Predigt zur Konfirmation am Mai 2018 gehalten von Pfarrerin Elisabeth Müller in der Haarzopfer Kirche
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- Steffen Sommer
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1 Predigt zur Konfirmation am Mai 2018 gehalten von Pfarrerin Elisabeth Müller in der Haarzopfer Kirche Liebe Festgemeinde, liebe Konfis, ein schönes Konfijahr geht zu Ende. Viele Fragen, viele Themen haben wir zusammen besprochen und erarbeitet. Ich finde, ihr habt die Chance von Konfi gut genutzt. Denn das ist Konfi, neben allem anderen: Eine Chance über Dinge zu sprechen oder zu malen oder eine Fantasiereise zu machen sich mit Themen zu befassen, die wichtig sind, über die aber nicht so oft gesprochen wird. Ihr seid an einem bedeutenden Punkt in eurem Leben: Die Kindheit geht zu Ende. Denn auch wenn ihr noch nicht ganz erwachsen und selbstständig seid: Kinder seid ihr nicht mehr. Die Kindheit geht zu Ende, und etwas Neues fängt an. Das Leben liegt vor euch. Und ihr bekommt für euer Leben heute viele gute Wünsche mit auf den Weg. Alle, die euch lieben, möchten, dass ihr es gut habt, dass es ein schönes Leben wird. Egal, wie es wird: Gott wird bei euch sein. Immer. Erinnert euch an die Fantasiereise, die wir in Werden gemacht haben! Wie euer Leben begann, weil Gott JA zu euch sagte. Ihr seid gewollt, und zwar von Gott. Ihr seid hier, weil die große Macht, die wir Gott nennen weil diese Macht euch das Leben schenkte. Und dieses Geschenk liegt zum Teil in euren Händen, zum Teil nicht. Vieles könnt ihr selbst gestalten und es liegt an euch, welchen Weg ihr nehmt und was die Richtschnur sein soll für euer Leben. Aber ihr könnt nicht alles bestimmen. So manches im Leben passiert einfach. Und nicht immer passieren Sachen, die wir uns aussuchen. Manches, was passiert, wollen wir gar nicht. Aber es passiert halt. Es geht nicht immer nach Plan. Aber egal, was passiert und wie es kommt: Ihr seid nicht allein. Gott wird bei euch sein. Manchmal so, dass ihr es spürt. Manchmal sehr versteckt, und ihr merkt es gar nicht. Aber es wird so sein: Ihr seid nicht allein. Es ist sehr wichtig, dass ihr darauf vertraut. Es ist vielleicht das wichtigste überhaupt: Dass ihr Vertrauen habt. Für das Vertrauen gibt es ein Symbol. Ich habe dieses Symbol für euch mitgebracht, und Elena verteilt es jetzt an euch.
2 In dem kleinen Fläschchen ist ein Senfkorn. Es ist winzig klein. Aber es hat Power. Jesus hat gesagt: Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen? Welches Beispiel kann es uns erklären? Das beste Beispiel, sagt Jesus, ist ein Senfkorn. Das Reich Gottes können wir also vergleichen mit einem Senfkorn, das in die Erde gesät wird. Und es ist viel kleiner als andere Samenkörner. Wenn es aber in die Erde gelegt wird, dann geht es auf und wird größer als andere Pflanzen. Und es treibt so große Zweige, dass in seinem Schatten die Vögel des Himmels wohnen können, und sie bauen darin ihre Nester. (Mk 4, 30-32) Das kleine Senfkorn im Fläschchen hat das Potential zu großem Wachstum. Es kann sehr groß werden und prächtig. Es kann sogar so groß und einladend werden, dass die Vögel Lust haben darin zu wohnen und dass sie Nester darin bauen. Es kann ein richtig guter Ort werden, wo die Leute gern hinkommen und wo das pralle Leben ist. Was muss passieren, damit das Senfkorn so groß rauskommt? Dazu sagt Jesus auch etwas. Und zwar aus einem bestimmten Anlass. Seine Jüngerinnen und Jünger fragen ihn, warum es Jesus gelingt Menschen zu heilen und warum das ihnen nicht so gut gelingt. Folgendes antwortet er ihnen: Es gelingt euch nicht wegen eures schwachen Vertrauens. Wahrhaftig, ich sage euch: Wenn ihr auch nur Vertrauen habt so groß wie ein Senfkorn, dann werdet ihr zu diesem Berg sagen: Bewege dich von hier nach dort, und er wird sich bewegen. Und nichts wird euch unmöglich sein. (Mt 17,20) Das Senfkorn im Fläschchen ist wie euer Vertrauen. Es ist erst mal klein. Aber es kann riesig werden. Und dazwischen zwischen klein und riesig ist so ziemlich alles möglich. Damit sind wir bei dem, was ihr beeinflussen könnt in eurem Leben. Wir sind bei dem, was ihr selbst in der Hand habt. Denn ihr könnt euer Vertrauen beeinflussen. Ihr könnt es üben. Das Fläschchen hilft euch dabei. Ich habe auf das Fläschchen ein griechisches Wort geschrieben: Pistis. Dieses Wort kommt in der Bibel sehr, sehr oft vor. Jesus gebraucht es dauernd: Pistis. Als Martin Luther die Bibel vor 500 Jahren ins Deutsche übersetzte, da nannte er das griechische Wort Pistis auf Deutsch: Glauben. Das war leider nicht ganz richtig. Aber wenn man die ganze Bibel in drei Monaten als allererster in Deutsche übersetzt, dann kann das schon mal passieren.
3 Das griechische Wort Pistis heißt nämlich nicht Glaube, sondern Vertrauen. Luther war das irgendwie auch klar. Im Katechismus zum Beispiel sagt er: Glaube ist vor allem ein herzliches Vertrauen. Ein herzliches Vertrauen. Vertrauen kommt nämlich aus dem Herzen. Und Glauben, das verstehen wir meistens im Sinne von: Etwas für wahr halten. Das hat aber eher mit dem Kopf zu tun. Und deshalb ist es besser, dass wir von Vertrauen reden und nicht vom Für-Wahr-Halten. Wenn Jesus zum Beispiel einen Menschen heilt und sagt: Dein Vertrauen hat dir geholfen. Dann klingt das ganz anders als: Dein Glaube hat dir geholfen. Deshalb steht als zweites Wort auf dem kleinen Fläschchen das deutsche Wort Vertrauen. Es geht um Vertrauen. Vertrauen in Gott, in das Leben, in mich selbst, in andere Menschen. Manchmal klein wie ein Senfkorn. Es kann aber wachsen, es kann größer werden. Es kann, sagt Jesus, so groß werden, dass die Vögel Lust haben darin zu wohnen. Achtet darauf, das Senfkorn nicht zu verlieren. Gebt ihm Nahrung! Lasst es wachsen! Wenn es verkümmert oder verloren geht, dann wächst nämlich etwas anderes: Angst. Die Angst ist das Gegenteil von Vertrauen. Sie schnürt uns die Luft ab und engt den Blick ein. Sie kann zwar manchmal eine sinnvolle Warnung sein, wenn zum Beispiel eine echte Gefahr droht. Dann ist es gut auf die Angst zu hören. Aber Angst als Lebenshaltung das ist schwierig. Besser ist es, sich im Vertrauen zu üben. Auch dazu erzähle ich euch eine Geschichte. Sie ist nicht aus der Bibel. Es ist eine dieser Geschichten, die durchs Internet geistern und sie ist bestimmt nicht passiert. Aber sie erzählt etwas über Vertrauen. Ein Mann hatte zwei Söhne, Zwillinge. Sie waren absolut unterschiedlich. Der eine Junge war grundsätzlich guter Stimmung und er vertraute immer auf das Gute. Nichts konnte ihm dieses Vertrauen zerstören. Der andere Junge sah in allem ein Problem. Selbst die schönsten Momente konnte er nicht genießen, weil er stets die Gefahren sah und dann hatte er Angst. Nun hatten die beiden Jungs Geburtstag. Und der Vater wollte am Geburtstag einen Test mit den beiden machen. Waren sie wirklich so unterschiedlich? Oder wäre es nicht vielleicht möglich, bei jedem der beiden auch die andere Seite heraus zu locken?
4 Er machte folgendes: Dem einen Sohn, der immer so ängstlich war dem stellte er in der Nacht vor dem Geburtstag das Zimmer voll mit den tollsten Geschenken: Eine Playstation, lauter neue Computerspiele, ein Supergutschein für jede Menge Downloads, außerdem ein Gutschein für sein Lieblings-Klamottengeschäft. Dazu noch das neueste Smartphone mit jeder Menge Zubehör. Und schließlich noch ein tolles Fahrrad. Dem anderen Sohn, der immer so vertrauensvoll war dem schenkte er nichts. Nur einen Pferdeapfel legte er ihm vor das Bett. Am nächsten Morgen wachte er auf, weil jemand laut weinte. Das Gejammer kam aus dem Zimmer des Jungen mit den vielen Geschenken. Der Vater ging hin, machte die Tür auf und sein Sohn saß schluchzend inmitten von lauter aufgerissenen Geschenkpackungen. Was ist los, mein Sohn freust du dich nicht? NEIN! Jetzt muss ich die ganzen Gebrauchsanweisungen lesen. Das dauert Tage! Und bestimmt kapier ich nicht, wie das alles funktioniert. Außerdem ist mein Zimmer zu klein für all die Sachen. Und Freunde werde ich auch nicht mehr haben, denn jetzt sind alle neidisch auf mich. Ich kann niemand mehr einladen, denn keiner darf sehen, was ich alles habe. Es ist so schrecklich! Während der Vater noch versuchte seinen Sohn zu trösten, hörten sie aus dem Zimmer des anderen Jungen auf einmal lautes Freudengeheul. Der Vater ging in das andere Zimmer. Der zweite Sohn sprang um den Pferdeapfel herum und jubelte die ganze Zeit. Was ist los, mein Sohn? Papa, hier muss irgendwo ein Pony versteckt sein! Das Senfkorn des einen Jungen ist so klein, dass man es kaum noch sieht. Das Senfkorn des anderen ist riesig. Es würde in kein Fläschchen passen. Irgendwo dazwischen sind die meisten von uns. Irgendwo dazwischen seid ihr und werdet ihr in Zukunft sein. Jesus sagt: Wahrhaftig, ich sage euch: Wenn ihr auch nur Vertrauen habt so groß wie ein Senfkorn, dann werdet ihr zu diesem Berg sagen: Bewege dich von hier nach dort, und er wird sich bewegen. Und nichts wird euch unmöglich sein. Euer Vertrauen wird euch tatsächlich in die Lage bringen, Berge zu versetzen. Denn oft im Leben liegt etwas vor uns wie ein Berg. Vielleicht eine Prüfung, die wir schaffen wollen.
5 Oder ein großer Kummer. Manchmal ein schlimmer Verlust. Etwas, wovor wir uns fürchten. Das fühlt sich an wie ein Berg. Kaum zu schaffen. Aber Jesus hat Recht: Mit Vertrauen schaffen wir auch Berge. Wir bewältigen sogar ein Gebirge von Kummer und Angst. Wenn wir Vertrauen haben. In Gott, ins Leben, in uns selbst und in andere. Welche Berge euch in eurem Leben zu schaffen machen werden, welche Aufgaben ihr lösen müsst, das wissen wir heute nicht. Aber mit welcher HALTUNG Ihr Bergen und Aufgaben begegnet, das ist eure Entscheidung. Wenn ihr auch nur Vertrauen habt so groß wie ein Senfkorn, dann werdet ihr zu diesem Berg sagen: Bewege dich von hier nach dort, und er wird sich bewegen. Und nichts wird euch unmöglich sein. Deshalb: Achtet auf euer Vertrauen! Nährt es, lasst es wachsen! Ihr könnt es trainieren. Denkt an die Fantasiereise: Ihr seid hier, weil Gott euch will. Immer. Darauf könnt ihr euch verlassen. Und Menschen sind für euch da. Sie lieben euch und helfen euch und stärken euer Vertrauen. Heute sitzen sie hinter euch hier in der Kirche und stärken euch den Rücken. Was immer geschehen mag: Erinnert euch an diesen Tag, an diese Menschen hier, an das Fläschchen mit dem Senfkorn. Erinnert euch an die Kraft, die heute hier ist.
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