Jahresbericht Esslingen

Transkript

1 Jahresbericht 2017 Esslingen

2 Vorwort Sehr geehrte Damen und Herren, mit dem Gedanken von Dietrich Bonhoeffer wir müssen bereit werden, uns von Gott unterbrechen zu lassen blicken wir zurück auf ein ereignisreiches Jahr In ungewohnter Weise geben wir Ihnen einen kurzen Ein- und Rückblick im vergangenen Jahr in die Arbeit der Psychologischen Beratungsstelle in Esslingen. Gerne können Sie weitere Informationen bei uns anfordern. Im Mai 2018 hat Frau Dayena Wittlinger die Leitung der Diakonischen Bezirksstelle und der Psychologischen Beratungsstelle Esslingen übernommen. Diese Stelle wurde neu geschaffen, um die Angebote der Einrichtungen zu bündeln und Synergien zu schaffen. Des Weiteren wird Frau Wittlinger als Ansprechpartnerin für die Kirchengemeinde, für Kooperationspartner, Klienten und Mitarbeitende, in Esslingen, tätig sein. Eberhard Haußmann Geschäftsführer Kreisdiakonieverband im Landkreis Esslingen Dayena Wittlinger Leitung Diakonische Bezirksstelle und Psychologische Beratungsstelle Esslingen 2

3 Unsere Stelle Esslingen Berliner Str. 27 Telefon Telefax

4 Jahresrückblick 2017 Psychologische Beratung Der Auftrag ist, Menschen in Schwierigkeiten zu helfen, zu beraten und gemeinsam Lösungen zu finden für die Bewältigung des Alltags in der Familie, am Arbeitsplatz oder in der Schule. Ein achtsamer und wertschätzender Umgang mit den Klienten ermöglicht eine Vertrauensbasis, auf der wir Wege suchen können, die aus den Schwierigkeiten herausführen. Die Psychologische Beratungsstelle ist Anlaufstation für Menschen in vielen problematischen Lebenslagen von Geburt an bis in das hohe Alter. Wir unterstützen mit ProJufa Familien, die Hilfe bei ihrer herausfordernden Situation mit Kleinkindern brauchen. Wir beraten Kinder und Jugendliche mit und ohne ihre Familien, begleiten Menschen in Schwellensituationen und bei ihrem Umgang mit Trauer und Schmerz. Zudem unterstützen wir Paare, Wege aus ihren Konflikten zu finden. Insgesamt wurden im letzten Jahr 922 Personen beraten. Das entspricht 636 Fällen. So vielfältig die Themen sind, so unterschiedlich verlaufen die Beratungsprozesse. Es ist uns stets wichtig, den KlientInnen mit viel Einfühlungsvermögen zu begegnen und sie kompetent psychologisch zu beraten. Hierzu gehören auch der fachliche Austausch mit den KollegInnen und fortlaufende Fortbildungen. Dies ist vor allem auch deswegen wichtig, weil Psychologische Beratung nicht nur bedeutet, den Menschen zuzuhören oder womöglich Ratschläge zu geben. In der Regel sind es intensive, auch psychotherapeutische Prozesse, die eine hohe Fachkompetenz erfordern. Oft kommen Menschen in die Beratungsstelle, die über das öffentliche Gesundheitssystem nicht mehr adäquat versorgt werden können. Menschen mit traumatischen Erfahrungen, großen Ängsten, suizidalen Gedanken und anderen schwerwiegenden Konfliktthemen. Um diese versorgen zu können oder eine Brücke in eine passende Weiterbehandlung zu bauen, ist viel Feingefühl und Kompetenz gefragt. Öffentlichkeitsarbeit und Präventionsveranstaltungen Im Jahr 2017 gab es vermehrt Anfragen zu fachspezifischen Vorträgen, Workshops, Supervision oder anderen Fortbildungsveranstaltungen. So fanden Elternabende zu entwicklungspsychologischen Themen, Vorträge zu Familien mit Fluchterfahrung, Seminare zu Themen wie innere Antreiber und Resilienz statt. Auch die Präsenz in den Kirchengemeinden, sowie dem CVJM und verschiedenen Bildungsträgern war uns ein großes Anliegen. Insgesamt wurden 9 Vorträge gehalten. Bei den 17 durchgeführten themenzentrierten Gruppen und Supervisionsgruppen 4

5 waren insgesamt 118 TeilnehmerInnen anwesend. Interne Veränderungen Im letzten Jahr gab es nicht nur personelle Veränderungen sondern auch eine strukturelle. So wurden die Sekretariate der Psychologischen Beratungsstelle und der Diakonischen Bezirksstelle zusammengelegt, um die inneren Verwaltungsprozesse zu optimieren. Die bisherige Leitung, Frau Gunhild Ilisei, hat die Psychologische Beratungsstelle zum verlassen. Kommissarisch haben Frau Barbara Hammann und Herr Ralf Weers die Leitung bis zur Neubesetzung übernommen. Projekt Stein und Rose Durch das Projekt Stein und Rose war es uns möglich, Menschen mit Fluchterfahrungen und deren BegleiterInnen zu beraten. Bei der Beratung von geflüchteten Menschen werden in der Regel ausgebildete Dolmetscher gebraucht werden, die schwer zu finden sind. Zudem mussten wir erfahren, dass es trotz des hohen Bedarfes an psychologischer Beratung nicht einfach ist, Menschen für unser Angebot zu gewinnen. Dies wirft konzeptionelle Fragen auf wie Wie kommen die Informationen zu den Klienten?, Wie läuft das Anmeldeverfahren?, Wo soll welches Angebot stattfinden? und vieles mehr. Um solche Fragen beantworten zu können, war ein hohes Maß an Vernetzung und Feldforschung notwendig. Trotz dieser Herausforderung bleibt es ein großes Anliegen der Beratungsstelle, diese Angebote weiter zu intensivieren. Vernetzung und Kooperation Eine gute Vernetzung und enge Kooperationen mit verschiedenen psychosozialen Einrichtungen im Landkreis Esslingen sind uns sehr wichtig. Hierzu haben wir in 24 Arbeitskreisen und Kooperationssettings mitgewirkt. Dank Unser Dank gilt allen, die die Psychologische Beratungsstelle in Esslingen mittragen, fördern und finanzieren. Dem Träger, dem Kreisdiakonieverband im Landkreis Esslingen, den Evangelischen Kirchenbezirken Esslingen, Kirchheim, Nürtingen und Bernhausen, dem Landkreis und der Stadt Esslingen. Zahlreiche Spenderinnen und Spender haben unsere Arbeit unterstützt. Vor allem gilt unser Dank aber unseren Klientinnen und Klienten, die uns täglich ihr Vertrauen entgegenbringen. Alle Leserinnen und Lesern unseres Jahresberichts 2017 dürfen sich auf das Format des Jahresberichts im Jahr 2018 freuen. 5

6 Statistischer Überblick 1. Gesamtzahl der Beratungsfälle Vorjahr 2016 Berichtsjahr 2017 Familienprobleme (Eltern, Kinder, Jugendliche) Lebensprobleme junger Erwachsener (bis 21 Jahre) Lebensprobleme Erwachsener Partnerschaftsprobleme Einzel-Supervision bei psychosozialen Fachkräften IeF (insoweit erfahrene Fachkraft)-Beratung Gesamt Davon aus dem Vorjahr übernommen: Davon abgeschlossen

7 Statistischer Überblick 2. Gesamtzahl der beratenen Personen Vorjahr 2016 Berichtsjahr 2017 Anzahl der Klient_innen Anzahl der Personen des sozialen Umfelds Gesamtzahl Häufigkeit der Beratungskontakte (die Zahlen der Beratungskontakte beziehen sich auf die abgeschlossenen Fälle im Berichtsjahr 2017 = 414 Fälle): Anzahl der Kontakte pro Fall 1 bis 3 bis 5 bis 10 bis 15 bis 20 über 20 Zahl der Fälle in Prozent 26,6 % 22,7 % 14 % 19,1 % 7 % 3,6 % 7 % 7

8 Statistischer Überblick 4. Trennungs-/Scheidungsberatung Vorjahr 2016 Vorjahr 2016 in % Fälle 2017 Fälle 2017 in % 86 = 12,97 % 85 = 13,4 % 5. Anzahl der Beratungsfälle von ausländischen Mitbürger_innen 5.1. mit ausländischer Staatsbürgerschaft Vorjahr 2016 Vorjahr 2016 in % Fälle 2017 Fälle 2017 in % 55 = 8,3 % 64 = 10,06 % 5.2. mit ausländischer Herkunft Vorjahr 2016 Vorjahr 2016 in % Fälle 2017 Fälle 2017 in % 152 = 22,9 % 136 = 21,4 % 8

9 Statistischer Überblick 6. Mitarbeit in der Falleingangssteuerung der Erziehungshilfestelle Esslingen Nord 16 Sitzungen in der Falleingangssteuerung (á 3 Stunden) 30 Fälle, die dabei bearbeitet wurden 3 Sitzungen zur weiteren konzeptionellen Entwicklung der Kindergruppen für Kinder von psychisch kranken Eltern Seiltänzer Verwaltungsarbeit, Vor- und Nachbereitungszeiten Die Mitarbeit in der Falleingangssteuerung umfasst einschließlich Wegezeit einen Stellenanteil von 12,5 % und wurde von Frau Stähle ausgeführt. 7. Mitarbeit bei ProjuFa und im Rahmen der Bundesinitative Frühe Hilfen (PBFT) Die Mitarbeit bei ProjuFa und PBFT umfasst einen Stellenanteil von 50 % und wurde von Herrn Stark ausgeführt: 21 Sitzungen im Kernteam ProjuFa Esslingen 7 Moderationen der Fall- und EPB-Intervision für das Kernteam ProjuFa Esslingen 3 Klausurhalbtage Kernteam ProjuFa Esslingen 2 Teilnahmen an Supervisionsterminen im Kernteam ProjuFa 6 Elterntreffs mit Inputs zu alltagspädagogischen Themen 221 Psychologische Beratungen von ProjuFa-Fällen 3 aufsuchende Beratungen von ProjuFa-Fällen 1 entwicklungspsychologische Beratung mit Video Konzeptionelle Arbeit, Vor- und Nachbereitung, Verwaltungsarbeit 2 Teilnahmen Esslinger Runder Tisch 3 Teilnahmen am Qualitätszirkel der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg KVBW 1 Plenumstag ProjuFa, Psychologische Beratungsstelle für Familie und Jugend in Nürtingen 1 Kooperationstreffen ProjuFa und Schwangerenberatung Esslingen Jahrestagung der BKE (Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.v.) Macht Sinn, Hospitalhof Stuttgart 1 Elternabend Trotzphase und Entstehung des Selbstbewusstseins, Ev. Kindertagesstätte Gartenstadthaus, Esslingen Veranstaltung 10 jähriges Jubiläum ProjuFa, Landratsamt Esslingen 9

10 Teilnahme Interkulturelles Training, Diakonie Württemberg, Johanneskirche Esslingen 2 Sitzungen der PBFT-Fachkräfte im Landkreis Esslingen 8. Gruppen / Supervisionsgruppen 4 Gruppen, 16 Sitzungen, insgesamt 115 Teilnehmer_innen. Supervision von Sozialpädagogischen Familienhelferinnen Fortbildungen für Erzieherinnen Resilienz das Immunsystem unserer Seele Supervision für MitarbeiterInnen Evangelischer Kindergarten Gruppe Alte Pfade lassen neue Wege gehen, für Frauen, die sich neu orientieren wollen 9. Präventive Veranstaltungen Elternabende, Informationsveranstaltungen, Vorträge und Seminare Vorjahr 2016 Berichtsjahr 2017 Anzahl der Veranstaltungen 23 9 Anzahl der Personen, die erreicht wurden

11 Statistischer Überblick 10. Die häufigsten Beratungsanlässe bei Familienberatungen (bis unter 21 Jahre) Belastungen des jungen Menschen durch familiäre Konflikte 25,9 % Belastungen in der Herkunftsfamilie 19 % (durch Erkrankungen, Behinderung, Verluste, Tod) Probleme durch Trennung und Scheidung 16,3 % Essstörungen 13 % (Binge-Eating-Disorder (BED)/Esssucht, Anorexie, Bulimie) Probleme im Gefühlsbereich 7,9 % (Ängste, Phobien, Selbstwertthematik, depressive Verstimmung, Suizidalität) Probleme im Sozialverhalten 6,3 % (Aggressivität, Kontaktprobleme/ -auffälligkeiten) Schulische und berufliche Probleme 4,6 % Probleme des Erziehungsverhaltens 3,5 % (elterliche Steuerung, Grenzen, Ablösungsthematik, Verwahrlosungstendenzen) Entwicklungsauffälligkeiten 2,8 % Gefährdung des Kindeswohls 0,7 % (Vernachlässigung, sexuelle, psychische und physische Gewalt) 11

12 Statistischer Überblick 11. Die häufigsten Beratungsanlässe für Paar- und Lebensberatung Probleme im Gefühlsbereich 34,2 % (Ängste, Phobien, Selbstwertthematik, depressive Verstimmung, Suizidalität) Essstörungen 19,9 % (Binge-Eating-Störung, Anorexie, Bulimie) Belastungen durch Herkunftsfamilie 17,5 % (Spannungen, Streit, Krankheit, Tod oder vergleichbare Verluste) Paarkonflikte im gemeinsamen Leben 11,8 % Trennung / Scheidung 8,5 % gesellschaftsbezogene Anlässe 4,9 % (Arbeitslosigkeit, Wohnsituation, Migration u.a.) posttraumatische Belastungen 3,2 % (Gewalt-/ Missbrauchserfahrungen) 12