Erfahrungsbericht Auslandssemester in Taipeh

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1 Erfahrungsbericht Auslandssemester in Taipeh Wintersemester 2017/18 National Taiwan University of Science and Technology (NTUST) Luisa Börsig Die Universität und der Campus Ich habe mein Auslandssemester an der National Taiwan University of Science and Technology (NTUST) in Taipeh verbracht. Die Universität gilt als die viertbeste Uni in Taiwan und ist dort vor allem durch ihren Ruf als die beste technische Universität des Landes bekannt. Im Vergleich zu der National Taiwan University (NTU), die sich direkt neben dem Campus der NTUST befindet, ist der gesamte Unicampus gut überschaubar und einfach erreichbar. Auf dem Universitätscampus befinden sich eine Vielzahl von Gebäuden mit den verschiedenen Leerräumen, Bibliotheken und Laboren, Studentenwohnheime, zwei Mensen, zahlreiche Cafés, kleine Restaurants, Convenient-Stores, sowie zahlreiche Sportfelder. Zudem gibt es ein kleines Sportzentrum mit einem Hallenbad, eine Sporthalle und ein Fitnessstudio. Da sich die NTU, die als die größte und beste Uni des Landes gilt und mit deren Fläche eher einem Stadtteil gleichkommt, direkt anschließt, können Studenten der NTUST deren Anlagen ebenfalls mitbenutzen. Im Großen und Ganzen ist die Ausstattung der Räumlichkeiten genügend wenn auch ausreichend Gruppenarbeitsräume oder Lernplätze fehlen und einige Gebäude bereits in die Jahre gekommen sind. Besonders zu Beginn des Semesters war es in den Gebäuden meist sehr heiß, während die Klassenräume meist so stark klimatisiert waren, dass man häufig gefroren hat. Das Studium Bereits vor Beginn des Studiums wurde jedem Austauschstudenten die Möglichkeit geboten bei einem Buddy-Programm teilzunehmen um einen Ansprechpartner vor Ort zu haben. Das Programm war wirklich gut organisiert und bei dem ein oder anderen hat sich während des gesamten Semesters sogar eine richtige Freundschaft entwickelt. Zudem

2 wurden zum Start des Semesters zahlreiche Aktivitäten für alle Neuankömmlinge organisiert. So hatte man bereits in den ersten Tagen die Möglichkeit viele neue Studenten und vor allem Taipeh kennenzulernen. In den ersten beiden Wochen des Semesters konnten dann die verschiedensten Kurse besucht werden um einen Eindruck von diesen zu erhalten und um sich im Anschluss dann tatsächlich für die gewünschten Kurse zu entscheiden. Leider waren die Kapazitäten bei vielen Kursen nicht ausreichend, sodass bei kaum einem die zuvor gewünschte Kurswahl auch tatsächlich umgesetzt werden konnte. Im Endeffekt bemühte man sich aber für alle Studenten passende Kurse zu finden, sodass fast jeder zumindest die benötigte Anzahl an Kursen auch tatsächlich besuchen konnte. Die Kurse des MBA Programms hatten jeweils eine Dauer von drei Stunden. Dabei ähnelt der Vorlesungsstil der meisten Kurse, dem der Kurse in Deutschland. Die Leistungserbringung basiert hingegen häufig auf mehreren verschiedenen Leistungen pro Fach. In der Regel mussten mehrere Gruppen- oder Einzelpräsentation gehalten und Klausuren (in der Mitte und am Ende des Semesters) und/oder Hausarbeiten geschrieben werden. Zudem wird die Anwesenheit, sowie die Mitarbeit benotet. Im Gegenteil zu den meisten Universitäten in Deutschland fanden die verschiedenen Leistungen während des gesamten Semesters statt, sodass man kontinuierlich mit seinen verschiedenen Gruppen zusammengearbeitet oder regelmäßig Hausaufgaben abgegeben hat. Allgemein würde ich den Anspruch niedriger als in Deutschland beurteilen, während der Arbeitsaufwand meistens höher ausfiel. Einige der Studenten besuchten zudem einen Chinesisch Kurs. Hierbei konnte zwischen verschiedenen Kursen mit unterschiedlichen Sprachlevels oder der Art des Umfangs gewählt werden. Einige lernten dadurch ausschließlich das Sprechen, während andere zudem die Schriftzeichen lernten. Allgemein war das Semester und dessen Gestaltung auf jeden Fall abwechslungsreich und eine gute Erfahrung. Das English der Studenten ist meistens sehr gut, während das English der Professoren teilweise unterschiedlich gut ausfällt.

3 Wohnen und Leben Die Wohnsituation ist in Taipeh für eine asiatische Großstadt relativ entspannt, günstig und unkompliziert. Bereits vor Beginn des Semesters informierte die Universität über verschiedene Internetseiten zu privaten Wohnungen. Die meisten Austauschstudenten hatten dadurch bereits eine Bleibe vor ihrer Ankunft in Taipeh organisiert. Dennoch ist die Wohnungssuche vor Ort aufgrund der zahlreichen Facebook-gruppen oder anderen Portalen kein Problem und die meisten fanden ohne größere Schwierigkeiten eine Unterkunft. Das Wohnen auf dem Campus ist für Austauschstudenten der NTUST nicht möglich. Hier können lediglich Full-time-Studenten wohnen, wobei man sich dort zu fünft ein Zimmer teilt. In aller Regel zahlt man für ein eigenes WG-Zimmer in unmittelbarer Nähe der Uni in etwa zwischen 270 und 390. Allgemein sollte man zudem darauf eingestellt sein, dass die hohe Luftfeuchtigkeit in den Wohnungen zu bemerken ist und es in den kalten Monaten, da kaum eine Wohnung eine Heizung besitzt, sehr kalt wird. Meistens beträgt die Zimmertemperatur dann die gleiche Temperatur wie außerhalb der Wohnung. Ich würde jedem empfehlen während des Auslandssemesters in einer WG zu wohnen, da der Austausch mit anderen Studenten auf jeden Fall eine Bereicherung ist und sehr viel Spaß bringt. Für das tägliche Leben gibt es viele kleine Supermärkte in denen man das nötigste, ähnlich wie in Deutschland, bekommt. Allgemein ist die Auswahl dabei allerdings eher gering, wobei es aber auch große, westliche Supermärkte gibt, in denen man so ziemlich alles bekommen kann. Generell sind die Lebensmittel in Taipeh, vor allem das Obst, Gemüse und Milchprodukte um einiges teurer als in Deutschland. Dadurch, dass das Essen das man bei den zahlreichen kleinen Restaurants kaufen kann aber sehr günstig und wirklich lecker ist, lohnt es sich kaum Essen selbst zuzubereiten. Der Großteil der Taiwanesen isst deshalb immer Auswärts und einige verfügen nicht einmal über eine eigene Küche. Ein leckeres Gericht kann man dabei, entweder in den zahlreichen Restaurants oder den verschiedenen Nachtmärkten schon für etwa 1,50 bekommen.

4 Auch wenn die verständig zu Beginn eine kleine Hürde war, ist es relativ einfach sich mithilfe von ein paar Chinesisch Kenntnissen oder der Hilfe von Google Translator zu verständigen. In aller Regel findet sich immer eine Möglichkeit sich zu verständigen und generell waren meine Erfahrungen mit Einheimischen immer sehr gut. Ich empfand Taiwanesen als sehr freundlich und aufgeschlossen und hatte immer das Gefühl willkommen zu sein. Auch wenn die Verständigung nicht immer auf Anhieb klappte, waren alle bemüht zu helfen. Das öffentliche Verkehrsnetz in Taipeh ist sehr gut ausgebaut und die Fortbewegung einfach und bequem. Über die gesamte Stadt erstreckt sich ein großes Metro und Bus Netz, das die Fortbewegung schnell und einfach macht. Hinzu kommt ein sehr gut ausgebautes Shared-Bike System (UBike und OBike) mit dem man sich für sehr wenig Geld schnell vorbewegen kann. Das Land und die Leute Bei der Wahl meines Auslandssemesters habe ich mich nicht im Speziellen für die Universität, sondern vielmehr die Stadt Taipeh als Studienort entschieden. Taiwan wird demokratisch regiert und in der Hauptstadt Taipeh leben rund 2,4 Millionen Menschen. In New Taipeh City, welche nur durch einen Fluss von der Landeshauptstadt getrennt ist leben weitere 3,6 Millionen Menschen, womit im Agglomerationsgebiet etwa jeder dritte Taiwanese lebt. Dennoch verläuft das Leben in Taipeh relativ entspannt. In den Metros ist es selten überfüllt und auch die Fortbewegung stellt selbst während der Rushhour selten ein Problem dar. Anhand der zahlreichen Rollerfahrer und dem damit einhergehenden Lärm merkt man dann aber teilweise doch wie viele Menschen tatsächlich in Taipeh leben. Neben der Metropole hat Taipeh aber auch viele grüne Flächen und Parks zu bieten. Die Stadt ist von bewaldeten Hügeln umgeben, die unter anderem einige Wander- und Kletterpfade, Nationalparks mit heißen Quellen und traditionellen Tempeln sowie Teeanbaugebieten beherbergen. Somit hat Taipeh und vor allem auch Taiwan an sich, was sich wirklich gut und einfach bereisen lässt, jede Menge landschaftliche Highlights zu bieten. Die zahlreichen Nationalparks, die über die gesamte Insel verteilt sind, sind allesamt beeindruckend und auf jeden Fall einen Besuch wert. Nicht zu vergessen sind auch die wirklich freundlichen und zuvorkommenden Menschen hier in Taiwan. Ich habe mich jederzeit willkommen und sicher gefühlt und hatte nie das

5 Gefühl nur als Gast angesehen zu werden. Insgesamt hat mir das Semester in Taipeh wahnsinnig gut gefallen und ich bin über jede Erfahrung die ich während dieser Zeit sammelt konnte dankbar. Taipeh mag vielleicht nicht die allerschönste und vielseitigste Großstadt Asiens sein, dennoch ist die Lebensqualität aufgrund des Wetters, des kulinarischen Angebots und all dem was das Land zu bieten hat unglaublich bereichernd. An dieser Stelle möchte ich mich auch ein großes Dankeschön für die gesamte Unterstützung und Organisation der Hochschule aussprechen.