Es gibt viele Wege zu unseren Mitmenschen - aber nur ein Weg zu Gott
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- Elizabeth Lorenz
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1 Hartmut Weyel Predigt Es gibt viele Wege zu unseren Mitmenschen - aber nur ein Weg zu Gott (1.Kor. 1,20-21; 2,10-12; Joh. 14, 1-10a) Einleitung: Viele Wege führen nach Rom, ist zu einem geläufigen Sprichwort geworden. Es ist keine Frage, das stimmt. Es gibt viele Weg zu unseren Mitmenschen, haben wir uns in diesem Jahr als Thema vorgenommen. Keine Frage, auch das stimmt. Wenn wir dafür beten und ein wenig liebevoll und kreativ daran gehen, Wege zu unseren Mitmenschen zu finden, um sie kennenzulernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen, werden sich sicherlich viele Wege öffnen: Das kann bei einem gemeinsamen Essen sein, bei einem Krankenbesuch, bei einer Hilfeleistung, beim Joggen oder Walken, nach einem Konzert, nach einem gemeinsamen Kinobesuch, in der Pause eines Fußballspiels, nach einer Beerdigung, während eines Spaziergangs durch den Schlosspark, bei einer Geburtstagsfeier oder in der Mittagspause am Arbeitsplatz. Es gibt viele gute Wege zu unseren Mitmenschen! Und dabei wird es auch Mittel und Wege geben, über unseren Glauben zu reden. Denn die gute Nachricht, dass der Glaube an Christus einzigartig ist, weil er uns befreit und erlöst, weil er uns Sinn und Sinnlichkeit schenkt, kann man nicht für sich behalten. Vor allem, wenn man weiß, dass nur dieser Glaube an Christus uns Menschen rettet und kein anderer. Und genau da wird es ein Problem mit manchen Mitmenschen geben. Denn es wird nicht lange dauern, bis im Gespräch die Meinung geäußert wird, dass es doch nicht nur eine wahre Religion und nicht nur einen wahren Glauben, sondern viele Wege zu Gott gäbe und man jeden nach seiner Fasson selig werden lassen solle! In einer Zeit, in der alles fließt, in der nichts mehr feststeht, wo alles geht und alles möglich ist, in der es eine Wahrheit nicht mehr zu geben scheint, sondern nur noch viele Wahrscheinlichkeiten, begegnet uns eine solche Meinung auf Schritt und Tritt. Sie scheint ein Ausdruck von Toleranz zu sein, ist aber meiner Einsicht nach eher ein Zeichen von Unsicherheit. Man weiß nicht mehr genau, ob der christliche Glaube die einzige Wahrheit ist, weil jeder einigermaßen gebildete Mensch mitbekommen hat, dass es auch in anderen Religionen nicht nur ernsthafte und fromme Menschen gibt, sondern auch Wahrheiten, die tiefgreifend und überzeugend sind. Gotthold Ephraim Lessing, ein großer deutscher Dichter und Philosoph des 18.Jahrhunderts, lässt in seinem Drama Nathan der Weise eine Ringparabel erzählen: Der Jude Nathan erzählt seinem Gesprächspartner, dem Sultan Saladin, einem Moslem, die Geschichte von einem Mann, der einen Ring von unschätzbarem Wert besitzt. Der Mann überlässt diesen Ring seinem geliebtesten Sohn und befiehlt ihm, dass er ihn wieder nur seinem geliebtesten Sohn vermachen solle und so weiter. Der Ring habe die geheime Kraft, vor Gott und Menschen angenehm zu machen. Außerdem solle der jeweilige Besitzer des Rings auch der Fürst im Hause sein. Nun geschieht es, dass ein Nachkomme drei Söhne hat, die ihm gleich lieb sind. Was soll er machen? Er lässt in seiner Ratlosigkeit insgeheim bei einem Künstler zwei weitere Ringe genau nach dem Muster des echten herstellen, so dass sie nicht zu unterscheiden sind.
2 Bevor er stirbt, ruft er jeden Sohn einzeln zu sich, gibt jedem Ring und Segen. Kaum ist der Vater tot, kommt jeder mit seinem Ring und will der Fürst des Hauses sein. Jeder glaubt, den echten Ring zu besitzen. Man untersucht, man zankt, man klagt, aber umsonst. Der echte Ring ist nicht nachzuweisen. Schließlich landen alle beim Richter und bitten ihn um eine Entscheidung. Der Richter ist verzweifelt. Dann besinnt er sich auf die Kraft des echten Ringes, vor Gott und Menschen angenehm zu machen. Das kann er aber bei keinem der drei Brüder feststellen. Jeder liebt sich selbst am meisten. Das Urteil des Richters ist schließlich eindeutig: Alle drei Ringe sind nicht echt. Der echte Ring ging vermutlich verloren. Um den Verlust zu verbergen, so glaubt der Richter, habe der Vater drei neue Ringe an Stelle des einen verlorenen machen lassen. Der Richter verabschiedet die drei Brüder mit dem Rat: Nehmt die Sache so, wie sie liegt. Jeder soll glauben, er habe den echten Ring. Und er gibt ihnen mit auf den Weg: Es eifre jeder seiner unbestochnen, von Vorurteilen freien Liebe nach! Es strebe jeder von euch um die Wette, die Kraft des Steins in seinem Ring zu legen an den Tag. Das ist die Quintessenz, die Lessing zieht. Er sieht in den drei Brüdern die Vertreter der drei Religionen Christentum, Judentum und Islam. Lessing nennt Nathan den Weisen, weil er die Einsicht gewonnen habe, dass keine Religion die Wahrheit allein hat. Die alleinige Wahrheit sei verlorengegangen. Es bleibe deshalb nur noch der Rat, dass jeder strebend sich bemühe, vor Gott und Menschen angenehm zu sein. Vielleicht könne er so erlöst werden. Damit sind wir genau bei dem entscheidenden Punkt. Die Frage ist zu stellen: Ist Nathan wirklich der Weise? Hat er recht damit, dass der echte Ring, also die Wahrheit, verlorengegangen ist? Gibt es deshalb nicht mehr den einzig richtigen, sondern viele Wege zu Gott: den des Islam, des Judentums, des Buddhismus, des Humanismus, des Shintoismus, der Esoteriker, der Scientologen, der Bhagwan, der Zeugen Jehovas und vieler Kirchen, Religionen und Sekten? Wenn wir fragen: War Nathan wirklich der Weise?, dann fragen wir danach, woher Nathan sein Wissen hat. Denn Weisheit kommt von Wissen! Woher hat Nathan sein Wissen? Denn, ob es nur den einen oder viele Wege zu Gott gibt, kann nicht derjenige wissen, der noch am Beginn des Weges steht, sondern nur derjenige, der schon am Ende angekommen ist. Noch deutlicher: Wenn jemand mich besuchen will und nicht weiß, wo ich wohne, dann saugt er sich nicht irgendetwas aus den Fingern, sondern fragt mich nach dem Weg und der Hausnummer. Anders gesagt: Wenn jemand zu Gott finden will, dann muss er sich nicht etwas ausdenken, sondern Gott fragen! Aber: Wie geht das? Das Wissen über Gott können wir nicht in uns entdecken. Deshalb verwehrt Gott schon in den Zehn Geboten, uns Vorstellungen oder gar Abbilder von ihm zu machen. Auch in der Natur können wir nicht Wissen über Gott erwerben. Dort können wir zwar mit unserer Vernunft entdecken, dass es Gott gibt, aber nicht wie der Weg zu Gott ist. Die Bibel drückt diese Erfahrung mit dem steilen Satz aus: Die Welt erkennt mit ihrer Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht! (1.Kor. 1,21). Und sie setzt sogar noch eins drauf mit der Aussage: Gott hat die Weisheit der Welt als Torheit entlarvt! (1.Kor. 1,20). Also kann Nathan nicht der Weise sein! Jedenfalls nicht in Bezug auf sein Wissen über Gott! Er ist genau so ein Mensch wie wir alle und Teil dieser Welt,
3 wie wir alle. Und deshalb gilt auch für Nathan: die Welt erkennt mit ihrer Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht. Ergebnis: Von der Weisheit der Welt haben wir nichts über Gott zu erwarten. Wer sich da informiert, kann zwar viel Weisheit und viel Gutes lernen, ohne Zweifel, aber was da über Gott gesagt wird oder welcher Weg zu Gott führt, ist letztlich nur Torheit. Das hört sich brutal an, aber wenn es um Sinn oder Sinnlosigkeit im Leben hier und jetzt oder gar um ewiges Leben oder ewige Verlorenheit geht und darum geht es ja letztlich bei Gott dann muss man sich den Tatsachen stellen: Die Welt erkennt mit ihrer Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht! Gott hat die Weisheit der Welt als Torheit entlarvt! Auf diesem Weg geht also nichts! Auf welchem Weg dann? Es gibt nur einen Weg, um das Entscheidende über Gott zu erfahren, nämlich den der Offenbarung, also dadurch, dass Gott selbst das von sich zu erkennen gibt, was wir wissen müssen, um den Weg zu ihm zu finden. Wie aber kann jemand das Entscheidende über Gott erfahren und nicht irgendwelche Torheiten? Die Antwort der Bibel ist wiederum eindeutig. Sie sagt wörtlich: Keiner erkennt Gott - nur der Geist Gottes! Er ergründet nämlich alles, auch die Tiefen Gottes. (1.Kor. 2,10-11). Nathan hat mit seiner Ringparabel insofern recht, dass tatsächlich der echte Ring uns Menschen verloren gegangen ist. Das ist mit dem berühmt-berüchtigten Sündenfall passiert. Aber Nathan hat übersehen, dass Gott seinen Geist in die Welt gegeben hat, der sich bis in die Tiefen Gottes auskennt! D.h., durch den Geist Gottes kann uns Menschen das Entscheidende über Gott enthüllt werden. Jetzt lautet natürlich die spannende Frage: Wie wie bekommen wir diesen Geist Gottes? Das ist auch deshalb besonders wichtig, weil Jesus von ihm sagt, dass er uns in alle Wahrheit leitet. Also: Wie bekommen wir den Geist Gottes, der uns die Wahrheit über Gott und den Weg zu Gott offenbart? Auch darauf antwortet die Bibel mit einer eindeutigen Aussage: Kehrt um von euren falschen Wegen und eurem falschen Denken, glaubt dem Evangelium von Jesus Christus und lasst euch taufen zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen! (Apg. 2,38). Das also ist der Weg, wie ein Mensch die Wahrheit über Gott erkennen kann: Durch Umkehr, durch den Glauben an Jesus Christus, durch Taufe und Vergebung der Sünden empfängt er den Heiligen Geist. Und wer so den Heiligen Geist empfangen hat, kann mit 1.Kor. 2,10-12 sagen: Uns hat Gott durch den Geist das Große enthüllt, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. Wir haben den Geist, der aus Gott stammt, empfangen, damit wir das erkennen, was uns von Gott geschenkt worden ist. Also, Menschen, die durch Bekehrung, Glaube, Taufe und Vergebung der Sünden den Heiligen Geist empfangen haben, können erkennen, was ihnen von Gott geschenkt worden ist. So, wie man bei jedem Geschenk wissen will, was drin ist, antwortet die Bibel auf die Frage, was uns denn von Gott geschenkt worden ist, mit der alles entscheidenden Aussage: Gott hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben und uns mit ihm alles geschenkt (Röm. 8,32). Gott hat Jesus Christus für uns zur Weisheit gemacht, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung (1.Kor. 1,30). Er ist der Weg,
4 die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, außer durch ihn (Joh. 14,6). Das also ist es, was der Geist Gottes aus den Tiefen Gottes offenbart: Jesus Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand findet zu Gott außer durch ihn! Es gibt zwar viele Wege nach Rom, aber nur ein Weg zu Gott, Jesus Christus! Lessing müsste daher sein Drama umschreiben. In Gottes Augen ist der der Weise, der Jesus Christus als den Weg, die Wahrheit und das Leben erkannt hat. Dem klugen Nathan muss der Titel aberkannt werden. Er ist in Gottes Augen der Tor. Denn er hat nicht erkannt, dass der wahre Ring nicht für immer verloren gegangen und auch nicht unerkannt geblieben ist, sondern mit dem da ist, der gesagt hat: Ich bin die Wahrheit. Im Neuen Testament wird von einem Mann mit Namen Philippus berichtet, der Jesus bittet: Herr, zeig uns den Vater! Was antwortet ihm Jesus? Wenn es nach Nathan, dem Weisen ginge, müsste er antworten: Wenn ich das könnte, lieber Philippus! Nein, das geht leider nicht. Die Wahrheit über Gott ist uns verlorengegangen. Deshalb gibt es die Wahrheit nicht mehr. Also kann ich dir auch nicht sicher und zuverlässig den Vater zeigen. Wir sind alle auf Vermutungen angewiesen! Aber so antwortet Jesus nicht, sondern: Wer mich sieht, der sieht den Vater. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch den Vater erkennen. (Joh. 14,7-9). Als der Jünger Thomas Jesus fragt: Herr, wie und wo ist der Weg zum Vater?, hätte Nathan der Weise geantwortet: Lieber Thomas, im Haus Gottes gibt es viele Wohnungen. Da wohnen die unterschiedlichsten Leute. Du glaubst gar nicht, wer da alles zu Hause ist, aus aller Herren Länder, aus allen Religionen, aus allen sozialen und humanen Projekten! Wie man dahineinkommt, weiß ich auch nicht, aber offensichtlich gibt es so viele Wege zu Gott, wie es Wohnungen bei Gott gibt. Aber so antwortet Jesus nicht, sondern: Ich bin der Weg, niemand kommt zum Vater, außer durch mich! Es stimmt, es gibt viele Wohnungen im Haus des Vaters, und - Gott sei Dank - gibt es auch einen Eingang in das Haus. Aber es gibt nur einen Weg dorthin und nur eine Tür, durch die man in das Haus Gottes gelangt. Dieser eine Weg und diese eine Tür ist Jesus Christus. Gott hat diesen Weg eröffnet. Jeder, der ihn kennenlernen will, soll in der Bibel suchen. Sucht mich in der Schrift, sagt Jesus, sie ist es, die von mir Zeugnis ablegt, und ihr werdet das ewige Leben finden. Was besseres kann uns und unseren Mitmenschen nicht passieren! Packen wir es an!
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