Abbruch und Schulversagen im österreichischen Bildungssystem
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1 Abbruch und Schulversagen im österreichischen Bildungssystem Mario Steiner Institut für Höhere Studien Themenstellungen 1) Anteil ohne Pflichtschulabschluss a. Differenzierung nach sozialen und regionalen Merkmalen b. Weitere Laufbahn 2) Abbruch nach der Pflichtschule 3) Verluste auf der Sekundarstufe II a. Differenzierung nach Schulformen b. Differenzierung nach sozialen und regionalen Merkmalen 4) Vorzeitiger Bildungsabbruch ESL a. Diskussion des Ausmaßes b. Differenzierung nach sozialen Merkmalen c. Erklärungsmodell Einfluss von Systemmerkmalen 5) Conclusio 1
2 Große Unterschiede im innerösterreichischen Vergleich: bis Faktor 2. 1a. Anteil ohne PS-Abschluss 2011/12 Ohne PS-Abschl Steiermark 2,6% Burgenland 2,6% Kärnten 3,1% OÖ 3,5% NÖ 3,7% Salzburg 3,7% Tirol 3,9% Vorarlberg 5,4% Wien 5,6% Österreich 3,9% Quelle: Statistik Austria, Schulstatistik 1a. Anteil ohne PS-Abschluss II 18% 16% 14% 12% 8% 6% 4% 2% Anteil ohne Abschluss der Sekundarstufe I nach Umgangssprache und Bundesländer (Quelle: Statistik Austria, Grafik: IHS-Steiner) dt-ugs-ohne-abschl. gesamt-ohne-abschl. nicht-dt-ugs-ohne-abschl. Risiko- Migr. Bgl. 2,0 Ktn. 2,3 Wien 2,5 Sbg. 3,1 NÖ 3,5 Stmk. 3,6 Tirol 4,1 OÖ 4,6 Vlbg. 6,0 Ö-ges. 3,5 msteiner@ihs.ac.at 2
3 Extrembeispiele unterstreichen die regional sehr stark unterschiedliche Selektivität: Burgenland: relativ geringe Anteile ohne Abschluss in Kombination mit relativ hohen Raten der Laufbahnfortsetzung Vorarlberg: Vice versa Systematische Ausgrenzung von MigrantInnen: Abschiebung in Sonderschulen führt zu fehlenden PS-Abschlüssen und wenig Chancen im weiteren Karriereverlauf. Extreme Unterschiede nach Bundesländern mit erkennbarem Ost-West-Gefälle. 1a. Anteil ohne PS-Abschluss III Auf der Suche nach Erklärungen Ausmaß der Überrepräsentation von MigrantInnen in Sonderschulen 2011/12 (Quelle: Statistik Austria, Berechnungen: IHS-Steiner) 1b. Ohne PS-Abschluss: Weitere Laufbahn Weitere Laufbahn der Jugendlichen ohne Abschluss nach Bundesländern (Quelle: Statistik Austria, Berechnungen: IHS-Steiner) sonstige Ausbildung Berufsschule Laufbahnabbruch msteiner@ihs.ac.at 3
4 6 ohne Laufbahnverluste, 4 mit Problemen. 8% müssen wiederholen, 7,3% brechen Schullaufbahn vorzeitig ab, 24,7% brechen die Schulform ab und wechseln. 2. Abbruch nach der Pflichtschule 25% 2 15% 5% Abbruch nach der Pflichtschule differenziert nach Umgangssprache 2011/12 (Quelle: Statistik Austria, Grafik: IHS-Steiner) Dt-UGS nicht-dt-ugs gesamt % Abbruch Sbg. 5,5% OÖ 5,8% NÖ 6,4% Ktn. 6,7% Stmk. 6,8% Vlbg. 6,9% Bgl. 7,2% Wien 8,1% Tirol 8,2% Ö-ges. 6,8% 3a. Verluste auf der Sekundarstufe II Ausbildungsverlauf der AHS, BHS, BMS NeueinsteigerInnen 2006/ /11 (Quelle: Statistik Austria, Berechnungen: IHS-Steiner) ohne Verlust, gleiche Ausbildung SchulwechslerInnen WiederholerInnen BildungsabbrecherInnen msteiner@ihs.ac.at 4
5 Die vergleichsweise weniger MigrantInnen, die es bis in die Sekundarstufe II schaffen. sind dort wiederum deutlich höheren Selektionsraten ausgesetzt. 3a. Verluste - Sekundarstufe II: Schulform Beginn 1. Jahr Beginn 2. Jahr Beginn 3. Jahr Beginn 4. Jahr Beginn 5. Jahr ohne Verlust, gleiche Ausbildung SchulwechslerInnen WiederholerInnen BildungsabbrecherInnen Ausbildungsverlauf der NeueinsteigerInnen in allgemeinbildende höhere Schulen 2006/ / Ausbildungsverlauf der NeueinsteigerInnen in kaufmännische mittlere Schulen 2006/ /10 Beginn 1. Jahr Beginn 2. Jahr Beginn 3. Jahr Beginn 4. Jahr ohne Verlust, gleiche Ausbildung SchulwechslerInnen WiederholerInnen BildungsabbrecherInnen 3b. Verluste a. d. Sekundarstufe II: Migrant. 6 Verlustraten in AHS, BHS, BMS auf Sek-II differenziert nach Umgangssprache 2011/12 (Quelle: Statistik Austria, Berechnungen: IHS-Steiner) dt-ugs nicht-dt-ugs msteiner@ihs.ac.at 5
6 Große Unterschiede im europäischen Vergleich und Österreich vergleichsweise gut positioniert. Langfristiger Rückgang mit Lissabon-Ziel und EU 2020-Ziel von 4a. Ausmaß von ESL: EU-Vergleich 6 ESL-Raten im europäischen Vergleich (Quelle: EUROSTAT, Grafik: Steiner-IHS) Malta Portugal Spanien Italien EU-27 Deutschland Österreich Tschechien Definition Early School Leavers: Jugendliche (15/18-24 Jährige) mit höchstens Pflichtschulabschluss (ISCED 3c-kurz), die sich nicht mehr in Ausbildung befinden. 4a. Ausmaß von ESL: Ö-Vergleich Anzahl Betroffener nach unterschiedlichen Berechnungsgrundlagen & Definitionen: ESL (2012) lt. LFS ESL (2011) lt. Register PISA Risiko-schül. (Lesen) Anteil am Jahrgang 7,6% 15,1% 19,5% Anzahl Betroffener 15-24J ca ca ca Bildungsarmut unter Jugendlichen ist in Österreich (im Kontrast zur eigentlich niedrigen ESL-Quote) auch ein quantitatives Problem! Definition PISA-RisikoschülerInnen (im Lesen): SchülerInnen im Alter von 15 Jahren, die nicht sinnerfassend lesen können. msteiner@ihs.ac.at 6
7 Quelle: Statistik Austria, LFS / Berechnungen: IHS-Steiner Quelle: Statistik Austria, LFS / Berechnungen: IHS-Steiner 4b. ESL: nach sozialen Merkmalen Soziodemographische-Merkmale ESL-Anteil 2012 Geschlecht Urbanität Herkunft AM-Status Eltern Bildung Eltern weiblich 7,7% männlich 8,2% Stadt 11,3% Land 6, ohne Mig.Hintergrund 4,7% 2. Generation (incl.eu15) 13,4% 2. Generation (excl.eu15) 15,3% Migr. 1.Gen (incl. EU15) 22,6% Migr. 1.Gen (excl. EU15) 26, beschäftigt 5,5% nichterwerb 12,7% arbeitslos 17,7% hoch 2,9% mittel 5,6% niedrig 18,2% 4b. ESL: Erklärungsmodell Nagelkerke Pseudo R 2 0,154 Exp(B) Sig. Geschlecht = männlich 1,387 0,000 Region = Stadt,976 0,100 Alleinerzieher/in = ja 1,628 0,000 Drittstaat-1.Generation 3,152 0,000 Drittstaat-2.Generation 1,946 0,000 EU15-1.Generation 2,773 0,000 EU15-2.Generation 1,196 0,000 Eltern = Nichterwerbsperson 1,706 0,000 Eltern = arbeitslos 1,942 0,000 Elternbildung = niedrig 5,196 0,000 Elternbildung = mittel 2,146 0,000 Verlustraten in Sek II nach BL 1,024 0,000 Anteil ohne PS-Abschluss nach BL 1,056 0,000 Anteil in Sonderschulen nach BL 1,060 0,002 msteiner@ihs.ac.at 7
8 5. Conclusio 1) Benachteiligung von Jugendlichen nicht-dt-ugs a. Deutliche erhöhte Anteile ohne PS-Abschluss b. Überproportionale Sonderschulzuweisung c. Viel stärkerer Abbruch nach der Pflichtschule d. Stärkere Selektion in der Sek-II e. Deutlich erhöhte ESL-Betroffenheit f. Merkliche Unterschiede zwischen EU/Drittstaat 2) Massive Bundesländerunterschiede a. Deutlich erhöhte Selektion von MigrantInnen im Westen b. Bundesländervariationen in Selektivität erklären ESL c. Ernüchterung: Systemstruktur/-reform alleine reicht nicht d. Ermutigend: Good-Practice im eigenen Land zu finden Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 8
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