Warum Datenanalyse im Mittelstand?

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1 Warum Datenanalyse im Mittelstand? Bei Betrachtung der aktuellen Kenndaten wird augenscheinlich klar, dass dem deutschen Mittel-stand eine entscheidende Rolle im Konstrukt der deutschen Wirtschaft obliegt. So lassen sich 99% aller deutschen Unternehmer als kleine oder mittlere Unternehmer (KMU) identifizieren, welche mehr als 60% aller Arbeitsplätze stellen. Nicht zuletzt dieser Tatsache verdankt der Mittelstand den Umstand, dass er als Rückgrat der deutschen Wirtschaft oder als fester Anker im Globalisierungsprozess betitelt wird, was sich auch zunehmend durch die stärkere Betrachtung in der wissenschaftlichen Forschung manifestiert. Neben diesen grundsätzlichen Aspekten gibt es im Mittelstand noch zwei weitere wichtige Kernpunkte und zwar einerseits die Globalisierung und andererseits der Generationswechsel in der Führung. Die Globalisierung schreitet mit großen Schritten voran bis hin zur Gründung von Vertriebs- und Produktionsgesellschaften weltweit. Dies erfordert ein massives Umdenken in den Unternehmen. Michael Risch, Unternehmensberater, hat sich in dem Artikel Warum Unternehmen nicht alt werden (dürfen), erschienen am im unter anderem mit dem Generationswechsel beschäftigt. Er kommt zu folgender Kernaussage: Permanente Seite 1

2 Weiterentwicklung ist das neue Leitparadigma für Unternehmen. Das gilt auch für diejenigen, die ein hohes Alter auf dem Buckel haben und in der Vergangenheit erfolgreich waren. Seine Kernaussage begründet er wie folgt: Der Generationswechsel ist damit eine Schicksalsfrage für den deutschen Mittelstand. Rund mittelständische Unternehmen suchen bis 2017 einen Nachfolger, wie die Förderbank KfW in einer weiteren Studie ermittelte. Danach planen in diesem Zeitraum die Chefs von zirka vier Millionen Beschäftigten die Übergabe oder den Verkauf an einen Nachfolger. Das wäre jeder sechste Mittelständler in Deutschland und betreffen rund zehn Prozent aller sozialversicherungs-pflichtiger Arbeitsplätze. Dr. Eberhard von Kuenheim, von 1970 bis 1993 Vorstandsvorsitzender der BMW AG definierte die Nachhaltigkeit unseres Handels wie folgt: "Das Prinzip der Nachhaltigkeit unseres Handelns verstehe ich so: Uns sind unsere Ämter auf Zeit, gleichsam als Lehen verliehen. Wir haben die Pflicht, das Lehen zu pflegen und zu mehren: ganz so, als würden wir bis weit nach den Zeiten unserer Zuständigkeit dafür einstehen dürfen oder auch müssen." Folgt man diesem Gedanken, so spielt es keine Rolle ob wir uns über ein DAX- Unternehmen oder über ein innovatives und leistungsstarkes Familienunternehmen unterhalten. Gleichfalls ohne Bedeutung ist wer die Verantwortung für das Seite 2

3 Unternehmen innehat. Dies kann ein angestellter Manager sein oder der bzw. die Gesellschafter und damit die Eigentümer. Die Komplexität der Geschäftsprozesse, die Menge der Datenbestände und auch die Geschwindigkeit der unternehmerischen Entscheidungen erlauben den Verantwortlichen keine umfassenden Informationen über die Detailprozesse, keine Möglichkeit der Einzelfallprüfung bis in die Tiefen der Daten und lässt keine langatmigen Entscheidungsprozesse zu. Im Gegenteil, die Prozesse müssen transparent sein, die Datenmengen müssen systematisch aufbereitet werden und die Entscheidungen müssen sich aus den Daten schnell ableiten lassen. Als Fazit komme ich zu dem Ergebnis, das mit herkömmlichen Mitteln wie z.b. Erfahrung der Geschäftsführer, Wissen über den Markt, allgemeine Kennzahlen des Rechnungswesens und dem Hinweis ich habe mein Unternehmen im Kopf ein mittelständischer Konzern nicht mehr geführt werden kann. Zur Stabilisierung der notwendigen Entscheidungen und zur Nachhaltigkeit der Unternehmensstrategien sind der Einsatz von Datenanalysen und die Etablierung einer Auswertungsstelle für die Geschäftsführung zwingend notwendig und unerlässlich. Insbesondere durch die stetig wachsende Umsatzgröße und die damit auch verbundene Globalisierung obliegt der Unternehmensführung auch die Verpflichtung, im Rahmen des Risikomanagements vermeidbare Risiken und Schäden zu erkennen und vom Unternehmen abzuwenden. Gleichzeitig müssen schnelle und strategisch bedeutsame Entscheidungen getroffen werden, da-mit die notwendigen organisatorischen sowie technischen Maßnahmen eingeleitet werden können. Zu Seite 3

4 diesen Risiken zählt auch die Wirtschaftskriminalität welche zu einem hohen Schadenpotential führen kann. Der Mittelstand kann und darf hiervor die Augen nicht verschließen. Das Thema Datenanalyse oder Big Data beschäftigt die Fachpresse, Hochschulen, Studiengruppen, Verbände und Wirtschaftsprüfer/Beratungsunternehmen seit mehr als 10 Jahren. Selbst in den Konzernen wurde diese Problematik bisher auch nur teilweise aufgenommen und grundsätzlich noch nicht mit dem nötigen Nachdruck bearbeitet. Die Gründe der zum Teil halbherzigen Behandlung sind unterschiedlich und reichen von Zweifel an dem Nutzen bis hin zur Kommentierung unnötige Kosten. Für die Halbherzigkeit im Zusammenhang mit der Datenanalyse lassen sich folgende Gründe erkennen: Kein wirtschaftlicher Druck Generationsfrage Kein Handlungsbedarf, läuft alles gut Kann sich die nächste Generation mit beschäftigen Kein Personal aufbauen Ist gesetzlich nicht vorgeschrieben Andererseits ist jedoch auch darauf zu achten, dass die Einführung einer qualifizierten und aussagefähigen Datenanalyse immer auf die Verhältnisse und die Größe des Unternehmens ausgerichtet sein muss. Aufwand und Nutzen sollten immer Seite 4

5 ausgewogen sein. Im Klartext bedeutet dies, dass eine Analyse zwar inhaltlich standardisiert werden kann aber in der Ausgestaltung immer individuell auf das Unternehmen abgestimmt sein muss. In diesem Zusammenhang ist es vollkommen unbedeutend, wie ich eine derartige Funktion im Unternehmen bezeichne. Entscheidend ist nur das es sie gibt und unmittelbar an die Geschäftsleitung berichtet. Das Gleichgewicht herzustellen ist die Kunst der Einführung einer Datenanalyse im Mittelstand. Zum Schluss möchte ich nochmals auf die Gedanken von Eberhard von Kuenheim zurückkommen. Nimmt man seine Definition ernst, so endet unsere Verantwortung nicht mit dem Ausscheiden aus der Verantwortung. Dies bedeutet, dass die scheidende Führungsgeneration bereits mit der Implementierung von Datenanalysen beginnen sollte um somit die Nachhaltigkeit zu dokumentieren. Wenn Sie Fragen oder Anmerkungen zu diesem Thema haben, würden wir uns über Ihr Feedback sehr freuen. Sie finden die Kontaktdaten auf der Internetpräsenz der dab:mittelstand GmbH oder direkt unter Deggendorf 28. April 2016 Günter Müller Geschäftsführer dab: Mittelstand GmbH Seite 5