Stell Dir vor, viele wollen es und alle machen mit! Die Beteiligten und ihr Rettungsdienst im Zusammenspiel. 2. Block 10.
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- Angelika Egger
- vor 8 Jahren
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1 Meine sehr geehrte Damen und Herren, das heutige Thema könnte ich mit dem Satz Was die Kassen bezahlen, bestimmt der Gesetzgeber entweder auf Bundesoder auf Landesebene. Wie viel die Kassen zahlen, ist der Auseinandersetzung mit den jeweiligen Gremien überlassen. sehr schnell wieder beenden. Natürlich möchte ich aber zu diesem Thema noch weitere Ausführungen machen Der Konflikt zwischen Kosten- und Leistungsträger ist ein logischer Konflikt. Wir streiten uns letztlich aus einem ganz banalen Grund, welcher aus der Organisation des Gesundheitswesens in Deutschland praktisch in allen Bereichen des Systems mit eingebaut ist und zu der Struktur des Gesundheitswesens dazugehört, denn derjenige, der eine Leistung in Anspruch nimmt, zahlt diese Leistung nicht unmittelbar. Der Versicherte zahlt seinen Krankenversicherungsbeitrag an die Krankenkasse, die für ihn eigentlich intransparent ist. Die Wirtschaftlichkeit ist für den Versicherten uninteressant, wenn er aber dann erkrankt, möchte er möglichst schnell und gut behandelt werden. Der Leistungserbringer selber steht in einer ähnlichen Situation, er hat einen Kunden, der versichert ist, nämlich den Patienten. Von diesem Patienten aber bekommt er nicht sein Geld, sondern er darf sich mit der Kasse bzw. dem Gesetzgeber darüber auseinandersetzen, wie diese Leistung zu vergüten ist. Der Kostenträger muss sich dann, ohne die Beteiligung des Versicherten, mit den Leistungserbringern über die Höhe der Vergütung abstimmen. Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Interessen aller Beteiligten wird dies ein spannendes Thema. Unsere Aufgabe ist es, die Leistungserbringung so wirtschaftlich wie möglich zu gestalten. An diesem Punkt fangen die Konflikte an. Seite 1 von 5 Seiten
2 Was ist Wirtschaftlichkeit? Die Kostenträger finanzieren im Rettungsdienst anders wie im Krankenhaus - die Deckung der entstandenen Kosten. In Hessen, und das ist landesgesetzlich geregelt, wird die Art der Finanzierung durch gesetzgeberische Vorgaben, einerseits durch das HRDG und anderseits durch das SGB V, bestimmt. Es ist also eine Frage der politischen Willensbildung, was bezahlt wird, und die Höhe dieser Leistung ist den Kostenträgern und Leistungserbringer überlassen, die sich dann auf dem Wege der Budgetverhandlungen möglichst einigen sollen. Dabei haben wir als Kostenträger naturgemäß das Interesse, die Leistung, die erbracht wird, anhand bestimmter Standards möglichst gering zu vergüten. Sie als Leistungserbringer dagegen, die auch in wirtschaftlicher Verantwortung gegenüber ihrer Organisation stehen, werden versuchen, eher auf der günstigen Seite des Budgets zu landen. Dies ist ein ganz normaler Konflikt. Gleichzeitig ist es eine politische Willenserklärung, dass das Gesundheitswesen wirtschaftlich sein soll. Wir als Krankenkassen und Sie als Leistungserbringer sind dazu gesetzlich angehalten. Auch das HRDG beschäftigt sich deutlich mit der sparsamen Wirtschaftsführung. Herr Redaélli hat in seinen Ausführungen schon deutlich gemacht, dass Ausschreibungen zu Verwerfungen führen können, also wachsende Strukturen umgeworfen werden können. Verwerfungen sind in allen Bereichen nicht ungewöhnlich. Wir wissen aus Erfahrung, dass Ausschreibungen, also die Anwendung von standardisierten Verfahren zur Vergabe von Aufträgen, in der Regel zu größerer Wirtschaftlichkeit führen. Dies hängt davon ab, ob eine Ausschreibung sauber beschrieben wird. Wenn wir Ausschreibungsmechanismen suchen, dann ist es umso wichtiger, die Anforderungen an den Rettungsdienst klar zu beschreiben, weil es hier um Menschleben geht. Im Gesundheitswesen geht es immer um Menschleben, der Rettungsdienst ist also in dieser Hinsicht nichts besonderes. Seite 2 von 5 Seiten
3 Im rettungsdienstlichen Bereich ist der Einsatz am Menschenleben natürlich besonders drastisch, aber auch bei der Verordnung von Arzneimittel, bei der Krankenhausbehandlung etc. geht es ja jeweils um Menschenleben. Sobald es gelingt, alle Kriterien, die wir benötigen, sauber zu beschreiben, gibt es keinen Grund, das die Ausschreibungsmechanismen nicht in stärkerer Weise greifen werden. Sobald die Leistungserbringer in der Lage sind, ein Produkt oder eine Leistung sauber darzulegen, und Ausschreibungen ermöglicht werden, wird der Wettbewerb in einer anderen Form greifen wie bisher, und dies führt durchaus zu Veränderungen von Strukturen. So eine Struktur wird dann vielleicht nicht verschwinden aber es kann plötzlich ein ganz anderes Emblem an der Tür stehen und die ganze Infrastruktur einen Wechsel des Finanzierers und des Eigentümers erlitten haben. Grundsätzlich sind die Kostenträger der Ansicht, dass die Wettbewerbsmechanismen auch in politischer und gesellschaftlicher Hinsicht mit dem Gesundheitswesen vereinbar sind. Infolge der Standardisierung können die Leistungen besser dargestellt werden und diese Mechanismen die Wirtschaftlichkeit steigern. Ein Beweis ist ja auch das DRG-System im Krankenhausbereich, in dem zunehmend Leistungen besser und konkreter bewertet und daher mehr und mehr einheitlichen Preisen unterworfen werden. Ein Einheitspreissystem für eine bestimmte Leistung ist etwas, von dem der Rettungsdienst noch relativ weit entfernt ist. Insgesamt ist die Strukturierung des Rettungsdienstes sehr stark von Fragmenten, extremer Dezentralisierung sowie komplexen Strukturen geprägt. Ich habe meine Tätigkeit ohne die Verantwortung im Bereich der Fahrkosten/Rettungsdienstbereich begonnen. Zuerst habe ich mich in den Krankenhausbereich eingearbeitet und festgestellt, dass die Leistungserbringung im Krankenhaus sehr komplex ist. Dafür gibt es dort aber, trotz der Größe der Organisation vergleichsweise einfache Strukturen im Umgang mit der Organisation. Seite 3 von 5 Seiten
4 Es besteht ein Organ der Krankenhäuser nach SGB V, nämlich die Krankenhausgesellschaften auf Landesebene, die jetzt auch im 2. Jahr Vertrags- und Verhandlungspartner bei großen Finanzierungsfragen der Krankenkassen sind. Im Rettungsdienst gibt es in dieser Form nichts, hier haben wir ein sehr starkes fragmentiertes Geschäft, weil wir es hier mit einer erheblichen Zahl von Leistungserbringern und Organisationen zu tun haben. Die Leistungserbringer beschäftigen sehr viele Verwaltungsgremien. Die Kostenträger und Leistungserbringer hätten sehr wahrscheinlich einen einfacheren Umgang miteinander, wenn sich diese Organisationsstrukturen vereinfachen würden. Das gilt einerseits für die Vielzahl der regionalen Untergliederungen und auf der anderen Seite für die räumliche und verwaltungstechnische Organisation der Rettungsdienste in Hessen auf Landkreisebene, mit einer entsprechenden Vielzahl von Leitstellen, mit der die Kostenträger auch ihre Probleme haben. Durch die anstehenden Veränderungen der Krankenhäuser im DRG-Bereich werden sich tatsächlich auch die Zahl der Fahrten, die leitstellenübergreifend stattfinden, massiv erhöhen, weil sich die Krankenhäuser zunehmend spezialisieren. Infolge der Spezialisierung der Krankenhäuser entstehen wiederum Schwierigkeiten hinsichtlich der Verfügbarkeiten von Fahrzeugen außerhalb bestehender Leitstellen. Das heißt, die kleinteilige Organisation, die wir im Moment sehen, wird eigentlich den Anforderungen an einen modernen leistungsfähigen Rettungsdienst in der landesweiten Struktur nicht mehr gerecht. Die Kostenträger würden sich sehr freuen, wenn sich an dieser Stelle zukünftig etwas ändern würde. Infolge der politischen Willensbildung in Hessen haben wir einen üppig finanzierten Rettungsdienst. Das HRDG sieht bestimmte Planungsgrößen vor, die so in anderen Bundesländern nicht bestehen und für entsprechend große Organisationen sorgen. Diese Struktur ist für die Kostenträger teuer und stellt für eine landesunmittelbare Krankenkasse auf der Finanzseite einen Wettbewerbsnachteil dar. Seite 4 von 5 Seiten
5 Die Kostenträger wünschen sich eine bundeseinheitliche Ausrichtung von Qualitätsansprüchen im Rettungsdienst So würde auch die Hilfsfrist, die momentan für die Kostenträger ein Problem ist, keinen Wettbewerbsnachteil mehr darstellen. Das wäre auch möglicherweise eine kleine Heilung für den Umstand, dass ein Gesetz auf Landesebene uns als Organisation in Hessen das Leben finanziell ganz erheblich schwer macht. Auch ein HRDG, welches die Struktur erheblich schmälern würde, ein imaginäres HRDG mit einer 18-Minuten Hilfsfrist und ganz geringen Kosten also, würde nicht dafür sorgen, dass die Gespräche zwischen den Kostenträgern und Leistungserbringer einfacher würden. Denn die Kostenträger und Leistungserbringer haben einen gewissen systematischen Konflikt miteinander. Ich kann Ihnen versprechen, auch wenn Vereinheitlichungen stattfinden, auch wenn die Organisation anders aussehen wird, die Verhandlungen zwischen uns werden in keiner denkbaren Zukunft einfacher werden. Herzlichen Dank Seite 5 von 5 Seiten
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