Artenschutzprüfung (ASP 1) Bebauungsplan K15. Alter Ostwall. Bocholt

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1 Artenschutzprüfung (ASP 1) Bebauungsplan K15 Alter Ostwall Bocholt Auftraggeber: Architekturbüro Dipl.-Ing. Heinz Fischer Alfred-Flender-Str Bocholt Bearbeitet durch: Graevendal GbR Moelscherweg Goch Tel / Fax: / info@graevendal.de Planungsbüro STERNA Eickestall Kranenburg-Nütterden Verfasser: Hans Steinhäuser (Dipl. Biogeograph) Stefan Sudmann (Dipl. Biologe) Goch, den

2 Inhaltsverzeichnis 1. Hintergrund 3 2. Rechtliche Grundlagen 3 3. Grunddaten 4 4. Wirkfaktoren 5 Baubedingt 5 Anlagebedingt 5 Betriebsbedingt 6 5. Ortstermin 6 6. Artenschutzrechtliche Bewertung und Maßnahmen 6 Vögel 6 Fledermäuse 6 7. Fazit 6 Anhang 8 1. Plangebiet B-Plan K Protokoll einer Artenschutzprüfung Stufe 1 zum Bebauungsplan K Datenrecherche Fundortkataster 9 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Übersicht über das Plangebiet 3 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Ergebnis der Datenabfrage im Fachinformationssystem des Landes NRW 4 Tabelle 2: Für den Kreis Borken nachgewiesene Fledermausarten (Nabu 2010) 5 2

3 1. Hintergrund Die Stadt Bocholt plant die Änderung des Bebauungsplans K 15 (s. Anhang 1). Ziel ist die Neubebauung bzw. Nutzungsänderung der Grundstücke. Das Plangebiet wird nach Norden hin durch die Straße Schonenberg, nach Osten durch Ostwall und nach Westen durch Ostmauer begrenzt. Das südliche Plangebiet umfasst einen kleinen Teil der Osterstraße (s. Abbildung 1). Abbildung 1: Übersicht über das Plangebiet 2. Rechtliche Grundlagen Im Rahmen von Planungsverfahren sowie bei der Zulassung von Vorhaben ist, als Folge der Regelungen des 44 Abs. 1 BNatSchG zusammen mit den 44 Abs. 5, 6 und 45 Abs. 7 BNatSchG die Durchführung einer ASP notwendig. Geprüft wird dabei die Betroffenheit von europäisch geschützten Arten des Anhangs IV der FFH-Richtlinie und von europäischen Vogelarten. Hierbei ist die Möglichkeit eines Verstoßes gegen 44 Abs. 1 BNatSchG zu prüfen. Es ist verboten 1. wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, 2. wild lebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser- Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich zu stören; eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert, 3. Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, 3

4 4. wild lebende Pflanzen der besonders geschützten Arten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören. Das LANUV hat für NRW eine naturschutzfachlich begründete Auswahl von planungsrelevanten Arten festgelegt, die im Rahmen einer Art-für-Art-Betrachtung (ASP Stufe 2) zu bearbeiten sind. Besteht ausnahmsweise die Möglichkeit, dass die artenschutzrechtlichen Verbote auch bei nicht planungsrelevanten Arten ausgelöst werden, ist es nach der VV Artenschutz geboten, auch für diese eine Art-für-Art-Betrachtung durchzuführen (Verwaltungsvorschrift zur Anwendung der nationalen Vorschriften zur Umsetzung der Richtlinien 92/43/EWG (FFH-RL) und 2009/147/EG (V-RL) zum Artenschutz bei Planungs- oder Zulassungsverfahren (VV-Artenschutz) in der Fassung vom ). Eine Artenschutzprüfung ist in drei Stufen unterteilt: Stufe 1 (Vorprüfung): Es wird in einer überschlägigen Prognose geklärt, ob und ggf. bei welchen Arten artenschutzrechtliche Konflikte auftreten können. Wenn artenschutzrechtliche Konflikte möglich sind, so ist für die betreffenden Arten eine vertiefende Art-für-Art-Betrachtung durchzuführen. Stufe 2 (vertiefende Art-für-Art-Prüfung): In dieser Stufe erfolgt eine Prüfung der Verbotstatbestände nach 44 BNatSchG für alle europäisch geschützten Arten welchen potentiell durch das Vorhaben betroffen sein können. Es werden Vermeidungsmaßnahmen inklusive vorgezogener Ausgleichsmaßnahmen und ggf. ein Risikomanagement konzipiert. Stufe 3 (Ausnahmeverfahren): Sollte auch unter Berücksichtigung der Vermeidungs- und Ausgleichsmaßnahmen ein Eintreten von Verbotstatbeständen vorliegen, so muss geprüft werden, ob die drei Ausnahmevoraussetzungen (zwingende Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses; Alternativlosigkeit des Vorhabens, des Standortes und/oder der Art der Umsetzung; Erhaltungszustand der betroffenen Populationen) vorliegen und insofern eine Ausnahme von den Verboten zugelassen werden kann. 3. Grunddaten Eine Auswertung der Internet-basierten Fachinformationssysteme für Nordrhein-Westfalen ( für den TK25-Quadranten erbrachte für den Lebensraumtyp Gebäude das in Tab. 1 angegebene Artenspektrum von vier Fledermausarten, sieben Vogelarten und zwei Reptilienarten, die potenziell Gebäude besiedeln. Ein Vorkommen der beiden Reptilienarten kann für das Plangebiet mangels Habitaten ausgeschlossen werden. Tabelle 1: Ergebnis der Datenabfrage im Fachinformationssystem des Landes NRW ( Abfrage am ) für den TK25-Quadranten für den Lebensraumtyp Gebäude. Ehz = Erhaltungszustand in NRW für die Atlantische Region: G = günstig, U = unzureichend, - = Bestand abnehmend XX = Hauptvorkommen, X = Nebenvorkommen Art Status Ehz Gebäude Säugetiere Braunes Langohr Plecotus auritus Art vorhanden G WS/(WQ) Fransenfledermaus Myotis nattereri Art vorhanden G X/WS/WQ Teichfledermaus Myotis dasycneme Art vorhanden G WS/(WQ) Wasserfledermaus Myotis daubentonii Art vorhanden G (WQ) Vögel Mehlschwalbe Delichon urbica sicher brütend U XX 4

5 Rauchschwalbe Hirundo rustica sicher brütend U XX Schleiereule Tyto alba sicher brütend G X Steinkauz Athene noctua sicher brütend G- X Turmfalke Falco tinnunculus sicher brütend G X Waldkauz Strix aluco sicher brütend G X Wanderfalke Falco peregrinus sicher brütend G XX Reptilien Schlingnatter Coronella austriaca Art vorhanden U X Zauneidechse Lacerta agilis Art vorhanden G (X) Da die Messtischblätter in Bezug auf das Artenspektrum von Fledermäusen in den meisten Fällen unvollständig sind, ist darüber hinaus von Vorkommen weiterer Arten auszugehen. Im Kreis Borken wurden bisher insgesamt 16 Fledermausarten nachgewiesen, die in unterschiedlichem Umfang Gebäude als Wochenstube, Winter- oder Zwischenquartiere nutzen (s. Tabelle 2). Tabelle 2: Für den Kreis Borken nachgewiesene Fledermausarten (Nabu 2010: Abfrage am ). Wissenschaftlicher Name Myotis myotis Myotis daubentonii Myotis dasycneme Myotis mystacinus Myotis brandtii Myotis nattereri Myotis bechsteinii Nyctalus noctula Nyctalus leisleri Eptesicus serotinus Verspertilio murinus Pipistrellus pipistrellus Pipistrellus nathusii Pipistrellus pygmaeus Plecotus auritus Barbastella barbastellus Deutscher Name Großes Mausohr Wasserfledermaus Teichfledermaus Große Bartfledermaus Kleine Bartfledermaus Fransenfledermaus Bechsteinfledermaus Großer Abendsegler Kleiner Abendsegler Breitflügelfledermaus Zweifarbfledermaus Zwergfledermaus Rauhautfledermaus Mückenfledermaus Braunes Langohr Mopsfledermaus Eine Abfrage beim Fundortkataster (FOK) NRW erbrachte keine Ergebnisse (s. Anhang 3). 4. Wirkfaktoren Baubedingt Durch Abbruch- und Rodungsmaßnahmen kann es zur Tötung von Jungvögeln in ihren Nestern und Bruthöhlen sowie von Fledermäusen im Sommer-, Winter- und Zwischenquartier kommen. Anlagebedingt Durch die geplanten Abriss- und Rodungsmaßnahmen kann es zu einem Verlust von Fortpflanzungsund Ruhestätten von nach 44 BNatSchG geschützten Arten kommen (Verlust von Baumhöhlen sowie mehrjähriger Nester). 5

6 Betriebsbedingt Aufgrund der Lage und geplanten Nutzung des Planbereichs sind keine, über die vorherige Nutzung hinausgehenden Auswirkungen zu erwarten. 5. Ortstermin Das Plangebiet (K15) besteht überwiegend aus Reihenhäusern im Bereich Ostmauer, größeren Wohnund Geschäftsgebäuden (u.a. Kunsthaus und Apotheke) sowie Parkplatz- und Verkehrsflächen und einem geringen Anteil an Gartenflächen. Aufgrund der Lebensraumausstattung kann die Prüfung auf die Artengruppen Vögel und Fledermäuse beschränkt werden. Am erfolgte von 11:00 bis 14:00 eine Ortsbesichtigung. 6. Artenschutzrechtliche Bewertung und Maßnahmen Vögel Für die Gebäude im Bereich des Bebauungsplans K15 können Vorkommen von planungsrelevanten Vogelarten wie z.b. Schwalben und Eulen nicht komplett ausgeschlossen werden. Darüber hinaus können weitere Arten wie z.b. Mauersegler und Haussperlinge bei Eingriffen in die Gebäudestruktur betroffen sein. Vor Eingriffen ist daher im Vorfeld eine vorhabenbezogene Prüfung auf das Eintreten möglicher Verbotstatbestände gemäß 44 BNatSchG Abs. 1 durchzuführen. Fledermäuse Die Gebäude im B-Plangebiet K15 weisen eine Vielzahl von, als Fledermausquartier geeigneten, Strukturen auf. Ein möglicher Fledermausbesatz einzelner Gebäude in Form von Winter- und Zwischenquartieren oder auch Wochenstuben ist daher nicht auszuschließen. Bei Eingriffsvorhaben ist daher im Vorfeld zu prüfen, ob Fledermäuse von den entsprechenden Maßnahmen betroffen sein können. Im betreffenden Bereich sind zudem in geringem Umfang Baumhöhlen vorhanden, welche vor einer möglichen Fällung auf Fledermausbesatz zu prüfen sind. 7. Fazit Das Plangebiet (K 15) umfasst eine Vielzahl von Gebäuden, welche Quartierpotential für gebäudebewohnende Fledermausarten bieten. Darüber hinaus können Vorkommen von Schwalben, Eulen und Greifvögeln nicht komplett ausgeschlossen werden. Von den nicht planungsrelevanten Arten können u.a. Vorkommen von Mauersegler und Haussperling ebenfalls nicht komplett ausgeschlossen werden. Vor jedem Eingriff ist daher im Vorfeld eine vertiefende Prüfung der entsprechenden Artengruppen auf ein mögliches Eintreten von Verbotstatbeständen gemäß 44 BNatSchG durchzuführen. Ggf. sind in diesem Zuge weiterführende, projektbezogene Maßnahmen zum Schutz der betroffenen Tierarten zu erarbeiten. 6

7 Dieser Bericht wurde vom Büro Graevendal mit der gebotenen Sorgfalt und Gründlichkeit sowie der Anwendung der allgemeinen und wissenschaftlichen Standards gemäß dem aktuellen Kenntnisstand im Rahmen der allgemeinen Auftragsbedingungen für den Kunden und seine Zwecke erstellt. Das Büro Graevendal übernimmt keine Haftung für die Anwendungen, die über die im Auftrag beschriebene Aufgabenstellung hinausgehen. Das Büro Graevendal übernimmt gegenüber Dritten, die über diesen Bericht oder Teile davon Kenntnis erhalten, keine Haftung. Es können insbesondere von dritten Parteien gegenüber Graevendal keine Verpflichtungen abgeleitet werden. Goch den Hans Steinhäuser (Diplom Biogeograph) 7

8 Anhang 1. Plangebiet B-Plan K15 8

9 2. Protokoll einer Artenschutzprüfung Stufe 1 zum Bebauungsplan K15 Allgemeine Angaben Plan/Vorhaben (Bezeichnung): Bebauungsplan Bocholt K15, 1. Änderung Plan-/Vorhabenträger (Name): Stadt Bocholt Antragstellung (Datum): Oktober 2016 Der Bebauungsplan K15 soll geändert werden. Es sollen in diesem Rahmen Eingriffe in die Gebäudestruktur sowie die Verkehrsflächen ermöglicht werden. Folgende Wirkfaktoren wurden in der ASP berücksichtigt: Potentieller Verlust von Fortpflanzungs- und Ruhestätten von Vogel- und Fledermausarten. Stufe I: Vorprüfung (Artenspektrum/Wirkfaktoren) Ist es möglich, dass bei FFH-Anhang IV-Arten oder europäischen Vogelarten die Verbote des 44 Abs. 1 BNatSchG bei Umsetzung des Plans bzw. Realisierung des Vorhabens ausgelöst werden? Stufe II: Vertiefende Prüfung der Verbotstatbestände (unter Voraussetzung der unter den in den Art-für-Art-Protokollen beschriebenen Maßnahmen und Gründe) Nur wenn Frage in Stufe I ja : Wird der Plan bzw. das Vorhaben gegen Verbote des 44 Abs. 1 BNatSchG verstoßen (ggf. trotz Vermeidungsmaßnahmen inkl. vorgezogener Ausgleichsmaßnahmen oder eines Risikomanagements)? Stufe III: Ausnahmeverfahren Nur wenn Frage in Stufe II ja. entfällt - ja ja nein nein 3. Datenrecherche Fundortkataster In der Umgebung (rotes Rechteck) sind im Fundortkataster NRW keine planungsrelevanten Artvorkommen verzeichnet (Datenabfrage am ). 9