurz vor den Examen. Im Herbstsemester habe ich Human Rights Law und Comparative Constitutional Law besucht, welche mir als großen Öff in Deutschland angerechnet werden. Im zweiten Semester habe ich dann Energy Law, Comparative Company Law und International Business Contracts besucht. Die Prüfungen werden am Semesterende abgehalten und dauern meistens vier Stunden. Im Gegensatz zu den deutschen Juraklausuren hat man jedoch ausreichend Zeit um alles zu beantworten. Die Klausuren sind alle machbar und nur die wenigsten fallen durch. Einkaufen und Finanzielles Das am weitesten verbreitete Zahlungsmittel in Norwegen ist die Kreditkarte. Fast alle zahlen ausschließlich mit Kreditkarte. Ein norwegisches Konto ist nicht unbedingt erforderlich, außer man möchte in Norwegen arbeiten. Es gibt deutsche Banken, die Kreditkarten anbieten, bei denen man keinen Auslandseinsatz für norwegische Kronen zahlt (z. Bsp BW-Bank, DKB). Allerdings sollte man bei ausländischen Kreditkarten beachten, dass diese in sehr wenigen Fällen nicht akzeptiert werden, wie zum Beispiel bei der Post oder in kleineren Läden. Daher ist es auf jeden Fall empfehlenswert auch etwas Bargeld mitzunehmen. Die Preise in Norwegen sind aufgrund des höheren Lohnniveaus um ein Drittel oder das Doppelte teurer als in Deutschland. Das ist vor allem bei Lebensmittel und Kosmetika der Fall. Allerdings sind auch einige Sachen günstiger als in Deutschland (z. Bsp. Knäckebrot und Tiefkühlobst). Kleidung und Schuhe sind ungefähr gleich teuer wie in Deutschland. Für das Einkaufen ist es empfehlenswert auf die wöchentlichen Angebote der Supermärkte zu achten. Allgemein sind Rema1000 und Kiwi die günstigsten Supermärkte, doch bei manchen
4 Angeboten kann es sich auch lohnen zu den anderen Supermärkten wie Rimi und Meny zu gehen. Hilfreich dabei ist die App Mattilbud welche die aktuellen Angebote aller Supermärkte enthält. Die App etilbud zeigt die Angebote für Elektronik, Kleidung und Sportsachen. Ein weiterer Punkt, den man sich vor Abreise gut überlegen sollte, ist eine Auslandskrankenversicherung. Für einen Besuch beim Allgemeinarzt zahlt man in Norwegen als Ausländer ungefähr NOK. Ausgaben über 500 NOK im Semester werden vom Studentenwerk jedoch zurückerstattet. Dennoch sollte man sich überlegen, eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung abzuschließen. Reisen und Freizeit In Bergen gibt es sehr viele Studentenorganisationen, bei denen man sich engagieren kann. Man kann segeln, klettern, tauchen, tanzen, wandern, Radio machen, sich gesellschaftlich organisieren oder noch vieles mehr machen. Zusätzlich bietet auch ESN Bergen über das Semester verteilt mehrere Veranstaltungen an. Ein Highlight dabei ist sicher der mehrtätige Trip nach Lappland, der einmal pro Semester angeboten wird. Zu empfehlen ist außerdem beim Programm Buddy Bergen mitzumachen. Dadurch lernt man einfach einen Norweger oder eine Norwegerin kennen, was gerade in Jura aufgrund der Kurse nur für die internationalen Studenten schwierig ist. Bergen ist zudem perfekter Ausgangspunkt für Ausflüge, sei es Wandern, Fahrrad fahren, Bootstouren durch die Fjorde oder größere Reisen nach Island (Direktflug nach Rejkjavik), Schottland (Direktflug nach Aberdeen) oder ins übrige Skandinavien. Wer Norwegen erkunden will, wird auf den größeren Distanzen nur schwer ums Flugzeug herumkommen. Es gibt jedoch auch mehrere Fernbusse mit sehr günstigen Tarifen und auch die Eisenbahn ist mit Aktionsangeboten und Studentenpreisen günstig. Allerdings ist das Netz beider Transportarten durch die Landschaft eingeschränkt. Ein weiterer guter Tipp, um günstig durch Norwegen zu reisen ist returbil. Auf returbild.no suchen Autovermietungen nach Fahrern, die Leihwagen in Norwegen von einer Stadt zu einer anderen fahren. Dabei werden meistens Benzin, Maut und Fährgebühren übernommen. Fazit Meine Zeit in Norwegen habe ich sehr genossen und ich kann es nur weiterempfehlen. Gerade wer gerne in der Natur ist und seine Freude an den eindrücklichen Landschaften Norwegens findet, ist in Bergen richtig aufgehoben. Wer dagegen eine Metropole, in der die jede Nacht zum Tag gemacht wird, für den wird Bergen schnell zu klein sein. Durch die
5 Blockveranstaltungen bietet das Auslandsjahr in Bergen viel Zeit zum Reisen und die Natur zu erleben. Man lernt darüber hinaus viele tolle Menschen aus allen Teilen der Erde kennen und kann die verschiedensten Freizeitaktivitäten machen. Der Regen wird dabei sicher nicht das prägendste Erlebnis des Auslandsjahres bleiben.
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