Der Pflug rückt mehr in den Fokus

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1 LLG-Tagung Der Pflug rückt mehr in den Fokus Das Pflügen erlebt gegenwärtig eine Renaissance. Die dabei angestrebte Optimierung der Bodenbearbeitung gelingt jedoch nur mit optimal eingestellten Geräten. Carmen Rudolph Der vor dem Tagungssaal ausgestellte Wettkampfpflug der Agrargenossenschaft Bad Dürrenberg e.g. bietet zusätzliche Justiermöglichkeiten etwa für die Stellung der Schare. Der anspruchsvolle und traditionsreiche Arbeitsgang des Pflügens hat in der modernen Landwirtschaft weiterhin eine Zukunft. Davon ist Dr.-Ing. Johann Rumpler von der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau (LLG) Sachsen-Anhalt überzeugt. Viele Landwirte würden sich jedoch fragen, wie sich angesichts steigender Anforderungen an die Kostenreduzierung und höherer Umweltauflagen die auf langer Erfahrung beruhende, auch wissenschaftlich gut beleuchtete Handhabung des Pfluges noch weiter verbessern lässt. Flacher, schneller, breiter Anregungen dazu lieferte kürzlich eine Tagung auf dem Gelände der LLG in Bernburg-Strenzfeld. So informierte Prof. Dr. Wolfgang Kath-Petersen über aktuelle Forschungsarbeiten an der Technischen Hochschule Köln. Anlass dazu gäben die Ausbreitung hartnäckiger Ungräser, während gleichzeitig Zulassungen für Pflanzenschutzmittel auslaufen und neue chemische Anwendungen nicht in Sicht sind. Hinzu kämen Schäden durch Mäuse und Pilzerkrankungen im Getreide. Bei diesen Problemen helfe der Pflug, dessen Einsatz im direkten Vergleich mit anderen Anbauverfahren zudem oft höhere Erträge zeige. Dem stehen Nachteile gegenüber, wie Erosionsgefahr, ein höherer Aufwand für die Saatbettbereitung oder eine gegenüber der konservierenden Bodenbearbeitung schlechtere Befahrbarkeit der Flächen. Vor allem aber schlagen Kosten für Kraftstoff, Arbeitszeit und Verschleiß negativ zu Buche. Da liegt es nahe, bei der Arbeitstiefe anzusetzen, um die Nachteile der Pflugarbeit zu mindern. Wenn bei konservierenden Verfahren ein flacheres Arbeiten funktioniert, so unsere Überlegung, dann muss das doch auch beim Pflügen möglich sein, erläutert Kath-Petersen den Ausgangspunkt verschiedener Studienarbeiten. Dabei untersuchten die Agrarwissenschaftler, wie sich gegenüber der herkömmlichen Pflugtiefe reduzierte Varianten auf die Zugleistung und den Kraftstoffverbrauch auswirken.

2 Reiner Tisch nur halbe Miete Dass letztlich die Menge des bewegten Bodens den Kraftstoffbedarf bestimmt, darin sieht auch Markus Brinkopp-Rode von Kverneland einen Ansatz für die Senkung des Aufwands bei der Bodenbearbeitung mit dem Pflug. Arbeitstiefe, Körperform und Geschwindigkeit gelte es optimal an die jeweiligen Gegebenheiten und das Arbeitsziel anzupassen. Immerhin werden pro Zentimeter Arbeitstiefe und Hektar 150 Tonnen Boden bewegt. Das sind sechs Kipperladungen, verdeutlicht der Produktmanager die Einflussmöglichkeiten. Dabei müsse die Arbeit mit dem Pflug im Zusammenhang mit der gesamten Verfahrenskette gesehen werden. Ein reiner Tisch sei gut, aber nur die halbe Miete. Vor dem Pflügen empfehle sich zum Beispiel eine flach mischende Stoppelbearbeitung mit der Kurzscheibenegge oder dem Grubber, um so die Einarbeitung des Boden-Stroh-Gemischs vorzubereiten. Die Einarbeitungsqualität von Stroh und Bewuchs lasse sich mit der FAL-Rastermethode bestimmen. Dabei wird der Bedeckungsgrad mit Stroh an der Bodenanschnittfläche anhand eines Rasters bestimmt. Mit 2500 i-plough habe die Isobus-Technologie nun auch bei der Pflugtechnik Einzug gehalten. Dass sich damit die Leichtzügigkeit verbessern lässt, habe ein per Isobus regel- barer 12-schariger Kverneland PW 100 Variomat bei einem 24-Stunden-Pflügen Ende Oktober auf Körnermais-Stoppelflächen der APH e.g. Hinsdorf im sachsen-anhaltinischen Quellendorf unter Beweis gestellt. Dabei verbrauchte der davor gespannte Versatile 550 DeltaTrack-Raupenschlepper für das Pflügen der insgesamt 103,5 ha großen Fläche 16 l pro ha. Der frühere Wissenschaftler im Bereich Agrarsystemtechnik der TU Dresden und dann bis zu seiner Pensionierung in der Geräteentwicklung tätige Dr.-Ing. Siegfried Anisch empfiehlt, den Einsatz von Beetpflügen wieder mehr ins Auge zu fassen. Ihr gegenüber Drehpflügen geringeres Gewicht spare Kraftstoff und im Vorgewende werde der Boden weniger verdichtet. Außerdem regte er an, Pflüge nicht über die sogenannte Anlage aus Flachstahl abzustützen, sondern über ein entsprechend gestaltetes Scheibensech. Weil die relative Geschwindigkeit des im Boden laufenden Segments nur ein Fünftel der Fahrgeschwindigkeit beträgt, ließen sich so nach seinen Berechnungen bezogen auf einen 200 PS-Traktor bis zu 5 l Diesel pro Stunde einsparen. Wieder Pflüge im Programm Nachdem Amazone lange Zeit Geräte für die nicht wendende Bodenbearbeitung präferierte, gehören seit 2013 auch wieder Pflüge zum Programm des Herstellers. Die Mulchsaat bringt unbestritten Vorteile, aber in einer Reihe von Anwendungen hat nach Ansicht vieler Landwirte auch der Pflug seine Berechtigung, begründet Frederic Zöller vom Amazone-Werk BBG Leipzig die vorgenommene Diversifikation. Mit der Übernahme des Pflugwerkes von Vogel & Noot habe Amazone jetzt die Produktpalette in diesem Bereich durch fünf Baureihen der Anbau-Drehpflüge Cayros noch weiter ausgebaut.

3 Zuglinie richtig einstellen Die Einstellung des Pflugs: Dieses Stichwort greift Peter Baumgärtner, Leiter Agrotraining bei Lemken auf. Der Experte sieht in den vielfältigen Justiermöglichkeiten moderner Bodenbearbeitungsgeräte ein entscheidendes Kriterium für die Optimierung der Pflugarbeit. Aber dies werde oft nur ungenügend genutzt und dabei insbesondere der Zuglinie zu wenig Beachtung geschenkt. Diese Kraftwirkungslinie beginnt beim Dreipunktanbau des Pfluges an der Stelle, wo sich die verlängerten Linien der beiden Unterlenker im Traktor treffen und endet in der Mitte des Pfluges, bei einem 6-Schar-Pflug also zwischen dem 3. und 4. Körper. Verläuft diese gedachte Linie nicht über die Mitte der Hinterachse zieht das Gerät den Traktor nach rechts oder links. Wegen der Fahrt entlang der Furchenkante merken viele das notwendige Gegenlenken gar nicht, weiß Baumgärtner aus seiner Praxis als Trainer. Dennoch koste es zusätzlich Diesel und führe zu erhöhtem Verschleiß. Manchmal würden in den Betriebsanleitungen Hinweise zur Einstellung des Zugpunktes fehlen. Und so hingen nicht wenige Landwirte noch an der überholten Lehrmeinung, wonach der Oberlenker exakt gerade in Fahrtrichtung stehen müsse. Das war zwar früher richtig, als der Traktor mit 1,40 m Innenspur einen 4-furchigen Pflug hinter sich zog, der dann ja auch mittig lief, räumt Baumgärtner ein. Doch bei den heutigen Arbeitsbreiten signalisiere eine solche Stellung des Oberlenkers einen Seitenzug, vor allem wenn die Innenspur des Schleppers wegen der breiten Reifen bei 1.10 m liegt, oder berücksichtigt man die Walkung sogar noch darunter. Der positive Effekt breiter Reifen werde also durch die schmalere Innenspur wieder aufgehoben, wenn der ungünstige Verlauf der Zuglinie beim Pflügen einen Seitenzug verursacht. Die richtige Einstellung der Zuglinie beim Anbaupflug erfolgt durch das länger bzw. kürzer Drehen der Spindel, bis die Zuglinie durch die Mitte der Hinterachse des Schleppers verläuft. Unter lemken.com/de/lemken-aktuell/e-learning/ kann man die Auswirkungen der Spindeleinstellungen in einer interaktiven Animation online anschaulich nachvollziehen. Bei Aufsattelpflügen, die ja wie ein Anhänger gezogen werden, verläuft die Zuglinie demzufolge von der Mitte des Pfluges durch die Schwenkachse des Pflugturms an der Dreipunkt-Aufnahme. Je weiter die verlängerte Linie dann an der Hinterachsmitte des Traktors vorbeiführt, umso größer ist der Seitenzug. Einstellspindeln wie beim Anbaupflug gibt es hier jedoch nicht. Eine praktikable Möglichkeit den Seitenzug bei Geräten mit großer Arbeitsbreite zu verringern ist, Onland zu pflügen und dafür einen Traktor mit möglichst großem Innenspurmaß einzusetzen, empfiehlt Baumgärtner. Durch die Onland-Stellung rücke die Traktor-Pflug-Zuglinie nahe an die Mitte der Traktorachse. Auf der letzten Agritechnica stellte Lemken zudem ein System zur Korrektur der Zuglinie beim Pflügen in der Furche mit Aufsattelpflügen vor. Dabei drückt ein Hydraulikzylinder entgegen dem Seitenzug und gleicht so den ungünstigen Verlauf der Zuglinie aus. Wir bleiben da dran, denn es lohnt sich, sagt Baumgärtner. Versuche hätten gezeigt, dass sich allein durch die optimale Einstellung des Zugpunktes fast 10 % Kraftstoff einsparen lässt.

4 Zur Techniktagung in Be Parallelpflug als Alternative Konstruktionsbedingt hat der von Hans von der Heide entwickelte und ausschließlich für das Onland-Verfahren vorgesehene Anbau-Kurzpflug keinerlei Probleme mit dem Zugpunkt. Denn bei dem im eilboten bereits vorgestellten Prototyp sitzen alle Pflugkörper nebeneinander am quer zur Fahrtrichtung stehenden Pflugbalken. Der Pflug läuft daher immer mittig hinter dem Traktor. Die durchgehenden Pflugkörper benötigen aufgrund ihrer besonderen Form keine Grindel, sondern sind direkt am Pflugbalken befestigt. Zur Gewichtsreduzierung und um das Ankleben von Erde zu verhindern, bestehen die beiden Teile des Streichbleches aus dem verschleißfesten Kunststoff Robalon (siehe Kasten). Meine Überlegung war es, einen Pflug mit geringer Länge zu bauen, bei dem das Gewicht unabhängig von der Arbeitsbreite nah am Traktor ist und der daher mit verschiedenen, dank Zapfwellendurchtrieb auch aktiven Geräten ausgestattet werden kann, erläutert von der Heide. Dies sei mit dem Parallelpflug gelungen. Bei einer Länge von nur 1,9 m von der Dreipunktaufnahme bis zum Ende des Streichblechs ließe sich zum Beispiel eine pneumatische Drillmaschine auf dem Pflug oder Traktor platzieren und die Säschiene am Packer oder der Egge anbringen. Dies ermögliche das Pflügen, die Saatbettvorbereitung und das Säen in einem Arbeitsgang bei hoher Flächenleistung. Landwirt Ralf Große-Endebrock aus dem niedersächsischen Bramsche-Kalkriese hat den Prototyp getestet: Ich hatte zunächst ein Schar abgeschraubt, da ich befürchtete, dass mein 150 PS-Schlepper das Gerät mit 3 m Arbeitsbreite nicht ziehen kann. Dann sei er jedoch verblüfft über die Leichtzügigkeit gewesen. Auch mit wieder befestigtem Schar und zusätzlich angehängter Kreiselegge habe er noch mit 10 km/h fahren können. Um eine aufwändige Drehmechanik einzusparen, schlägt der Entwickler vor, das Gerät in rechts- und in linkspflügender Ausführung zu bauen, an der Heck- sowie Vorderhydraulik zu befestigen und dann wechselweise durch Vor- und Rückwärtsfahrt zu pflügen. Zum Einsatz käme dann jeweils der gezogene Pflug, während der ausgehobene als Gegengewicht fungiert. So wird keine nutzlose Masse bewegt und das Vorgewende mit seinen Bodenverdichtungen fällt auch weg, argumentiert von der Heide.

5 Prof. Dr. Wolfgang Kath

6 Der nur 1,9 m lang baue Markus Brinkopp-Rode

7 Unter

8 Frederic Zöller, Verkaufs

9 Powered by TCPDF ( Ein Kunststoff macht Karriere Vor einigen Jahren hielt der in anderen Industriebereichen bereits seit Jahrzehnten eingesetzte Kunststoff Robalon Einzug in die Landwirtschaft und findet seither zunehmend breitere Anwendung. Das Sintermaterial aus ultrahochmolekularem Niederdruckpolyethylen (UHMW-PE) wurde von dem zur Röchling-Gruppe gehörenden österreichischen Unternehmen Leripa entwickelt. Robalon ist leicht und dabei extrem verschleißfest, verfügt über gute Gleiteigenschaften und splittert nicht. Daher bietet sich der Kunststoff zum Beispiel für Mollbleche von Pflügen oder als Abstreifer für Packerwalzen an. Bei Erntemaschinen verlängern aus Robalon gefertigte Ährenheber und Gleitkufen die Standzeit. Auch im Stallbereich nutzt man die besonderen Materialeigenschaften. Beim Prototyp des Para Das Ergebnis: Wird die Pflugtiefe von 30 cm auf 25 cm verringert, verbraucht der Schlepper fast 40 % weniger Diesel. Bei einer Einstellung des Pflugs auf 20 cm beträgt die Einsparung 66 %. Flacher Pflügen lohnt sich. Es wird weniger Boden bewegt. Das bedeutet weniger Verschleiß und weniger Aufwand für die Saatbettbereitung, fasst Kath-Petersen zusammen. In einem anschließenden Forschungsprojekt wollten die Experten nun wissen, wie sich der Dieselverbrauch verhält, wenn man bei verringerter Arbeitstiefe die Fahrgeschwindigkeit erhöht. Bei einer von 30 auf 22,5 cm reduzierten Pflugtiefe steigerten sie dafür die Fahrgeschwindigkeit zunächst von 5 auf 8 km/h und dann weiter auf 11 km/h. Bei der Auswertung zeigte sich, dass die damit erzielte höhere Flächenleistung den gestiegenen Kraftstoffbedarf kompensiert, der Verbrauch pro Hektar also nahezu unverändert blieb. Ähnliche Ergebnisse ergaben Tests mit breiteren Arbeitskörpern. Gestützt auf diese Erkenntnisse wollten wir nun wirklich mal Äpfel mit Äpfeln vergleichen, das heißt Grubber und Pflug unter exakt gleichen Bedingungen gegeneinander antreten lassen, so der Landtechnikexperte. Dies erfolgte auf einem Maisstoppelfeld mit einem 10-zinkigen, 3 m breiten Grubber und einem Anbauvolldrehpflug, dessen 6 Schare jeweils 50 cm maßen und der somit ebenfalls eine Arbeitsbreite von 3 m hatte. Gezogen wurden die beiden Geräte von einem 185 PS starken Schlepper mit 8 km/h. Die Arbeitstiefe betrug 23 cm. Abgesehen von geringen Abweichungen durch unterschiedlichen Schlupf erzielten der Pflug in Furche, der Pflug Onland und der Grubber im Prinzip die gleiche Flächenleistung von 2,2 ha/h und dies auf einem ähnlichen Kostenniveau, informiert Kath-Petersen über die Testergebnisse.