UE/MT 31 August Ancona-Deklaration. LeaderSHIP 2020 umsetzen - Zeit zu Handeln!
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- Maria Wetzel
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1 UE/MT 31 August 2015 Ancona-Deklaration Präambel LeaderSHIP 2020 umsetzen - Zeit zu Handeln! Im Februar 2013 wurden im Rahmen der Initiative LEADERSHIP 2020 Maßnahmen und Zielsetzungen verabschiedet, um die maritime Wirtschaft Europas zu stärken. Darin eingeflossen sind die zuvor im November 2011 vom Sektorausschuss Schiffbau von industriall Europe formulierten Forderungen an die EU Kommission, die darauf abzielen, Beschäftigung zu sichern und Deindustrialisierung zu verhindern, sowie die Chancen zu nutzen, die sich aus dem Green Growth ergeben. Die zentrale Aussage von LEADERSHIP 2020 lautet: Die Chancen und Herausforderungen, die sich aus der Erschließung neuer Märkte und der Entwicklung neuer Technologien für die maritime Wirtschaft Europas ergeben können, machen eine neue Strategie erforderlich. Status Quo: Fehlende Umsetzung der maritimen industriepolitischen Strategie Zweieinhalb Jahre nach Verabschiedung von LEADERSHIP 2020 müssen die Mitglieder des Sektorausschusses Schiffbau von industriall Europe feststellen: Die in LEADERSHIP 2020 betonte Gefahr, dass durch Betriebsverkleinerungen und Betriebsschließungen die kritische Masse an Kompetenzen und technologischem Know-how verlorengeht (vgl. LEADERSHIP 2020, Punkt ) konnte nicht abgewendet werden. Der Zugang zu Finanzmitteln als mit Abstand wichtigstem Faktor im Wettbewerb um internationale Schiffbauaufträge (vgl. LeaderSHIP 2020, Punkt 3.1.3) hat sich nicht signifikant verbessert. Der größte Teil der in LeaderSHIP 2020 formulierten Vorschläge zur Entwicklung neuer industrie- und beschäftigungspolitischer Instrumente ist bislang nicht aufgegriffen worden. Die gegenwärtige Situation lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Es besteht die akute Gefahr, dass die in LEADERSHIP 2020 einstimmig verabschiedeten Ziele nicht erreicht werden! 1
2 Substanzverlust in der europäischen Schiffbauindustrie In vielen Regionen Europas mussten Werften ihren Betrieb einstellen und/oder die Beschäftigten entlassen. Der Sektorausschuss Schiffbau von industriall Europe hat gemeinsam mit der Agentur für Struktur- und Personalentwicklung GmbH eine Umfrage unter den wichtigsten Schiffbaunationen Europas zur Entwicklung der Werftindustrie und den drängendsten Herausforderungen durchgeführt (siehe Kurzpräsentation der Umfrageergebnisse in der Anlage). Die Ergebnisse belegen, dass in beinahe allen Schiffbaunationen Werftarbeitsplätze in zum Teil erheblichem Umfang verloren gegangen sind. Besonders betroffen waren von dieser Entwicklung Länder wie Polen oder Spanien. In den letzten zehn Jahren (zwischen 2004 und 2014) sind mindestens 15 Werftstandorte und Arbeitsplätze für den europäischen Schiffbau verloren gegangen: Wie dramatisch der Verlust an Arbeitsplätzen in der europäischen Schiffbauindustrie in der letzten Dekade ausfällt wird deutlich, wenn man die Beschäftigungszahlen der Jahre 2004 und 2014 für 124 bedeutende Werften in Europa vergleicht (darin sind die mittlerweile geschlossenen Werftstandorte nicht enthalten, siehe Anhang): Von den 124 Werften haben 73 Werften signifikante Arbeitsplatzverluste zu verzeichnen (2004: Arbeitsplätze; 2014: Arbeitsplätze). Dies entspricht insgesamt einem Rückgang um 40 Prozent. In 15 Werften blieb die Belegschaftsstärke unverändert (2004 und 2014: Arbeitsplätze). Nur lediglich 36 Werften konnten zwischen 2004 und 2014 ihre Beschäftigtenzahl erhöhen (2004: ; 2014: ). Die bisherige Ausrichtung von LEADERSHIP 2020 konnte den Verlust von Arbeitsplätzen nicht abfedern. Innerhalb von zehn Jahren (im Zeitraum von 2004 bis 2014) sind die Auftragsbestände der europäischen Werften auf Basis der Tonnage um über 37% zurückgegangen (2004: CGT; 2014: CGT). Standen Ende 2004 insgesamt 754 Neubauaufträge in der Auftragsbüchern, so waren es Ende 2014 nur noch 436 Neubauaufträge. Revision von LEADERSHIP 2020 Statt in den nächsten Jahren die Umsetzung der in LEADERSHIP 2020 aufgelisteten Vorschläge hinsichtlich ihrer Umsetzung zu überprüfen, müssen die Aktivitäten und Ressourcen auf die für den Schiffbau relevanten Handlungsfelder konzentriert werden. Eine aktuelle Erhebung unter den Mitgliedern des Sektorausschuss Schiffbau von industriall Europe macht die Prioritäten deutlich: 1. Verbesserung und Aufbau einer Finanzierungsstruktur für den Schiffsneubau Viele Werften in Europa haben in den letzten Jahren unter dem Druck der Wirtschafts- und Finanzkrise den Weg in neue Märkte gesucht. Dabei ist vor allem der Einstieg in den 2
3 Spezialschiffbau hervorzuheben. Doch auch der Einstieg in den Markt für regenerative Energien, z.b. die Offshore-Windenergie, ist vielen Werften gelungen. Allerdings können die Werften nicht auf eine ausreichend verlässliche Finanzierungsinfrastruktur bauen, die es ihnen ermöglicht den Spezialschiffbau zu verstetigen. Europa muss für den Schiffbau einheitliche und verlässliche Finanzierungsinstrumente zur Verfügung stellen auch, um gegenüber der Konkurrenz aus Asien weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. 2. Verbesserung der Arbeitsbedingungen bei Sub-Unternehmen Wie in vielen anderen Industriezweigen, hat auch in der europäischen Schiffbauindustrie der Einsatz von Sub-Unternehmen zugenommen. Auch aufgrund des Ziels vieler Werften, die Kosten senken zu wollen, arbeiten heutzutage viele Beschäftigte unter unzumutbaren Bedingungen auf den Werften Europas. Die Gewerkschaften haben in den jeweiligen Mitgliedstaaten dieses Thema bereits auf ihre Agenda gesetzt, um die Arbeitsbedingungen der Sub-Unternehmer zu verbessern. Für den europäischen Schiffbau ist jedoch eine verbindliche und allgemeingültige Regelung erforderlich, damit die Werften innerhalb Europas nicht durch Dumping-Strategien auf dem Rücken der Beschäftigten miteinander konkurrieren. 3. Entwicklung einer maritimen industriepolitischen Strategie Auf europäischer Ebene ist von der Umsetzung der in LEADERSHIP 2020 entworfenen industriepolitischen Strategie unterfüttert mit einer entsprechenden Infrastruktur für die maritime Industrie immer noch nichts zu sehen. Auch in den meisten Schiffbauländern innerhalb der Europäischen Union gibt es auf nationaler Eben kaum ausgereifte politische Konzeptionen, um der Bedeutung der maritimen Industrie und dem Schiffbau gerecht zu werden. Stattdessen beobachten wir in vielen Ländern, dass dem Schiffbau immer weniger Aufmerksamkeit zukommt und bspw. im Zusammenhang mit industriepolitischen Programmen der Schiffbau keine Berücksichtigung erfährt (z.b. Polen oder Portugal). Die Mitglieder des Sektorausschuss Schiffbau von industriall Europe fordern die Europäische Kommission auf, gemeinsam mit den beteiligten Verbanden und Interessengruppen, die bisherige Ausrichtung von LEADERSHIP 2020 kritisch zu hinterfragen und umzusteuern. Um das weitere Vorgehen der zuvor skizzierten Entwicklung und den aufgeführten Handlungsbedarfen entsprechend abzustimmen, lädt der Sektorausschuss Schiffbau die Europäische Kommission und die zuständigen Generaldirektionen dazu ein, im Rahmen eines gemeinsam Meetings eine Neuausrichtung von LEADERSHIP 2020 zu diskutieren. 3
4 Anhang Werftschließungen seit dem Jahr 2004 (Auswahl): Werft Jahr der Schließung Land Verlorengegangene Arbeitsplätze Maritim Ltd Sp zoo n.a. Polen 400 Brodogradiliste Kraljevica 2013 Kroatien 550 Odense Steel Shipyard Ltd 2012 Dänemark IZAR - Seville 2012 Spanien 360 Unión Naval Valencia, S.A Spanien 170 Stocznia Tczew Sp zoo 2011 Polen 100 Stocznia Gdynia 2010? Polen Astilleros de Huelva SA 2010 Spanien 155 Montajes Cies SL 2010 Spanien 95 Union Naval Barcelona SA 2010 Spanien 33 SSW Fähr- u. Spezial-Schiffbau GmbH 2009 Deutschland 180 Szczecin New Shipyard 2009 Polen Naval Gijon SA 2008 Spanien 141 Aabenraa Verft AS 2007 Dänemark 20 Danyard Aalborg AS 2005 Dänemark 5 Summe Quelle: Sektorausschuss Schiffbau industriall Europe
5 Beschäftigungsentwicklung ( ): Werft (Name aus 2004) Land Beschäftigte 2004 Beschäftigte 2014 Change (in %) Assensskipvarft Dänemark Aker MTW Werft Gmbh Deutschland Aker Warnow Werft GmbH Deutschland Blohm + Voss GmbH Deutschland Blohm + Voss Repair Deutschland Con-Mar Ingenieurtechnik GmbH & Co. Handels KG Deutschland Ferus Smit Shipyards GmbH Deutschland HDW Howaldtswerke Deutsche Werft AG Deutschland J.J. Sietas Deutschland Lindenau Werft Deutschland Lloyd Werft Deutschland Mützelfeld Deutschland Nordseewerke GmbH Deutschland Peene-Werft Deutschland Schiffswerft Hitzler Deutschland Volkswerft Stralsund GmbH Deutschland Aker Finnyards OY - Rauma Finnland Aker Finnyards Helsinki Finnland Aker Finnyards - Turku Finnland Technip Offshore Finland OY Finnland
6 Turku Repair Yard Ltd Finnland ALSTOM Chantiers de l'atlantique Frankreich CMN - Constructions Mecaniques de Normandie Frankreich A&P GROUP LIMITED Großbritannien BAE SYSTEMS Naval Ships-Glasgow Großbritannien Ferguson Shipbuilders Großbritannien Swan Hunter (Tyneside) Ltd Großbritannien Cantiere Navale di Trapani SpA (Head Office) Italien Fincantieri - Ancona Yard Italien Fincantieri - Castellammare di Stabia Italien Fincantieri - Genoa-Sestri Italien Fincantieri - Monfalcone (Ship Yard) Italien Fincantieri - Muggiano Yard Italien Fincantieri - Palermo Italien Fincantieri - Riva Trigoso Yard Italien Fincantieri - Venezia Marghera Italien International Shipyards Ancona (ISA) Italien Maj Brodogradiliste dd (Head Office) Kroatien Brodogradiliste Losinj (Ship Yard) Kroatien Brodoremont Split (Head Office) Kroatien Brodotrogir d.d. Kroatien Leda Shipyard (Head Office) Kroatien Uljanik Brodogradiliste dd (Uljanik Shipyard) (Head Office) Kroatien
7 Viktor Lenac Shipyard (Head Office) Kroatien Stocznia Gdanska - Grupa Stoczni Gdynia SA Stocznia Polnocna SA (Northern Shipyard) Polen Polen Stocznia Wisla (Wisla Shipyard) Polen Szczecinska Stocznia Remontowa Gryfia SA (Gryfia) Polen Astilleros Armon Burela SA Spanien Astilleros Armon Vigo Shipyard SA Spanien astilleros canarios, s.a. Spanien Astilleros de Mallorca SA Spanien Astilleros de Murueta SA Spanien Astilleros de Santander SA (ASTANDER) Spanien Astilleros Gondan SA Spanien Astilleros Jose Valina SA Spanien Astilleros La Parrilla Spanien Astilleros Zamakona SA Spanien Auxiliar Naval del Principado SA Spanien Construciones Navales Freire SA Spanien Diques Navales Pasaia, S.L. Spanien Factoria Naval de Marin SA Spanien Factorías Vulcano, s.a. Spanien Hijos de J. Barreras, S.A. Spanien IZAR - Carenas Cartagena Spanien IZAR - Puerto Real Spanien
8 IZAR - San Fernando Spanien IZAR Carenas Cadiz Shipyard Spanien IZAR Gijon Spanien IZAR Sestao Spanien Quelle: Sektorausschuss Schiffbau industriall Europe
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