Nachhaltiges Gesundheitssystem
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- Ute Bösch
- vor 8 Jahren
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Transkript
1 Nachhaltiges Gesundheitssystem publifocus «Nutzen und Kosten medizinischer Behandlungen» Dr. Sergio Bellucci, TA-SWISS
2 Ziele des publifocus Die Meinung der Bürgerinnen und Bürger zu folgenden Punkten einholen: Chancen und Risiken verschiedener Methoden zur Bewertung medizinischer Leistungen (QALY, Schwellenwert, etc.) Finanzierung des Schweizer Gesundheitssystems Bedingungen, zu welchen eine Kosten-Nutzen-Analyse der medizinischen Leistungen für die Öffentlichkeit akzeptabel und aussagekräftig ist
3 publifocus Methode Drei Diskussionsabende von je ca. 4 Stunden in den Schweizer Sprachregionen (Deutschschweiz, Romandie und italienische Schweiz) Einführung in die Thematik durch eine Informationsbroschüre Zwei einführende Referate zu den ethischen und ökonomischen Aspekten Teilnehmende: 6 bis 13 Teilnehmende pro Veranstaltung Ausgewählt nach Geschlecht, Alter, Bildung und Beruf
4 Drei publifocus-diskussionsrunden Lugano, 6. Juni 2012: Hôtel de la Paix Bern, 20. Juni 2012: Vatter Lausanne, 27. Juni 2012: Hôtel Continental
5 Gründe für die Teilnahme am publifocus I Gewisse Teilnehmer sind im Gesundheitswesen tätig, waren also besonders interessiert, an der Diskussionsrunde teilzunehmen. Andere hatten in der Vergangenheit schwere gesundheitliche Probleme und deshalb für das Thema sensibilisiert. Einzelne Teilnehmer waren der Ansicht, dass dieses Thema alle betrifft, sei es direkt oder über eine nahestehende Person.
6 Gründe für die Teilnahme am publifocus II Manche Personen aus Lausanne und Bern bewegten insbesondere die finanziellen Aspekte. Eine Person war spezifisch am Prozess des publifocus sowie am Dialog mit anderen Bürgerinnen und Bürgern interessiert.
7 Die wichtigsten Ergebnisse Allgemeine Bemerkungen: Obwohl die Gesundheitskosten stetig zunehmen, geniesst das Schweizer Gesundheitssystem bei den Teilnehmenden einen guten Ruf. Im Krankheitsfall wollen die meisten Bürger ernstgenommen und individuell behandelt werden. Weiter haben die Diskussionen deutlich gezeigt, dass eine klare und transparente Präsentation der medizinischen Verfahren unerlässlich ist. Schliesslich wünschen manche Teilnehmende die Schaffung einer unabhängigen Stelle zur Bewertung der medizinischen Leistungen.
8 Die Arzt-Patienten-Beziehung In der Beziehung zwischen Arzt und Patient ist eine Veränderung festzustellen. Der Patient recherchiert ergänzende Informationen im Internet und will bei der Wahl der Behandlung mitreden. Zahlreiche Bürger holen sich nach dem Erhalt einer Diagnose eine ärztliche Zweitmeinung ein oder suchen selber Informationen im Internet. Mehrere Bürger haben Zweifel bezüglich der Unabhängigkeit der Ärzte und denken, dass diese «Sklaven» der Pharmaindustrie sind. Andere denken, dass die Hauptmotivation für Medizinstudenten heute das Geld und nicht mehr die Arzt-Patienten-Beziehung ist.
9 Gesundheitssystem und Solidarität In allen drei Diskussionsrunden hat sich ein gewisser Konflikt zwischen Solidarität und einer allzu individualistischen Einstellung gezeigt (Bsp: Personen, die rauchen, obwohl sie die Risiken kennen). Trotzdem geht Solidarität aus allen drei Runden als wichtiger Eckwert hervor: «Es muss ein Gleichgewicht zwischen Solidarität und Eigenverantwortung gefunden werden.» Das Alter der Teilnehmenden beeinflusst die Haltung in Bezug auf die Solidarität nicht.
10 Das Gesundheitssystem und seine Kosten I Generell sind alle Teilnehmenden zufrieden mit dem Schweizer Gesundheitssystem und dem Nutzen-Kosten-Verhältnis. Aber: Allgemein wird festgestellt, dass die Bürgerinnen und Bürger die Kosten einer medizinischen Behandlung nur sehr selten kennen. Für die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger würde die Kenntniss der Kosten die Wahl der Patienten beeinflussen.
11 Das Gesundheitssystem und seine Kosten II Aber: Andere Personen befürchten jedoch, dass Patienten Schuldgefühle entwickeln, wenn sie die genauen Behandlungskosten kennen. Das wäre der Genesung nicht zuträglich. Manche Teilnehmer bedauern die Ungleichheiten zwischen den Kantonen.
12 Die Bürger und der QALY I Die Meinungen über den QALY sind geteilt. Somit lässt sich nicht eindeutig feststellen, ob die Bürgerinnen und Bürger die Anwendung dieses Messsystems befürworten oder ablehnen. Gewisse Bürger befürworten den QALY unter der Bedingung, dass Anwendung und Konsequenzen eindeutig ausgewiesen werden. Andere sind der Ansicht, dass der QALY zwar angewendet werden darf, aber erst nach Überarbeitung der herangezogenen Kriterien wie z.b. des Alters.
13 Die Bürger und der QALY II Die Gegner des QALY führen an, dass er nicht mit dem Solidaritätsprinzip vereinbar ist. Laut manchen Bürgern ist die Lebensqualität eines Patienten kein messbarer Wert.
14 Fazit Nur eine Person aus der Deutschschweiz findet, dass das heutige Gesundheitssystem totalrevidiert werden muss. Einige sind der Ansicht, dass der Staat sich in erster Linie mit Themen befasst, die weniger wichtig sind als die Gesundheit. In jeder Diskussionsrunde wurden Themen aus der öffentlichen Debatte aufgegriffen (Einheitskasse, Managed Care, lohnabhängiges Finanzierungsmodell). Generell beurteilt jedoch die Mehrheit der Anwesenden das heutige Gesundheitssystem als zufriedenstellend und hält grosse Änderungen für unnötig.
15 Trägerschaft Zentrum für Technologiefolgen-Abschätzung TA-SWISS Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften SAMW Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften SAGW
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