Lebensabend Schweiz Wohn- und Lebensformen für Migrantinnen und Migranten
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- Renate Straub
- vor 8 Jahren
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1 Lebensabend Schweiz Wohn- und Lebensformen für Migrantinnen und Migranten Oasi und Oasi due Pflegewohnungen der SAWIA für italienischund spanischsprachige Menschen Dr. Regine Strittmatter, Geschäftsleiterin SAWIA Stiftung Alterswohnen in Albisrieden
2 SAWIA Stiftung Alterswohnen in Albisrieden Fördern und Führen von innovativen Wohnformen für Betagte im Quartier
3 Blick zurück Aufbau SAWIA ermöglicht durch das Vermögen der Alice- Schoch-Bockhorn-Stiftung «Das ganze Vermögen widme ich einer gemeinnützigen Stiftung. Die Stiftung soll folgenden Zwecken dienen: a) Der Unterstützung der Klinik Balgrist sowie b) der schweizerischen Anstalt für Epileptiker c) der Förderung eines Alterswohnheimes und die Unterstützung minderbemittelter alter Leute in diesem Heim»
4 Blick zurück 1992 Vereinsgründung 1999 Umwandlung in eine Stiftung Heutiger Stiftungszweck: Fördern und Führen von innovativen Wohnformen für Menschen aus dem Quartier, vorzugsweise für Personen mit wenig Einkommen 4
5 SAWIA heute 6 Pflegewohnungen für 6-10 Bewohnende, insgesamt 51 Bewohnende 24 Stunden Pflege und Betreuung Ca. 110 (Teilzeit-)Mitarbeitende
6 Wer lebt bei uns? Pflegebedürftige betagte Menschen aus dem Quartier 2 Wohnungen mit 17 Betten für Italiener/innen und Spanier/innen Mehr Frauen als Männer Durchschnittsalter 86, zwischen 75 und 98 Jahren Meist mit einer dementiellen Erkrankung in unterschiedlicher Ausprägung Wenige Personen mit ausschliesslich körperlichen Erkrankungen
7 Pionierleistungen 1992 Eröffnung einer der ersten Pflegewohnungen in der Schweiz 2006 Eröffnung einer der ersten Pflegewohnung für Migrantinnen und Migranten aus Italien und Spanien
8 SAWIA Konzept
9 Haltungen Entwicklung spezifischer, gesellschaftspolitisch motivierter Werthaltungen Anwaltschaft für benachteiligte Gruppen Forderung nach Inklusion und Teilhabe Sozialraumorientierung Normalität für und Ent-Pathologisierung betagter Menschen
10 Haltungen Inklusion Pflegebedürftigkeit darf nicht zur Isolation führen Pflegebedürftigkeit darf nicht zum Verlust des sozialen Netzwerks führen Gute Pflege und Betreuung darf nicht eine Frage des Einkommens sein
11 Haltungen So viel Alltag wie möglich für pflegebedürftige Menschen «Selbstversorger»-Konzept Einbezug der Bewohnenden in alle Aktivitäten des täglichen Lebens; Konzept der integrativen Alltagsgestaltung Salutogenese statt Pathogenese Pflegebedürftige als Bewohnende, nicht als Patient/innen Autonomie, Ressourcen, Bewältigungskompetenzen und individuelle Bedürfnisse der Bewohnenden im Mittelpunkt
12 Haltungen Lebensweltorientiertes Pflegekonzept Pflegewohnung in erster Linie Wohnort der Bewohnenden, nicht Arbeitsort der Pflegenden: Nicht Pflege bestimmt Ablauf, sondern Bedürfnisse der Bewohnenden bestimmen Abläufe neue architektonische Lösungen, die Umsetzung der definierten Fachkonzepte unterstützen Spezifische Pflege- und Betreuungskonzepte Kultursensitive Pflege
13 Oasi und Oasi due
14 Aufbau der beiden Pflegewohnungen
15 Identifikation neuer Anspruchsgruppen In der Stadt Zürich wohnen über ausländische Mitbürger, davon sind ca Deutsche Italiener Portugiesen Personen aus Serbien/Montenegro/Kosovo Spanier türkische Staatsangehörige (jeweils ohne Eingebürgerte) 18
16 Identifikation neuer Anspruchsgruppen Die ältere Migrationsbevölkerung hat körperlich wie psychisch deutlich mehr gesundheitliche Probleme mehr Risikofaktoren wie traumatisierende Erfahrungen im Herkunftsland (Krieg, Vertreibung, Gewalt), belastende Migrationserfahrungen überdurchschnittlich mehr chronische Schmerzen oft begleitet von Depressionen und emotionalen Krisen tiefere Lebenserwartung auch bei guter Gesundheit Bundesamt für Gesundheit
17 Aufbau Oasi und Oasi due Bedürfnis- und Bedarfsabkärung über Interessensvertreter der italienischen Gemeinde Projekt «Mediterrane Pflegewohnung» in enger Zusammenarbeit mit der italienischen Gemeinde in Zürich, verschiedenen Interessens- und Fachgruppen, Mitarbeit von «Italienern der ersten Stunde» in der Projektgruppe 2006 Eröffnung Oasi für 9 Bewohnende 2008 Eröffnung Oasi due für 8 Bewohnende 18
18 Unsere Bewohnenden im Oasi und Oasi due Mehrheitlich aus (ganz) Italien, nur wenige Spanier/innen Mehrheitlich Frauen Viele seit den 60ern in der Schweiz Die wenigsten mit einer Berufsausbildung Hausfrau/Mutter/erwerbstätig 19
19 Projekt löste (kontroverse) Diskussionen aus Bis heute relativ viel mediale Aufmerksamkeit, Interesse von Fachkreisen und Institutionen Pflegewohnungen für Migrant/innen als Ausdruck fehlender Integration? Auflebender Ethnizität? Segregation/Isolation/Ghettoisierung statt Integration? Kultursensible Pflege? Diskussion heute wertfrei(er) 18
20 Kultursensible Pflege in der SAWIA
21 Aspekte kultursensibler Pflege Sprache Kollektivismus vs. Individualismus Familiensysteme Geschlechterrollen Religion Kollektive biographische Erfahrungen wie Krieg, Deportation, Diktatur Bewältigungsaufgaben und - strategien Subjektive Gesundheits- und Krankheitskonzepte Essen Gewohnheiten Rituale Gefühlsausdruck, nonverbale Kommunikation Patientenrollenverhalten Umgang mit Krankheit, Tod und Sterben, mit Tabuthemen Integration der Angehörigen. 32
22 Aspekte kultursensibler Pflege in der SAWIA Italienisch und Spanisch sprechendes Personal Essen und Essenszubereitung als das Thema italienisches TV-Programm, möglichst den ganzen Tag grosszügigerer Einsatz von Desinfektionsmitteln Bialetti auf dem Herd regelmässige Maniküre, hoher Verbrauch von Nagellack und Lippenstift in allen Farben Weinflasche auf Tisch zum Essen Italienische Lieder, Rituale, Gebete, Feiertage Leintücher und Wolldecken statt Spannbetttücher. 32
23 Aspekte kultursensibler Pflege in der SAWIA Umsetzung SAWIA-Konzept mit Grenzen Rollenverhalten: Cliente? Abitante? Paziente? Ospite? Pflegepersonal als Teil der Oasi-Familie (Duzen, Erwartung an Teilnahme an privaten Themen des Personals) Umgang mit Tod und Sterben, Palliativsituation Arztrolle Erwartungen der Angehörigen, Familiendynamik Spezifisches historisches und kulturelles Wissen der Pflegenden fehlt oft 32
24 Anforderungen an Pflegepersonal Regine Strittmatter und Gerda Fiacco zum Thema Mediterrane Pflegewohnungen in der Schweiz 26
25 Transkulturelle Kompetenz Sprachkenntnisse Sicherheit im Umgang mit fremd erscheinenden Verhaltensweisen und auseinandergehenden Gesundheits- bzw. Krankheitsvorstellungen Kenntnisse des biographischen, historischen und soziokulturellen Hintergrunds Kompetenz, systemisch zu arbeiten Reflexion der eigenen Wertungen, sozialen Wahrnehmungen, Stereotypien und Vorurteile Kompetenz im Umgang mit schwierigem Rollenverhalten (z.b. Mann-Frau; Arzt/Pflegefachperson-Patient) Domenig
26 Fragen und Diskussion
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