Voltigieren. mit geistig behinderten Personen

Transkript

1 Voltigieren mit geistig behinderten Personen 1

2 Voltigieren mit fünf geistig behinderten Personen aus dem Antoniusheim Fulda als ständige wöchentliche Einrichtung Das Training wird mit fünf geistig behinderten Personen aus dem Antoniusheim seit Anfang 2009 ein Mal wöchentlich eine Stunde durchgeführt. Im Einzelnen sind dies Alexander (21 Jahre), Marcel (21 Jahre), Jenny (23 Jahre), Melanie (31 Jahre) und Gundi (35 Jahre). Sie trainieren sowohl für den Gruppenwettbewerb als auch für den Einzelwettbewerb und möchten bei den Special Olympics in Bremen 2010 an den Start gehen. Bereits 2006 haben die Voltigierer erfolgreich an den Special Olympics in Berlin teilgenommen. Seitdem sind Matthias, Markus und Sabrina aus beruflichen Gründen ausgeschieden. Gundi ist erst im Juli 2009 neu in die Gruppe dazu gekommen. Wie auf "normalen Turnieren" müssen auch bei den Special Olympics in beiden Prüfungen Pflicht- und Kürübungen gezeigt werden. Die Pflichtübungen müssen in einer leicht abgespeckten Version geturnt werden. Die Kürübungen sind sowohl im Einzel- als auch im Gruppenvoltigieren frei wählbar und können in beliebiger Reihenfolge gezeigt werden. Bei der Gruppenkür dürfen maximal drei Voltigierer gleichzeitig auf dem Pferd sein und jeder der höchstens sechs Gruppenteilnehmer muss an der Kür beteiligt sein. Sowohl bei der Einzel- als auch bei der Gruppenkür ist ein Zeitlimit vorgegeben. Im Einzelvoltigieren darf die Kür zwei Minuten dauern; im Gruppenvoltigieren bei drei Teilnehmern drei Minuten, für jeden weiteren Teilnehmer kommt eine Minute hinzu. Es gibt verschiedene Prüfungen: Pflicht und Kür können im Gallopp oder im Schritt geturnt warden. Des Weiteren gibt es ein kombinierte Prüfung, bei der die Pflicht im Galopp und die Kür im Schritt gezeigt wird, sowie eine Prüfung, in der die Teilnehmer das Tempo für Pflicht und Kür frei wählen können es darf also, anders als im normalen Voltigieren, auch im Trab geturnt werden. Neben den wöchentlichen Trainingsstunden und der Teilnahme an den Special Olympics finden auch gemeinsame Veranstaltungen mit den normalen Voltigierern statt. Beispielsweise fand 2006 nach der Rückkehr aus Berlin ein Zeltlager auf dem Gelände des Reitvereins statt, bei dem gegrillt, gesungen und viel gelacht wurde. 2

3 1. Ziele: Als Ziele für die behinderten Teilnehmer wird folgendes angestrebt: - Soziale Integration in eine neue, feste Gruppe außerhalb der Behinderteneinrichtung, - Entwicklung gegeseitiger Akzeptanz in der Auseinandersetzung mit nichtbehinderten Jugendlichen und jüngeren Erwachsenen, - Entwicklung einer realistischen Selbsteinschätzung im sportlichen und sozialen Verhalten. - bei den Teilnehmern die koordinativen Fähigkeiten d. h. die Gleichgewichtsfähigkeit, die Kopplungsfähigkeit, die Orientierungsfähigkeit, die Reaktionsfähigkeit, die Differenzierungsfähigkeit, die Rhythmisierungsfähigkeit, die Umstellungsfähigkeit und die Kraft und Beweglichkeit zu verbessern. Ebenso ist ein Ziel, durch die angestrebte Teilnahme an den Special Olympics 2010 in Bremen das Selbstwertgefühl zu steigern. 2. Die Pflichtübungen Die Pflichtübungen sind folgende Einzelübungen: Aufsprung, freier Grundsitz, Fahne, Mühle, Schere und die Wende und werden aneinandergereiht auf dem Pferd geturnt. Wobei die Schere wahlweise auch als halbe Mühle zurück geturnt werden darf. 3. Übungen zur Schulung der koordinativen Fähigkeiten a) Für das Gleichgewicht üben wir z.b. folgende Übungen: - balancieren über Seile, die in verschiedenen Formen gelegt sind, über Stangen balancieren. - zwei Personen auf einer Stange aufeinander zu balancieren und einen Gegenstand tauschen und wieder zurückgehen - stehend auf einer Stange ein Tuch hochwerfen und wieder auffangen - wie ein Storch durchs Wasser stelzen und auf ein Zeichen auf einem Bein stehenbleiben - Standwaage, Fahne auf dem Boden - mit einem Sandsäckchen auf dem Kopf bestimmte Übungen ausführen ohne dass es herunterfällt z. B. über Hindernisse steigen 3

4 b) Für die Reaktionsfähigkeit sind unter anderem folgende Übungen möglich: - Schattenlauf - auf ein bestimmtes Zeichen (akustisch, optisch oder taktil) reagieren und eine bestimmte Übung ausführen, Spiel: Feuer, Wasser, Blitz - Nummernwettläufe - Spiel : Komm mit - Lauf weg c) Für die Kopplungsfähigkeit üben wir: - mehrere vorher besprochene Übungen hintereinander zu turnen - aus einer bestimmten Position in eine andere kommen d) Die Rhythmisierungsfähigkeit trainieren wir z.b. mit: - verschiedene Klatschspiele - im Gleichschritt laufen nach Musik - dem Anlaufen und das Aufnehmen der verschiedenen Gangarten des Pferdes (Schritt, Trab oder Galopp; Gleichschritt mit dem Pferd) e) Die Differenzierungsfähigkeit schulen wir mit folgenden Übungen: - mit unterschiedlichen Bällen arbeiten, (Softball, Gymnastikball, Tennisball) - mit Tüchern und Bällen Fangübungen machen - mit unterschiedlichen Bällen in ein bestimmtes Ziel werfen f) Für die Orientierungsfähigkeit üben wir: - verschiedene Schwungübungen mit den Armen: nach vorne, hinten oder wie eine Windmühle - verschiedene Rollen auf dem Boden oder dem Holzpferd - mit geschlossenen Augen Übungen machen - mit geschlossenen Augen die Arm- oder Handhaltung des Anderen ertasten und nachmachen g) Übungen zur Verbesserung der Körperspannung und Kräftigung : - Liegestütz - Hockwende am Cavaletti - Situps - Handstand - Unterarmstütz - Kniebeugen - Strecksprung aus der Hocke - Seilspringen usw. 4

5 4. Übungen zur Verbesserung der Beweglichkeit - Dehnung der inneren Oberschenkelmuskulatur - Dehnung der Oberschenkelmuskulatur - Dehnung der Wadenmuskulatur - Dehnung der Arme usw. die Übungen ca Sekunden halten und 3x wiederholen Marcel nach seinem Sieg im Einzelvoltigieren bei den Special Olympics 2006 in Berlin 5

6 Gemeinsames Lagerfeuer der Vereinsvoltigierer und der Voltigierer des Antoniusheims Fulda (2006) Jenny, Markus und Melanie beim gemeinsamen Grillen (2006) 6

7 Melanie, Stefanie Wierzgon, Markus, Birgit Rothe, Jenny und Matthias nach der Siegerehrung der Special Olympics 2006 Melanie, Markus und Jenny am Lagerfeuer (2006) 7

8 Jenny und Markus auf Iwan beim Training in Schlitz (2006) 8

9 Markus im Grundsitz auf Emily (2006) 9

10 Jenny und Markus beim Training auf dem Bock (2006) Trainerin: Verein: Stefanie Wierzgon Am Stierberg 4, Schlitz RuFV Schlitz und Schlitzerland Am Damenweg/ Postfach 264, Schlitz Mitglied des Voltigierzirkels: Katrin Habel Graf-Otto-Hartmann-Str.8, Schlitz