INTERVIEW. E-Learning in der Zementindustrie. Ein Gespräch mit Ludger Thomas,VDZ ggmbh
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- Helmut Fiedler
- vor 8 Jahren
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1 INTERVIEW E-Learning in der Zementindustrie Ein Gespräch mit Ludger Thomas,VDZ ggmbh
2 Weiterbildung der Mitarbeiter mittels E-Learning E-Learning ergänzt und ersetzt zunehmend traditionelle Präsenzschulungen. Es gibt unterschiedliche Formen - vom Webinar über Virtuelle Klassenräume bis hin zu Ansätzen wie Blended Learning. Das E-Learning eignet sich besonders gut für das selbständige Lernen und das Lernen in räumlich verteilten Gruppen. Auf nahezu jeder Baustelle werden Beton oder zementhaltige Produkte verbaut. Die deutsche Zementindustrie nimmt dabei eine entscheidende Position in der gesamten Wertschöpfungskette der mineralischen Bauprodukte ein. Die Branche ist geprägt durch eine Mischung aus großen weltweit operierenden Unternehmen und regionalen mittelständischen Unternehmen. In den bundesweit 55 Werken der Zementindustrie, von denen aus das gesamte Land mit Zement versorgt wird, arbeiten direkt ca Beschäftigte. Für den Kernbereich Zementherstellung gibt es jedoch keine spezifischen Ausbildungsberufe, sodass alle Mitarbeiter zusätzlich zu ihrer Ausbildung beispielweise als Elektriker oder Mechatroniker on the job weitergebildet werden müssen. Durch sich kontinuierliche ändernde Anforderungen und Randbedingungen unterliegt das Produkt Zement selbst aber insbesondere die Produktionsprozesse einer ständigen Veränderung. Daher müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig weitergebildet und neuen Kollegen und Kolleginnen die Spezifika der Zementindustrie vermittelt werden. Der Verein Deutscher Zementwerke e.v. (VDZ) nimmt dabei eine zentrale Stellung ein. Er erbringt seit mehr als 130 Jahre Forschungs- und Dienstleistungsaufgaben für die Zementindustrie. Mit seinem Weiterbildungswerk bietet der VDZ seit den 1950er Jahren erfolgreich Meisterkurse an. Darüber hinaus gehören weitere Lehrgänge und Seminare zum Angebot. Seit einigen Jahren setzten die Unternehmen der Zementindustrie und der VDZ bei der Qualifizierung von Mitarbeitern neben herkömmlichen Seminaren auch auf E-Learning. Ludger Thomas, beim VDZ zuständig für den Bereich E-Learning und vertraut mit den Herausforderungen der Unternehmen, erläutert in unserem Interview, wie E-Learning in den zementherstellenden Unternehmen zum Einsatz kommt. 2
3 ebl: Wie beurteilen Sie die Relevanz für E-Learning bei Ihren Mitgliedsunternehmen? Thomas: Das Thema E-Learning hat sich bei den meisten Unternehmen in der Zementbranche erfolgreich etabliert. Der Schritt in Richtung E-Learning wurde bereits in den 90er Jahren mit gedruckten Lehrgangsunterlagen des VDZ, den sog. Lehrbriefen, gelegt. Diese wurden damals den Zementwerken noch in gedruckter Form in Aktenordnern und mit Overheadfolien zur Verfügung gestellt. Nach und nach erfolgte eine digitale Aufbereitung. Im Jahr 2008 wurden die Inhalte in eine Online-Plattform überführt. Daraus gingen die VDZ-Onlinekurse hervor, die seit 2010 erfolgreich in der Zementindustrie genutzt werden und mittlerweile auch ins Ausland exportiert werden. Dieser Prozess wurde von Seiten der Arbeitgeber und der Gewerkschaften unterstützt. Heute nutzen viele Unternehmen der Zementbranche die online verfügbaren Weiterbildungsangebote. Es gibt aber nach wie vor auch noch Unternehmen, die Ihre Mitarbeiter mit Hilfe von Präsenzveranstaltungen und gedruckten Unterlagen schulen. ebl: Welche Zielgruppe sprechen Sie mit Ihren Angeboten an? Welche Inhalte sollen konkret vermittelt werden? Thomas: Unsere E-Learning Kurse richten sich an die gewerblich-technischen Mitarbeiter in der Zementindustrie. Zusätzlich werden die Kurse auch von Jungingenieuren, Auszubildenden, neue Mitarbeitern oder Verwaltungskräften genutzt. Mittels der Kurse wird sehr umfangreiches Wissen in anschaulicher Form vermittelt. Der wesentliche Fokus liegt auf dem für die Zementindustrie spezifischen Wissen, also der Zementproduktionstechnologie und auf den Prozessen in den Zementwerken. ebl: Welche E-Learning Technologien oder Methoden eignen sich Ihrer Ansicht nach besonders gut? Thomas: Zum einen haben wir im Projekt gute Erfahrungen mit Virtuellen Klassenräumen (Bsp. GoToMeeting) gemacht, bei denen man Telefonkonferenzen und eine Webplattform nutzen kann (Siehe Screenshot unten). Zum anderen haben sich die VDZ-Onlinekurse gemeinsam für angehende Meister und den Produktionssteuerlehrgang in der Praxis etabliert. Der Aufbau der VDZ-Onlinekurse ähnelt einem Lehrbuch, bei dem die Lernenden selbständig in beliebiger Reihenfolge Texte oder interaktive Elemente online durcharbeiten. Dieser Ansatz eignet sich am besten für das umfangreiche zu vermittelnde Wissen. Weiterhin hat sich der Blended Learning Ansatz, d.h. die Kombination aus Präsenzlernen und E-Learning, als sinnvoll erwiesen, denn online erworbene Kenntnisse können in den Präsenzphasen vertieft und diskutiert werden. 3
4 ebl: Welche Herausforderungen gilt es beim Einsatz von E-Learning-Formen zu meistern? Thomas: Die größten Herausforderungen, die es zu meistern gilt, sind die Motivation der Mitarbeiter und die Kontrolle der Lernerfolge. Beim Lernen alleine vor dem PC braucht man eine höhere Disziplin oder sehr interessant gestaltete Materialien. Dabei kommt es vor allem auch auf geeignete Randbedingungen an, die gegeben sein müssen. Nur dann wird man regelmäßig in dieser Form lernen. Insbesondere hat es sich für den Lernerfolg positiv herausgestellt, dass die Teilnehmer eine Lerngruppe bilden und von einem Tutor begleitet werden. In der betrieblichen Praxis in der Zementindustrie hat sich herausgestellt, dass die Nutzung von E-Learning-Anwendungen während der Arbeit nicht möglich ist. Folglich ist die Weiterbildung mittels unserer E-Learning Anwendungen freiwillig und erfolgt in der Regel in der Freizeit. Eine weitere große Herausforderung ist die Berücksichtigung der Anforderungen des Datenschutzes. ebl: Wie sehen Sie die Entwicklung von E-Learning in den nächsten Jahren in der Zementbranche? Thomas: Da diese Form der Weiterbildung seit Jahren beim VDZ zunehmend nachgefragt wird, erwarte ich eine kontinuierliche Nachfrage nach E-Learning Angeboten auch in den kommenden Jahren. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, dass die Industrie das Lernen am Arbeitsplatz oder in der Freizeit zunehmend mehr wertschätzt und formal anerkennt.unternehmen, die E-Learning als wichtig erachten, gehen verstärkt dazu über, eine gewisse Anzahl an Stunden der Freizeit der Mitarbeiter als Arbeitszeit anzuerkennen und zu vergüten, wenn diese erfolgreich für E-Learning genutzt wurde. Vorrausetzung ist das Bestehen eines Abschlusstest. Dieses Modell kann dazu beitragen, verschiedene Mitarbeitergruppen zum E-Learning außerhalb der Arbeitszeit zu motivieren. 4
5 Wissensaustausch mittels Web 2.0 In dem Projekt Wissensnetzwerk Zement- Kalk-Beton hat der VDZ den Einsatz von Web 2.0. Anwendungen in der beruflichen Bildung der Steine-Erde-Industrie erprobt. Ziel des Projektes ist es die Wissensträger besser zu vernetzen, Wissen kooperativ zu erzeugen und die Qualifizierung zu verbessern indem Wissen in neuen Formen vermittelt wird. ebl: Können Sie uns ein konkretes Beispiel nennen, wozu die Web 2.0 Technologien eingesetzt werden? Thomas: Zur Thematik Spurenelementanalytik in der Zementindustrie haben wir ein Wiki etabliert, um die Qualitätsstandards von Analysen deutlich zu verbessern. Die Inhalte des Wikis sind in Kooperation des VDZ mit einigen Mitgliedsunternehmen entstanden. Die gewerblich-technischen Mitarbeiter nutzen das Wiki mit seinen Inhalten nun zum Informationsaustausch. ebl: Welchen Nutzen haben die Web 2.0 Anwendungen für die Unternehmen? Web 2.0. Anwendungen wie zum Beispiel Blogs und Wikis finden immer mehr Einsatz im betrieblichen Alltag. Der Gedanke der Partizipation und des Teilen von Wissen steht im Vordergrund. Jeder kann bei Web 2.0. Anwendungen, da es keine großen technischen Hürden. Thomas: Die Informationsbeschaffung sowie der Austausch und die Vernetzung von Personen stehen im Vordergrund der Web 2.0. Anwendungen. Dadurch soll die Zusammenarbeit in Arbeits- oder Lerngruppen erleichtert werden. Die verschiedenen Web 2.0. Anwendungen sollen grundsätzlich ein unternehmen- und branchenübergreifendes Medium sein, um Grundlagenwissen oder Arbeitsabläufe zu optimieren. ebl: Welche Schwierigkeiten bestehen und glauben Sie, dass sich diese lösen lassen? Thomas: Eine Schwierigkeit besteht darin, dass Unternehmen wettbewerbsrelevante Geheimnisse hüten möchten und aus diesem Grund Web 2.0. Anwendungen reserviert gegenüber stehen. In diesem Fall ist es wichtig, dass diese Anwendungen behutsam eingeführt und bei den Unternehmen von Anfang an Ängste abgebaut werden. Insbesondere bei organisationsübergreifenden Angeboten ist eine regelmäßige externe Kontrolle der bereitgestellten Daten durch neutrale Dritte wie den VDZ hilfreich. 5
6 Impressum Herausgeber ebusiness Lotse Darmstadt-Dieburg Hochschule Darmstadt Institut für Kommunikation & Medien Max-Planck-Straße Dieburg Interviewpartner Ludger Thomas (VDZ) Lena Després (ebusiness Lotse) Bildnachweis Verein Deutscher Zementwerke e.v. Kontakt ebusiness Lotse Darmstadt-Dieburg Hochschule Darmstadt Institut für Kommunikation & Medien Max-Planck-Straße Dieburg 6
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