Frauen haben die Wahl!

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1 Frauen haben die Wahl! Landtags-/Bezirkswahl 14. Oktober 2018 Gleichstellungsstelle für Frauen

2 100 Jahre Frauenwahlrecht 100 Jahre Ursprünglich sah man das Staatsbürgertum und die Rechte und Pflichten, die man als Bürger_in eines Staates besitzt, als männlich an. Politik sei Aufgabe der Männer. Die Einführung des Frauenwahlrechts am 30. November 1918 stellt einen wichtigen Meilenstein für die Demokratie in Deutschland dar. sie heute in Art. 3, Abs. 2 im Grundgesetz verankert ist: Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin. Im Januar 1919 konnten die Frauen erstmals ihr Wahlrecht nutzen bei der Wahl der Deutschen Nationalversammlung. Die Einführung des Frauenwahlrechts schuf erst die Voraussetzung für die rechtliche Gleichstellung von Frau und Mann, so wie 100 Jahre Frauenwahlrecht in Bayern in Bayern In der Nacht vom 7. auf den 8. November 1918 proklamierte Kurt Eisner, USPD, den Bayerischen Freistaat und rief das Frauenwahlrecht aus. Bayern wird eine Republik. Tags drauf am 8. November versammeln sich 256 Vertreter_innen der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte sowie Abgeordnete des alten bayerischen Landtags zum provisorischen Nationalrat acht davon waren die ersten Frauen im Bayerischen Landtag. Darunter so wegweisende Frauen, wie Anita Augspurg und Ellen Ammann. Am 18. Dezember 1918 hielt Rosa Kempf (Hauptverband Bayerischer Frauenvereine) als erste Frau überhaupt eine Rede im Bayerischen Landtag über die historische Bedeutung der Einführung des Frauenstimmrechts. Kaum eine soziale Bewegung kann auf so beachtliche Erfolge zurückblicken wie die Frauenbewegung. Nicht nur das Wahlrecht: viele der Rechte, über die Frauen heute fast selbstverständlich verfügen, mussten mühsam erkämpft werden. Beispiele gefällig? Das Recht auf freie Berufswahl Das Recht zu studieren Das Recht, das eigene Vermögen zu verwalten

3 Meilensteine der Emanzipation Bayerische Frauen Rosa Kempf war Lehrerin, Sozialpolitikerin, Frauenrechtlerin und eine Pionierin der Wohlfahrtspflege promovierte sie über das Leben junger Fabrikmädchen in München. Rosa Kempf engagierte sich im Hauptverband der bayerischen Frauenvereine und war Mitglied im Verband für Frauenstimmrecht, dessen Vorstand sie für einige Jahre übernahm. Sie befürwortete die Revolution 1918 und wurde in den provisorischen Nationalrat gerufen. Als erste Frau sprach sie am 18. Dezember 1918 im Plenum des Bayerischen Landtags. 1919/20 saß sie für die Deutsche Demokratische Partei im Bayerischen Landtag. Rosa Kempf gehörte zu den entschiedenen Gegnerinnen der Nationalsozialisten. Mit der Machtübernahme der Nazis wurde sie all ihrer Ämter enthoben und von jeder publizistischen oder politischen Arbeit abgeschnitten. Rosa Kempf * 8. Februar 1874 in Birnbach 1948 in Wixhausen, Darmstadt Rosa Kempf war davon überzeugt, dass der Zustand der Welt sich bessern und die männliche Politik sozialer, menschlicher und friedlicher werden würde, wenn Frauen mitbestimmen, mitregieren und mitentscheiden dürften.

4 Frauen haben die Wahl die Wahl Am 14. Oktober 2018 finden in Bayern Landtagswahlen statt. Der Bayerische Landtag ist das Parlament, also das gesetzgebende Organ, des Freistaats Bayern. Art. 14 der Bayerischen Verfassung bestimmt, dass die Landtagsabgeordneten in allgemeiner, gleicher, unmittelbarer und geheimer Wahl nach einem verbesserten Verhältniswahlrecht von allen wahlberechtigten Staatsbürgern in Wahlkreisen und Stimmkreisen gewählt werden. Gleichzeitig finden die Bezirkswahlen statt. Der Bezirkstag ist die vom Volk direkt gewählte Vertretung in einem bayerischen Bezirk und dessen oberstes Organ. Bayern besteht aus 7 Bezirken: Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Schwaben, Oberfranken, Mittelfranken und Unterfranken. Der Bezirk ist ein kommunaler Selbstverwaltungskörper und stellt die höchste Stufe der Kommunalen Verwaltungsebene über den Gemeinden, den Landkreisen/ kreisfreien Städten dar. Frauen haben die Wahl die Wahl Ohne mich denken viele, und verzichten darauf, bei Wahlen ihre Stimme abzugeben. Vielleicht, weil sie das Gefühl haben, das bringt eh nichts. Die Wahlbeteiligung in Bayern erreichte bei der Landtagswahl 2008 einen historischen Tiefpunkt und lag bei nur knapp 58% stieg sie immerhin wieder auf 64% aber über ein Drittel der wahlberechtigten Personen verzichteten darauf, ihre Stimme abzugeben! Aber Nichtwähler_innen sind mit verantwortlich, wer im Parlament sitzt, d.h. wer für das Volk die politischen Entscheidungen trifft. Indem sie ihre Stimme nicht abgeben, bekommen die abgegebenen Stimmen mehr Gewicht.

5 Junge Leute sind groß im Kommen? Junge Leute Von Wegen! Das Durchschnittsalter der bayerischen Landtagsabgeordneten lag bei Wahlantritt bei rund 51 Jahren und war damit sogar noch höher als das Durchschnittsalter der Bundestagsabgeordneten (49,4 Jahren bei Wahlantritt der 19. Wahlperiode, 2017). Junge Leute sind sehr wählerisch? sehr wählerisch Von Wegen! Junge Leute unter 35 Jahren scheinen politikverdrossen zu sein. Nur jeder zweite junge Mensch in Bayern gab bei den letzten Landtagswahlen seine Stimme ab. Durch die zunehmende Alterung unserer Gesellschaft und die geringe Wahlbeteiligung der jungen Generation steigt das politische Einflusspotenzial der älteren Wahlberechtigten. Bei der Landtagswahl 2013 lag die mit Abstand höchste Wahlbeteiligung bei Männern der Altersgruppe ab 60 Jahren (75%).

6 Politik darf nicht Männersache sein Bei jeder Landtagswahl war die Wahlbeteiligung der Männer höher als die der Frauen. nicht Männersache Themen, die eher Frauen betreffen, können so in Vergessenheit geraten. Dabei gibt es in Bayern mehr Frauen (~50,5%) als Männer (~49,5%). Durch die geringere Wahlbeteiligung von Frauen verschiebt sich der politische Einfluss der Wahlberechtigten weiter zu Gunsten von Männern. Nur wer wählen geht, nutzt sein politisches Einflusspotenzial! Machen Frauen Politik? Frauen sind in der Politik unterrepräsentiert! Politik Ein Gradmesser für die Gleichstellung ist die Repräsentanz und Mitwirkung von Frauen an Entscheidungsprozessen auf allen Ebenen des politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Lebens. Von den aktuell 180 Abgeordneten im Landtag sind 51 Frauen, 129 sind Männer. Die Bayerische Staatsregierung setzt sich aus 6 Frauen und 12 Männern zusammen. Jedoch Es waren bayerische Frauen, die bis in die Gegenwart hinein Meilensteine der Emanzipation erstritten haben. Denn in der Tradition dieser mutigen Frauen, das lehren uns die häufig diskutierten Defizite der Gegenwart, ist noch einiges mehr zu leisten Christine Strobl, Dritte Bürgermeisterin der Stadt München

7 Meilensteine der Emanzipation Bayerische Frauen Anita Augspurg war eine der schillerndsten Figuren der Historischen Frauenbewegung. Sie war die erste promovierte deutsche Juristin. Als überzeugte Pazifistin und radikale Frauenrechtlerin setzte sie sich Zeit ihres Lebens für die Gleichstellung von Frauen und die Frauenfriedensbewegung ein gründete sie die Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau in München, den heutigen Verein für Fraueninteressen. Gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Lida Gustava Heymann etablierte sie 1902 den ersten deutschen Verein für Frauenstimmrecht. Anita Augspurg war eine entschiedene Gegnerin der Nationalsozialisten forderte sie zusammen mit ihrer Lebens gefährtin Heymann und Ellen Ammann erfolglos die Ausweisung Hitlers ging sie zusammen mit ihrer Lebensgefährtin Lida Gustava Heymann ins Exil in die Schweiz. Anita Augspurg Was verstehen wir unter dem Rechte der Frau? Nichts anderes als das Recht des Menschen überhaupt. * 22. September 1857 in Verden (Aller) 20. Dezember ember 1943 in Zürich

8 Vertretung von Frauen und Männern in % Angaben zur Zusammensetzung dieser Parlamente finden sich auf den jeweiligen Informationsseiten im Internet (z.b. 87, ,5 Bayerischer Landtag Bezirkstag Oberbayern Bezirkstag Niederbayern Bezirkstag Oberpfalz 82,3 74, ,9 17,7 Bezirkstag Oberfranken Bezirkstag Mittelfranken Bezirkstag Unterfranken Bezirkstag Schwaben

9 Themen, die Frauen besonders betreffen Politische Entscheidungen wirken unterschiedlich auf die Lebenslagen von Frauen und Männern. Zielen diese Entscheidungen auf den Abbau bestehender Diskriminierungen und auf die Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern? Es lohnt sich, genau hinzusehen! Der Landtag stellt als Gesetzgeber die Weichen in Bayern! Themen Wer sich wählen lässt, entscheidet unmittelbar mit, welche Themen auf die politische Agenda des Parlaments kommen. Und: Nur wer wählen geht, kann hierauf Einfluss nehmen.

10 Meilensteine der Emanzipation Bayerische Frauen Ellen Ammann war eine Wegbereiterin der modernen Sozialarbeit gründete sie die erste Katholische Bahnhofsmission in Deutschland, 1904 den bayerischen Zweig des Katholischen Frauenbundes und 1909 die Sozial-caritative Frauenschule gehörte sie zum provisorischen Nationalrat in Bayern und wurde später für die Bayerische Volkspartei in den ersten Bayerischen Landtag gewählt, dem sie bis zu ihrem Tod 1932 angehörte. Zusammen mit Anita Augspurg setzte sich Ellen Ammann schon 1923 dafür ein, den Österreicher Hitler auszuweisen, aller - dings erfolglos. Im November 1923 erfuhr sie zufällig vom geplanten Putsch der National sozialisten. Sie setzte alle Hebel in Bewegung und war maßgeblich dafür verantwortlich, dass dieser Putsch scheiterte. Ellen Ammann die Zahl der gewählten Frauen steht in gar keinem Verhältnis zu der Zahl der Wählerinnen Es wäre wahrlich nicht zu viel verlangt gewesen, dass zum Beispiel bei der Reichstagswahl in jedem Wahlkreis eine Frau an aussichtsreicher Stelle aufgestellt worden wäre. * 1870 in Stockholm 1932 in München

11 14. Oktober 2018 alle 5 Jahre sind die Bayerischen Landtags- und Bezirkswahlen Wie gesagt egal ist es nicht, ob Sie zur Wahl gehen oder nicht. Denn jede Stimme zählt. Sie entscheiden mit Ihrer Stimme im Oktober, wer die nächsten fünf Jahre die bayerischen Gesetze erlässt und wer sich um die Belange unserer Bezirke kümmert und damit auch über die (Frauen-) Politik der nächsten fünf Jahre. alle 5 Jahre Wer und was wird gewählt wer und was Gewählt werden für fünf Jahre 1. die Mitglieder des Landtags. Diese wählen dann ihrerseits die bayerische Ministerpräsidentin oder den bayerischen Ministerpräsidenten. 2. die Mitglieder der 7 bayerischen Bezirkstage, die ihrerseits eine Bezirkstagspräsidentin oder einen Bezirkstagspräsidenten aus ihrer Mitte wählen. Wer darf wen wählen? Wählen darf wer am Wahltag 18 Jahre alt ist, die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt und dessen (Haupt-)Wohnsitz seit mindestens 3 Monaten in Bayern ist. (Aktives Wahlrecht) Gewählt werden kann wer am Wahltag volljährig, d.h. 18 Jahre alt ist, und nicht vom aktiven Wahlrecht ausgeschlossen ist. (Passives Wahlrecht)

12 Wie wird gewählt und gezählt? gewählt und gezählt In Bayern werden die Abgeordneten nach verbessertem Verhältniswahlrecht mit offenen Listen gewählt. Dies ist eine Listenwahl, bei der gleichzeitig ein Teil der Abgeordneten direkt in einem Stimmkreis gewählt wird. Erststimme und Zweitstimme funktionieren anders als bei der Bundestagswahl Erststimme maßgeblich für Direktmandate Mit der Erststimme wählt man eine Kandidat_in in ihrem oder seinem Stimmkreis. Gewählt ist, wer im Stimmkreis die meisten Stimmen erhält und wessen Partei landesweit mindestens 5% der Stimmen erhält. Zweitstimme Wahlkreisstimme. Unterscheidet sich zwischen Bund und Land Die Zweitstimme geht an eine Kandidatin/ an einen Kandidaten einer offenen Wahlkreisliste. Diese Stimmen werden mit den Erststimmen zusammengerechnet die meisten Stimmen entscheiden über das Mandat. Tipp: Frau darf ihre Zweitstimme auch einer Liste geben ohne besondere Kennzeichnung einer Kandidatin oder eines Kandidaten. Ein gesondertes Feld auf dem Stimmzettel ist hierfür jedoch nicht vorgesehen. Wer diese Form der Stimmabgabe dennoch nutzen will, sollte das Kreuz in der Kopfleiste der gewünschten Wahlkreisliste machen. Führende Stimmkreiskandidaten, deren Partei an der 5%-Hürde scheitert, erhalten kein Mandat im Gegensatz zur Regelung bei der Bundestagswahl. Es gibt keine Landesliste, nur Wahlkreislisten. Es gibt daher keinen landesweiten Verhältnisausgleich. Im Gegensatz zu den Bundestagswahlen sind Erst-und Zweitstimme in Bayern gleich wichtig.

13 Demokratie bedeutet Einmischen und Mitmischen Demokratie Eine gesunde Demokratie lebt von der aktiven Beteiligung aller Bürgerinnen und Bürger an den politischen Entscheidungen der Gesellschaft. Frauen sind in den Parlamenten unterrepräsentiert, obwohl sie die Mehrheit in der Bevölkerung stellen. In anderen Staaten der EU, wie beispielsweise Frankreich, sind paritätische Kandidatenlisten längst gesetzliche Vorgabe. Paritätische Kandidatenlisten sind Listen, die 50:50 aus Frauen und Männern bestehen. Diese Vorgabe hat den Frauenanteil in deren Parlamenten stark angehoben. Das Aktionsbündnis Parité in den Parlamenten Parité Das Aktionsbündnis Parité in den Parlamenten wurde 2014 gegründet und fordert die Aufnahme von Parité-Regeln entsprechend dem französischen Vorbild. Der Gleichstellungsauftrag aus Art. 3, Abs. 2, Satz 2 GG richtet sich an den Gesetzgeber: Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin. Auch Sie können sich beim Aktionsbündnis engagieren. Informieren Sie sich unter

14 Zum Weitersurfen und -blättern Weitersurfen Frauen und Gleichstellung in München ThemenGeschichtsPfad, Band 4: Die Geschichte der Frauenbewegung in München, Hrsg. Landeshauptstadt München frei erhältlich beim Kulturreferat der Stadt München sowie der Gleichstellungsstelle für Frauen Besuche uns auf Facebook facebook.com/gleichstellungsstellemuenchen Impressum Herausgeberin Gleichstellungsstelle für Frauen der Landeshauptstadt München Marienplatz 8, München Die Broschüre wurde erarbeitet in Kooperation mit dem Stadtbund Münchner Frauenverbände. Text und Redaktion Carmen Nilles, Politikwissenschaftlerin M.A. Christa Weigl-Schneider, Stadtbund Münchner Frauenverbände Nicole Lassal und Marion Bär, Gleichstellungsstelle für Frauen Zeichnungen Root Leeb Gestaltung Wolfgang Gebhard :Visuelle Kommunikation, Beate Groß Druck Stadtkanzlei, gedruckt auf PEFC 100% zertifiziertem Material

15 Sie haben die Wahl Gleichstellungsstelle für Frauen der Landeshauptstadt München Marienplatz 8, München,