Lebensw ORT März 2015
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- Klaudia Otto
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1 LebenswORT März 2015
2 Persönlich Liebe Pfarreiangehörige Liebe Freundinnen und Freunde der Weggemeinschaft Ich will dich segnen und du wirst ein Segen sein. So sprach einst Gott zu Abraham (1 Mose 12,2). Diesen Zuspruch Gottes habe ich in den letzten Wochen auch persönlich immer wieder erfahren. Es war für mich ein sehr schönes Erlebnis, am 4. Februar ganz viele Kinder segnen zu dürfen. Die Fotos zeigen einige Momente aus dieser Feier. Den Kindern und ihren Eltern ein gutes Wort ins Leben mitzugeben, hat mich froh gemacht. Am Schluss fühlte ich mich selber gesegnet von Gott. Für andere zum Segen werden. Gibt es etwas Schöneres? Ich fühl mich persönlich dann reich gesegnet, wenn ich erfahre, dass ich für andere ein Segen sein darf. Ja, wir alle sind dazu auf der Welt, gesegnet zu werden und Segen zu sein für viele. Ich bin überzeugt, dass dieser Zuspruch auch Ihnen gilt: Ich will dich segnen und Du wirst ein Segen sein. Mit Ihrem Sein, mit ihren Talenten sind Sie ein Segen für andere, für die Menschen, mit denen Sie in Kontakt kommen: In der Nachbarschaft, in der Schule, beim Einkaufen, auf dem Spielplatz. Es reicht, dass Sie daran glauben und sich für diese Wirklichkeit nicht verschliessen. Es reicht, dass Sie am Segensnetz mitknüpfen, durch das der Segen Gottes überall hin kommt und immer mehr Menschen erreichen kann. 2
3 Persönlich Liegt nicht darin eine Antwort auf die grossen Probleme der Menschheit, die Papst Franziskus in seinem Schreiben EVANGELII GAUDIUM beschreibt (nachzulesen in diesem Rundbrief S. 4-7). Mögen Sie durch die Erfahrungen und Initiativen in diesem Rundbrief darin bestärkt werden, Segen zu sein für viele. Auch als Pfarrei-Weggemeinschaft sind wir gesegnet und können ein Segen sein für andere. Darum verbinden wir uns mit anderen Pfarreien aus dem In und Ausland, geben unsere Erfahrungen weiter und lassen uns von ihren Erfahrungen inspirieren. Am 6. Februar war das Pfarreiteam aus Adliswil bei uns und am 21. Februar eine grössere Gruppe von Engagierten aus der Pfarrei Kollbrunn. Es waren gesegnete Stunden. Und anfangs März dürfen wir Pastoren aus der evangelischen Kirche und aus verschiedenen Freikirchen zum Austausch über neue Ausdrucksformen von Kirche bei uns empfangen. Ich will dich segnen und du wirst ein Segen sein. Ja, ich werde es Ihnen am Ende jeder Messe mit tiefer Überzeugung zurufen: Ich segne Dich und ich sende Dich; Du wirst ein Segen sein, da wo Du lebst. Martin Piller für das LebenswORT-Team 3
4 Nein zur Wegwerfkultur I. Einige Herausforderungen der Welt von heute Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung 53. Ebenso wie das Gebot du sollst nicht töten eine deutliche Grenze setzt, um den Wert des menschlichen Lebens zu sichern, müssen wir heute ein Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung und der Disparität der Einkommen sagen. Diese Wirtschaft tötet. Es ist unglaublich, dass es kein Aufsehen erregt, wenn ein alter Mann, der gezwungen ist, auf der Straße zu leben, erfriert, während eine Baisse um zwei Punkte in der Börse Schlagzeilen macht. Das ist Ausschließung. Es ist nicht mehr zu tolerieren, dass Nahrungsmittel weggeworfen werden, während es Menschen gibt, die Hunger leiden. Das ist soziale Ungleichheit. Heute spielt sich alles nach den Kriterien der Konkurrenzfähigkeit und nach dem Gesetz des Stärkeren ab, wo der Mächtigere den Schwächeren zunichtemacht. Als Folge dieser Situation sehen sich große Massen der Bevölkerung ausgeschlossen und an den Rand gedrängt: ohne Arbeit, ohne Aussichten, ohne Ausweg. Der Mensch an sich wird wie ein Konsumgut betrachtet, das man gebrauchen und dann wegwerfen kann. Wir haben die Wegwerfkultur eingeführt, die sogar gefördert wird. 4
5 Papst Franziskus Es geht nicht mehr einfach um das Phänomen der Ausbeutung und der Unterdrückung, sondern um etwas Neues: Mit der Ausschließung ist die Zugehörigkeit zu der Gesellschaft, in der man lebt, an ihrer Wurzel getroffen, denn durch sie befindet man sich nicht in der Unterschicht, am Rande oder gehört zu den Machtlosen, sondern man steht draußen. Die Ausgeschlossenen sind nicht Ausgebeutete, sondern Müll, Abfall. Globalisierung der Gleichgültigkeit 54. In diesem Zusammenhang verteidigen einige noch die Überlauf - Theorien (trickle-down Theorie), die davon ausgehen, dass jedes vom freien Markt begünstigte Wirtschaftswachstum von sich aus eine größere Gleichheit und soziale Einbindung in der Welt hervorzurufen vermag. Diese Ansicht, die nie von den Fakten bestätigt wurde, drückt ein undifferenziertes, naives Vertrauen auf die Güte derer aus, die die wirtschaftliche Macht in Händen halten, wie auch auf die vergötterten Mechanismen des herrschenden Wirtschaftssystems. Inzwischen warten die Ausgeschlossenen weiter. Um einen Lebensstil vertreten zu können, der die anderen ausschließt, oder um sich für dieses egoistische Ideal begeistern zu können, hat sich eine Globalisierung der Gleichgültigkeit entwickelt. Fast ohne es zu merken, werden wir unfähig, Mitleid zu empfinden gegenüber dem schmerzvollen Aufschrei der anderen, wir weinen nicht mehr angesichts des Dramas der anderen, noch sind wir daran interessiert, uns um sie zu küm- 5
6 Nein zur Wegwerfkultur mern, als sei all das eine uns fern liegende Verantwortung, die uns nichts angeht. Die Kultur des Wohlstands betäubt uns, und wir verlieren die Ruhe, wenn der Markt etwas anbietet, was wir noch nicht gekauft haben, während alle diese wegen fehlender Möglichkeiten unterdrückten Leben uns wie ein bloßes Schauspiel erscheinen, das uns in keiner Weise erschüttert. Nein zur neuen Vergötterung des Geldes 55. Einer der Gründe dieser Situation liegt in der Beziehung, die wir zum Geld hergestellt haben, denn friedlich akzeptieren wir seine Vorherrschaft über uns und über unsere Gesellschaften. Die Finanzkrise, die wir durchmachen, lässt uns vergessen, dass an ihrem Ursprung eine tiefe anthropologische Krise steht: die Leugnung des Vorrangs des Menschen! Wir haben neue Götzen geschaffen. Die Anbetung des antiken goldenen Kalbs (vgl. Ex 32,1-35) hat eine neue und erbarmungslose Form gefunden im Fetischismus des Geldes und in der Diktatur einer Wirtschaft ohne Gesicht und ohne ein wirklich menschliches Ziel. Die weltweite Krise, die das Finanzwesen und die Wirtschaft erfasst, macht ihre Unausgeglichenheiten und vor allem den schweren Mangel an einer anthropologischen Orientierung deutlich ein Mangel, der den Menschen auf nur eines seiner Bedürfnisse reduziert: auf den Konsum. 6
7 Papst Franziskus Die Gier nach Macht und Besitz 56. Während die Einkommen einiger weniger exponentiell steigen, sind die der Mehrheit immer weiter entfernt vom Wohlstand dieser glücklichen Minderheit. Dieses Ungleichgewicht geht auf Ideologien zurück, die die absolute Autonomie der Märkte und die Finanzspekulation verteidigen. Darum bestreiten sie das Kontrollrecht der Staaten, die beauftragt sind, über den Schutz des Gemeinwohls zu wachen. Es entsteht eine neue, unsichtbare, manchmal virtuelle Tyrannei, die einseitig und unerbittlich ihre Gesetze und ihre Regeln aufzwingt. Außerdem entfernen die Schulden und ihre Zinsen die Länder von den praktikablen Möglichkeiten ihrer Wirtschaft und die Bürger von ihrer realen Kaufkraft. Zu all dem kommt eine verzweigte Korruption und eine egoistische Steuerhinterziehung hinzu, die weltweite Dimensionen angenommen haben. Die Gier nach Macht und Besitz kennt keine Grenzen. In diesem System, das dazu neigt, alles aufzusaugen, um den Nutzen zu steigern, ist alles Schwache wie die Umwelt wehrlos gegenüber den Interessen des vergötterten Marktes, die zur absoluten Regel werden. Auszug aus dem Apostolisches Schreiben EVANGELII GAUDIUM, Papst Franziskus 7
8 40 Tagezeit Jesus fand einen jungen Esel und setzte sich darauf, wie geschrieben steht: Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe, dein König kommt, sitzend auf dem Fohlen einer Eselin. Aus dem Sonntagsevangelium vom 29. März 2015, Joh 12,12-16 Wenn wir hinschauen Aufruhr in Jerusalems Strassen. Jesus wird von den Massen erwartet. Man ist sich einig, man jubelt: Hosianna dem König! Jesus ist unser Mann! So erinnern wir am Palmsonntag. Wenig später wird er verraten, gefangen genommen, gefoltert und verurteilt. Die Befragung der Massen durch Pontius Pilatus lässt diese das Urteil aus der Kehle schreien: Kreuzige ihn!. Hosianna oder Kreuzige ihn - weder das eine noch das andere wird Jesus gerecht. Nicht das Hochjubeln und nicht die Verdammung. Nicht schwarz und nicht weiss. Gerecht werden wir Jesus, wenn wir hinschauen, wie er Klei- 8
9 Handeln ne, Schwache, Verstummte und Vereinsamte ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt. Wenn wir sehen, wie er die Mächtigen, Selbstgenügsamen und Festgefahrenen konfrontiert. Jesus, der König, reitet auf einem Esel. Die Macht, um die es ihm geht, ist sanft. Sie wohnt im Herzen. Sie kennt keine Gewalt. Aus dem Fastenkalender Rezepte fürs Leben, Diesen können Sie gratis in unserer Kirche im Schriftenstand holen. Wenn wir handeln - Kollekte in der Familienmesse Dazu haben wir uns entschieden. Handeln. In den Gemeinschaften vor Ort, die sich alle zwei Wochen in den Quartieren von Seebach treffen, beschäftigen sie sich immer intensiv mit der Frage: Was ist jetzt dran? Was für eine Sendung zeigt uns Jesus auf für den nächsten Tag oder Woche? Es geht dabei genau um dieses Hinschauen und sich berühren lassen von dem, was ich sehe. Gemeinsam: als Einzelne und als Weggemeinschaft hat unser Handeln Kraft. Es macht einen Unterschied. Und uns kam eine Idee, die wir hier mit Ihnen teilen: Neu werden wir in der Familienmesse am Sonntag um h nicht nur zwei Körbchen für Geld aufstellen, es wird auch ein grosser Korb da stehen. Dieser wartet darauf, gefüllt zu werden mit unverderblichen Esswaren. Auch Spielsachen, die ihr Kind nicht mehr braucht und verschenken möchte, können mitgebracht werden. Die Esswaren werden für den Gratismittagstisch (dieser findet immer am letzten Donnerstag des Monates statt, im März am Do 26.) in unserer Pfarrei verwendet oder kommt in den Essensschrank. Hier können sich Menschen Esswaren gratis holen, denen das Budget zu knapp ist für ein würdiges Leben. Ebenso die Spielsachen oder auch Kleider gehen an Familien in Seebach. Sie haben auch eine Idee? Erzählen wir einander und wirken wir so gegen die Gleichgültigkeit in unserer Gesellschaft. Erkennen wir gemeinsam die Bedeutsamkeit eines Jeden! 9
10 Erfahrung Damit es den Menschen, Tieren und Natur gut geht, braucht es das Handeln von uns allen. Dieses Bewusstsein möchten wir stärken. Auf dem Glaubensweg Schöpfung haben sich die Jugendlichen vorgenommen, einmal beim Katzenbach zu schauen, wieviel Abfall da herumliegt. Am letzten Sonntag, ausgerüstet mit Abfallsäcken und Handschuhen, zogen sie los und füllten 3 Abfallsäcke. Und das in weniger als einer Stunde. Beim Zusammenlesen des Abfalls wurden sie von einer Frau mit Hündchen aufmerksam beobachtet. Sie kamen ins Gespräch und die Frau berichtete, dass sie mit Hilfe ihrer Hundeleine schon zwei Fahrräder aus dem Katzenbach gezogen habe. Die Jugendlichen erzählten ihre Erfahrung anschliessend beim Kick-off für die Fastenzeit. Die jüngeren Kinder schauten voll Bewunderung auf die Jugendlichen und die Erwachsenen hatten einfach Freude über dieses konkrete Handeln dieser jungen Menschen. Es ist eine Erfahrung, die uns nicht gleichgültig lässt. Eine Erfahrung, die uns sensibel macht für unsere Umgebung und auch zeigt, wie einfach Handeln sein kann: sich zusammen tun, Verbündete finden, abmachen, loslaufen handeln. 10
11 Den Ruf hören Bin ich bereit, wenn die Aufgaben auf mich warten? Dass ich mich aufmache, ja aufschwinge und die eiligen Schritte wage, die in diesem Augenblick notwendig sind. Ohne Zögern und mit offenen Händen zu dem hin, was das Leben jetzt von mir verlangt. Was vielleicht gerade durch mich geschehen soll, und das ich doch nicht aus bloss eigener Kraft fertigbringen muss. Lasse ich mich mit meiner ganzen Person fordern und in den unaufhaltsamen Sog von Leben hineinnehmen? Riskiere ich den Weg ins Unvertraute? Mag dabei das eigene Wohlbehagen zurücktreten, mag ich meinen geschützten Lebensraum verlassen müssen. Was kann mich denn noch aufhalten, meiner Bestimmung zu folgen? Mit Schwung auf jene unsichtbare Hand zu, die mich zieht. Bild: Der Auftrag an Noah, die rettende Arche für alle Lebewesen zu bauen, damit das Leben eine neue Chance nach der Sintflut bekommt (1. Mose 6,13ff). Ferentillo in Valnerina, Umbrien. Dieses Bild lebt von einer absolut gesteigerten Dynamik, von expressiv überdehnten Gebärden und Bewegungen. Eine Bildsprache, die innerste Erregungen anschaubar zu machen vermag. Text: Dieter Matti, Monatsbilder, Begleiter durch das Jahr 11
12 Berlin Oktober 2015 Berlin ist eine Reise wert Speziell ziehen uns aber noch zwei Möglichkeiten nach Berlin: Die Begegnung mit Christian Herwartz Herwartz hat sich als Jesuit nie hinter Klostermauern zurückgezogen. Er hat als Arbeiter in Fabriken gearbeitet und die weit über Berlin hinaus bekannte Wohngemeinschaft in der Naunynstraße in Kreuzberg gegründet, in der er seit mehr als 35 Jahren lebt. Er engagiert sich in der Arbeit mit Flüchtlingen sowie anderen, gesellschaftlich wenig geduldeten Menschen; er unterstützt durch Exerzitien auf der Straße Menschen darin, ihrem inneren Ruf mehr Gehör zu schenken. Die Begegnung mit Menschen der Schule im Aufbruch Deshalb rufen wir zur Tat auf! Es ist an der Zeit, gemeinsam neue Paradigmen zu entwickeln, auszuprobieren und aufzubauen. Zitat aus dem Jahresbericht der Schule. Neue Paradigmen braucht es nicht nur in der Schule, sondern auch in unserer Kirchenlandschaft spüren wir seit Jahren, dass Aufbruch dran ist. Brechen wir doch gemeinsam auf auch auf diese Reise mit dir, mit Ihnen! Flyer mit allen Infos folgt demnächst :-). Evangelientexte März Mk 9, Lk 6, Mt 23, Mt 20, Lk 16, Mt 21, Lk 15, Joh 2, Lk 4, Mt 18, Mt 5, Lk 11, Mk12, Lk 18, Joh 3, Joh 4, Joh 5, Joh 5, Lk 2,41-51a 20. Joh 7, Joh 7, Joh12, Joh 8, Joh 8, Lk Joh 8, Joh10, Joh11, Mk 11, Joh 12, Joh13,21-38 Pfarrer Martin Piller martin.piller@zh.kath.ch Redaktion Marianne Reiser marianne.reiser@zh.kath.ch 12
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