Patient mit Gastroenteritis im Krankenhaus
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- Theresa Sternberg
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1 Patient mit Gastroenteritis im Krankenhaus
2 REGIOMED Hygieneinstitut Umgang mit Patienten mit Diarrhö Dr. med. Torsten Kessler, MBA
3 Patient mit Diarrhö Infektionen im Magen-Darm-Trakt sind der häufigste Grund für Übelkeit, Erbrechen und Durchfall Diarrhö 3 ungeformte Stühle in 24 h, bei verminderter Konsistenz In der Regel hören akute Durchfälle innerhalb weniger Tage von selbst wieder auf. Ursache sind unterschiedlicher Erreger und Toxine. In circa 60 Prozent der Fälle werden Durchfallerkrankungen durch Viren ausgelöst
4 Patient mit Diarrhoe- Wie groß ist das Problem? Wie viele Patienten leiden täglich in einem Krankenhaus an Diarrhö oder Erbrechen? Bis zu 10%!! Wieviel davon sind infektionsbedingt? von ca. 2% aller Patienten Stuhlproben entnommen Davon zeigen ca. 30% einen positiven Erregernachweis. Koelner_Hygienetag nosokomiale_gastroenterotiden_fm_092014_9221.pdf Zahl der stationären Aufnahmen von 2001bis 2011 wegen infektiöser Gastroenteritis verdoppelt( auf )
5 Patient mit Diarrhoe- Wie groß ist das Problem? In entwickelten Ländern 1,5 Episoden/Person/Jahr, junge Eltern 2-3mal so häufig Patienten sind im Schnitt 3,7 Tage krank Ursachen der Akuten Diarrhoe 1.infektiös (>90%) 2.medikamentös 3.toxisch 4.ischämisch
6 Patient mit Diarrhö- Wie groß ist das Problem? Norovirus-, Rotavirus-, Adenovirusinfektionen und Clostridium difficile Infektionen stellen die krankenhaushygienisch relevanten Erreger dar. Durch Viren hervorgerufenen Gastroenteritiden können im Krankenhaus leicht zu Ausbrüchen führen. Das Hygienemanagement bei diesen Infektionen sollte sich auf die Ausbruchsprävention konzentrieren
7 Patient mit Diarrhö- Wie groß ist das Problem? Gastroenteritiden sind aufgrund der klinischen Symptomatik kaum differenzierbar einer zeitnahen und richtigen Labordiagnostik kommt eine große Bedeutung zu um die spezifische Therapie des betroffenen Patienten zu initiieren und durch Implementierung effektiver Hygienemaßnahmen das Übertragungsrisiko zu senken
8 Epidemiologie
9 Epidemiologie
10 Nosokomiale Ausbrüche Nosokomiale Ausbrüche (n = 1.444) nach Erreger, Deutschland,2016 Norovirus 76 % Bakterien 8,9 % Influenzavirus 6,4 % Rotavirus 6,4 % Norovirus-Gastroenteritis davon Fälle hospitalisiert blob=publicationfile
11 Norovirus-Ausbrüche außerhalb von Kliniken Zweite Massenerkrankung im Ferienlager: Desinfektions-Teams rücken wieder an: Innerhalb von zwei Wochen muss das Ferienlager Rauenstein in Südthüringen zum zweiten Mal umfassend desinfiziert werden. In der vergangenen Woche hatten erneut 50 Jugendliche und Betreuer über Brechdurchfall geklagt. Bereits Ende Juni waren 45 Gäste in Rauenstein am Norovirus erkrankt
12 Norovirus-Ausbrüche außerhalb von Kliniken
13 Noroviren als Krankheitserreger 1929 Beschreibung der sog. Winter Vomiting Disease 1968 Ausbruch von akuter Gastroenteritis an einer Grundschule in Norwalk, Ohio: Norwalk-Virus (NV) 100 Primärfälle (Schüler, Lehrer), 132 Kontaktfälle (Familie) 1981 Klassifizierung als Calicivirus 2002/2003, 2004/2005, 2006/2007, 2007/2008 und 2016/17wurde eine erhebliche Zunahme an Norovirus-Ausbrüchen in Deutschland gemeldet
14 Ziel rasche Erregerindentifikation um hygienische Maßnahmen einzuleiten
15 Noroviren Elektronenmikroskopische Aufnahme von Noroviren ( S.33)
16 Klinische Symptomatik heftiges, schwallartiges Erbrechen starke Durchfälle Abdominale Schmerzen Übelkeit Kopfschmerzen, Myalgien, Mattigkeit kein oder nur mäßiges Fieber symptomatische Phase 12 bis 48 Stunden leichtere oligosymptomatische Verläufe möglich
17 Epidemiologie Noroviren Infektionen mit Noroviren treten das ganze Jahr über auf, saisonaler Gipfel in den Monaten Oktober bis März Noroviren sind weltweit verbreitet und für einen Großteil der nicht bakteriell bedingten Gastroenteritis- Fälle bei Kindern (ca. 30%) und Erwachsenen (bis zu 50%) verantwortlich. Der Mensch ist das einzige bekannte Reservoir des Erregers
18 Dauer der Ansteckungsfähigkeit Infektiosität bereits kurz vor der symptomatischen Phase (Speichel?) hohe Infektiosität während der gesamten symptomatischen Phase und bis mindestens 48 Stunden danach Virusausscheidung bis zu 2 Wochen und länger nach Ende der Erkrankung möglich mehrmonatige Ausscheidung bei Immunsupprimierten beschrieben (Gallimore et al., 2003)
19 Ausbrüche die rasche klinische Abgrenzung von anderen, z.b. durch Lebensmitteltoxine verursachten Gastroenteritiden, bildet bei Noroviren-Infektionen die Grundlage einer effektiven Ausbruchsprävention. Bei typischer Symptomatik und wenn epidemiologische Merkmale auf eine Norovirus- Infektion hindeuten, sind präventive Maßnahmen rasch und konsequent zu ergreifen, auch ohne die Bestätigung durch virologische Untersuchungen
20 Diagnostik Zur ätiologischen Klärung ist die gezielte Diagnostik durchzuführen. Zur Zeit gilt als sicherster Nachweis für Noroviren die RealTime-PCR aus dem Stuhl (Goldstandard). Bei größeren Ausbrüchen ist es nicht notwendig, alle Betroffenen zu untersuchen. Hier genügt der Nachweis bei maximal 5 der betroffenen Personen, um dann bei den anderen Erkrankten aus der gleichen Umgebung mit ähnlichen Symptomen eine Norovirus-Infektion zu diagnostizieren
21 Übertragung Hohe Infektiosität, minimale Infektionsdosis(10 Viruspartikel) Erkrankte Personen sind hoch ansteckend. Infektionsweg für alle viralen Durchfallerreger ist die fäkal-orale Route Die Übertragung erfolgt direkt von Mensch zu Mensch indirekt über kontaminierte Flächen, Gegenstände, HÄNDE Über Aerosole bei Erbrechen möglich über Nahrungsmittel (Salate, Krabben, Beeren u. ä.) oder Wasser
22 Hygienemaßnahmen bei Diarrhö Schutzkleidung Mundschutz, Schutzkittel, Einmalhandschuhe bei patientennahen Tätigkeiten und bei Kontakt mit kontaminiertem Material verwenden. Schutzkleidung ist im Patientenzimmer zu verwerfen. Patientennahe Gegenstände Pflegeutensilien, Medizinprodukte im Patientenzimmer belassen. Aufbereitung mit entsprechend wirksamen Desinfektionsmitteln oder thermisch Wäsche Schmutzwäsche im Patientenzimmer in den Wäschesack abwerfen, bei Durchfeuchtung einen Plastikübersack verwenden
23 Persönliche Schutzausrüstung
24 Persönliche Schutzausrüstung
25 Hygienemaßnahmen Geschirr keine besonderen Maßnahmen, übliche Geschirraufbereitung Abfälle Sammlung im Patientenzimmer, üblicher Abtransport und Entsorgung Schlussdesinfektion übliche Maßnahmen mit entsprechend wirksamen Desinfektionsmitteln Angehörige, Besucher, Stationsfremde MitarbeiterInnen Anmeldung im Stützpunkt, Unterweisung bzgl. Händedesinfektion und Schutzkleidung. Besuchsverbot bei Akutpatienten (d.h. bei noch bestehendem Durchfall oder Erbrechen)? Nicht mehrere Besucher gleichzeitig?
26 Hygieneplan
27 Hygienemaßnahmen Flächendesinfektion und Reinigung Dreimal tägliche Wischdesinfektion aller patientennahen Flächen, aller Flächen mit Handkontakt (Türklinken, Lichtschalter, Klingeln, Handläufe usw.) sowie der Sanitärräume Sorgfältige Reinigung des Fußbodens. Falls Fußboden oder andere Flächen sichtbar verunreinigt, sofortige gezielte Wischdesinfektion durchführen, um eine Weiterverbreitung zu verhindern
28 Akute infektiöse Gastroenteritis mit Verdacht auf Norovirus-Infektion Hygieneplan
29 Patientennahe Umgebung ansonsten sind die Noroviren im Krankenhaus kein Thema mehr
30 Toilettenhygiene Beim Spülvorgang der Toilette können kontaminierte Aerosole entstehen, die zu einer Weiterverbreitung von Krankheitserregern führen, deshalb Toilettendeckel schließen. blob=publicationfile
31 Personal und Diarrhö Empfohlene Maßnahmen zum Schutz vor/ bei Norovirus-Ausbrüchen in Krankenhäusern erkranktes Personal bis 48 h nach Auftreten der letzten Symptome freistellen. (für weitere 7-14d sorgfältige Sanitär-und Händehygiene) Personal, das in betroffenen Bereichen gearbeitet hat, frühestens 48 h nach Ende der letzten Schicht in anderen Bereichen einsetzen
32 Hygieneplan
33 Ist erkranktes Personal ein Problem?
34 Zusammenfassung Die wichtigsten virologischen Gastroenteritis-Erreger sind in absteigender Bedeutung: Noroviren, Rotaviren, Adenoviren, Astroviren Charakteristika der Noroviren sind: hohe Stabilität, geringe effektive Infektionsdosis Übertragung Mensch zu Mensch kontaminierte Gegenstände Aerosole Nahrungsmittel
35 Zusammenfassung Im Krankenhauskontext treten weit über Gastroenteritiden jährlich in Deutschland auf (CDAD ?) Sie haben einen hohen Morbiditätsimpact Noroviren, Rotaviren (und Adenoviren) führen häufig zu nosokomialen Ausbrüchen Sowohl für die spezifische Therapie als auch für krankenhaushygienische Präventionsmaßnahmen ist eine gute Erregerdiagnostik im Stuhl wichtig
36 Zusammenfassung Hygienemaßnahmen sollten Erreger-adaptiert angewendet werden Häufig ist der Erreger zum Zeitpunkt/Beginn der Symptomatik noch nicht bekannt bzw. wird keine Erregerdiagnostik angestrebt In diesen Fällen ist ein symptomorientiertes Vorgehen nach den Grundlagen der Basishygiene anzustreben
37 Praktischer Umgang Patienten mit Diarrhöen Bei Verdacht, auf eine infektiöse Gastroenteritis, ist eine Einzelzimmerisolierung notwendig Auf jedem Fall feste Zuordnung von Toiletten/Nachtstühlen bei symptomatischen Patienten. Bei Durchfall und/oder Erbrechen ist der großzügiger Einsatz von Handschuhen/ Kittel/Schürze/Mund-Nasen-Schutz bei Patientenkontakt zwingend notwendig. Die Krankenhaushygiene ist umgehend bei gehäuftem Auftreten von Durchfallerkrankungen zu Informieren
38 Praktischer Umgang Patienten mit Diarrhöen Im Ausbruchsfall ist die schnelle Identifizierung von betroffenen Mitarbeitern, um das Ausbruchsgeschehen zu unterbrechen In Ausbruchsituationen sind Patienten-, Personal- sowie Besucherbewegungen einzuschränken. (z.b. keine Springer auf der betroffenen Station, zugeordnetes Reinigungspersonal) Die Frequenz der laufenden (täglichen) Flächendesinfektion mit einem Flächendesinfektionsmittel mit nachgewiesener Wirksamkeit gegen unbehüllte Viren ist zu erhöhen
39 Praktischer Umgang Patienten mit Diarrhöen Kontaktpersonen (Angehörige, Besucher) sollten auf das Übertragungsrisiko hingewiesen und in die korrekte Händedesinfektion eingeführt werden. Alle Pflegeartikel, Medizinprodukte und diagnostische Geräte (Stethoskop, Thermometer etc.) sind patientenbezogen einzusetzen oder nach Gebrauch zu desinfizieren Die Dauer der Isolierungsmaßnahmen sollte bis 2 Tage nach Beendigung der Symptomatik fortbestehen
40 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. med. Torsten Kessler Kontaktdaten: REGIOMED-KLINIKEN GmbH REGIOMED-Hygieneinstitut Neustadter Str Sonneberg Telefon
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