Zum Ethos des VOEinführung in das wissenschaftliche Arbeiten für das Lehramt PP WS 2011/12
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- Ralf Hofmeister
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1 Zum Ethos des wissenschaftlichen Arbeitens VOEinführung in das wissenschaftliche Arbeiten für das Lehramt PP WS 2011/12
2 Was ist wissenschaftliches Ethos? Wissenschaftliches Ethos: die eingebürgerte gute wissenschaftliche Praxis Vgl. dazu Studienpräses der Universität Wien: Sicherung der guten wissenschaftlichen Praxis, ). Möglicher Ausdruck in Maximen(= subjektive, handlungsleitende Grundsätze) 2
3 Ecos Geschichte des Abbé Vallet Ein Licht ging mir auf. Ich hatte den Schlüssel gefunden. Gegeben hatte ihn mir der arme Abbé Vallet. [...] Das nenne ich wissenschaftliche Bescheidenheit. Man kann von jedem etwas lernen. [...] Ich aber habe von diesem Ereignis gelernt, daß man grundsätzlich keine Quelle verachten darf, wenn man wissenschaftlich arbeiten will. (Eco 2007, 181f.; Hervorheb. P.G.) Maxime: Sei respektvoll! (insbes. im Umgang mit Sekundärquellen) Aber auch: Bleibe misstrauisch! 3
4 Ecos Geschichte des Abbé Vallet(Fortsetzung) Der Abbé Vallet hatte nie den Gedanken geäußert, den ich ihm zugeschrieben hatte [...] Es hatte sich so zugetragen, daß ich beim Lesen von Vallet (der von anderem sprach) und auf irgend eine mysteriöse Weise angeregt von dem, was er sagte, jene Idee gehabt hatte und so auf den Text, in dem ich Unterstreichungen vornahm, fixiert war, daß ich die Idee dem Vallet zuschrieb. [...] Ich habe nochmals darüber nachgedacht und festgestellt, daß ich im Verlaufe meiner Auseinandersetzung mit der Literatur oft Gedanken anderen zugeschrieben hatte, zu deren Suche jene mich angeregt hatten; und in vielen anderen Fällen war ich der Meinung, ein bestimmter Gedanke stamme von mir, während ich doch beim Nachsehen in einem Buch, das ich viele Jahre vorher gelesen hatte, feststellte, daß der Gedanke, oder jedenfalls sein Kern, von einem anderen Autor stammte. Eine (nicht bestehende) Schuld, die ich dem Vallet gegenüber zu haben glaubte, machte mir klar, wie viele Schulden ich zu bezahlen versäumt hatte... (Eco 2007,XIf.) Bleibe dankbar! Bezahle deine Schulden! (Zitieren als Schulden bezahlen ) 4
5 Weitere Maximen Sei konsequent!(insbesondere beim Bibliographieren und Zitieren) Sei redlich und transparent! Stilistisch: Sag, was du tust! Denk an den Leser (Leserperspektive)! Das Ziel des Schreibens ist es aber nicht, die Leserin zu beeindrucken oder dem Leser etwas vorzuspielen. 5
6 Was ist ein Plagiat? Plagiat: Verstoß gegen wissenschaftliches Ethos durch die Verwendung fremder Werke in eigenen Werken ohne Angabe der Quelle Aufdeckung eines Plagiats führt zu universitätsrechtlichen Sanktionen: bei grober Fahrlässigkeit und Erschleichungsabsicht (keine Verjährung!) 6
7 Arten von Plagiaten Ghostwriting Vollplagiat Plagiatsfragment (Zitat ohne Kennzeichnung und Beleg) Übersetzungsplagiat Selbstplagiat Nicht nur Wortlautplagiate, sondern auch Ideenplagiateverstoßen gegen wissenschaftliches Ethos! 7
8 Arten von Plagiaten Ghostwriting Vollplagiat Plagiatsfragment (Zitat ohne Kennzeichnung und Beleg) Übersetzungsplagiat Selbstplagiat Nicht nur Wortlautplagiate, sondern auch Ideenplagiateverstoßen gegen wissenschaftliches Ethos! 8
9 Spezielle Typen von Plagiatsfragmenten Plagiatsfälle sind eine gute Gelegenheit, sich mit den Tücken des Zitierensund der fließenden Grenzezwischen (grob fahrlässigen) Plagiatsvergehen und (unvermeidlicher) Intertextualität auseinanderzusetzen. Eindeutige Grenzüberschreitungen liegen vor bei: More-Inclusive-Plagiat Kennzeichnungsplagiat einfaches Bauernopfer ferner: Strukturplagiat Plagiatstypen nach: Stefan Weber, Gutachten zur Dissertation von Johannes Hahn ; ), zum Strukturplagiat (mit einem schönen Beispiel) siehe z.b. (Zugriff ). 9
10 Beispiele für Plagiatsfragmente aus der Dissertation Hahn 1. More-Inclusive-Plagiat : Auf ein korrektes Zitat mit Quellenangabe folgt ein weiteres ungekennzeichnetes und unbelegtes Abschreiben aus derselben Originalquelle. Beim Leser entsteht in allen Fällen der Eindruck, es spreche nun wieder der Autor (Weber, Gutachten, 12). Beispiel: Weber, Gutachten, 9. 10
11 11
12 Zum Vergleich ein Screenshot aus der Originalquelle: Eisfeld, Dieter: Stadt der Zukunft. Eine neue Stadtverfassung für das 21. Jahrhundert. Stuttgart: DVA 1981, 22f: 12
13 Beispiele für Plagiatsfragmente aus der Dissertation Hahn 2. Kennzeichnungsplagiat : wörtliche Übernahme einer Textpassage ohne Kennzeichnungdes direkten Zitats(durch Anführungszeichen), sondern alleinmit einem Fußnoten-Beleg am Ende des Absatzes. [...] dadurch wird in allen Fällen unklar, auf welche Texte genau sich der (Literatur-)Beleg bezieht (Weber, Gutachten, 12) 13
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15 Beispiele für Plagiatsfragmente aus der Dissertation Hahn 3. Einfaches Bauernopfer : Literaturbeleg findet sich mitten inder übernommenen Textpassage. Es wurde gleichsam nur ein Teil belegt (oder gekennzeichnet), eben ein Bauernopfer. (Weber, Gutachten, 13) 15
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18 Prüfungsvorbereitung Themen/Fragen zur Vorbereitung und Orientierung für den Abschlusstest
19 Verständnis und Erläuterung folgender Unterscheidungen Selbständige Publikation unselbständige Publikation (welche Folgen hat diese Unterscheidung für die bibliographische Notation?) Literaturverzeichnis Bibliographie Primärliteratur Sekundärliteratur Monographie Sammelband Zeitschrift Direktes Zitat indirektes Zitat 19
20 Bibliographieren Erstellen von bibliographisch korrekten und einheitlichen Angaben. Einige Aspekte: Bibliographieren von Zeitschriften (im Unterschied zu Sammelbänden) Bibliographieren eines Aufsatzes, der in einer Aufsatzsammlung desselben Verfassers erschienen ist Bibliographischer Umgang mit Internetbeiträgen Bibliographischer Umgang mit mehreren VerfasserInnen eines Werkes 20
21 Zitieren Praktische Kenntnis der verschiedenen Belegsysteme: Fußnotensystem, Harvard- Notation, Siglen Kenntnis der besonderen inneren Zitierweise bei klassischen Werken Gründe für die Verwendung von Zitaten: richtiger Umgang mit Zitaten beim Schreiben 21
22 Beispiele für mögliche Fragen I Welche Werke kommen in ein Literaturverzeichnis? Welche Werke finden Sie im Online- Bibliothekskatalog? Wo und wie suchen Sie die anderen Werke? Was sind die Mindestanforderungen an wissenschaftliches Arbeiten? Nennen Sie die wesentlichen Elemente, durch die eine schriftliche Arbeit aufgebaut ist! 22
23 Beispiele für mögliche Fragen II Wie gehen Sie bei der Literatursuche vor, wenn Sie eine Seminararbeit zu schreiben haben? Was ist die Funktion von Konzepten im geisteswissenschaftlichen Arbeitsprozess? 23
24 Zuletzt noch ein paar Übungsbeispiele... Erstellen Sie eine korrekte bibliographische Angabe aus folgenden Informationen: Die Philosophen Annemarie Gethmann-Siefert und Otto Pöggeler haben 1988 einen Sammelband mit dem Titel Heidegger und die praktische Philosophie publiziert. Er erschien als Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft 694 bei Suhrkamp in Frankfurt am Main. 24
25 Lösung : Gethmann-Siefert, Annemarie / Pöggeler, Otto (Hg.): Heidegger und die praktische Philosophie. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1988 (= stw694). 25
26 Übungsbeispiel II Erstellen Sie eine korrekte bibliographische Angabe aus folgenden Informationen: Grundlinien der Vernunftkritik / hrsg. von Christoph Jamme Aufl..-Frankfurt am Main : Suhrkamp, S kart. : ca. DM (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft ; 1324 ) 26
27 Lösung : Jamme, Christoph (Hg.): Grundlinien der Vernunftkritik. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1997 (= stw1324). 27
28 Übungsbeispiel III Erstellen Sie eine korrekte bibliographische Angabe aus folgenden Informationen: Martin Heidegger hat in Unterwegs zur Sprache ein Werk, das im Rahmen der Gesamtausgabe 1985 als Band 12 erschien ist einen 30 Seiten umfassenden Aufsatz mit dem Titel Der Weg zur Sprache verfasst. Den Band hat Friedrich Wilhelm von Herrmann im Klostermann-Verlag (Frankfurt am Main) im Jahr 1985 herausgegeben. Der Aufsatz findet sich auf den Seiten 227 bis
29 Lösung : Heidegger, Martin: Der Weg zur Sprache, in: Ders.: Unterwegs zur Sprache. Hg. v. Friedrich Wilhelm von Herrmann. Frankfurt am Main: Klostermann 1985 (= GA 12),
30 Übungsbeispiel IV Erstellen Sie eine korrekte bibliographische Angabe aus folgenden Informationen: Ivo De Gennaro hat 2000 in der Zeitschrift Heidegger Studies (erscheint bei Duncker & Humblot in Berlin) einen Artikel über Heidegger und die Griechen veröffentlicht. Der Artikel findet sich in der Nr. 16 auf den Seiten 87 bis
31 Lösung : De Gennaro, Ivo: Heidegger und die Griechen, in: Heidegger Studies 16 (2000),
32 Gute Vorbereitung und viel Erfolg! 32
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