Homilie zur Vesper in Andechs am 23. Mai 2018 Ehrwürdige Bruderschaft! Brüder und Schwestern im Herrn!

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1 Was ER euch sagt, das tut! (Joh 2,5) Homilie zur Vesper in Andechs am 23. Mai 2018 Ehrwürdige Bruderschaft! Brüder und Schwestern im Herrn! Vergangenen Sonntag haben wir das Pfingstfest als Hochfest des Heiligen Geistes gefeiert. Und kommenden Sonntag feiern wir das Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit. Wir wissen, dass gerade unser christlicher Glaube an den dreieinigen und dreifaltigen Gott bei Judentum und Islam auf heftigsten Widerspruch stößt. Das Judentum weist uns auf das Buch Deuteronomium der Thora hin: Höre, Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig (Dtn 6,4). Ein dreipersönlicher Gott als Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist erscheint dem Judentum irrig, ja sogar gotteslästerlich. Dem Judentum ist allerdings entgegenzuhalten, dass wir bereits im Schöpfungsbericht eine Ahnung davon erhalten, dass Gott kein einsamer Jahwe im Himmel ist; denn es heißt dort: Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich. (Gen 1,26). Gott spricht also von sich in der Mehrzahl! Gott gibt sich somit bereits im Schöpfungsbericht als der in sich Gemeinschaft seiende Gott zu erkennen! Für den Propheten Mohammed, der die arabische heidnische Vielgötterei durch einen strengen Ein-Gott-Glauben ersetzte, war das Christentum mit seiner Lehre vom dreifaltigen und dreieinigen Gott ein Rückfall in die heidnische Vielgötterei. Seine Verachtung, ja Verteufelung des Christentums drückt er in mehreren Suren wie folgt aus: Siehe, wer Allah Götter an die Seite stellt, dem hat Allah das Paradies verwehrt, und seine Behausung ist das Feuer. Ungläubig sind fürwahr, die da sprechen: Siehe, Allah ist ein Dritter von Dreien. Es gibt doch keinen Gott außer dem einzigen Gott. Wenn sie von ihrer Behauptung nicht ablassen, dann ereilt die Ungläubigen unter ihnen gewiss schmerzliche Strafe. (Sure 5,72-73)

2 Seite 2 von 5 Wir sehen: Für Mohammed sind wir Christen allesamt Ungläubige und damit Höllenanwärter! Und aus dieser Sicht heraus erklärt sich auch der oft fanatische Hass von Islamisten gegen uns Christen! Dabei weiß Mohammed nicht einmal, dass wir Christen die Dreifaltigkeit als Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist definieren. Vielmehr meint er, wir Christen glaubten an Allah, Jesus und Maria als Dreifaltigkeit. In der Sure 5, 116 heißt es nämlich: Und wenn Allah fragen wird: O Jesus, Sohn der Maria! Hast du zu den Menschen gesprochen: Nehmt mich und meine Mutter als zwei Götter neben Allah an!? dann wird er sagen: Preis sei Dir! Es steht mir nicht zu, etwas zu sagen, das nicht wahr ist. Dem Propheten Mohammed ist entgegenzuhalten, dass selbst im Koran Allah von sich sehr häufig in der Mehrzahl, also im Wir spricht. So heißt es bei der Verkündigung der Geburt Isaaks: Und wahrlich, Unsere Sendboten kamen zu Abraham (Sure 11,69) Denn Wir verkündeten ihr Isaak und Jakob. (Sure 11,71) Was ist schlussendlich aus christlicher Sicht zu den Vorwürfen der Vielgötterei zu sagen? Nun, der christliche Glaube an den dreieinen und dreifaltigen Gott besagt, dass Gott eben kein einsamer Jahwe und kein einsamer Allah im Himmel ist. Gott ist vielmehr ein in sich Gemeinschaft Seiender. Der nunmehr heilig gesprochene Papst Johannes Paul II. drückt dies in seiner Enzyklika Familiaris Consortio wie folgt aus: Gott ist Liebe und lebt in sich selbst ein Geheimnis personaler Liebesgemeinschaft (FC 11). Wir können also sagen: Der in sich Gemeinschaft seiende Gott offenbart sich uns als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Und wir können feststellen, dass sowohl im Judentum als auch im Islam durchaus die Vorstellung vom in sich Gemeinschaft seienden Gott angelegt ist. Eine Verachtung von uns Christen als Vielgötterei treibende Gotteslästerer und Höllenanwärter ist daher völlig grundlos und verbietet sich eigentlich. Wir müssen uns schließlich fragen: Was wäre geschehen, wenn Jesus, der Mensch gewordene Gott, uns nichts über den Heiligen Geist gesagt hätte? Nun, dann wäre unser Gottesbild auf eine bloße Vater-Sohn- Beziehung verengt worden. Gott wäre in unserem Gottesbild eine

3 Seite 3 von 5 ausschließlich zweipersönliche Männergesellschaft, in der das weibliche Element nicht vorkommt. Ausschließlich der Mann wäre dann Abbild dieser göttlichen Männergesellschaft, nicht aber die Frau. Zwangsläufige Folge dieses ausschließlich männlichen Gottesbildes wäre ein unerträglich selbstherrliches Machotum. Nun ist aber nach dem Schöpfungsbericht auch die Frau Abbild Gottes; denn es heißt dort: Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie. (Gen 1,27) Schon deshalb verbietet sich also ein rein männliches Gottesbild. Durch den Heiligen Geist, der der Körperlichkeit enthoben ist und daher keinem Geschlecht zugeordnet werden kann, wird der ausschließlichen Männlichkeit im Gottesbild Einhalt geboten, ja, das Gottesbild insgesamt wird durch die Dreieinheit in eine geistige und damit übergeschlechtliche Ebene gehoben, die unsere Vorstellungskraft allerdings übersteigt. Im ersten der Zehn Gebote heißt es nicht umsonst: Du sollst dir kein Gottesbildnis machen. (Dtn 5,8) Gott ist eben unendlich mehr als eine bloße Vater-Sohn- Beziehung. Der in sich Gemeinschaft seiende Gott darf also keinesfalls als rein männlich gedacht werden. Der Apostel Paulus, der ja die Lehre Jesu niemals gehört hatte, verrät uns im 1. Korintherbrief allerdings seine rein männliche Gottesvorstellung und spricht deshalb auch der Frau die Gottesebenbildlichkeit ab. Er schreibt: Der Mann darf sein Haupt nicht verhüllen, weil er Abbild und Abglanz Gottes ist; die Frau aber ist der Abglanz des Mannes. (1Kor 11,7) Aber auch der Prophet Mohammed stellt sich Allah als rein männlich vor, sodass er dem Mann die Gottesebenbildlichkeit und Gottähnlichkeit zuspricht, der Frau dagegen nicht. Im Koran wird die Gottesebenbildlichkeit des Mannes in mehreren Suren durch die Geste der Niederwerfung der Engel vor Adam auf Befehl Allahs ausgedrückt: Dann sprach Allah zu den Engeln: Werft euch vor Adam nieder! (Suren 7,11; 2,34; 20,116) Vor Eva brauchen sich dagegen die Engel nicht niederzuwerfen, weil sie nach der Vorstellung Mohammeds eben nicht wie Adam Abbild Gottes und gottähnlich ist. Eine Gleichberechtigung der Frau wird es daher im Islam nicht geben.

4 Seite 4 von 5 Wir sehen also: Das jeweilige Gottesbild hat ganz entscheidenden Einfluss auf das jeweilige Menschenbild und insbesondere auf die Stellung der Frau in der Gesellschaft. Wir wissen: Unsere ganze Welt ist auf Gemeinschaft ausgerichtet. Wenn also schon die Schöpfung auf Gemeinschaft aufgebaut und ausgerichtet ist, dann kann auf einen Schöpfer geschlossen werden, der selbst Gemeinschaft ist und unsere Welt als Abbild seiner Gemeinschaft geschaffen hat. Letztlich müssen wir uns aber immer eingestehen: Gott übersteigt unsere menschliche Vorstellungskraft. Er bleibt für uns immer ein unbegreifliches Geheimnis. Er lebt, wie der heilige Papst Johannes Paul II. schrieb, in sich selbst ein Geheimnis personaler Liebesgemeinschaft. Vom Kirchenvater Augustinus gibt es die berühmte tröstliche Legende, dass er am Meeresstrand spazierte und sich den Kopf über das Geheimnis der göttlichen Dreifaltigkeit zerbrach. Da sah er einen Knaben, der ständig zum Meer lief, Wasser mit einer Muschel schöpfte und es in eine kleine Sandgrube goss, wo das Wasser natürlich sofort versickerte. Auf die Frage des heiligen Augustinus, was er da mache, antwortete der Knabe: Eher geht das Meer in die kleine Sandgrube als das Geheimnis der heiligsten Dreifaltigkeit in deinen Verstand. Liebe Brüder und Schwestern im Herrn! Das Pfingstfest als das Hochfest des Heiligen Geistes und das Fest der heiligsten Dreifaltigkeit lassen uns dennoch etwas vom Geheimnis Gottes erahnen, nämlich: Gott ist weder ein einsamer Jahwe noch ein einsamer Allah im Himmel. Er darf weder als rein männlich gedacht werden noch ist er auf eine rein männliche Vater-Sohn-Beziehung beschränkt, die das weibliche Element ausschließt. Der dreieine und dreifaltige Gott ist vielmehr ein in sich Gemeinschaft Seiender, der in sich eine vollkommene Liebesgemeinschaft lebt und der Vorstellung von unserer menschlichen Geschlechtlichkeit enthoben ist. Er offenbart uns Menschen seine Liebesgemeinschaft als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Und dieser in sich Gemeinschaft seiende Gott hat unsere auf Gemeinschaft ausgerichtete Welt als Abbild seiner Gemeinschaft geschaffen.

5 Seite 5 von 5 Dieser in sich Gemeinschaft seiende Gott stiftet durch die Lehre seines Mensch gewordenen Sohnes Jesus Christus eine neue geistliche Gemeinschaft, nämlich das Christentum. Und diese Gemeinschaft ist keine geschlossene Gesellschaft wie das Judentum, das auf Abstammung von Abraham gründet, sondern geht wie Petrus am Pfingsttag auf alle Menschen zu, um sie in diese geistliche Gemeinschaft aufzunehmen. Am Pfingsttag begann die neue von Gott gestiftete geistliche Gemeinschaft, den Missionsauftrag Jesu zu erfüllen: Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt (Mt 28,20). Amen